Eine Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche kann helfen, Energie und damit auch Treibhausgase einzusparen. Der vorliegende Bericht analysiert das Potenzial von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen. In einem ersten Schritt haben die Autorinnen und Autoren der Studie Zielgruppen ausgewählt, die über eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche verfügen und bei denen tendenziell das Interesse besteht, die Wohnfläche zu reduzieren. Dazu zählen die Autorinnen und Autoren etwa Rentner und Rentnerinnen sowie Haushalte, denen in Kürze mit dem Eintritt in den Ruhestand oder dem Auszug der Kinder Umbrüche in der Lebensphase bevorstehen. Für diese Zielgruppen sowie weitere Akteure wurden spezifische Hindernisse und Motive untersucht sowie Lösungsvorschläge erarbeitet. Es werden politische Instrumente und Maßnahmen beschrieben, um die Haushalte dieser Zielgruppen bei der Verringerung ihres Wohnraums zu unterstützen. Die Auswirkungen auf den Energieverbrauch, die Emissionen und die Kosten-Nutzen-Bilanz der Zielgruppen wurden berechnet. Zudem werden wahrscheinliche Verteilungseffekte aufgezeigt. Aus Sicht des UBA sollten alle gesellschaftlichen Gruppen, die über große Wohnflächen verfügen, zu Einsparungen motiviert werden. Daher wäre es wünschenswert, wenn in einem zweiten Schritt, neben den hier dargestellten Bevölkerungsgruppen, weitere Zielgruppen und deren Möglichkeiten, die Wohnfläche zu reduzieren, untersucht würden. Veröffentlicht in Texte | 104/2019.
Wärmebedarf Wohnen 2035: Prognostizierter Wärmebedarf der Wohngebäude für das Jahr 2035, aggregiert auf die Quartiersfläche in MWh/a: In Rücksprache mit einem Expertengremium wurde der künftige Wohngebäudewärmebedarf innerhalb der dargestellten Siedlungsgebiete abgeschätzt. Berücksichtigt wurden die Entwicklung der Bevölkerung und der Pro-Kopf-Wohnfläche (auf kommunaler Ebene). Zudem wurde für jeden Siedlungstyp eine individuelle Sanierungswahrscheinlichkeit festgelegt, die die Erfahrungen im Saarland der letzten Jahre widerspiegelt.
Wärmebedarf Wohnen 2025: Prognostizierter Wärmebedarf der Wohngebäude für das Jahr 2025, aggregiert auf die Quartiersfläche in MWh/a: In Rücksprache mit einem Expertengremium wurde der künftige Wohngebäudewärmebedarf innerhalb der dargestellten Siedlungsgebiete abgeschätzt. Berücksichtigt wurden die Entwicklung der Bevölkerung und der Pro-Kopf-Wohnfläche (auf kommunaler Ebene). Zudem wurde für jeden Siedlungstyp eine individuelle Sanierungswahrscheinlichkeit festgelegt, die die Erfahrungen im Saarland der letzten Jahre widerspiegelt.
Trotz einer mehr oder weniger stagnierenden Bevölkerung nimmt die Wohnfläche in Deutschland jedes Jahr deutlich zu und führt zu einem steigenden Wohnflächenverbrauch pro Kopf. Die Folgen des kontinuierlichen Anstiegs der Wohnfläche pro Einwohner für den Flächen- und Energieverbrauch und damit letztendlich für die Erreichung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung rücken zunehmend ins Bewusstsein der Politik. Das Treibhausgasminderungspotenzial einer Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche ist enorm. In Deutschland wächst das Bewusstsein für dieses Problem, insbesondere auf regionaler Ebene. In dem vorliegenden Bericht wird zunächst das enorme Potenzial eines reduzierten Wohnraums pro Kopf abgeschätzt. Es werden die vielversprechendsten Zielgruppen identifiziert, die eine weit überdurchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche nutzen und möglicherweise daran interessiert sind, diese zu reduzieren. Zu diesen Zielgruppen gehören Rentner und Haushalte, denen ein Umbruch in der Lebensphase bevorsteht, wie das Erreichen des Rentenalters oder Familien, deren Kinder ausgezogen sind. Für diese Zielgruppen analysieren wir spezifische Hemmnisse gegen die Reduktion von Wohnraum. Außerdem werden weitere Akteure wie politische Entscheidungsträger, Verbände