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Powerdown: Diskussion von Szenarien und Entwicklung von Handlungsoptionen auf kommunaler Ebene angesichts von 'Peak Oil' und Klimawandel

Das Projekt "Powerdown: Diskussion von Szenarien und Entwicklung von Handlungsoptionen auf kommunaler Ebene angesichts von 'Peak Oil' und Klimawandel" wird/wurde gefördert durch: Klima- und Energiefonds (KLI.EN). Es wird/wurde ausgeführt durch: Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ).Die durch 'Peak Oil' und Klimawandel bedingten Herausforderungen müssen mit einem Hinterfragen der unter der Bedingung billiger fossiler Energie entstandenen Infrastrukturen und Verhaltensweisen einhergehen. Diese Infrastrukturen umfassen neben der Energieversorgung das Verkehrswesen, die Siedlungsstruktur, die regionale Verteilung und das Ausmaß der Güterproduktion und die Landwirtschaft. Im Projekt 'Powerdown' werden nach vorbereitenden Aktivitäten (Literatur-Review, Erfassen des Status Quo existierender relevanter Initiativen in Österreich, Abschätzung der Potenziale erneuerbarer Energieträger für Österreich) vier Dialogforen durchgeführt. In diesen mit unterschiedlichem thematischen Schwerpunkt und unterschiedlicher Zusammensetzung der TeilnehmerInnen angelegten Foren werden Szenarien sowohl eines geordneten als auch eines krisenhaften Übergangs angesichts der doppelten Herausforderung von 'Peak Oil' und Klimawandel erörtert und Handlungsoptionen entwickelt. Die Projektergebnisse werden in Form eines Handlungs-Leitfadens mit drei Schwerpunkten zusammengefasst: für urbane, für ländliche Regionen sowie zur Gestaltung von Interaktionsmöglichkeiten zwischen diesen Regionen. Weiterer Projekt-Output ist ein Seminarkonzept, das als methodische Grundlage für die Konfrontation interessierter Gemeinden bzw. kommunaler EntscheidungsträgerInnen mit der Thematik verwendbar ist.

Szenario-Prozess: Mobilität 2030

Das Projekt "Szenario-Prozess: Mobilität 2030" wird/wurde gefördert durch: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC). Es wird/wurde ausgeführt durch: IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gemeinnütziger GmbH.Mitglieder auch weit vorausschauend vertreten. Er beauftragte daher das IZT, narrative Szenarien mit dem Horizont 2030 zu erarbeiten. Im Mittelpunkt sollen die Mobilitätswünsche 'durchschnittlicher' Verkehrsteilnehmer/innen stehen. Experimentierfreudige und kreative Mitarbeiter/innen des ADAC aus unterschiedlichen Hierarchiestufen nehmen selbst an Zukunftswerkstätten und Szenario-Workshops teil, um die Frage zu beantworten: Was sind die Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft? Diese Frage stellt sich besonders vor dem Hintergrund von Rohölverknappung und Klimaschutz sowie der fortschreitenden Flexibilisierung der Arbeit, angesichts einer alternden Bevölkerung und schrumpfender Regionen. Der Experten-Diskurs soll zu wünschbaren Mobilitäts-Perspektiven des Jahres 2030 führen. Als größter Verkehrsclub in Deutschland möchte der ADAC plausible und wünschbare Perspektiven für das zukünftige Verkehrsgeschehen entwickeln, um auch vorausschauend die diesbezüglichen Interessen seiner Mitglieder bestmöglich vertreten zu können. Ergänzend zu bereits vorliegenden Zukunftsstudien des ADAC wurde diesmal der Betrachtungshorizont mit 2030 noch weiter in die Zukunft gelegt, um darin auch größere mögliche Veränderungen der gesellschaftlichen, technischen, ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen für Verkehr und Mobilität mitdenken zu können. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand der/die durchschnittliche VerkehrsteilnehmerIn bzw. MobilitätsnutzerIn und seine/ihre lebensweltlich geprägte Sicht auf die Alltagsmobilität - für Arbeit, Schule, Einkaufen, Freizeit - und die damit verbundenen Ansprüche und Bedürfnisse. Ein partizipativer Expertendiskurs führte mit Hilfe einer Reihe von Zukunftswerkstätten und Szenario-Workshops zu normativen, gestaltungsorientierten Perspektiven. D.h. vor dem Hintergrund sich absehbar verändernder Rahmenbedingungen (bspw. Bevölkerungs­alterung, schrumpfende Regionen, Rohölverknappung, Klimaschutz, Arbeitsflexibilisierung) wurde herausgearbeitet, welche Mobilitätsbedürfnisse zukünftig wie befriedigt werden könnten. Die methodische Herausforderung bestand darin, trotz vieler negativer Vorzeichen in der wahrscheinlichen Entwicklung der Rahmenbedingungen positive Ansätze zu erarbeiten für konsensfähige wünschbare und zugleich plausible Zukunftsperspektiven und visionen. Die entstandenen normativen Szenarios wurden als ADAC-Broschüre publiziert und als Theater-Show Politikern und Verbänden präsentiert. Die Szenarios können beim ADAC heruntergeladen und kommentiert werden.

