Umfrage zu Pflanzenschutz im Hobbygarten Ob Schnecke im Salat oder Blattlaus auf der Rose – wenn Schädlinge sich auf selbst gezogenem Gemüse oder Blumen breit machen, greifen viele Freizeitgärtnerinnen und -gärtner schnell zur Chemie. Allein im Jahr 2012 gingen insgesamt 4.545 Tonnen Pflanzenschutzmittel für den Bereich Haus- und Kleingarten über die Ladentheken. Doch was wissen die Hobbygärtnerinnen und -gärtner eigentlich über die Umweltauswirkungen der meist frei im Bau- oder Gartenfach-handel verkäuflichen Mittel? Wie dosiere ich richtig – und welche chemiefreien Alternativen gibt es? In einer Online-Umfrage unter www.uba.de/garten befragt das Umweltbundesamt (UBA) noch bis zum 04. Juli 2014 Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner – Ziel ist ein möglichst realistisches Bild der gelebten Pflanzenschutzpraxis im Hobbygarten. Für die rund 18 Fragen werden nicht mehr als 15 Minuten benötigt – und wer weniger Zeit hat, kann einzelne Fragen auch überspringen. Die Umfrageergebnisse werden – natürlich völlig anonym – in ein neues Online-Informationsangebot auf www.umweltbundesamt.de einfließen. In Zukunft erfahren Hobbygärtnerinnen und Gärtner dort dann viel Wissenswertes über umweltrelevante Nebenwirkungen des Pflanzenschutzes mit Chemie – und lernen Alternativen kennen. Über die Hälfte der insgesamt für den Haus- und Kleingartenbereich abgegebenen Pflanzenschutzmittel im Jahr 2012 – und damit Spitzenreiter – waren Herbizide mit einer Inlands-Abgabemenge von 2.377 t, gefolgt von Insektiziden, Akariziden und Pheromonen mit insgesamt 1.121 t, sowie von sonstigen Mitteln (gesamt 795 t), z.B. zur Schnecken- und Schadnagerbekämpfung, und Fungiziden, Bakteriziden und Viriziden (gesamt 252 t). In Deutschland ist das Umweltbundesamt ( UBA ) gemäß Pflanzenschutzgesetz an den Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel und der gemeinschaftlichen Bewertung ihrer Wirkstoffe beteiligt und bewertet hierbei die Umweltrisiken. Das UBA berät das Bundesumweltministerium in umweltbezogenen Fragen zu Pflanzenschutzmitteln, wirkt an der Erarbeitung von Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien sowie an der Ausgestaltung des Nationalen Aktionsplanes zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit. Das UBA erarbeitet Bewertungsverfahren und entwickelt diese weiter und betreibt anwendungsbezogene Umweltforschung. Die Spanische Wegschnecke trägt ihren Namen übrigens zu Unrecht. Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) haben jüngst herausgefunden, dass der gefürchtete Plagegeist gar nicht aus Spanien kommt. Lästig ist sie allemal – und Hobbygärtnern, die auf Gift verzichten möchten, bleibt meist nichts anderes übrig, als die Tiere in die Natur umzusiedeln oder getötet in der Restmülltonne zu entsorgen. Natürliche Fressfeinde muss die Arion lusitanicus kaum fürchten: Vermutlich weil sie bitteren Schleim absondert, wird sie von Vögeln und Igeln als Futter gemieden.
Das Projekt "Lockwirkung von Inhaltsstoffen des Bieres auf Nacktschnecken" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Tübingen, Zoologisches Institut, Lehrstuhl Tierphysiologie, Abteilung Physiologische Ökologie der Tiere durchgeführt. Es soll ueberprueft werden, welche Inhaltsstoffe des Bieres und welche Wirkmechanismen fuer das Anlocken bzw Toeten von Nacktschnecken verantwortlich sind. Weiter soll untersucht werden, durch welche Stoffkonzentrationen und Kombinationen die lockende Wirkung maximiert werden kann. Ziel des Auftraggebers (Fa Hafner Oeko-Schutz) ist die Entwicklung eines marktfaehigen Produktes zur Bekaempfung von Nacktschnecken des Gartens (insbesondere der Spanischen Wegschnecke, Arion Lusitanicus).