und den Wohnungssektor und ihre spezifischen Hindernisse und Motive, das Problem anzugehen, betrachtet. Um die Haushalte der Zielgruppen bei der Verringerung ihres Wohnraums zu unterstützen, ist ein Mix an politischen Instrumenten erforderlich, die sowohl aus Informations- als auch aus Finanzinstrumenten bestehen. Wir beschreiben daher weiterhin bestehende Ansätze und entwickeln eine Reihe neuartiger Instrumente, um die Haushalte der Zielgruppen dabei zu unterstützen, ihren Wohnraum zu reduzieren. Weiterhin werden die Auswirkungen dieser Instrumente auf den Energieverbrauch und die Emissionen der Zielgruppen berechnet. Darüber wird analysiert, ob diese Maßnahmen aus Sicht eines Haushalts unter Berücksichtigung von Kosten und Nutzen attraktiv sind oder nicht, wahrscheinliche Verteilungseffekte werden aufgezeigt. Quelle: Forschungsbericht
Klimaschutzkonzepte und -szenarien fokussieren in der Regel auf Maßnahmen und Politikinstrumente, die entweder die Effizienz von Geräten, Anlagen, Gebäuden und Prozessen steigern sollen oder den Ausbau und die Integration erneuerbarer Energien zum Thema haben. Obwohl Suffizienzmaßnahmen und suffizienzfördernde Politikinstrumente wichtige Energieeinsparpotenziale haben, sind sie bisher nicht systematisch in die Szenarien oder darauf aufbauenden Politikkonzepte systematisch integriert. Das hier beschriebene Vorhaben hatte daher zum Ziel, eine verbesserte Entscheidungsgrundlage zu schaffen, um suffizienzfördernde Instrumente in die Energie- und Klimaschutzpolitik zu integrieren. Dies geschah durch eine Reihe von Bausteinen (Teilstudien). Erstens wurden die Potenziale für Suffizienzpolitiken in den Bereichen Pro-Kopf-Wohnfläche sowie Stromverbrauch unter Berücksichtigung von Zielgruppen und Hemmnissen ausdifferenziert und mit Hilfe einer Zielgruppen- und Hemmnisanalyse Ansatzpunkte für die Umsetzung gewonnen. Zudem wurde mit dem Thema "Reduktion von Erwerbsarbeit" ein grundsätzlicher gesamtwirtschaftlicher Ansatz zur Förderung von Suffizienz analysiert und mit Politiken unterlegt. Des Weiteren wurden Möglichkeiten zur Integration von Suffizienzmaßnahmen in Klimaschutzszenarien untersucht und die besonderen Stärken von Makro-Instrumenten im Vergleich mit kleinteiliger Instrumentierung sowie das Zusammenspiel beider Ebenen betrachtet. Weiter wurde eine Materialsammlung bereitgestellt, die helfen soll, die Akzeptanzbedingungen für Suffizienzinstrumente besser zu verstehen und politische Kommunikation dementsprechend zu planen. Schließlich wurde mit Hilfe von Fachgesprächen, Stakeholder-Workshops und Publikationen zu einer breiteren politischen Diskussion von Suffizienzpolitiken beigetragen. Quelle: Forschungsbericht
Das Projekt "Teilprojekt 3" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH durchgeführt. In vielen Kommunen, vor allem im ländlichen Raum, sinkt die Bevölkerungszahl. Damit ändert sich auch der Bedarf an Wohnraum. Zusammen mit dem Kreis Steinfurt entwickeln ForscherInnen Strategien, um untergenutzten und leerstehenden Wohnraum an die neuen Bedarfe und an die Anforderungen des demografischen Wandels anzupassen. Forschungsansatz: Ziel ist es, bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser effizienter zu nutzen. In Einfamilienhäusern kann dies beispielsweise die Abtrennung von Einliegerwohnungen sein, durch deren Mieteinnahmen energetische und barrierefreie Sanierungen mitfinanziert werden könnten. Auch das Tauschen von Wohnungen ist denkbar, wenn sie den jeweiligen Bedürfnissen der zukünftigen NutzerInnen entsprechen. Der Kreis Steinfurt ist Projektpartner. Er baut mithilfe des Vereins 'energieland 2050 e.V.' eine zentrale Stelle für Beratung und Wohnraumvermittlung auf und möchte in ausgewählten Kommunen eine Sanierungsberatung und praktische Hilfen wie Umzugsunterstützung anbieten. Um diese neuen Werkzeuge passgenau für die Bedarfe der Kommunen zu entwickeln, analysieren die