Umweltjournal Nr. 51

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] umwelt journal Rheinland Pfalz Klima im Wandel Der anthropogene Klimawandel Gesellschaftliche Herausforderungen Atomkraft? Nein Danke! Enquete-Kommission zum Klimawandel Klimafreundlich einkaufen Fairer Handel und Klima Verbraucherschutz Herausgegeben vom Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz Heft 51 Oktober 2008 impressum inhalt umwelt editorial umweltjournal Rheinland-Pfalz Nr. 51 (Oktober 2008) Das umweltjournal ist kostenlos. Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Tel. 06131 – 16 4433 Fax. 06131 – 164629 Redaktion: Dr. Ralph Plugge (verantwortlich) Gestaltung: media machine GmbH, Mainz Druck: Druckerei Lang, Mainz Fotos: Landeskongress „Schulen gestalten Zukunft“: Frank Schnadthorst, MBWJK Qualifizierung in der BNE-Fachbera- tung: Franz Stefan Frößl, MUFV ProjektPhotos, Digitalstock Sofern nicht besonders erwähnt, wurden die Fotos von den jeweiligen Autoren zur Verfügung gestellt. Die mit Namen der Autoren gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Titel-Thema: Klima im Wandel - Die Klimax des anthropogenen Klimawandels - Die Entdeckung des Einflusses der Menschheit - Stadtnatur, Biodiversität und Klimawandel - Gesellschaftliche Herausforderungen - Klimaschutz sozial gestalten - Atomkraft? Nein Danke! - AKW Mühlheim-Kärlich - 20 Jahre vom Netz - Das Klima ändert sich in Rheinland-Pfalz - Klimawandel in Rheinland-Pfalz - Enquete-Kommission zum Klimawandel - KlimLandProjekt - Projekt ForeStClim - Wie reagiert die Forstwirtschaft auf den Klimawandel - Klimawandel – eine Herausforderung auch für Winzer - Abwasser – Steigerung der Energieeffizienz - Klimaveränderung und Wasserwirtschaft.4 8 10 12 14 18 20 22 26 28 30 34 35 38 44 46 LZU-Journal49 Wasgauer Gespräche: „Schlechtes Wetter für die Natur?“ • Marienstatter Zukunftsgespräche • NaturErlebnisWochenende 2009 • Nachhaltiger Kon- sum und Klimaschutz • Peak Oil: Vom Ende des Erdölzeitalters • Aufre- gung am Eichbaum - Umweltmusical für Kinder • Leben gestalten lernen • Spritspartraining • Zukunftsfähiger Hunsrück: Die Alten im Dorf lassen • Qualifizierung in der BNE-Fachberatung • Drei Fragen: Stiftung Gemeinsa- mes Rücknahmesystem Batterien • „Wald ist Vielfalt“: eine Umfrage Verbraucher und Verbraucherschutz Klimafreundlich einkaufen Fairer Handel schafft gutes Klima! Verbraucherrecht bei den neuen Medien stärken Faltblattserien „Lebensmittel des Monats“ und Verbrauchertipp des Monats Verbraucherinformationsgesetz: Recht auf Auskunft Verbraucherschutzbericht Rheinland-Pfalz Forum Nachhaltigkeit Neues Logo für BNE; Leitbild BNE in Rheinland-Pfalz Landeskongress „Schulen gestalten Zukunft“ 2 umweltjournal 51/2008 3 58 60 62 64 65 65 66 67 editorial Klima im Wandel Der Klimawandel ist Realität - auch in Rheinland-Pfalz. Dass diese Verän- derungen etwas mit unserer Lebens- und Wirtschaftsweise zu tun haben, ist mittlerweile unstrittig. Der Klimawandel ist eine der wichtigsten öko- logischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Der Schutz des Klimas steht ganz oben auf der politischen Agenda des Landes. „Rheinland-Pfalz, ein Land voller Energien“ heißt das integrierte Klima- und Energiekonzept mit ambitionierten Zielen. Wir setzen dabei auf eine Energiepolitik, die konsequent auf die Verringerung des Kohlendioxid- ausstoßes abzielt. Gleichzeitig befassen wir uns aber auch mit der Entwicklung von Anpas- sungsstrategien an den sich abzeichnenden Klimawandel. Hier liegt der Schwerpunkt des vorliegenden Heftes. Der rheinland-pfälzische Landtag hat eine Enquete-Kommission zum Kli- mawandel eingesetzt, die sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie eine erfolgreiche Anpassung der Menschen, der Natur und der Wirtschaft an die Klimaveränderungen erfolgen kann. Wir stellen Ihnen in diesem Heft außerdem zwei Vorhaben der Landesre- gierung vor: gemeinsam mit dem renommierten Potsdam Institut für Kli- mafolgenforschung und verschiedenen rheinland-pfälzischen Universitäten arbeiten wir an dem interdisziplinären Forschungsprojekt zum Klima- und Landschaftswandel in Rheinland-Pfalz „KlimLandRP“. Dabei werden die regionalen Auswirkungen des Klimawandels