In der Taxonomie und Herkunft dieser Art herrscht noch erhebliche Unklarheit. Mitunter wird auch der Name Arion vulgaris (Moquin-Tandon, 1855) verwendet und als Herkunftsgebiet SW-Frankreich vermutet (Arbeitsgruppe Mollusken Baden-Württemberg 2008).
Nacktschnecken umweltschonend aus dem Garten vertreiben Welche Maßnahmen gegen Nacktschnecken im Garten helfen Schaffen Sie Rückzugsräume für die Fressfeinde der Schnecken. Stellen Sie Bierfallen innerhalb des Schneckenzauns auf. Sammeln und entsorgen Sie die Schnecken. Kaufen Sie spezielle Fadenwürmer, die auf Schneckenjagd gehen. Verzichten Sie möglichst auf Schneckenkorn. Gewusst wie Mit erstaunlichem Appetit fressen sich manche Nacktschneckenarten durch den Garten. Trotzdem sollten Sie nicht sofort zu chemischen Mitteln greifen. Auch nützliche Schneckenarten und andere Tieren könnten geschädigt werden. Es gibt ein Bündel von wirkungsvollen vorbeugenden Maßnahmen. So locken Sie die Fressfeinde der Schnecken an: Nacktschnecken stehen ganz oben auf der Speisekarte vieler Tiere. Wo sich Igel, Eidechsen, Kröten und Vögel wohlfühlen, haben es Nacktschnecken nicht leicht. Gestalten Sie Ihren Garten möglichst naturnah, so entsteht ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen. Schaffen Sie Refugien aus Totholz - und Blätterhaufen, gemischten Blüten- und Wildobsthecken, einer Trockenmauer oder einem kleinen Teich. Verzichten Sie möglichst auf chemische Pflanzenschutzmittel. Hier finden Sie weitere Informationen zu wichtigen Nützlingen. Auf Schnecken spezialisierte Fadenwürmer: Über den Fachhandel und das Internet können Sie winzige Fadenwürmer (parasitäre Nematoden) der Art Phasmarhabditis hermaphrodita kaufen. Sie sind für Menschen und Haustiere vollkommen ungefährlich, dafür befallen sie Nacktschnecken, um sich in ihrem Inneren zu vermehren. Das mag etwas unheimlich klingen, ist aber sicher, unkompliziert und gegen einige Schneckenarten sehr effektiv. Zu beachten ist, dass diese Fadenwürmer auch nützliche Schneckenarten aus der Familie der Schnegel befallen können. Tigerschnegel zum Beispiel jagen und fressen andere Nacktschnecken, befallen aber keine lebenden Pflanzen. Deshalb sollten Nematoden auch nur im Notfall zum Einsatz kommen. Barriere-Methoden, regelmäßiges Absammeln, der Einsatz von Nützlingen oder auch die Haltung von Laufenten sind die bessere Wahl! Nacktschnecken mögen es feucht: Legen Sie Ihr Beet deshalb möglichst sonnig an. Gießen Sie Ihre Pflanzen punktuell, am besten morgens. Sand oder Sägespäne zwingen die Weichtiere, besonders viel Schleim zu bilden. So hindern Sie die Tiere am Vorankommen. Verzichten Sie darauf, Asche zu streuen, da sie Schwermetalle enthalten kann. Schutz für junge Pflanzen: Manche Nacktschnecken haben eine Schwäche für frisches Grün. Jungpflanzen sind besonders zart und daher auch besonders gefährdet. Kaufen oder basteln Sie einen Schneckenkragen aus Kunststoff, so schützen Sie auch junge Sonnenblumen vor den gefräßigen Weichtieren. Ziehen Sie Jungpflanzen auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vor. Arion lusitanicus Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) ist