ForscherInnen sowohl in schrumpfenden als auch in wachsenden Beispielkommunen des Landkreises, welche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Das ISOE untersucht die demografische Entwicklung im Landkreis und erhebt empirische Daten zu den Bedürfnissen und der Umzugsbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner. Auf dieser Basis entwickelt das ISOE ein Kommunikationskonzept, um die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort persönlich anzusprechen. Mit Hilfe eines begleitenden Monitorings und einer Evaluation ermittelt der Forschungsverbund Erfolgsfaktoren und Hemmnisse und schätzt die Wirkung der Maßnahmen beispielsweise auf Wohnzufriedenheit, Flächenverbrauch, Heizenergiebedarf und Treibhausgasemissionen ab. Die Übertragbarkeit auf andere Regionen wird analysiert und die Erfahrungen mit interessierten Kommunen in bestehenden interkommunalen Netzwerken diskutiert. Hintergrund: In vielen ländlichen Kommunen befinden sich Einfamilienhäuser auf dem Standard der 1960er- und 1970er-Jahre. In diesen inzwischen sanierungsbedürftigen Häusern der ehemaligen Neubaugebiete steigt der Wohnraum pro Kopf. Denn die ursprünglich für Familien angelegte Wohnfläche wird oft nur noch von Zweipersonenhaushalten oder von alleinstehenden Personen bewohnt. Diesen ist es meist zu teuer, energetisch zu sanieren, wodurch die Klimaschutzziele der Kommunen in Gefahr geraten. Somit wird vorhandener, sanierungsbedürftiger Wohnraum nicht voll genutzt, während es gleichzeitig an Platz für junge Familien und große Haushalte fehlt. Dies führt dazu, dass zusätzliche Neubaugebiete erschlossen werden müssen, um die Nachfrage zu decken. Die Erschließungskosten hierfür sind hoch und die Zersiedlung wird mit all ihren ökologischen Nachteilen fortgesetzt. Angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen wird langfristig ein Überangebot an Wohnraum geschaffen. (Text gekürzt)
Liebe Leserin, lieber Leser, die Feiertage stehen vor der Tür. Ob es „weiße Weihnachten“ geben wird, können wir Ihnen nicht sagen – aber für grüne (im Sinne von umweltfreundliche) Weihnachten, haben wir einige Tipps parat. Und sollte es doch schneien, erfahren Sie in diesem Newsletter, wie Sie umweltfreundlich für sicheren Halt auf Gehwegen sorgen. Außerdem in dieser Ausgabe mit dabei: interessante Zahlen zum Thema grüne Produkte und Konsum. Zwar steigt der Umsatz mit umweltfreundlichen Produkten rund um Wohnen, Mobilität und Ernährung. Andere aktuelle Entwicklungen aber, wie der anwachsende Flugverkehr sowie immer mehr Computer, Fernseher, Smartphones und Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf, lassen die Umweltbelastungen nicht sinken. Interessante Lektüre und schöne Feiertage wünscht Ihre UBA-Team der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
Das Projekt "Dämmbarkeit des deutschen Gebäudebestandes (Kurztitel: Dämmpotential)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Berliner Hochschule für Technik, Fachbereich IV Architektur und Gebäudetechnik durchgeführt. Basierend auf einem vorgeschalteten, ebenso vom BMU geförderten Projekt ( Technische Restriktionen bei der energetischen Modernisierung von Bestandgebäuden (Kurztitel: Dämmrestriktionen) , Laufzeit 06/11-06/12), welches als Vorstudie konzipiert wurde, soll eines der Teilergebnisse, nämlich die Aussage, dass der Heizwärmebedarf des gesamten Gebäudebestandes voraussichtlich nur um 58 Prozent absenkbar sei, näher untersucht und in seiner Aussage gefestigt werden. Gleichzeitig wurde in der Dämmrestriktionsvorstudie deutlich, dass die Vernachlässigung der grundsätzlich bekannten Differenzen zwischen den Bedarfs- und Verbrauchswerten zu unzulässig hohen Unsicherheiten in den Szenarien führt. Ziel von Dämmpotential ist es nun, Szenarien zur möglichen Entwicklung des Heizwärmebedarfs der kommenden Jahrzehnte unter Berücksichtigung der bekannten Unsicherheiten und Einflussgrößen