untersucht und Risiken aber auch mögliche Chancen identifiziert und nachhaltige Strategien und An- passungsmöglichkeiten entwickelt. Das Kooperationsprojekt „Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft - KLIWA“ zusammen mit Baden-Württemberg und Bay- ern stellt die Veränderungen im Bereich Hochwassersicherheit und Was- serwirtschaft ins Zentrum ihrer Untersuchungen. Wir wollen Klimapolitik in Verantwortung für gegenwärtige und künftige Generationen nachhaltig und aktiv gestalten. Dabei können Sie als Bürge- rinnen und Bürger mithelfen. Viele kleine Maßnahmen im Alltag, der bewus- stere Umgang mit Energie, im Haushalt, bei der persönlichen Mobilität und ein verantwortlicher Konsum können helfen, die Emission klimaschädlicher Gase zu reduzieren. Margit Conrad Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz umweltjournal 51/2008 3 Klima im Wandel Die Klimax des anthropogenen Klimawandels im Horizont der abendländischen Geschichte Die Wahrnehmungsgeschichte des anthropogenen Klimawandels kann man nur als Geschichte verweigerter Wahrnehmung dessen darstellen, was der Mensch als Selbstexperiment mit offenem Ausgang zu tun im Begriffe ist. Sie sieht in Kürze wie folgt aus: Minus 12.000 *0*15*70* Der menschengemachte Klimawandel macht etwa 100 Prozent des gesam- ten Klimawandels in den letzten gut 100 Jahren aus. Der Urheber kam aus dem Holozän, dieser so ungewöhnlich stabilen und also 'wirtlichen' Warm- zeit, eine Ausnahmeerscheinung der Erdgeschichte. Es ist diese Stabilität, die zu zerstören der Mensch sich an- geschickt hat, begonnen etwa 12.000 Jahre nach Beginn des Holozäns. Da wurde im Kernbereich des christlichen Abendlandes zweierlei entdeckt: (i) die Dampfmaschine. Die eröffnete den Zugang zur Kohle und löste, wie die zeitgenössisch lebenden Menschen es hellsichtig selbst bezeichneten, eine Revolution aus: Die 'Industrielle Re- volution'. Die Begrenztheit der Fläche wurde überwunden. Und (ii) kamen sie in Kontakt mit einer Kraft, die sich von ihrem Gotte her speiste, und zugleich eine grausige Kehrseite aufwies: In der Französischen Revolution wurde die christlich-neutestamentliche Trias von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geschichtsmächtig und zugleich zeigte sich in den Napoleonischen Kriegen, welch überlegene militärische Macht dieses 'In-Kontakt-Kommen' in sich bislang beschlossen hielt.In ihrer eigenen Zeitrechnung, die sich an der Geburt ihres Gottes orientierte, schrieben die Menschen die 18. Jahr- hundertwende. Nehmen wir diese als Jahr Null, dann leben wir heute im Jahre 208 – das Jahr 215 ist mit dem jüngsten IPCC-Bericht als Klimax- Datum erkannt, ab dem die Treibhaus- gasemissionen nur noch abwärts sich entwickeln dürfen.Die alten Mächte in Europa, die ihre Konkurrenz untereinander zuvor ge- legentlich in Kriegen ausgelebt hatten und gelernt hatten, damit zu (über) leben, erschraken ob der gesteigerten Möglichkeiten der Macht auf Basis der neu entdeckten grausigen Leidenschaft eines Volkes. Sie begruben ihre Kriege untereinander, auf einem Kongress in Wien. Stattdessen griffen sie aus nach außen. Sie eroberten sog. Kolonien in der Dritten Welt und betrieben dort Plantagenwirtschaft zur Rohstoffversor- gung ihrer heimischen Wirtschaft; nach innen lebten sie ihr Konkurrenzstreben über einen Wettbewerb in der Steige- rung ihrer industriellen Entwicklung aus. Die Verfügbarkeit von Kohle machte das Vereinigte Königreich und Deutsch- land zu den Antipoden dieser Zeit; sie auch machte es möglich, dass in Eu- ropas Kernland der Druck auf rezente Kohlenstoffe, also die Wälder, deutlich abnehmen konnte, die geordnete Forst- wirtschaft möglich wurde. So ausge- stattet begann im Jahre 70 die fossile Epoche 'quantitativ'.Fossile Energieträger fördern heißt, so der Wortsinn, „Tote ausgraben“. Aus 100 Tonnen einstigen pflanzlichen Lebens werden gerade mal 4 Liter Ben- zin. Der Mensch verfeuert inzwischen soviel fossile Energie pro Jahr, wie in rund 1 Mio. Jahren gebildet wurde – die CO2-Emissionen rezenten Kohlenstoffs aus Entwaldung und weitere Treibh- ausgase nicht gerechnet. Auf dieser Basis ist Expansion möglich, und ihr Schema ist seit dem Jahre 70 offenbar: Das Konzept der Industriewirtschaft in