Der Gewässertyp des Jahres 2015 ist das salzreiche Wattenmeer. Veröffentlicht in Poster.
Der Gewässertyp des Jahres 2015 ist das salzreiche Wattenmeer. Veröffentlicht in Flyer und Faltblätter.
Ökologischer Zustand nur „mäßig“ bis „unbefriedigend“ Das salzreiche Wattenmeer ist „Gewässertyp des Jahres 2015“. Es umfasst rund 20 Prozent der deutschen Küstengewässer und tritt an der deutschen Nordseeküste zwischen den Nord- und Ostfriesischen Inseln und dem Festland und im Jadebusen auf. Sein Zustand ist zwar deutlich besser als vor 30 Jahren, erreicht nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie jedoch nur einen „mäßigen“ bis „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand. Schuld am nur „mäßigen“ bis „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand sind die oft zu hohen Nährstoffbelastungen, Schadstoffe und Müll. Nährstoffe landen über Flüsse und die Luft aus landwirtschaftlich genutzten Flächen im Meer. Die Folge sind häufigere Algenblüten, die zu einer Abnahme von Seegras und zu einer Zunahme von fädigen Grünalgen und zu Sauerstoffmangel führen können. Durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Düngemitteln ließen sie sich aber soweit reduzieren, dass ein „guter“ ökologischer Zustand möglich wäre. Müll gelangt über Flüsse, aber auch direkt, zum Beispiel durch Touristen, die Fischerei oder den Schiffsverkehr ins Wattenmeer und bedroht so eine beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt. Das salzreiche Wattenmeer gilt als vogelreichstes Gebiet Europas: Der Säbelschnäbler beispielsweise ist mit etwa 11.000 Paaren ein sehr häufig zu beobachtender Vogel im Wattenmeer. Seine Nahrung erbeutet er durch das arttypische „Säbeln“, eine mähende Bewegung seines nach oben gebogenen Schnabels. Auch der Bäumchenröhrenwurm, die Gezeiten Seepocke und das Zwergseegras sind anzutreffen. Völlig zu Recht steht das Wattenmeer unter nationalem und internationalem Schutz: Es ist UNESCO Weltnaturerbe und als ein wichtiger Naturraum Deutschlands auch Nationalpark.
Das Umweltbundesamt erklärte das salzreiche Wattenmeer zum Gewässertyp des Jahres 2015. Fachleute bezeichnen diese Gewässer als Euhalines Wattenmeer. Es umfasst rund 20 Prozent der deutschen Küstengewässer und tritt an der deutschen Nordseeküste zwischen den Nord- und Ostfriesischen Inseln und dem Festland und im Jadebusen auf. Sein Zustand erreicht nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie nur einen „mäßigen“ bis „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand.
„Die Küstengewässer der Weser einschließlich der Jade sind im Gegensatz zum Übergangsgewässer Weser (vorläufig) nicht als erheblich veränderte Wasserkörper (HMWB) im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ausgewiesen worden, da bei genereller Betrachtung die anthropogenen Veränderungen der Morphologie hinsichtlich der Beeinträchtigung des guten ökologischen Zustandes nicht signifikant sind. Bis 2009 sind die vorläufigen Ausweisungen zu überprüfen. Im Bereich der Innenjade und eingeschränkt auch des Jadebusens (WRRL Küstengewässer Typ N2 euhalines Wattenmeer) sind in der Vergangenheit jedoch größere anthropogene Maßnahmen erfolgt, so dass sich örtlich deutliche Veränderungen der Morphologie ergeben haben. Diese Veränderungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die biologischen aquatischen Qualitätskomponenten Makrozoobenthos und Makrophyten (Seegras) sollen in ihren Wechselwirkungen analysiert und vor dem Hintergrund des o.g. Zusammenhangs diskutiert werden, um die fachliche Basis für die noch ausstehende Überprüfung der vorläufigen Ausweisung unter Berücksichtigung des CIS-Guide zu verbreitern. Im Rahmen der Studie werden sowohl der ausgewiesene Wasserkörper insgesamt als auch verschiedene Teilräume betrachtet.“