der häufigste und bekannteste Schädling unter den Nacktschnecken. Quelle: Ekko | www.wikimedia.org | Iberian wood snail | https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.en Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) ist der häufigste und bekannteste Schädling unter den Nacktschnecken. Arion distinctus Die Gartenwegschnecke (Arion distinctus) gehört ebenfalls zu den Schadschnecken. Quelle: Michal Maňas snek01 | www.wikimedia.org | English: Arion distinctus Locality Czech Republic Moravia Olomouc - Bělidla garden 17 October 2004 | https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.en Die Gartenwegschnecke (Arion distinctus) gehört ebenfalls zu den Schadschnecken. Deroceras reticulatum Auch die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) fällt aus Gärtnersicht oft negativ auf. Quelle: Joseph Berger | www.wikimedia.org | Deroceras reticulatum United States Colorado Lakewood | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/us/deed.en Auch die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) fällt aus Gärtnersicht oft negativ auf. Mittelmeerschnegel Gelegentlich tritt auch der Mittelmeerschnegel (Deroceras panormitanum) als Schädling auf. Quelle: J.M.C.Hutchinson | www.wikimedia.org | The terrestrial slug Deroceras panormitanum sensu strictu Shows part of sole | http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en Gelegentlich tritt auch der Mittelmeerschnegel (Deroceras panormitanum) als Schädling auf. Hellbraune Wegschnecke, Arion subfuscus, Familie: Arionidae (Ulm, Ringingen) Kein Schädling: Die Braune Wegschnecke (Arion fuscus). Quelle: H. Krisp | www.wikimedia.org | Hellbraune Wegschnecke Arion subfuscus Familie Arionidae Fundort Süddeutschland Ulm Ringingen | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0 Kein Schädling: Die Braune Wegschnecke (Arion fuscus). Gelbstreifige Wegschnecke Die Gelbstreifige Wegschnecke (Arion fasciatus) ist im Garten anzutreffen, aber kein Schädling. Quelle: Paul Morris from USA | www.wikimedia.org | Arion fasciatus the orange-banded arion Massachusetts | http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0 Die Gelbstreifige Wegschnecke (Arion fasciatus) ist im Garten anzutreffen, aber kein Schädling. Wurmschnegel Der Wurmschnegel (Boettgerilla pallens) vertilgt unter anderem Eier von Nacktschnecken. Quelle: Jozef Grego |www.wikimedia.org | Boettgerilla pallens Locality Slovakia Plešivec in garden near railway station Date: 28 March 1997 | https://en.wikipedia.org/wiki/en:public_domain Der Wurmschnegel (Boettgerilla pallens) vertilgt unter anderem Eier von Nacktschnecken. Große Glanzschnecke Die Große Glanzschnecke (Oxychilus draparnaudi) frisst Schneckeneier und junge Nacktschnecken. Quelle: Michal Maňas User:Snek01 | www.wikimedia.org | Photo of right side of Oxychilus draparnaudi Locality garden Olomouc the Czech Republic | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5 Die Große Glanzschnecke (Oxychilus draparnaudi) frisst Schneckeneier und junge Nacktschnecken. Ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus dient den stacheligen Gesellen als Schlafplatz. Quelle: etfoto / Fotolia.com Bierfallen sind besonders wirksam: Um auch unterirdisch lebende Schnecken einzufangen, locken Sie sie mit Bier an. Füllen Sie die Becher alle zwei Tage zur Hälfte und graben sie in den Boden ein. Der Geruch lockt die Nacktschnecken an, sie ertrinken in der Flüssigkeit. Leider lässt sich nicht vermeiden, dass auch Nützlinge, wie etwa Spinnen, in der Falle landen. Lassen Sie die Becher ein bis zwei Finger breit aus dem Boden herausschauen, um den Beifang zu reduzieren. Bierfallen sind aber nur innerhalb eines Schneckenzauns sinnvoll, da sie in offenen Beeten zusätzliche Schnecken aus der Umgebung anlocken. Widerstandsfähige Pflanzen: Es gibt Kräuter, Blüten- und Gemüsepflanzen, an die Schnecken kaum rangehen. Das gilt zum Beispiel für Bartnelken, Ringelblumen und Fingerhut, für Gemüsepflanzen, wie etwa Tomaten oder Kartoffeln, und für Kräuter – zum Beispiel für Rosmarin, Salbei und Thymian. Was Sie noch tun können: Pflanzen Sie Ihr Gemüse nicht jedes Jahr am gleichen Platz an. So verhindern Sie, dass die Schnecken sich dort dauerhaft ansiedeln. Sammeln Sie die Schnecken ein. Sie finden sie morgens an Brettern, Steinen und großen Pflanzenblättern. Entsorgen Sie die Tiere nicht lebend in der Mülltonne, im Sommer ersticken sie in dort qualvoll. Ist es kühler, kriechen sie selbst durch millimetergroße Öffnungen wieder aus der Tonne heraus. Wer als akute Notfallhilfe unbedingt zu Schneckenkorn greifen möchte, sollte Produkte mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat verwenden. Der schadet der Umwelt am wenigsten. Auch durch den Anbau von Mischkulturen lassen sich Schnecken von sensiblen Pflanzen vergrämen. Randbepflanzungen mit Rainfarn, Ysop und Kerbel halten die Schnecken von den Beeten fern. Pflanzt man zum Beispiel die bei Schnecken sehr beliebten Tagetes, fressen sie eher diese als das Gemüse. Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Schafgarbe Quelle: tsach / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Eisenhut Quelle: Xaver Klaussner / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Akelei Quelle: perlphoto / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Gänsekresse Quelle: salita2010 / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Sterndolde Quelle: zwoffel / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Bergenie Quelle: M. Schuppich / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Elfenblume Quelle: E. Schittenhelm / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Iris Quelle: Christian Müller / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Woll-Ziest Quelle: kazakovmaksim / Fotolia.com Gegen Nacktschnecken widerstandsfähige Pflanzen: Immergrün Quelle: mallivan / Fotolia.com Hintergrund Umweltsituation: Es gibt rund 400 Landschneckenarten in Deutschland, nur wenige davon richten einen nennenswerten Schaden an: die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus), die Gartenwegschnecke (Arion distinctus/A. hortensis) und die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum). Der Einsatz von Schneckenkorn gefährdet das Überleben aller Schneckenarten, auch wenn die meisten zugelassenen Produkte nur gegen Nacktschnecken verwendet werden dürfen. Aufgenommen wird das Mittel aber auch von Schneckenarten, die keine Schäden im Hobbygarten verursachen und für ein funktionierendes Ökosystem unverzichtbar sind. Selbst unter Naturschutz stehende Arten wie die Weinbergschnecke sind gefährdet. Produkte mit dem Wirkstoff Metaldehyd können in der Umwelt Schäden verursachen. Fressen Vögel oder Säugetiere Schnecken, die zuvor Schneckenkorn mit diesem Wirkstoff aufgenommen haben, können auch sie sich