Das Projekt "Teilprojekt: Blue Urbanism für die Anpassung an Meeresspiegeländerung: Globale Trajektorien und spekulative Zukunftsentwürfe in Inselstaaten Südostasiens (BlueUrban)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Bremen, artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit durchgeführt. Der Meeresspiegelanstieg wird üblicherweise als Problem von Risiko und Verwundbarkeit diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Inselstaaten Südostasiens. Ein Ergebnis dieser Diskussionen ist die 'Aufrüstung' der urbanen Küstenlinien in der Region, die massive Investitionen für Infrastrukturmaßnahmen zum Schutz vor steigenden Überflutungsrisiken, Subsidenz und anderen damit verbundenen Gefahren nach sich zieht. Parallel dazu findet eine starke ökonomische Aufwertung der Küstengebiete statt, etwa durch die Erschließung für hochwertige Immobilienprojekte und andere Privatisierungsprozesse. Diese Entwicklungen zeigen eine gegensätzliche Realität der zukünftigen Entwicklung von städtischen Küsten auf. Das beantragte Projekt 'Towards Blue Urbanism for Sea Level Change Adaptation' erforscht dieses scheinbare Paradoxon, indem sowohl risikobezogene, als auch solche Lösungsansätze und Paradigmen der Anpassung an Meeresspiegeländerungen Gegenstand der Analyse werden, die stärker als Chance und positive Entwicklungsperspektive wahrgenommen und diskutiert werden. Den empirischen Kern bildet dabei die Fokussierung auf zwei Technologien der Anpassung, die in den letzten Jahren in verschiedenen räumlichen Kontexten an Bedeutung gewonnen haben: multifunktionelle Deiche und schwimmende Inseln und Häuser. Anhand dieser Lösungsansätze werden globale Trajektorien sowie diskursive Verschiebungen und Infragestellungen untersucht, die mit der Verbreitung solcher Technologien einhergehen. Das Forschungsprojekt verbindet dabei Schauplätze der Innovation mit Orten der Weiterverbreitung von Wissen, bis hin zu Orten der Umsetzung der Technologien in den drei Städten Jakarta, Singapur und Manila. Während diese verschiedenen Orte als 'diskursive Räume' konzipiert werden, legt das Projekt besonderes Augenmerk auf die Akteure und Akteurskonstellationen der Wissensdiffusion ('Diskursträger'), sowie die Modi und Bedingungen der Weiterverbreitung ('epistemic channels'). In diesen drei Dimensionen wird untersucht, inwiefern die Anpassung an den Meeresspiegel im 21. Jahrhundert zu einem gewinnträchtigen Investitionsbereich werden kann, der neue Formen des 'blue urbanism' ermöglicht. Auf konzeptioneller Ebene trägt das Projekt damit zu den aktuellen Diskussionen um Mikropolitiken in globalen Wissensnetzwerken bei, sowie zur Rolle von spekulativen Zukunftsentwürfen für die Anpassung urbaner Küstenregionen an Meeresspiegeländerungen.
Das Projekt "Oekonomie als Handlungstheorie - Evolutorische Oekonomie, verstehende Soziologie und Ueberlegungen zu einer neuen Unternehmensethik" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien durchgeführt. Eine theoretisch gehaltvolle und zugleich praktisch relevante Unternehmensethik zu entwickeln, erfordert eine doppelte Balance: Zum einen muss der wirtschaftsethische Entwurf sowohl an die Moralphilosophie anschlussfähig und für die Unternehmenspraxis handlungsrelevant sein, zum anderen darf er das Unternehmen in moralischer Hinsicht weder überfordern, indem er Funktionsnotwendigkeiten der Wirtschaft ignoriert, noch unterfordern, indem er faktisches wirtschaftliches Handeln moralisch überhöht. In der ersten Gefahr stehen diskursethische Ansätze, mit denen sich der Autor ebenso kritisch auseinandersetzt wie mit dem Konzept des homo oeconomicus und den Überlegungen der Neuen Institutionenökonomik, die sich andererseits der zweiten Gefahr vorschneller Akzeptanz des Faktischen ausgesetzt sehen.
Für die Untersuchung werden neue Überlegungen aus der Evolutorischen Ökonomik und der verstehenden Soziologie aufgegriffen, mit deren Hilfe über die Konstruktion von Idealtypen die 'realen Handlungen' von Individuen im betrieblichen Kontext in den Blick genommen werden. Dieser handlungstheoretische Zugang bestreitet die Richtigkeit rein verhaltenstheoretischer Konzeptionen und setzt an die Stelle des nur reaktiven Akteurs ein proaktiv und ethisch handelndes Subjekt. Damit kann auch die Rolle von Institutionen und Strukturen thematisiert werden, in denen die betrieblichen Akteure handeln, die sie jedoch zugleich durch ihr Handeln reproduzieren bzw. verändern (können).
Auf dieser methodischen Grundlage können wichtige Fragen im Binnenverhältnis der Unternehmensorganisation wie auch in deren Verhältnis zur wirtschaftlichen und sozialen Umwelt systematisch zusammengeführt werden. Die theoretische Konzeption ermöglicht es, Fragen der Wettbewerbsfähigkeit, der politischen Legitimation wirtschaftlichen Handelns und ethische Anforderungen an Unternehmen offen zu thematisieren und bietet praktische Orientierungen an. Im einzelnen richtet sich das Augenmerk dabei auf Elemente einer sozialökologischen Unternehmenspolitik, auf eine partizipative Unternehmensführung, auf Unternehmensleitbilder sowie auf die Ausgestaltung der innerbetrieblichen Kommunikation und der (dialogischen) Kommunikation mit den externen Anspruchsgruppen des Unternehmens.