zu erstellen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die notwendigen Ausbaupfade der erneuerbaren Wärme u. U. direkt hiervon abhängen. Zur Erstellung der Szenarien wird der komplette deutsche Gebäudebestand mit all seinen Flächen der jeweiligen thermischen Hüllen in einem Modell abgebildet. Dieses Modell berücksichtigt die Einflüsse von 6 Einzelaspekten, um den Sockelwert der nicht weiter durch Dämmung reduzierbaren Restwärmemenge bestimmen zu können. Weitere (fossile) Wärmebedarfsreduktionen sind dann nur noch durch die Integration von erneuerbaren Energien möglich. Die 6 Aspekte sind: 1. Bestehende Mengengerüste des Gebäudebestandes werden verifiziert und weiterentwickelt. Studien zu Nicht-Wohngebäuden werden ausgewertet und miteinander verschnitten, um insbesondere in diesem Gebäudesektor zu mehr Aussagesicherheit zu kommen. Ferner werden Sanierungstiefen, Abriss- und Neubauraten als variable Randbedingungen in das Modell integriert. 2. Diskrepanzen zwischen Verbrauchs- und Bedarfswerten werden analysiert und in Form von Gebäudetyp abhängigen Kennzahlen versucht zu korrigieren. 3. Entwicklungskurven von Dämmtechnologien werden erstellt. 4. Der Wärmebedarf zur Warmwasserversorgung wird analysiert und integriert. 5. Ebenso werden Möglichkeiten und gesamtenergetische Auswirkungen der Wärmerückgewinnung analysiert und in das Modell integriert. 6. Bevölkerungsentwicklung und Pro-Kopf-Wohnfläche werden ebenso berücksichtigt. Auf Basis dieser Modellbestandteile werden Szenarien bis zum Jahr 2050 zur Entwicklung des Wärmebedarfs erstellt.
Energieverbrauch im Jahr 2022 auf zweitniedrigstem Wert seit 1990 Jüngste Daten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. zeigen: Der Energieverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2022 auf einen neuen Tiefstand gesunken. Seit 1990 wurde nur 2020, dem Jahr der Corona-Pandemie, weniger Energie verbraucht. Energiesparen zahlt sich aus und trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei. Um den Erfolg zu verstetigen, braucht es auch zukünftig effektive Politikinstrumente. Zweitniedrigster Endenergieverbrauch seit 1990 Ende des Jahres 2023 lagen die aktualisierten Daten zum Energieverbrauch für das Jahr 2022 vor. Die Überarbeitung der so genannten Auswertungstabellen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB) bestätigt signifikante Energieverbrauchsminderungen, wie sie erste Analysen hatten vermuten lassen. Der Endenergieverbrauch (EEV) als wichtiger Indikator , an dem auch das Energieeffizienz-Ziel der Bundesregierung orientiert ist, ist 2022 insgesamt auf 2.368 Terawattstunden (TWh) und damit auf den zweitniedrigsten Stand seit 1990 beziehungsweise 2008 gefallen (gemäß Logik des deutschen Energieeffizienzgesetzes ohne Berücksichtigung der Umweltwärme auf 2.349 TWh). Die Energieeinsparung beträgt 3,0 Prozent gegenüber 2021 und 9,2 Prozent gegenüber 2008. Langsame Annäherung an Zielpfad Nachdem sich das Delta zum Zielpfad, der sich aus der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie (EED) ableitet und über die Energieeffizienz-Ziele des aktuellen deutschen Energieeffizienzgesetz (EnEfG) umgesetzt ist, seit 2015 mit Ausnahme des „Corona-Jahrs“ 2020 zunehmend vergrößert hatte, nähert sich der Energieverbrauch im Jahr 2022 langsam wieder dem Zielpfad an. Deutlich wird aber: Hier werden noch einige und vor allem kontinuierliche Anstrengungen nötig sein, um wieder vollständig auf Kurs zu kommen: Der Mehrverbrauch beträgt rund ein Zehntel des gesamten Endenergieverbrauchs (siehe Abbildung 1 unten). Alle bis auf Verkehrssektor mindern Verbrauch Der Blick auf die einzelnen Sektoren zeigt, dass der Endenergieverbrauch mit Ausnahme des Verkehrssektors in allen Sektoren gesunken ist. Die Privathaushalte verbrauchten gegenüber dem Vorjahr 5,5 Prozent weniger (gegenüber 2008: -6,7 Prozent), die Industrie 7,8 Prozent (gegenüber 2008: -6,6 