Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung (dRWB) ist ein zentraler Baustein der Klimafolgenanpassung. Berlin verfolgt in diesem Zusammenhang das Ziel "Schwammstadt" zu werden. Im Auftrag der Berliner Regenwasseragentur wurde durch das Büro gruppe F eine Methodik zur Erfassung von Potenzialen der dRWB auf Grundlage von öffentlich verfügbaren Daten entwickelt. Ziel ist es, Handlungsräume zu identifizieren, in denen Regenwasser lokal bewirtschaftet werden kann, anstatt es in die Kanalisation abzuleiten und somit die Abkopplung im Bestand voranzutreiben. Die Methodik und die daraus entstandenen Potenzialkarten können die Entwicklung von gesamtstädtischen Strategien zur Förderung von dRWB unterstützen und zur groben Ersteinschätzung von Versickerungs-, Abkopplungs- und Dachbegrünungspotenzialen dienen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: https://regenwasseragentur.berlin/abkopplungspotenzialkarten/
Versickerungspotenzial
Das Potenzial zur Versickerung von Regenwasser ergibt sich aus den naturräumlichen Gegebenheiten und planungsrelevanten Rahmenbedingungen. Bewertet werden u. a. die Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes, der Bemessungsgrundwasserstand (je nach Datenverfügbarkeit), das Vorhandensein eines Wasserschutzgebietes oder geschützter Biotope, die Hangneigung, der Denkmalschutz, der Abstand zu Gebäuden und die Verkehrsmenge bei Straßen. Altlasten(-verdachtsflächen) und Leitungen im Untergrund konnten nicht berücksichtigt werden, da die Daten nicht frei zugänglich sind. Die Karte kann zur groben Ersteinschätzung dienen, ist jedoch kein Ersatz für Vor-Ort Untersuchungen bzw. Fachplanungen. Für eine praxistaugliche Anwendung wurden drei Szenarien mit unterschiedlich eingestellten Eignungskriterien entwickelt. Es wurden die Flächen-, Mulden- und Rigolenversickerung sowie das Mulden-Rigolen-Element betrachtet. Wenn diese Maßnahmen nicht möglich sind, kommt das Mulden-Rigolen-System mit gedrosselter Ableitung zum Einsatz.
Abkopplungspotenzial
Die Karte verdeutlicht, an welchen Orten in Berlin die stadt- und naturräumlichen Gegebenheiten potenziell geeignet sind, um Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung umzusetzen und welcher Anteil einer an die Regen-/Mischwasserkanalisation angeschlossenen Fläche potenziell abgekoppelt werden kann. Hierbei wird das Abkopplungspotenzial der Versickerungsmaßnahme dargestellt, die den höchsten Effekt erzielt. Es wurden fünf Versickerungsmaßnahmen betrachtet. Aufgrund von nicht frei verfügbaren Datengrundlagen erfolgte die Berechnung auf Ebene der ISU5 Block-/Blockteilflächen und der Straßenabschnitte; Flurstücksgrenzen wurden nicht berücksichtigt. Die Karte kann zur groben Ersteinschätzung dienen, ist jedoch kein Ersatz für Vor-Ort Untersuchungen bzw. Fachplanungen. Es wurden z. B. keine Altlasten, Leitungen im Untergrund oder Flächennutzungen betrachtet. Für eine praxistaugliche Anwendung wurden drei Szenarien mit unterschiedlich eingestellten Eignungskriterien entwickelt. Sie basieren auf den gleichnamigen Versickerungspotenzialszenarien.
Dachbegrünungspotenzial
Besonders in dicht bebauten Stadtgebieten in denen Dachflächen einen beträchtlichen Anteil der Gesamtfläche einnehmen, können Gründächer einen wichtigen Baustein der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung darstellen. Die Ermittlung des Dachbegrünungspotenzials erfolgte im Wesentlichen über die Dachneigung. Die Einschätzung der Potenziale werden anhand einer Ampel-Systematik auf der Ebene von Dachteilflächen dargestellt. Flächen mit geringer Dachneigung und ohne Denkmalschutz wurden besser bewertet als denkmalgeschützte Flächen mit einer Dachneigung über 5°. Ausgeschlossen wurden Flächen mit vorhandener PV-/Solarthermie-Anlage und/oder Dachbegrünung sowie Kleinstflächen, da hier der Aufwand für die Umsetzung von Gründächern im Bestand als unrealistisch hoch eingeschätzt wird. Gründachpotenziale werden bei automatisierten Ermittlungsverfahren i.d.R. überschätzt. Wesentliche Aspekte, v.a. Informationen zur Gebäudestatik, sind nicht flächendeckend verfügbar und konnten auch bei der Gründachpotenzialkarte für Berlin nicht berücksichtigt werden. Die Karte kann zur groben Ersteinschätzung dienen, ist jedoch kein Ersatz für Vor-Ort Untersuchungen bzw. Fachplanungen.
