Das Projekt "Paläohydrogeologische Modellierung des Grundwassersystems im Großraum Lübeck" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut für Wasserressourcen und Wasserversorgung B-11 durchgeführt. Zielsetzung des Projektes ist es, die paläohydrogeologische Entwicklung eines Untersuchungsgebietes im östlichen Schleswig-Holstein zu modellieren. Dadurch soll ein Beitrag zur Genese der Grundwässer geleistet und paläohydrogeologische Einflüsse auf rezente Versalzungs- oder Aussüßungsvorgänge quantifiziert werden. Die Paläohydrogeologie befasst sich mit den zeitlichen Abläufen und Veränderungen im hydrogeologischen System. Die Grundwassersysteme im norddeutschen Raum wurden in ihren Entwicklungszeiträumen entscheidend durch Zyklen von Kalt- und Warmzeiten geprägt, die mit erheblichen Änderungen der Oberflächentemperatur, des Niederschlags sowie Sedimentations- und Abtragungsprozessen verbunden waren. Während glazialer Perioden wurde das Grundwasserregime zusätzlich durch die Inlandvereisung, Permafrost und den Zufluss von Schmelzwasser beeinflusst. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LANU) wurde der Großraum Lübeck als Untersuchungsgebiet für eine paläohydrogeologische Modellierung ausgewählt. Dieses Gebiet wird zurzeit im Rahmen des Projektes des LANU Untersuchung zur Genese und Dynamik der Grundwasserversalzungen im Raum Lübeck intensiv hydrogeologisch und hydrochemisch untersucht. Das Untersuchungsgebiet liegt im ehemaligen Ausbreitungsbereich der weichselkaltzeitlichen Vereisung. Zunächst werden für dieses Gebiet Szenarien der paläohydrogeologischen Randbedingungen für den Zeitraum der vergangenen 20000 Jahre zusammengestellt. Dafür wird der Gesamtzeitraum in einzelne Zeitintervalle unterteilt und den einzelnen Abschnitten werden charakteristische Merkmale zugewiesen. Darauf aufbauend soll ein Grundwasserströmungsmodell entwickelt werden, um die Fließverhältnisse vom Zeitpunkt des Weichselhochglazials bis zur Gegenwart nachzubilden. Die berechneten Strömungsvorgänge und Fließzeiten sollen unter Einbeziehung von hydrochemischen Analysen und Altersdatierungen rezenter Grundwässer ausgewertet werden, um zusätzliche Rückschlüsse auf deren Genese und die Dynamik des Systems zu gewinnen. Im nächsten Schritt soll der Aufbau eines dichteabhängigen dreidimensionalen Strömungsmodells zur Berechnung der Salz-/ Süßwasserverteilung erfolgen, um die Grundwasserversalzungen unter Berücksichtigung paläohydrogeologischer Systemveränderungen untersuchen zu können.