„Im Rahmen dieses Teilprojektes wurden zwei im ostfriesischen Wattenbereich gelegene Miesmuschelbänke (Mytilus edulis) von 1992 bis 1994 untersucht. Eine Kartierung der Miesmuschelvorkommen im Spiekerooger und einem Teil im Langeooger Rückseitenwattes wurde im August und September 1993 durchgeführt. Der Miesmuschelbestand der gesamten niedersächsischen Watten wurde von Mai bis Mitte Juli 1994 in Zusammenarbeit mit dem NLÖ-Forschungsstelle Küste kartiert. Die Bestandsentwicklung war den genannten Untersuchungen zufolge weiterhin rückläufig. Im Bereich mittlerer Größenklassen (bei Schalenlängen von ca. 20 bis ca. 55 mm) waren 1994 in nahezu allen reifen Vorkommen keine Miesmuscheln vorhanden. Als direkte Ursache hierfür ist in erster Linie Fraßdruck durch Vögel anzusehen. Der beobachtete Bestandsrückgang wurde zudem maßgeblich durch die Auswirkungen des Winters 1992/93 verursacht. Vermutlich hatte die Sturmanfälligkeit der Bänke durch ihre veränderte Altersstruktur zugenommen. Vom Rückgang betroffen waren sowohl befischte als auch unbefischte Miesmuschelbänke. Miesmuschelwerbung führt nicht in jedem Fall zu einem längerfristigen Flächenrückgang eines befischten Vorkommens. Auch die Standorte reifer Vorkommen werden zwecks Besatzmuschelgewinnung befischt. Die Miesmuschelfischerei befindet sich durch die bevorzugte Nutzung junger Muscheln zur Belegung der Kulturflächen in direkter Konkurrenz zu den Beständen muschelfressender Seevögel.“ “Two intertidal mussel beds (Mytilus edulis) were examined at the coast of East Frisia from 1992 until 1994. A survey of the mussel beds at the Spiekerooger and parts of the Langerooger intertidal flats was carried out in August and September 1993. The mussel stock of the whole Lower Saxonian intertidal area was mapped from May to mid-July 1994 in cooperation with the NLÖ-Forschungsstelle Küste. According to the above-mentioned investigations the development of the blue mussel stock still was declining. Mussels with a shell-length between c. 20 and c. 55 mm were missing in almost all mature beds. This gab in the size-frequency distribution was probably mainly caused by predation of birds. Furthermore, the observed decrease of the mussel stock resulted mainly from the winter 1992/93. Presumably the susceptibility of the mussel beds to storm impacts increased during the last years because of the described change of the population structure. Both fished and not fished mussel beds decreased in biomass and area. Mussel fishery doesn’t account for a longer-term decrease of fished mussel beds in general. Positions of mature mussel beds are used by the fishermen to obtain seed mussels for their culture plots, too. The mussel fishery competes directly with increased populations of mussel-eating birds for the same size-classes of young mussels.”
Der Gewässertyp des Jahres - Eine Aktion des Umweltbundesamtes. Grundlage für die Auswahl ist die nach der Wasserrahmenrichtlinie vorgenommene Einteilung der Gewässer in Typen. Aktuell werden in Deutschland 25 Fließgewässertypen, 14 Seentypen und 11 Typen für Küsten- und Übergangsgewässer unterschieden. Über die Gewässer des „Typs des Jahres“ erfahren Sie, welche besonderen Eigenschaften sie haben, wie sie überwiegend genutzt werden und wodurch sie besonders gefährdet sind. Gewässertypen des Jahres: 2011 - Typ 5: Grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche; 2012 - Typ 15: Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse und Typ 15_g: Große sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse; 2013 - Typ 3: Fließgewässer der Jungmoräne des Alpenvorlandes (Bäche der Jungmoräne des Alpenvorlandes (3.1); kleine Flüsse der Jungmoräne des Alpenvorlandes (3.2)); 2014 - Typ 13: Kalkreicher, geschichteter Tieflandsee mit relativ kleinem Einzugsgebiet (2 - 123 km²); 2015 - Typ N2: Salzreiches (Euhalines) Wattenmeer; 2016 - Typ 10: Kiesgeprägter Strom; 2017 - Typ 8: Talsperren; 2018 - Typ 14: Sandiger Tieflandbach; 2019 - Typ T1: Großes Ästuar; 2020 - Typ 7: Steiniger, kalkreicher Mittelgebirgsbach; 2021 - Typ 4: Alpensee; 2022 - Grundwasser; 2023 - Mittelgebirgsfluss; 2024 - Flaches Küstengewässer der Ostsee