Prozent), und der Sektor Gewerbe/Handel/Dienstleistungen 6,6 Prozent (gegenüber 2008: -22,9 Prozent) weniger. Der Endenergieverbrauch des Verkehrs stieg zum zweiten Mal in Folge an, und zwar gegenüber 2021 um 7,0 Prozent (gegenüber 2008: -4,2 Prozent), siehe Abbildung 2. Stromverbrauch und Gasverbrauch spürbar gesunken Bei Betrachtung der einzelnen Energieträger sind in absoluten Zahlen im Jahr 2022 sowohl der Gas- als auch der Stromverbrauch spürbar gesunken: gegenüber dem Jahr 2021 um 11,7 Prozent beim Gas bzw. 3,4 Prozent beim Strom, gegenüber 2008 um 8,6 Prozent beim Gas bzw. 9,6 Prozent beim Strom. Der Stromverbrauch 2022 ist damit der niedrigste seit 2008, der Gasverbrauch der zweitniedrigste. Diese Entwicklung bestätigt auch eine erste frühere Auswertung der quartalsweisen Verbrauchszahlen durch das Umweltbundesamt , wonach die Energieträger insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte 2022 sparsamer verwendet wurden (siehe Abbildung 3). Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt leicht Der Blick auf die Wirtschaftsentwicklung zeigt, unabhängig von der Diskussionswürdigkeit als wirtschaftlicher Kernindikator , dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) insgesamt trotz der absoluten Minderung des Endenergieverbrauchs gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent gestiegen ist (gegenüber 2008: +15,6 Prozent), siehe Abbildung 4. Industrie mindert Energieverbrauch stärker als Bruttowertschöpfung Diese relative Entkopplung lässt sich auch im Industriesektor beobachten: Hier reduzierte sich die Bruttowertschöpfung weniger stark (-0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr; +18,0 Prozent gegenüber 2008) als der sektorspezifische Endenergieverbrauch (-7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr; -6,6 Prozent gegenüber 2008). Die Endenergieproduktivität der Industrie stieg also gegenüber dem Vorjahr merklich von 1.318 Euro/Megawattstunde (MWh) auf 1.383 Euro/MWh um 7,9 Prozent (gegenüber 2008: +26,3 Prozent), siehe Abbildung 5. Energieverbrauch der energieintensiven Industrie sinkt stärker In den Branchen der so genannten energieintensiven Industrien sank der Endenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 10,6 Prozent (gegenüber 2008: -6,9 Prozent). Der Umsatzindex, also die wirtschaftliche Entwicklung des energieintensiven produzierenden Gewerbes, stieg gleichzeitig um 17 Prozent gegenüber 2021 (gegenüber 2008: +38,7 Prozent). Im Vergleich dazu stieg der Energieverbrauch der übrigen Industriezweige gegenüber 2021 leicht um +0,7 Prozent an (gegenüber 2008: -9,9 Prozent). Der Umsatz der sonstigen Industrie stieg kurzfristig um 16,7 Prozent und gegenüber 2008 um 39,6 Prozent. Die Umsatzzahlen sind nicht preisbereinigt und beinhalten daher auch Inflationseffekte. Über die verschiedenen Branchen ist die Entwicklung insbesondere der Umsätze im In- und Ausland sehr unterschiedlich. Zudem sind besonders energieintensive Branchen – wie die Grundstoffchemie und die Metallerzeugung, die zusammen alleine rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs des produzierenden Gewerbes ausmachen – durch höhere Energiepreise stärker betroffen. Andere Branchen, wie der Maschinen- und Fahrzeugbau, benötigen dagegen etwa in der Produktion weniger hohe Temperaturniveaus und sind somit weniger anfällig für steigende Energiekosten (siehe Abbildung 6). Wohnfläche steigt kontinuierlich und macht Effizienzsteigerungen teilweise zunichte Entgegen der insgesamt positiven Entwicklung der privaten Haushalte beim Energiesparen stieg sowohl die absolute Wohnfläche wie auch die relative Wohnfläche pro Kopf weiter an, letztere von 42,6 m2 pro Kopf im Jahr 2008 auf 45,5 m2 im Jahr 2022. Dies ist insofern problematisch, als die seit Jahren kontinuierlich steigenden Wohnflächen einen Teil der Energieeffizienzsteigerungen im Gebäudesektor zunichtemachen (siehe Abbildung 7). Energiesparen