Das Projekt "Spaeteiszeitliche Gletscher-, Permafrost- und Klimageschichte zwischen Arlberg und Silvretta - Modellierung von Gletschern, Permafrostverbreitung und Klimaschwankungen waehrend des ausgehenden Pleistozaens" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Innsbruck, Institut für Geographie durchgeführt. Das Spaetglazial (ca. 15.000 - 10.000 14C BP) der letzten Eiszeit war durch zahlreiche, rasch ablaufende und intensive Klimaschwankungen mit entsprechenden Folgen fuer die Gletscherausdehnung, die Permafrostverbreitung und die morphologische Dynamik in Hochgebirgen gekennzeichnet. Obwohl die Alpen heute zu den Hochgebirgen gehoeren, in denen der, von mehreren erneuten Gletschervorstoessen unterbrochene, spaetglaziale Eisruecken am besten erforscht ist, bestehen nach wie vor betraechtlichen Kenntnisluecken ueber den raeumlichen und zeitlichen Ablauf der einzelnen Gletscher- und Klimaschwankungen. Diese Luecken betreffen vor allem den 'ozeanischen' Randbereich der Alpen, der heute durch hohe Niederschlaege und eine niedrige Lage der Gleichgewichtslinie ('Schneegrenze') der Gletscher gekennzeichnet ist. Das Projekt mit der Ferwallgruppe nimmt eine Schluesselposition ('missing link') zwischen den relativ gut bekannten Zentralalpen von Westtirol und Graubuenden einerseits und den viel weniger gut untersuchten noerdlichen Kalkalpen andererseits ein. Von der Ferwallgruppe ausgehend kann dieser Anschluss direkt hergestellt werden, da waehrend des aelteren Spaetglazials ein Eiskontakt mit der Silvretta im Sueden und den Lechtaler Alpen im Norden bestand. Durch eine flaechenhafte Detailkartierung der weitverbreiteten, stratigraphisch und datierungsmaessig zuordenbaren spaetglazialen Moraenen und Blockgletscher (Permafrosterscheinungen) und die Erstellung eines entsprechenden Geographischen Informationssystems wird die Basis gelegt, mit deren Hilfe die Gletscher-, Permafrost- und Klimaverhaeltnisse waehrend verschiedener Phasen des Spaetglazials mit hoher Aufloesung rekonstruiert werden. Aus den Moraenen koennen die Gletschertopographien rekonstruiert werden, auf deren Basis die ehemaligen Schneegrenzhoehen und die Temperatur- und Niederschlagsverhaeltnisse mit verschiedenen Methoden (statistische Verfahren, glazialmeteorologische Beziehungen, Bilanzgradientenmethode) qualitativ und quantitativ abgeleitet werden koennen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Verhaeltnissen waehrend der weltweit bekannten Klimaschankung der 'Juengeren Dryas' (11.000-10.000 14C BP), fuer die eine wesentliche Informationsverdichtung gegenueber den bisherigen Kenntnissen erreichbar ist. Die absolute Datierung der Moraenen und Blockgletscher soll dabei mit kosmogenen Radionukliden erfolgen, wobei bereits jetzt eine intensive Zusammenarbeit mit dem Geologischen Institut der Universitaet Bern und dem Institut fuer Teilchenphysik der ETH Zuerich besteht. Die Ergebnisse der gletscher- und klimageschichtlichen Modellierung koennen in das gesamtalpine und weltweite Bild der spaetglazialen Klimaschankungen eingebaut werden und bilden eine gute Testgroesse fuer die Resultate von Modellen der Allgemeinen Zirkulation der Atmosphaere (GCM) waehrend des Spaetglazials. Unter dem Aspekt der Klimafolgenforschung bieten Untersuchungen im alpinen Spaetglazial gute Moeglichkeiten, das Verhalten der