„Im Rahmen des Gesamtvorhabens „Alternativplanung Stüverslegde“ wurden benthosbiologische Watt- und Rinnenuntersuchungen im Bereich der Klappstelle „Stüverslegde“ (1997-1998) und an einem möglichen Alternativklappstandort „Östl. Neiderplate“ (2000) durchgeführt. Zur Bewertung und Einordung der Ergebnisse in das Gesamtgebiet „Langeooger Rückseitenwatt“ wurden darüber hinaus frühere Erhebungen aus den Wattbereichen (Sensitivitätskartierung 1988) und den Rinnen des Gebietes (Kontrolluntersuchungen zu EUROPIPE-Bau 1993-1997) ergänzend ausgewertet. […] Im Untersuchungsgebiet „Stüverslegde“ wurden 89 Arten der Makrofauna und 10 Fischarten festgestellt. Bedingt durch eine heterogen verteilte und vielfältige Substratstruktur wird das Gebiet von einer artenreichen Epi- und Endofauna besiedelt, darunter auch verschiedene, als potentiell empfindlich einzustufende Faunenelemente. In den angrenzenden Wattbereichen kamen 26 Arten vor. Im Bereich „Östl. Neiderplate“ wurden 41 Makrofaunaarten und 3 Fischarten vorgefunden, wobei der Probenumfang dort wesentlich geringer war. Muscheln und einige Spezies der Hartbodenfauna waren hier ebenfalls vorhanden. Insgesamt überwiegen Arten der Sandbodenfauna. […] Angesichts der potentiellen Sensibilität der vorgefundenen benthischen Besiedlung wird bei zukünftiger Nutzung der Klappstelle „Stüverslegde“ die Etablierung eines längerfristigen, maßnahmenbegleitenden Monitoringprogramms empfohlen. Das Gebiet „Östl. Neiderplate“ stellt auf der Grundlage der bisher verfügbaren biologischen Daten eine geeignete Alternative als Klappstellengebiet zum Bereich „Stüverslegde“ dar.“
Im Rahmen dieses Projekts Ökosystemforschung Niedersächsisches Wattenmeer wurden Methoden zur Geländeuntersuchung und Fernerkundung eulitoraler Miesmuschelbänke untersucht. Untersuchungsmethoden: Geländeuntersuchung (Groundtruth); Fernerkundung; Untersuchungsgebiete: Lütetsburger Plate (Norderneyer Rückseitenwatt); Neuharlingersieler Nacken (südlich der Gröninger Plate). Beprobungszeit: Juni-Dezember 1992.
Für die Typisierung von Küstengewässern können gemäß Wasserrahmenrichtlinie zwei unterschiedliche Systeme angewendet werden. Zur Ableitung von Typen gemäß des so genannten Systems A sind die Deskriptoren Ökoregion, jahresbezogener durchschnittlicher Salzgehalt und die durchschnittliche Tiefe heranzuziehen. Zur Typisierung gemäß System B stehen noch eine Reihe weiterer optionaler Faktoren zur Verfügung, wie z. B. Strömungsgeschwindigkeit, Wellenexposition, durchschnittliche Wassertemperatur, Durchmischungseigenschaften, Trübung usw. Die Typisierung der Küstengewässer Deutschlands ist vom Bund-/ Länder Messprogramm (BLMP) mit der Unterstützung von zahlreichen internationalen Arbeitsgruppen und der AG WRRL (BLMP) sowie der COAST EU-Arbeitsgruppe der Common Implementation Strategy (CIS) erarbeitet worden. Um die unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen der Küstengewässer von Nord-und Ostsee in Bezug auf Hydromorphologie, Hydraulik und Physiko-Chemie besser abbilden zu können, ist das System B gemäß WRRL angewendet worden. Als relevante Faktoren zur Ableitung der Küstengewässertypologie wurden gewählt (Reimers 2005): obligatorische Faktoren Ökoregion Salzgehalt (Salinität) optionale Faktoren Tidenhub Zusammensetzung der Substrate Exposition