trägt zur Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien bei und unterstützt Klimaschutz Energieverbrauchsminderung unterstützt die Energiewende bei der Zielerreichung hin zur vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien und beim Klimaschutz. Je geringer der Energie- und der Stromverbrauch, desto höher ist der relative Anteil der erneuerbaren Energien. Hypothetisch hätte der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch 2022 ohne die tatsächliche Stromverbrauchsminderung gegenüber dem Vorjahr nur 44,5 Prozent anstatt 46 Prozent betragen, gegenüber einer hypothetischen Entwicklung des Stromverbrauchs ohne Stromverbrauchsminderung seit 2008 sogar nur 36,0 Prozent. Der Stromverbrauch läge bei hypothetischer Betrachtung ohne Stromverbrauchsminderung und bei konstanter Stromproduktivität über ein Viertel höher als 2022. Damit bestätigt die Entwicklung den alten Dreiklang aus „Energiesparen“, „Erneuerbare Energien“ und möglichst hoher „Effizienz“ bei Umwandlung und Verwendung von Energie sowie das Konzept „Efficiency First“ (Eff1st) im Energiesystem, wonach der Energieverbrauchsminderung eine größere Bedeutung zukommen sollte (siehe Abbildung 8). Energiesparen hat funktioniert Wie lassen sich die Entwicklungen interpretieren? Zunächst einmal zeigen sie, dass Energiesparen grundsätzlich funktioniert. Es gelang, den Energieverbrauch im Jahr 2022 in allen Sektoren außer dem Verkehrssektor merklich zu mindern. Gleichzeitig ist die Wirtschaftsleistung der Gesamtwirtschaft gestiegen und die des Industriesektors bei weitem nicht vergleichbar mit der dortigen Energieeinsparung gesunken: Die des Industriesektors insgesamt ist nahezu gleichgeblieben, die der energieintensiven Industrien ist merklicher gesunken, in den einzelnen Unterbranchen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Energieproduktivität insgesamt hat also deutlich zugenommen. Schließlich hat die Minderung des Energieverbrauchs auch maßgeblich zur Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung sowie zum Klimaschutz beigetragen – eingesparte Energie muss nicht fossil erzeugt werden. Ohne Energiesparen als erste Säule der Energiewende läge der Anteil des erneuerbaren Stroms im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte niedriger, gegenüber einer hypothetischen Entwicklung ohne Energieverbrauchsrückgang seit 2008 sogar um 10 Prozentpunkte. Ohne die Energiespar- und Energieeffizienz-Maßnahmen der Bevölkerung und Unternehmen wäre der erste Winter der „Energiekrise“ nicht so glimpflich verlaufen, hätten deutlich mehr klimaschädliche Energieträger wie Öl oder Kohle verbrannt werden müssen, und wäre die Abhängigkeit von Energieimporten stärker. Die Steigerung der Energieeffizienz und verhaltensbedingtes Energiesparen als die zwei Strategien zur Energieverbrauchsminderungen sind also nicht nur in Theorie zentral für die Energiewende, sondern zeigen auch in der Praxis Wirkung. Politik der Energieverbrauchsminderung weiter stärken Energiesparen funktioniert, und wir können durchaus mit gewissem Stolz auf die Erfolge zurückblicken. Dies gilt umso mehr, als die Energieverbrauchsminderung Ergebnis vieler großer und kleiner Maßnahmen in (fast) allen Sektoren ist. Zudem nähern wir uns dem Zielpfad zumindest wieder an, auch wenn wir uns klar noch nicht darauf befinden. Umso wichtiger, den Pfad politisch wie privat vor Augen zu haben. Denn ohne begleitende Maßnahmen in allen Kategorien ist es unwahrscheinlich, dass wir die erfolgreiche Minderungsrate in dem Umfang verstetigen können. Die im Sommer 2022 erlassenen Kurz- und Mittelfrist-Verordnungen zur Energiesicherung (EnSikuMaV und EnSimiMaV, siehe Textbox unten) haben zum Erfolg beigetragen, genau wie die Einsparaktivitäten der Bevölkerung und Unternehmen, die vielen Energiesparkampagnen, und die hohen Energiepreise. Das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG, siehe