Europa wird global verallgemeinert – aus diesem Grunde nennen sich die Entwicklungsländer, der Rest der Welt, 'Entwicklungsländer'. An dem expansi- ven Konzept ist nichts verborgen, der Mensch vollzieht seine Programmatik, im 1. Jahrhundert nach Erfindung der Dampfmaschine entwickelt, im 2. Jahr- hundert gänzlich transparent; die Men- schenzahlen auf dem Globus wachsen, da dank Industrialisierung die Trageka- pazität der Erde enorm zugenommen hat. Dass das Abfallprodukt von Ver- brennung und Urbarmachen von Land zu einer Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre führt, ist also sicher und war leicht vorherzuberechnen – sollte es anders kommen, müssten die Bäume x.000fach gestapelt in Hoch- häusern wachsen. 60*70* Im Jahre 60 macht ein britischer Ge- lehrter in einem Vortrag vor der Royal Society klar, dass es so etwas wie en- ergetisch nicht-neutrale (Treibhausga- se; THG) gibt. Der Anlass: Er hatte sich über das herrlich günstige Kleinklima in den so typischen Gärten seines Hei- matlandes verwundert. Sein Ergebnis: Zu den Treibhausgasen gehört CO2. Außerdem bedeutete das: THG, Teil der Luft nur im ppmv-Bereich, sind für die Erdtemperatur verantwortlich. Kleinste Mengen haben große Wirkungen. Dass es sich um ein Phänomen nicht-linearer Struktur handelt – wo also 'kleine Ursa- chen, kleine Wirkungen' nicht gilt –, war damit klar.Wissenschaftlich herrschte, ist man versucht zu sagen, die Mär vom „un- endlichen Luftmeer“ – eine naheliegen- de Konsequenz, wenn die Vernunft, die das Ganze im Blicke hält, zum Auszug aus der Wissenschaft gezwungen und damit dem Wunschdenken Raum zum Einzug geschaffen wurde. Die Mär vom „unendlichen Luftmeer“ ist eine per Zitat belegbare Vorstellung eines historisch bestimmbaren Menschen: Clemens Winkler. Winkler war ein be- kannter Chemiker und Ingenieur, tätig in den Freiberger Hütten im königlichen Sachsen. Sein Name wird im Zusam- menhang mit der Entdeckung eines Elements sowie einem weitverbreiteten Rauchgasreinigungsverfahren noch heute tradiert. Er war nicht irgend- wer, er war einflussreich. Und er war repräsentativ, er war Sprecher für ein bemerkenswertes Naturverständnis im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sein herausfordernder Satz lautet: 60 - 90* In den folgenden 30 Jahren wird das Problem möglicher Konsequenzen des menschlichen Eingriffs in großskalige natürliche Kreisläufe am Beispiel des Stickstoffs (Liebig) an die Wissenschaft herangetragen – und sie reagiert mit der Erklärung, dass solch großskalige Betrachtungen unwissenschaftlich seien. Die Konsequenz: Nur in der sog. Populärwissenschaft, also extra muros der ‚eigentlichen’ Wissenschaften, war das, was sich als lebensentscheidend erweist, noch thematisierbar. „Die Massen verbrauchter Steinkohle verschwinden spurlos in dem gewalti- gen Luftmeer.“ Winkler hatte sich der Frage, ob „die Massenverbrennung von Kohle ... nicht vielleicht eine Veränderung der Beschaffenheit der Atmosphäre bis zur Störung des bisherigen chemischen Gleichgewichtes zur Folge haben kön- ne“, immerhin gestellt. Doch er hat sie „mit großer Bestimmtheit“ verneint. Er hat seinem, mir unglaublichen, Glauben Ausdruck verliehen, dass die Pflanzenwelt den vermehrten Ausstoß von Kohlendioxid in die Luft durch eine entsprechend verstärkte Produktion von Biomasse zu regulieren imstande sei. Wie aber sollen Vorräte aus 400 Millionen Jahren Erdgeschichte auf der Erdoberfläche in Form von Bäumen Platz finden? *Jahr der Geschichte der Industriegesellschaft 4 umweltjournal 51/2008 umweltjournal 51/2008 5 Klima im Wandel 100*170*192*190*Was sagt uns dieser Rückblick? Etwa um die gleiche Zeit stellt ein schwedisch-deutscher Gelehrter den Zusammenhang von Veränderung der Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre und resultierender Tempe- raturänderung der Luft an der Erdober- fläche quantitativ so dar, wie es noch zum heutigen Stand der Wissenschaft passt. Arrhenius schätzte die sog. 