dadurch vergiften. Zudem enthalten die Fraßköder Mehl oder ähnliche Substanzen mit Nährwert. Dadurch steigt die Gefahr, dass Vögel und Kleinsäuger das Granulat fressen – insbesondere, wenn das alternative Futterangebot im Garten gering ist. So nehmen vor allem kleine Vögel eine Dosis Metaldehyd auf, an der unter Versuchsbedingungen im Zulassungsverfahren die Hälfte aller Tiere stirbt. Gesetzeslage: Wer sich selbst Anti-Schnecken-Mittel zusammenbraut, handelt gegen das Gesetz. Das gilt zum Beispiel auch für Pflanzenschutzmittel aus Kaffee- oder Chili-Sud. Sie können auch Nützlinge und sogar die behandelten Pflanzen in Mitleidenschaft ziehen. Das Pflanzenschutzgesetz verbietet ausdrücklich den Einsatz von Präparaten, die nicht offiziell als Pflanzenschutzmittel zugelassen, aber dazu geeignet sind, andere Organismen zu schädigen. So dürfen Hobby-Gärtner*innen auch kein Salz streuen, um Schnecken zu bekämpfen. Erlaubt sind hingegen Pflanzenstärkungsmittel wie Brennnesselauszüge oder Knoblauchsud. Neben den gängigen Anti-Schnecken-Produkten, die es zu kaufen gibt, durften Hobby-Gärtner*innen bis zum Herbst 2014 auch Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Methiocarb einsetzen. Dieser ist mittlerweile in allen EU-Ländern verboten. Noch vorhandene Reste landen als Sondermüll in den örtlichen Sammelstellen. Methiocarb stört die Nahrungskette im Garten besonders stark. In Kleinnagern wurden so hohe Konzentrationen nachgewiesen werden, dass sich daraus auch ein Risiko für Eulen und Greifvögel ableiten ließ. In toten Wacholderdrosseln und Rotkehlchen fanden sich ebenfalls Rückstände von Methiocarb. Daher ist der Wirkstoff nicht mehr gegen Schnecken zugelassen. Weitere Informationen finden Sie hier: Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen ( UBA -Themenseite)
Das Projekt "Untersuchung ueber die biologischen und oekologischen Voraussetzungen des Massenauftretens der Spanischen Wegschnecke" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Graz, Institut für Zoologie durchgeführt. Grundlegende Untersuchungen ueber die biologischen und oekologischen Voraussetzungen des Massenauftretens.
Das Projekt "Ökologie und Kontrolle invasiver Nacktschnecken: Wechselwirkungen mit Umweltfaktoren und Bodenfauna (Arion vulgaris)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Zoologie durchgeführt. Dieses Projekt untersucht nachhaltige Kontrollmethoden für die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) unter Einbeziehung der Wechselwirkung zwischen Umweltfaktoren und Bodenfauna. Als invasive Art zählt die Spanische Wegschnecke europaweit zu den am weitesten verbreiteten Schädlinge in der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Produktion sowie im Privatbereich. Es soll untersucht werden, inwieweit negative Auswirkungen der Kontrollmaßnahmen auf sog. Nicht-Zielorganismen bzw. eine Anwendung bei ungünstigen Umweltbedingungen die Wirkungen der Kontrollmaßnahmen beeinträchtigen. Es soll experimentell untersucht werden, inwieweit der für Österreich prognostizierte Klimawandel mit weniger häufigen aber dafür intensiveren Niederschlägen das Verhalten der Schadschnecken beeinflusst und dadurch die Effektivität etablierter Kontrollmaßnahmen beeinträchtigt. Es soll auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern Schneckenkorn auf Metaldehyd-Basis, als auch das im Biolandbau zugelassene Bioschneckenkorn auf