Textbox unten) bietet eine gute Grundlage, hieran anzuknüpfen. Damit das „Efficiency First“-Prinzip aber zum neuen Normal wird, muss das Effizienzgesetz nun ambitioniert umgesetzt werden und es müssen konkrete Politikinstrumente zum Energiesparen folgen. Zu nennen sind beispielsweise anspruchsvolle Energieverbrauchsstandards für neue und Bestandsgebäude, das prioritäre Sanieren der schlechtesten Gebäude („Worst First“) mittels verpflichtender Mindeststandards (MEPS), Energieeinsparverpflichtungen bzw. Weiße-Zertifikate-Systeme für unterschiedliche Sektoren, ein Frontrunner-Ansatz für die Produkteffizienz, und eine aktivierende und prominent platzierte Energiesparkampagne. Die Energiesparpolitik sollte sinnvoll mit Sozialpolitik flankiert werden, damit Einsparmaßnahmen nicht mit Nachteilen für vulnerable Gruppen einhergehen, sondern im Gegenteil zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Möglichkeiten dafür zeigt eine UBA-Publikation auf. Dies alles lohnt sich, denn schließlich kommt eine anspruchsvolle Politik der Energieverbrauchsminderung allen zugute: Sie reduziert die Energiekosten, verstärkt den Klimaschutz, steigert die Energieunabhängigkeit Deutschlands und leistet nicht zuletzt einen Beitrag zur zukunftsfähigen Transformation des Energiesystems und der Wirtschaft. EnSikuMaV, EnSimiMaV, EnEfG Das Bundeskabinett hatte im August 2022 vor dem Hintergrund der „Energiekrise“ zwei Energieeinsparverordnungen gebilligt : Die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristige Maßnahmen (EnSikuMaV), und über mittelfristige Maßnahmen (EnSimiMaV). Beide Verordnungen basieren auf dem Energiesicherungsgesetz (§ 30 EnSiG) und leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Sie enthalten konkrete Maßnahmen zum Energiesparen insbesondere für die Heizperioden und adressieren die öffentliche Hand sowie Unternehmen und private Haushalte, um den Gas- und den Stromverbrauch zu senken. Die (inzwischen wieder außer Kraft getretene) EnSikuMaV adressierte v.a. verhaltensbasierte Maßnahmen, die bereits kurzfristig eine Wirkung entfalten können. Enthalten waren u.a. Regeln zur Einschränkung nächtlich beleuchteter Werbetafeln, das Verbot der Beheizung privater Schwimmbäder, die Einschränkung der Beheizung von Gemeinschaftsräumen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, die Vorgabe von Höchsttemperaturen in öffentlichen Nichtwohngebäuden, ein nächtliches Beleuchtungsverbot von Gebäuden und Baudenkmälern, oder die Vorgabe, Ladentüren im Einzelhandel zum Vermeiden von Heizwärmeverlusten geschlossen zu halten. Die EnSimiMaV, die bis Ende September 2024 gültig ist, zielt ergänzend auf mittelfristig wirksame v.a. technische Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung. Sie enthält Regelungen zur Prüfung und Optimierung von Heizungsanlagen, und zum hydraulischen Abgleich von Heizungssystemen. Am 17.11.2023 wurde das „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes“, kurz: Energieeffizienzgesetz (EnEfG) im Amtsblatt veröffentlicht und trat damit in Kraft. Das Bundeskabinett hatte den Gesetzesentwurf im April 2023 beschlossen . Das EnEfG enthält eine Vielzahl von Regelungen, die den Rahmen für neue Energieeinsparungen und Energieeffizienzsteigerungen setzen. Wichtige Neuerungen sind erstmals verbindliche Energieeffizienzziele für den Endenergie - und für den Primärenergieverbrauch im Jahr 2030, sowie ein unverbindliches Endenergie-Ziel für 2045. Es enthält zudem einige konkrete Vorgaben, etwa zur Energieeffizienz von Rechenzentren, Einsparvorgaben für die öffentliche Hand, oder die grundsätzliche Pflicht zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme. Mit dem EnEfG wird auch die europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED) umgesetzt. Wenn das EnEfG ambitioniert umgesetzt wird, bietet es Chancen, die Energieeinsparungen zu verstetigen und den Energieverbrauch weiter zu reduzieren.