'Kli- masensitivität' auf 5 °C. Ohne jegliche Stimmung von ‚Alarm’.Wieder ein Großereignis, Ausdruck die- ser schlafwandlerischen Sicherheit der kollektiven Seele, sich nicht durch Ein- sicht in das Naheliegende irritieren zu lassen. In Deutschland war mittlerweile das Umweltproblem politisch entdeckt worden, und die Bundesregierung hatte fünf deutsche Professoren um einen Vorschlag gebeten, wie die wissen- schaftliche Beratung angesichts der neuartigen Herausforderung, der mit der 'Umweltpolitik' begegnet werden sollte, angemessen einzurichten sei. Die hatten geantwortet: Ihr habt keinen Sack diverser Umweltprobleme vor Euch – die Vielzahl von Problemen ist vielmehr Ausdruck von etwas Einheit- lichem: Ihr habt ein Erdsystemproblem zur Lösung vor Euch. Die denkwürdige Entscheidung der Bundesregierung daraufhin lautete: Das interessiert uns nicht – wir richten die wissenschaftliche Beratung 'zunächst einmal' so ein, dass wir von der Wissenschaft nur mit den dringlichen (Klein-)Problemen konfron- tiert werden können; die Ökologie ist keine ernstliche Wissenschaft, sie ist zu unsicher – 31 Jahre später, im Ro- sengarten des Weißen Hauses, ist 'no sound science' als Echo zu hören. Eine 'Lösung', die in Deutschland immerhin gut 15 Jahre vorhielt.Die Staatenwelt einigt sich im UN-Rah- men (Rio de Janeiro), den anthropoge- nen Klimawandel nicht die Grenze zur "Gefahr" überschreiten zu lassen. Etwa drei Jahre zuvor war das hege- moniale Ringen der Weltnachkriegszeit entschieden worden – die USA hat- ten sich durchgesetzt. Die Welt war gleichsam von heute auf morgen ‚ohne Feind(bild)’. In Rio wurde deshalb auf diese Feindbildlosigkeit reagiert – der Mensch bzw. die Politik bedarf eben der Feindbilder. Die „Rio“-Erklärung beziehungsweise die Agenda 21 mag manchen an zentrale Texte des Alten Testaments erinnern (Agenda 21, Chap. 1, Preamble, no 1.1).1990 ist das Jahr, seitdem (1) die Uhr hinsichtlich der Lösung gleichsam 'tickt'; (2) gilt es als Referenzjahr für alle rechtlich verbindlich und also ernst gemeinten Emissionsvergleiche. Die implizit zwischen Nord und Süd in Rio verabredete road map der multilate- ralen Klimapolitik kann man auf 60 Jahre, bis 2050, bemessen und in drei 20-Jahre-Abschnitte einteilen. Das Kyoto-Protokoll sollte ein erster Schritt sein innerhalb dieser road map. Um das Ziel, den Klimawandel zu stoppen, zu erreichen, sollten die Industriestaa- ten in der ersten Phase vorangehen. In einem zweiten Schritt sollten die Ent- wicklungsländer nachziehen. Wenn der kollektive Emissionspfad dann nach un- ten weist, sollte in einem dritten Schritt nachgelegt werden, um die (Zwischen-) Zielmarke für das Jahr 2050 zu unter- schreiten.Ich weise auf die unauflösliche Verklam- merung von Nicht-Handeln und Nicht- Wahrnehmen hin. Und darauf, dass wir weit entfernt davon sind, das Problem kollektiv wahrzunehmen. 135* Es trat wiederum ein britischer Ama- teurwissenschaftler auf. Wir befinden uns inzwischen im zweiten Jahrhundert der neuen Zeitrechnung. Es ist kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem die Euro- päischen Mächte bereits ein zweites Mal in diesem Jahrhundert aufeinander einzuschlagen sich anschicken – nun unter Einsatz der fürchterlichen Mittel, die ihnen die Beherrschung von Energie in früher unvorstellbaren Ausmaß eröff- net hatte. Da zog James Callendar eine Bilanz und zeigte, dass der Mensch gleichsam voll auf der 'Spur' sei – die renommierten Akademiewissenschaftler jedoch, die Fachleute, bügelten seine Analyse ab. 157* 180ff Bald nach dem Zweiten Weltkrieg streifte zwei US-amerikanische Wis- senschaftler der Mantel der Wahrheit – sie zertrümmerten die Hoffnung, die man hegen konnte, hinsichtlich des Verbleibs der Unmengen des Abfallpro- dukts CO2. Man meinte, im enggeführ- ten Wunschdenken befangen, welches ohne Rücksicht auf die Lebewesen in den Ozeanen war, dass der Ozean gnä- digerweise das menschliche Tun abpuf- fern würde, indem er umstandslos und sofort alles überschüssige CO2 aus der Atmosphäre im Ozean in Lösung gehen ließe. Bei ihrer Extrapolation auf das Jahr 200 aber 'vergaßen' sie den expo- nentiellen Charakter des Bevölkerungs- wie des wirtschaftlichen Wachstums. Oh gnadenvolle simplicitas. 6 umweltjournal 51/2008 Inzwischen hatte sich die Klimawis- senschaft global ausgestellt, mit voller organisatorischer UN-Autorität, auf Au- genhöhe gleichsam. Aus dieser Position heraus stellt sie im Jahre 180, und im Jahre 185 endgültig, fest: Der Mensch hat ein schwerwiegendes (Klima-) Problem. 