Das Projekt "Abflussmessung an Mulden-Rigolen-Systemen" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie / Ingenieurconsult Schneider und Partner. Es wird/wurde ausgeführt durch: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), Fakultät Bauwesen.Bei dem realisierten Projekt handelt es sich um den messtechnischen Nachweis einer alternativen Entwaesserungsloesung. Bekannt als 'Mulden - Rigolen System' wird von dem bisherigen Postulat einer direkten Ableitung des anfallenden Regenwassers in einen Kanal abgewichen und statt dessen das Regenwasser ueber Mulden in darunter liegende Rigolen abgeleitet. Von dort wird es zum Teil versickert, zum anderen zeitlich verzoegert in den Regenwasserkanal oder direkt in das Gewaesser abgeleitet. Dadurch werden Abflussspitzen im Gewaesser reduziert und gleichzeitig koennen Regenwasserkanaele mit geringeren Querschnitt gebaut, bzw. auf diese ganz verzichtet werden. Um die tatsaechliche Leistung dieser Systeme auch im Winter und bei Verschmutzungen nachzuweisen und eine weitere Verbesserung der Abflussdrosselung zu erreichen, sind Messungen an fertigen Systemen erforderlich. Das Projekt ist in zwei Schwerpunkte gegliedert. Im ersten Teil werden Messungen zum Abfluss und Speichervermoegen an einem Rigolenmodell im Massstab 1 : 5 durchgefuehrt. Ueber Aehnlichkeits- und Modellgesetze wurden somit erste Erkenntnisse, u.a. zum optimalen Schichtenaufbau, Materialarten, verschiedene Korngroessen etc. gewonnen und ausgewertet. Im zweiten Teil wurde ein Messnetz fuer Niederschlag-Abflussmessungen, sowie zur Ermittlung der Einstauhoehe in den Rigolen vor Ort installiert. Aus diesen Messgroessen wird eine Korrelation hergestellt und mit Hilfe von Modellsimulationen nachgebildet. Ueber verschiedene Fallbeispiele soll das System optimiert und verbessert werden.
Das Projekt "Bodenmelioration im Weinbau - Anbaumassnahmen zur Reduzierung des Nitrataustrages" wird/wurde gefördert durch: Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Institut für Pflanzenbau.Die verfahrensuebliche Bodenmelioration im Weinbau (Wiederanpflanzung) ruft eine starke Nitratfreisetzung im Boden hervor. Es sollen Loesungsstrategien aufgezeigt werden, die einen Austrag dieses Nitratstickstoffs und eine dadurch hervorgerufene Grundwasserbelastung weitgehend vermeiden lassen.
Das Projekt "Abwasserminimierung durch naturnahe Regenwasserbewirtschaftung - Anwendung von Mulden-Rigolen-Systemen zur Niederschlagswasserentsorgung in Gewerbe- und Siedlungsgebieten der Stadt Hennigsdorf" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Es wird/wurde ausgeführt durch: ABS Hennigsdorf GmbH.Zielsetzung und Anlass des Vorhabens: Ziel des Projekts war es, durch Erfassung der regionalen Verhältnisse in Bezug auf Hydrogeologie, Geographie und Infrastruktur die Ausgangsbedingungen für eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung (ökologische Stadtentwässerung mittels Mulden-Rigolen-System) für Hennigsdorf festzulegen und die Durchführbarkeit einer späteren AB-Maßnahme zur Realisierung der vorgeschlagenen Lösung zu untersuchen. Auf der Grundlage dieser Analyse und einer Standortauswahl (in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung) sollte eine Konzeption zur Realisierung der ökologischen Stadtentwässerung erarbeitet werden. Fazit: Auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse könnten Versickerungsmulden an den ausgewiesenen Standorten bemessen und in den Straßenraum eingeordnet werden. Die bauseitige Realisierung wäre unproblematisch und im Rahmen oder unter Mitwirkung von AB-Maßnahmen möglich und sinnvoll.