Eisen-III-Phosphat-Basis schädliche Auswirkungen auf Regenwürmer hat. Weiters soll untersucht werden, ob die heimische Weinbergschnecke (Helix pomatia) in der Lage ist, die Spanische Wegschnecke zu unterdrücken. Das vorliegende Forschungsprojet gliedert sich in folgende Teile: (1) In einem faktoriellen Glashausexperiment sollen die Wechselwirkungen zwischen Schadschnecken, Regenwürmer, heimischer Weinbergschnecke, sowie Kontrollmaßnahmen (biologisch mit Nematoden; chemisch mit Metaldehyd bzw. Eisen-III-Phosphat) unter dem Aspekt des Klimawandels untersucht werden. (2) In einem Citizen-Science Ansatz soll das Vorkommen von Schadschnecken in Österreich ermittelt werden und damit wichtige Daten zur Verbreitung von Schadschnecken in Österreich erhoben werden, andererseits aber auch das Bewusstsein der Bevölkerung für invasive Schadschneckenarten erhöht werden und Projektergebnisse praxisnah vermittelt werden.
Weichtiere (Mollusca) Bestandsentwicklung Gerhard Körnig EinführungBearbeitungsstand, Datengrundlagen Mollusken sind durch ihre geringe Mobilität relativ eng an ihren Lebensraum – Land oder Wasser – ge- bunden. Sie halten sich dauerhaft nur dort auf, wo ihre speziellen ökologischen Nischen gesichert sind. Damit eignen sich vor allem stenotope Arten, aber auch Arten- kombinationen als Bioindikatoren. Dieser Indikatoref- fekt spiegelt sich nur selten in einzelnen spezifischen Umweltparametern wider, sondern umfasst eher das komplexe Faktorengefüge, das in einem Ökosystem ge- geben ist. So lässt sich durchaus von einer Mollusken- gemeinschaft auf die Qualität eines Biotops schließen. Landschneckengemeinschaften korrespondieren in der Regel mit Vegetationseinheiten. So siedelt z. B. in den thermophilen Eichenmischwäldern des herzyni- schen Trockengebietes eine entsprechende Gastropo- denfauna mit Aegopinella minor und Euomphalia strigel- la als Charakterarten. Nimmt der Säuregrad des Bodens zu, verarmt die Gesellschaft und Columella aspera tritt als Differenzialart auf. Wassermollusken gelten als Anzeiger für die Qualität eines Gewässers. Einige Arten werden zur Bestimmung des Saprobienindexes herangezogen. Entscheidend da- bei sind deren Ansprüche an den Sauerstoffgehalt des Wassers. Neben einem unterschiedlichen Toleranz- bereich gegenüber Sauerstoff bestimmen Temperatur, Fließgeschwindigkeit, Bodensubstrat und biotische Be- dingungen das Vorkommen der Arten in den Gewäs- sern.Für die Artabgrenzung wurden grundsätzlich Stan- dardwerke wie Glöer & Meier-Brook (2003) oder Kerney et al. (1983) herangezogen. Die Nomenklatur richtet sich nach Körnig (2013). Aussagen über den Wandel der Molluskenfauna im Gebiet sind nur begrenzt möglich. Erste gesicherte Fundortangaben stammen von A. Schmidt (Schmidt 1851). Reinhard (1874) veröffentlichte eine Zusam- menstellung der Mollusken Magdeburgs. Um die Jahr- hundertwende haben sich Goldfuss (1900, 1904) und Honigmann (1906, 1909, 1910, 1911) durch Zusam- menfassen des Fundmaterials verdient gemacht. Mit ihren Angaben haben sie das südliche Sachsen-Anhalt bis in den Raum Magdeburg erfasst. Diese Quellen wurden auch bei Ehrmann (1933) berücksichtigt. Das Gebiet der Flusstäler von Elbe bis Aller einschließlich des Nordharzes war auch Inhalt zahlreicher Publikati- onen von Regius (1930, 1936, 1964, 1968 1969). Eine Literaturauswertung zu den Weichtieren des ehemali- gen Salzigen Sees erfolgte durch Hartenauer (2000). Meldungen