188 leitet die UN-General- versammlung, auf Antrag Maltas, den Prozess ein, der im Jahre 189 zum Ver- handlungsmandat führt und schließlich zum Durchbruch. Die Staatenwelt aner- kennt das Problem und die Aufgabe, es zu lösen. 189* Mit dem Ende des Ost-West-Gegensat- zes wird das Ende der (sozial) bipolaren Welt ausgerufen. Doch zugleich wird eine neue confrontation erklärt, die die alte ablöst beziehungsweise ablösen soll. Doch die neue ist nicht gegen eine soziale Gruppe gerichtet, im Gegen- teil, sie setzt die Aufhebung sozialer Feindschaft voraus: „Humanity stands at a defining moment in history. We are confronted with a perpetuation of dis- parities between and within nations ...“ und dann werden alle Übel unserer Zeit aufgeführt und betont, dass sie über- wunden werden müssen. Der Schluss daraus lautet: „No nation can achieve this on its own.“ Das heißt, wenn uni- versal, also in der Weltordnung, allein und uneingeschränkt das Wettbewerb- sprinzip gilt, dann ist den konstatierten Übeln nicht abzuhelfen. „But together we can – in a global partnership for su- stainable development.“ Das heisst das Kooperationsprinzip hat das Wettbe- werbsprinzip ‚einzuhegen‘, auch global gilt diese schlichte Weisheit. Folglich wird ein neuer Bund (a new partnership to overcome confrontation; Agenda 21, Chap. 2, Introduction, no 2) proklamiert. 204-207* Im Jahre 204 legt die organisierte Erdsystemwissenschaft das Komple- ment zum autoritativen Bericht zum Klimaproblem von Villach vor – und wird nicht wahrgenommen. Im Jah- re 207 (Heiligendamm) versucht die EU-Ratsvorsitzende die G-8-Führer zu einer gemeinsamen Definition von 'Gefahr' zu bewegen – vergeblich. Die Führer etablierter Industriestaaten mit noch erheblichen Vorräten fossiler Energieträger unter ihrem Territorium (USA; Kanada; Australien) sowie die Führer sich gerade industrialisierender Entwicklungsländer wissen um die Ge- fahr, die Klima-Gefahr anzuerkennen. Allein das alt-industrielle Europa, seiner fossilen Vorräte inzwischen entledigt, sieht, im Verein mit Japan vielleicht, in der Anerkenntnis der Klima-Gefahr eine Chance. Die historischen Beispiele besagen: a. Wir haben unser kollektives Wahr- nehmungsorgan, die Wissenschaft, exakt so eingerichtet, dass sie not- wendig das Problem unzureichend, unterschätzend – und sehr spät nur – wahrzunehmen vermag; hinzu kommen die ihres Überlebens willen auf Konflikt gebürsteten und von ihren Anzeigen- kunden abhängigen Medien im wettbe- werblichen System; – denjenigen, die dem Medienschein hilflos ausgesetzt sind, ist der Zugang zur Realität der Po- litik damit kaum möglich. Das ist nach meinem Eindruck die überwältigende Mehrheit selbst des akademisch ausge- bildeten Teils der Bevölkerung (incl. der Journalisten). b. Die Anerkennung des Klimapro- blems ist die Anerkennung dessen, dass die Industriegesellschaft mit ihrer Basierung auf fossilen Energien in eine 'Sackgasse' gelaufen ist, dass die Le- bensleistung der eigenen Person samt einiger Generationen vor uns somit als auswegarmer 'Irrtum' zu erkennen und vor allem anzuerkennen ist. Wer um die Mechanismen der menschlichen Seele weiß, weiß auch, dass eine sol- che Selbstbezichtigung in aller Regel nicht, und wenn, dann häufig nur am- bivalent – und also auch so nicht – zu haben ist. Ambivalenz heißt konkret: Ja sagen, aber Nein meinen. Auch Zynis- mus übrigens, die maskierte Form der Depression, ist Ausdruck eines solchen – ich betone: sehr verständlichen – Wi- derstandes. Das Klimaproblem werden wir nur lö- sen, wenn wir es wahrnehmen, et vice versa – uno actu. Das ist m.E. aufgrund ähnlicher Konstellationen der Wahrneh- mung von kollektiver Lebensgefährdung unter Verhältnissen von Macht und In- teressen offenbar. Autor Hans-Jochen Luhmann (geboren 1946); Studium der Mathematik, Volkswirt- schaftslehre und Philosophie in Ham- burg, Basel und Heidelberg Dr. rer. pol. 1974-1980 Mitglied der Arbeitsgruppe Umwelt, Gesellschaft, Energie (AUGE) an der Universität Essen. Geschäfts- führer der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW); in den acht- ziger Jahren: Studienleiter Deutscher Evangelischer Kirchentag; Fichtner Beratende Ingenieure, zuletzt