Marktdaten: Wohnen Klimaneutrales und ressourcenschonendes Wohnen ist ein Big Point beim nachhaltigen Konsum. Hierzu müssen – neben der Senkung des Wärmebedarfs von Gebäuden – vor allem der stetige Anstieg der Pro-Kopf-Wohnfläche gestoppt, die Wärmegewinnung von Verbrennungssystemen auf Wärmepumpe und solare Wärme sowie die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Wohnfläche pro Einwohner*in gestiegen Die Wohnfläche pro Einwohner*in ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. 1990 lag sie noch bei 34,8 Quadratmetern (m²), 30 Jahre später bereits bei über 47 m² (siehe Abb. „Wohnfläche pro Kopf“). Das Statistische Bundesamt definiert die Wohnfläche als die Fläche aller Wohn- und Schlafräume sowie aller Küchen und Nebenräume. Unberücksichtigt bleiben dabei die nicht zum Wohnen bestimmten Boden-, Keller- und Wirtschaftsräume. Außerdem wird die Wohnfläche in Leerständen nicht erfasst. Heizsysteme: Verbrennung noch marktbeherrschend Bei neu installierten Heizungen haben Wärmepumpen und Biomasse -Kessel 2020 und 2021 deutlich an Marktanteil gewonnen (siehe Abb. „Marktentwicklung Wärmeerzeuger“). Weiterhin basieren aber über 80 % der neu installierten Heizsysteme auf Verbrennung, dreiviertel auf den fossilen Energieträgern Gas- und Öl. Wärmepumpen: Sprunghaft gestiegene Nachfrage Nach einem stetigen Wachstum seit 2015 ist der Absatz von Wärmepumpen 2020 und 2021 sprunghaft angestiegen (siehe Abb. „Absatz von Wärmepumpen, Marktanteil von Heizungswärmepumpen“). So hat sich die Zahl der verkauften Heizungswärmepumpen innerhalb dieser zwei Jahre nahezu auf 154.000 Anlagen verdoppelt. Mehr als 80 % der verkauften Wärmepumpen waren dabei Luft-/Wasser-Systeme. Außerdem wurden 23.500 Warmwasserwärmepumpen 2021 verkauft. Das sind 15 % mehr als 2020. Sonnenkollektoren: Talfahrt bei Neuinstallationen gestoppt Sonnenkollektoranlagen können zur Warmwasserbereitung sowie zur Heizungsunterstützung eingesetzt werden. Während die gesamte installierte Kollektorfläche in 2021 geringfügig auf jetzt 21,6 Mio. m² angewachsen ist, lag die neuinstallierte Kollektorfläche mit 640.000 m² auf dem Niveau von 2020. Die neuinstallierte Kollektorfläche liegt damit 70 % unter dem Maximum von 2008 (siehe Abb. „Jährliche Neuinstallation von Solarwärmeanlagen“). Ökostromtarife: Klimaschutzdebatte pusht die Nachfrage Der Marktanteil von Ökostromtarifen lag bei privaten Haushalten 2020 erstmalig über 30 %. Bei Industrie, Gewerbe und sonstigen Letztverbrauchern lag der Marktanteil bei 13,8 % (siehe Abb. „Marktanteil von Ökostromtarifen“). Die hohe Medienpräsenz des Themas Klimaschutz hat sich – wie auch schon 2011 die durch die Reaktorkatastrophe von Fukushima ausgelöste Atomstromdebatte – deutlich positiv auf die Nachfrage nach Ökostromtarifen ausgewirkt.
Origin | Count |
---|---|
Bund | 17 |
Land | 2 |
Zivilgesellschaft | 2 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 3 |
Text | 12 |
unbekannt | 4 |
License | Count |
---|---|
closed | 14 |
open | 3 |
unknown | 2 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 19 |
Englisch | 1 |
Resource type | Count |
---|---|
Datei | 3 |
Dokument | 6 |
Keine | 7 |
Unbekannt | 1 |
Webseite | 10 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 19 |
Lebewesen & Lebensräume | 14 |
Luft | 7 |
Mensch & Umwelt | 19 |
Wasser | 7 |
Weitere | 16 |