über Molluskenvorkommen aus dem nörd- lichen Sachsen-Anhalt (Havelland, Altmark, Drömling) lagen bis in die 1980er Jahre nicht vor. Vergleicht man die relativ spärlichen Fundortangaben von vor einhundert Jahren mit den heute bekannten Vorkommen der Arten, so lässt sich erkennen, dass sich das Artinventar der Landschnecken seitdem bis auf den Verlust einiger Vorkommen nicht nur erhalten, sondern sich durch Einwanderung und Einschleppung vor allem synanthroper Arten erweitert hat. Würde man den An- gaben von Goldfuss (1900, 1904) die heutigen Deter- minationskriterien zugrunde legen, so waren damals 98 Landschnecken, 38 Wasserschnecken und 23 Muschel- arten bekannt. Die aktuell größere Artenzahl ergibt sich aus der intensiveren Durchforschung sowie aus Neube- schreibungen bisher nicht erkannter Taxa. Im Gegensatz zu den Landmollusken erlebte die Was- sermolluskenfauna, beginnend in den 1930er Jahren, verstärkt aber nach 1950, einen landesweit gravierenden Zusammenbruch. Ursachen waren die zunehmende Wasserbelastung durch die Industrie und die Kommu- nen und der Eintrag von Mineralien und Pestiziden durch die Landwirtschaft. In Folge der seit 1990 einset- zenden Verbesserung der Wasserqualität sind zurzeit eine Revitalisierung der Gewässer und die Wiederaus- breitung von Arten, die sich in zahlreichen Refugialräu- men erhalten hatten, zu beobachten. Allerdings muss Die einzige Art der Landdeckelschnecken in Sachsen-Anhalt, die Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans) kommt nur in einem thermophilen Eichenmischwald auf Muschel- kalkboden südlich Freyburg in einer kleinen individuenrei- chen Population vor. Sammlung Körnig, Foto: A. Stark. 562 Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt befürchtet werden, dass zahlreiche Vorkommen einzel- ner Wassermolluskenarten für lange Zeit erloschen blei- ben. Als verschollen müssen drei Wasserschneckenarten eingestuft werden. Eine Ergänzung der Wassermollus- kenfauna ist aufgrund der Ausbreitung fremdländischer Faunenelemente zu verzeichnen, die vorwiegend aus Nordamerika eingeschleppt wurden. Somit ist sowohl in der Land- als auch in der Wassermolluskenfauna ein steter Wandel des Faunenbildes erkennbar. Aus der ersten Artenliste für Sachsen-Anhalt (Kör- nig 1999) müssen heute vier Arten gestrichen werden. Es handelt sich dabei um Fehlangaben aus der Literatur, die auf mangelnden Determinationsgrundlagen beru- hen. Es sind die Arten Aegopinella nitens (Michaud, 1831), Candidula intersecta (Poiret, 1801), Trichia strio- lata (C. Pfeiffer, 1828) und Stagnicola turricula (Held, 1836). Im Gegensatz dazu werden 14 für das Land neue Arten in die Liste aufgenommen. Das betrifft zunächst eine Gruppe von Neozoen, die vor allem in synanthro- pen Habitaten, wie Gärten und Gewächshäusern ent- deckt wurden. Daneben finden sich Arten, die wegen Neubeschreibungen einen Artstatus erhalten haben und für Sachsen-Anhalt bestätigt wurden. Es gibt aber auch Spezies, die entweder als verschollen galten und neu gefunden wurden oder offenbar bisher im Land unentdeckt geblieben waren wie Omphiscola glabra, Ver- tigo moulinsiana und Vitrinobrachium breve. Insgesamt umfasst die Landesliste nunmehr 126 Landschnecken-, 46 Wasserschnecken- (drei davon verschollen) und 30 Muschelarten. Die bisher als verschollen angesehene Pseudanodonta complanata konnte neuerdings in der Kleinen Helme entdeckt