Leiter der Fachabteilung "Ökonomie und Recht". Seit 1993 Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, stv. Leiter Abt. Kli- mapolitik. Gegenwärtig: Projektleiter Grundsatzfragen, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Herausgeber der Zeitschrift „Gaia – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft“. Chefredakteur „Wup- pertal Bulletin zu Instrumenten des Klima- und Umweltschutzes“. Mitglied im Beirat Jahrbuch Ökologie sowie in den Beiräten der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und der Deutschen Umweltstiftung. Autor von „Die Blind- heit der Gesellschaft“ München: Gerling Akademie Verlag 2001. umweltjournal 51/2008 7 Klima im Wandel Klimawandel Die Entdeckung des Einflusses der Menschheit Es war im März 1995 als der Gründungsdirektor des Max-Planck-Institutes für Meteorologie, Klaus Has- selmann, bei einer Pressekonferenz mit dem Bundes- minister für Forschung und Technologie in Hamburg verkündete: „Das Signal des Menschen ist in den Aufzeichnungen der Lufttemperatur mit einer Irrtums- wahrscheinlichkeit von nur 5 % entdeckt“! Was kommt nach dem Kioto-Protokoll Das Kioto-Protokoll Schon Ende Juli 1995 hat dann die Gruppe der leitenden Autoren der Ar- beitsgruppe I des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen (oft UN-Klimarat genannt, meist auch im Deutschen mit IPCC für Intergovern- mental Panel on Climate Change ab- gekürzt) in ihrem zweiten bewertenden Bericht für die Entscheidungsträger for- muliert: Insgesamt deuten die Befunde auf einen Einfluss des Menschen auf das globale Klima hin. Im Dezember 1995 bei der abschließen- den Debatte des UN-Klimarates wurde daraus:“ The balance of evidence sug- gests a discernible human influence on global climate.“ Seither gab es bei fast allen Klimafor- schern keine wesentlichen Zweifel mehr daran, dass mindestens große Teile der seit 1900 beobachteten globalen Er- wärmung der Luft in Oberflächennähe, damals ca. 0,6 °C, anthropogen (vom Menschen stammend) sind. Die Hoch- rechnungen mit Klimamodellen im er- sten bewertenden Bericht von 1990, die für das 21. Jahrhundert eine sehr ra- sche globale Erwärmung um bis zu 5°C bei fehlender Reduktion der Emission langlebiger Treibhausgase lieferten, wa- ren damit noch glaubwürdiger. 8 umweltjournal 51/2008 Im Vergleich zu raschen natürlichen glo- balen Temperaturänderungen, z.B. bei dem Ausstieg aus einer intensiven Ver- eisung, ist die Geschwindigkeit im 21. Jahrhundert bei fehlender stringenter Klimapolitik um mindestens den Faktor 40 erhöht. Es ist somit die Geschwin- digkeit der Klimaänderungen, die nicht nur die Anpassungsfähigkeit der na- turnahen Ökosysteme an Land und im Ozean höchstwahrscheinlich übersteigt, sondern auch schon im 21. Jahrhundert den Menschen ein Klima beschert, das sie noch nie erlebt haben. Gleichzeitig waren seit 1990 die Kon- zentrationen der Treibhausgase noch weiter angestiegen. Auch der sicherer gewordene Rückblick in der Klima- geschichte um Hunderttausende von Jahren zeigte, dass die Erde immer in Zwischeneiszeiten, wie unserem Ho- lozän seit ca. 10 000 Jahren, an der Oberfläche nicht nur um einige Grad wärmer war, sondern dabei auch die Konzentrationen der langlebigen Treib- hausgase der Erdatmosphäre, nämlich Kohlendioxid, Lachgas und Methan, wesentlich höher lagen als bei intensi- ver Vereisung wie zuletzt vor etwa 20 000 Jahren. Der obige Satz im 2. bewertenden Bericht des IPCC hat wesentlich zur Annahme des Kioto-Protokolls am 10. Dezember 1997 bei der dritten Vertragsstaatenkonferenz der Rahmen- konvention der Vereinten Nationen über Klimaänderungen beigetragen. Dieses Protokoll, dessen „Abrechnung“ der Verpflichtungen für die Industrie- staaten, den Hauptemittenten, für die Fünfjahresperiode 2008 bis 2012 un- mittelbar bevorsteht, hat es trotz aller Unkenrufe erreicht, dass mit Ausnahme der Vereinigten Staaten von Amerika alle Industrienationen (38) mitmachen und die Minderungsziele von etwa 5 % im Mittel wegen des internationalen Emissionshandels wohl eingehalten werden. Damit ist nach etwa 150 Jahren des starken Anstiegs der Emissionen der Hauptemittenten Industrieländer für diese eine Massenflussbegrenzung ein- geführt worden, welche die Nutzung