Den wichtigsten Typisierungsfaktor stellt dabei der Salzgehalt dar, der in den fünf Klassen < 0,5 PSU (= Süßwasser), 0,5 bis < 5 PSU (= oligohalin), 5 bis < 18 PSU (= mesohalin), 18 bis < 30 PSU (= polyhalin) und 30 bis < 40 PSU (= euhalin) in das Typologiesystem eingeht. In der Nordsee kommen hauptsächlich Wasserkörper mit einem Salzgehalt von ca. 30 PSU vor (polyhalin bis euhalin). Die Ostsee hingegen weist niedrigere Salzkonzentrationen von oligo- bis mesohalin auf, da die Ostsee von dem Zustrom von salzreichem Wasser aus der Nordsee und den einmündenden Süßwasser führenden Fließgewässern beeinflusst wird. Der Tidenhub der Nordsee wird in den drei Klassen < 2 m, 2 – 3 m und > 3 ermittelt. Für die Ostsee ist dieser Faktor nicht relevant, da der Tidenhub hier nur < 20 cm ausmacht. Die Substrate werden in die Klassen Schlick (Ton bis Silt), Sand bis Kies, Stein bis Blöcke und Mischsediment eingeteilt. Die Substrate der Küstengewässer der Nordsee sind v. a. mobile Sande; felsige Substrate finden sich um Helgoland. Bei den Substraten der Küstengewässer der Ostsee handelt es sich überwiegend um Sand und Schlick. Die Exposition geht in sieben Klassen in die Typologie ein (s. Abb. 1). Neben den oben beschriebenen Hauptfaktoren der Typisierung sind noch weitere zusätzliche Typisierungsparameter in die Ableitung der Küstengewässertypologie eingeflossen, wie z. B. Gewässertiefe oder Mischungsverhältnisse. Diese zusätzlichen Typisierungsparameter sind mit ihren Klassengrenzen als Typisierungssystem in der Abbildung 1 dargestellt. Abb. 1: Übersicht über die Küstengewässertypen von Nord- und Ostsee mit ihren Typisierungsparametern (aus Reimers 2005). Für die beiden Ökoregionen Nord- und Ostsee sind insgesamt neun Küstengewässertypen ausgewiesen worden, fünf davon für die Nordsee und vier für die Ostsee. Typen der Küstengewässer in der Nordsee Typ N1: Euhalines offenes Küstengewässer Typ N2: Euhalines Wattenmeer Typ N3: Polyhalines offenes Küstengewässer Typ N4: Polyhalines Wattenmeer Typ N5: Euhalines felsgeprägtes Küstengewässer Helgoland Typen der Küstengewässer in der Ostsee Typ B1: Oligohalines inneres Küstengewässer Typ B2: Mesohalines inneres Küstengewässer Typ B3: Mesohalines äußeres Küstengewässer Typ B4: Meso-polyhalines äußeres Küstengewässer, saisonal geschichtet Zur Beschreibung der Küstengewässertypen der Nord- und Ostsee (außer Typ B1) liegt der Entwurf einer steckbrieflichen Beschreibung vor (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein 2006) (Abb. 2). Dieser Entwurf enthält folgende Informationen zur Charakterisierung der Typen: Allgemeine Beschreibung mit Angaben zu Verbreitung, topographische Kurzbeschreibung EU Type Fingerprint = Typologiesystem mit den Parametern und Klassengrenzen die zur Ableitung des Typs herangezogen worden sind Hydromorphologische Eigenschaften im Referenzzustand Physiko-chemische Eigenschaften im Referenzzustand für die Parameter Salzgehalt, Sauerstoff, Gesamtstickstoff, Nitrat, Gesamtphosphor, Phosphat und Sichttiefe Biozönotische Eigenschaften im Referenzzustand mit Angaben zur Charakterisierung der Lebensgemeinschaften der biologischen Qualitätskomponenten Phytoplankton, Makrophyten, Makrozoobenthos Alle Küstengewässer, die bis zur Basislinie +1 Seemeile reichen, sind gemäß WRRL in Bezug auf die ökologische Bewertung berichtspflichtig. In der Karte der Küsten- und Übergangsgewässertypen (Daten des Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, 29.03.2022) Deutschlands ist daher diesen Gewässern ein entsprechender Gewässertyp zugewiesen worden (Abb. 3). In der Ökoregion Nordsee ist der Typ N4: polyhalines Wattenmeer der häufigste Küstengewässertyp, in der Ökoregion Ostsee ist es der Typ B2: mesohalines inneres Küstengewässer.