Hüde – In dieser Woche beginnen in den Uferzonen des Dümmers wichtige Pflegearbeiten des Naturschutzes: Im Auftrag des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), der Staatlichen Moorverwaltung, des Domänenamtes sowie des Landkreises Diepholz werden Fräsmaschinen die Verbuschung der Schilfzone durch Weidensträucher zurückdrängen, um dem Schilf wieder mehr Raum zu geben. „Zum Einsatz kommen Raupenfahrzeuge, die speziell mit Forstfräsen ausgestattet sind und die Weidenbüsche mitsamt ihrem Wurzelwerk kleinhäckseln. So verhindern wir, dass die Schilfzone weiter verbuscht und können wieder große zusammenhängende Schilfbereiche entwickeln“, erläutert Heinrich Belting von der Naturschutzstation Dümmer des NLWKN das Vorgehen. Die Pflegearbeiten sind für den Naturschutz am See besonders wichtig, da das Röhricht eine große Bedeutung für den Erhalt zahlreicher bedrohter Vogelarten hat, die durch die europäische Vogelschutzrichtlinie besonderen Schutz genießen. Dazu zählen unter anderem Rohrdommel, Rohrsänger und Wasserralle, die durch das Zurückdrängen des Weidenbewuchses wieder ideale Brutbedingungen im Schilfgürtel vorfinden. Ein Vorteil für den aufwändigen Pflegeeinsatz ist die derzeitige Trockenphase: „Dadurch ist der Wasserstand im See niedriger als sonst und auch die Schilfzone ist trocken, so dass die Maschinen sehr gut im Schilf arbeiten können, ohne größere Schäden zu verursachen“, ergänzte Belting. Die Pflegearbeiten werden etwa drei Wochen in Anspruch nehmen und voraussichtlich bis Mitte September abgeschlossen sein.
Das Projekt "Auswirkungen einer winterlichen Rohrwerbung auf die Bestandsstruktur und die Habitatfunktion von aquatischen Röhrichtbeständen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: In Brandenburg ist die winterliche Rohrwerbung Teil des Fischereirechts. Damit stellt sie potenziell eine Rohstoff- und Einkommensquelle für Fischereibetriebe dar. Im Vorhaben werden die Auswirkungen einer Wintermahd auf die Vitalität des Rohrbestandes und auf ausgewählte Elemente der Biozönose geprüft. Insgesamt soll die Nachhaltigkeit der Rohrwerbung eingeschätzt werden. Weiterhin werden die Auswirkungen der Rohrwerbung auf rückläufige Röhrichte an Flussseen untersucht, um eventuelle Pflegeaspekte zu erkennen.
Material und Methoden: Das Vorhaben ist über einen längeren Zeitraum angelegt. Die ersten Untersuchungen fanden 2013 statt, im Winter des Jahres wurden auch erstmalig Felder gemäht. Im Jahr 2014 wurden die Untersuchungen der Biozönose fortgesetzt und es wurde erneut gemäht. Die Arbeiten finden an drei Standorten statt. An den Groß Schauener Seen wurden drei Versuchsflächen mit jeweils fünf Versuchsfeldern eingerichtet. Im Dezember 2013 wurden pro Fläche drei der Felder, im Dezember 2014 jeweils zwei Felder gemäht. Am Holbecker See wurden 2013 zwei Flächen eingerichtet, die jeweils ein Mahd- und ein Kontrollfeld umfassen. Im Jahr 2014 wurde das Mahdfeld einer der Flächen gemäht. An den Havelseen bei Brandenburg (Stadt) wurden 2014 drei neue Mahdfelder eingerichtet. An allen Flächen wurden Bestandsparameter zur Charakterisierung der Röhrichte aufgenommen: Halmlänge, -dichte und -durchmesser. An den Groß Schauener Seen und am Holbecker See fanden zwei Elektrobefischungen statt. Hier wurden Erhebungen zur Amphibien- und Vogelfauna an Unterauftragnehmer vergeben.
Ergebnisse: Die Röhrichtbestände der Versuchsflächen unterschieden sich bereits vor der Mahd. Die ausgedehnten Groß Schauener Röhrichte sind überwiegend stark verlandet, mit eher kleinen Halmen. Am Holbecker See wachsen lange Halme bis in tiefe Bereiche, die Verlandung ist gering. An den Brandenburger Havelseen sind die Bestände durch große Halme gekennzeichnet. Die vorgelagerten Bereiche sind beeinträchtigt und in schüttere Rohrinseln aufgelöst. In den Mahdflächen wurden die Althalme entfernt; die nachwachsenden Halme haben höhere Dichten und sind tendenziell kürzer. Die mit einem Amphibienfahrzeug übliche Unterwassermahd kann zu erheblichen Schäden an den Außenfronten von Schilfbeständen führen. Es waren keine Auswirkungen der Mahd auf die Fischbestände in den verschieden behandelten Bereichen feststellbar. Weder Arteninventar noch anteilige Zusammensetzung oder Größenspektrum unterschieden sich. Für Amphibien ließ sich eine Bevorzugung der freien Mahdflächen während der Paarungszeit im Frühjahr feststellen. Bei den Vogelarten wurde eine Verschiebung ermittelt. Die im Frühjahr offenen Mahdbereiche werden von Gänsen und Enten als Ruheplatz oder von Watvögeln, wie der Bekassine zur Nahrungssuche genutzt. Es fehlen die im Rohr brütenden Vögel (z. B. Rohrsänger).
Das Projekt "Naturschutzkonzeption fuer das Gebiet Schaplow-Seenkette und Gebiete der Gemarkungen Bugh und Kehrigk" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von LANDPLAN Gesellschaft für landwirtschaftliche und kommunale Umwelt- und Entwicklungsplanung durchgeführt. Rund um die Schaplow-Seenkette und im Bereich der Seen selbst existiert noch eine weitgehend intakte Natur in der landschaftstypischen Form. Dazu gehoert ein breiter Schilfguertel, begrenzt vom Erlenbruchwald, der von Feuchtwiesen umschlossen wird. Zwei noch lebende Moore sind die wichtigsten Biotope hier. In dieser durch den Menschen noch schwach genutzten Landschaft leben sehr seltene Arten wie Kraniche, Seeadler, alle Rohrsaenger-Arten uvm. Durch Beschluss des Landkreises wurde das gesamte Gebiet einstweilig gesichert. Dennoch soll der sanfte Tourismus hier stattfinden, um wirtschaftliche Perspektiven fuer die Bevoelkerung dieses Gebietes zu eroeffnen. Fuer das Gebiet werden die noetigsten Antraege auf Ueberfuehrung in den Status Naturschutzgebiet gestellt. Weiterhin wird eine langfristige Betreuung vorgeschlagen. Die Projekte zur touristischen Nutzung werden weiterbearbeitet, wozu eine Projektgruppe fuer das Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Storkow gebildet wird.