werden. Zoogeographische Auswertung Durch die Standortgebundenheit und die leichte Fos- silierbarkeit der Schalen lässt sich anhand der Mollus- ken in begrenztem Rahmen die erdgeschichtliche Ent- wicklung rekonstruieren. Für Sachsen-Anhalt ist aus dem Wandel der Artenkombinationen die Dynamik der quartären Klima- und Faunenveränderung ableitbar (Mania 1967, 1973). Die nacheiszeitliche Entwicklung der Molluskengemeinschaften spiegelt auch die derzei- tige zoogeographische Situation des Landes wider. Ein Vergleich der Arealtypen lässt in Sachsen-Anhalt ein Zusammentreffen und Überschneiden zahlreicher Arealgrenzbereiche erkennen und weist das Land als eine Faunenscheide aus. Von den Landschnecken (au- ßer Neozoen) charakterisiert etwa ein Drittel einen sol- chen Arealgrenzbereich. Ost-, Südost-, Nordostgrenze: zehn Arten mit atlantischer, westmediterraner Verbrei- tung; z. B. Azeca goodalli, Balea perversa, Macrogastra attenuata lineolata, Oxychilus alliarius, Helicigona lapi- cida. West-, Nordwestgrenze: zehn Arten mit südost- europäischer, pontischer, karpatischer Verbreitung; z. B. Bulgarica cana, Chondrula tridens, Euomphalia strigella, Semilimax semilimax. Nordgrenze: 13 Arten mit alpisch- mediterraner Verbreitung; z. B. Arten der Felsheide wie Clausilia rugosa parvula, Pupilla sterri, Zebrina detrita und Waldarten wie Helicodonta obvoluta, Isognomosto- ma isognomostomos, Vitrea diaphana, Tandinia rustica. Die Mehrzahl der Neozoen ist aus mediterranen und südeuropäischen Gebieten eingedrungen. Einige sind be- reits zu Adventivarten geworden und richten in Kultu- ren erheblichen Schaden an. Die zwei bis drei Millimeter große Feingerippte Grasschnecke (Vallonia enniensis) ist eine seltene, hygrophile Bodenart der Nass- wiesen. Sammlung Körnig, Foto: A. Stark. 563 Die ehemals landesweit verbreitete Bachmuschel (Unio crassus) konnte nur noch in wenigen Gewässern überleben, so in der Dumme-Beeke-Niederung und in der Kleinen Helme. Ursachen des Rückgangs sind Gewässerverschmutzung und Gewässeraus- bau einschließlich maschineller Unterhaltungsmaßnahmen. Sammlung Körnig, Foto: A. Stark. Im Terrarium gezogene Nachkommen der südosteuropäischen Banat-Felsenschnecke (Drobacia banatica) wurden 1962 in Qued- linburg und bei Rübeland ausgesetzt. Seitdem hat sich die Art lo- kal dauerhaft eingebürgert. Rübeland, 13.6.2011, Foto: A. Stark. Die zwei bis drei Millimeter große Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) besiedelt eutrophe Verlandungssümpfe und Röhrichte. Sie ist seit 2004 in Sachsen-Anhalt bekannt und wurde inzwischen an sieben Standorten nachgewiesen. Samm- lung Körnig, Foto: A. Stark.Seit etwa 20 Jahren breitet sich die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris, syn. Arion lusitanicus) in fast allen Landbio- topen explosionsartig aus. Dabei verdrängt sie angestammte Arten und richtet große Ernteschäden an. Halle, Foto: A. Stark. Literatur(Frankfurt/M.) 77/78: 11–15. Clauss, E. (1979): Eine Population von Helicigona (Dro- bacia) banatica (Rossmässler, 1838) in Quedlinburg (Gastropoda, Stylommatophora, Helicidae). – Ma- lakol. Abh. Mus. Tierk. Dresden (Dresden) 6: 85–88. Ehrmann, P.(1933): Mollusca. – In: Brohmer, P.; Ehr- Buttstedt, L. (2007): Wiederfund einer Restpopula- tion der abgeplatteten Teichmuschel Pseudanodonta complanata (Rossmässler, 1835) für Sachsen-An- halt (Mollusca: Bivalvia). – Mitt. Dtsch. Malakol. Ges. 564