der Atmosphäre als kostenlose Mülldeponie für die meisten der besonders stark pro Kopf emittierenden Länder beendet. Im dritten bewertenden IPCC-Bericht im Dezember 2000 wagten die Klimafor- scher einen ersten Schritt in Richtung Trennung der Beiträge einzelner Ein- flussfaktoren zur mittleren globalen Er- wärmung: Während in den vergangenen 50 Jahren der Mensch dominierte, trug in der ersten Hälfte des 21. Jahrhun- derts auch die erhöhte Strahlkraft der Sonne zur Erwärmung mit bei. Diese Aussage beförderte bei der 7.Ver- tragsstaatenkonferenz die sogenannten Marrakesch-Accords, die das Kleinge- druckte in den Ausführungsbestimmun- gen des Kioto-Protokolls enthalten, und die mehreren zögernden Ländern bei der Ratifizierung des Kioto-Protokolls halfen, es aber immer noch nicht über die Hürde „völkerrechtliche Verbind- lichkeit“ hinwegbrachten. Das gelang erst mit der Ratifizierung durch die Russische Föderation am 16. Februar 2005, weil dadurch mehr als 55 % aller Emissionen der Industrieländer im Jahre 1990 erreicht worden sind, während das Quorum von 55 Staaten schon viel eher ratifiziert hatte.Bei der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention und der dritten des Kioto-Protokolls ist auf Bali im Dezem- ber 2007 ein Fahrplan bis zur 15. Ver- tragsstaatenkonferenz in Kopenhagen verabschiedet worden, dessen Haupt- punkte sind: Das Kioto-Protokoll enthält nicht nur neue politische Instrumente wie den schon angesprochenen Emissions- handel, sondern auch die gemeinsame Umsetzung (joint implementation ) der Industrieländer, und den „Clean Deve- lopment Mechanism“, der gemeinsame Umsetzung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern regelt, sowie den Fahrplan für ein Nachfolgeprotokoll. Beginnend im Jahre 2005 soll bis 2009 eine Nachfolgeregelung bei der dann 15. Vertragsstaatenkonferenz unter- schriftsreif sein.3. Hilfe der Industrienationen bei der Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel in Entwicklungsländern,die zum Klima- wandel nur leicht beigetragen haben, unter Nutzung von Erträgen aus dem Emissionshandel. 1. Weit stärkere Emissionsminderungen für die Industrieländer ( 25-40%, ge- messen an den Emissionen im Jahre 1990). 2. Integration der Schwellenländer, z.B. durch die Verpflichtung Wirtschafts- wachstum teilweise vom steigenden Energieeinsatz zu entkoppeln. Dieser Fahrplan ist stark befördert wor- den durch den vierten bewertenden Be- richt des IPCC im Jahre 2007, in dem klar gestellt wird: Von insgesamt bereits 8 anthropogenen Einflussfaktoren sind die drei wesentlichsten: Erhöhte Kon- zentration des Kohlendioxids und an- derer langlebiger Treibhausgase (erwär- mend), erhöhte Lufttrübung (kühlend) und erhöhte Helligkeit und Lebensdauer einer Wolke bei erhöhter Lufttrübung (kühlend). Die erwärmende Wirkung der Treibhausgase übertrifft eindeutig die kühlende Wirkung der Lufttrübung. Dass die Europäische Union ehrgeizige und verbindliche Klimaschutzziele bis 2020 mit dem Ratsbeschluss vom 9. März 2007 aufgestellt hat, der G8-Gip- fel 2008 eine Emissionsreduktion um 50 % bis zum Jahre 2050 als Ziel errichtet hat, ist Folge des IPCC-Berichtes 2007 aber auch des Berichtes an die Briti- sche Regierung durch den ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Sir Ni- cholas Stern, der weit geringere Kosten für Klimaschutz berechnete als für reine Anpassung, und der im letzteren Fall eine große Weltwirtschaftskrise vorher- sah. Schluß Der anthropogene Klimawandel ist ein zentrales Problem des 21. Jahr- hunderts. Nur eine global koordinierte Politik - Weltinnenpolitik unter Führung der Vereinten Nationen - kann diese Herausforderung meistern. Weil es um Vieles geht, ist eine teilweise verzerrte öffentliche Debatte normal. Ich empfeh- le die Lektüre der Zusammenfassungen für Entscheidungsträger des IPCC ( im Internet kostenlos vorhanden), denn sie wurden von allen Ländern akzeptiert, von vielen Wissenschaftlern gemein- sam formuliert und sie unterscheiden klar zwischen Wissen und noch (besser) zu Erforschendem. Prof. Dr. Hartmut Grassl, Max Planck Institute for Meteorology, Bundesstrasse 53 D-20146 Hamburg, Germany umweltjournal 51/2008 9

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