Das Projekt "Künstliche Süssstoffe: Umwelteinträge" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Abfall und Rohstoffe durchgeführt. Künstliche Süssstoffe werden regelmässig mit Light-Getränken und Light-Nahrungsmitteln in beträchtlichen Mengen konsumiert. Der jährliche globale Konsum der wichtigsten sogenannten 'High Intensity' Süssstoffe liegt in der Grössenordnung mehrerer Tausend Tonnen. Die 'International Sugar Organization' geht von ca. 47 000 Tonnen Cyclamat, 37 000 Tonnen Saccharin, 21 000 Tonnen Aspartam und 4000 Tonnen Acesulfam aus. Diese synthetischen Verbindungen können daher als 'High Production Volume Chemicals' betrachtet werden. Im menschlichen Körper werden diese gut wasserlöslichen Süssstoffe kaum absorbiert und metabolisiert (eine Ausnahme ist das hydrolysierbare Dipeptid Aspartam), werden also zu fast 100 Prozent wieder ausgeschieden. Tatsächlich wurden künstliche Süssstoffe auch in verhältnismässig hohen Konzentrationen in häuslichem Abwasser nachgewiesen: in der Schweiz 10-65 mikrog/L Cyclamat, 12-43 mikrog/L Acesulfam, 4-18 mikrog/L Saccharin und 2-9 mikrog/L Sucralose. Davon abgeleitete Verbrauchsschätzungen für die Schweiz ergeben einen jährlichen Konsum von ca. 31 Tonnen Cyclamat, 28 Tonnen Acesulfam, 11 Tonnen Saccharin und 4 Tonnen Sucralose. In Abwasserreinigungsanlagen erwiesen sich Cyclamat und Saccharin als gut abbaubar. Deren durchschnittliche Elimination betrug 99 resp. 90 Prozent. Acesulfam und Sucralose scheinen hingegen in Kläranlagen ziemlich persistent zu sein. Die vier Süssstoffe wurden ferner in Oberflächengewässer- und Grundwasserproben aus dem Kanton Zürich untersucht. In Seen und Flüssen wurden die Sulfoamid-Verbindungen Acesulfam, Cyclamat und Saccharin fast ubiquitär nachgewiesen. Acesulfam wurde zudem in 65 von 100 Grundwasserproben gefunden, in teils hohen Konzentrationen von bis zu 6 mikrog/L. Es gibt nur eine sehr limitierte Anzahl anthropogener Chemikalien, die in der aquatischen Umwelt in ähnlich hohen Konzentrationen nachgewiesen werden kann. Es ist daher erstaunlich, wie wenig über diese Verbindungen bekannt ist. Für andere Regionen der Schweiz gibt es bisher kaum Daten zum Vorkommen der Süssstoffe. Es fehlen insbesondere Analysen in grösseren Fliessgewässern, die eine Abschätzung ermöglichen würden, in welchen Mengen die Verbindungen die Schweiz via Rhein, Rhone, Ticino und Inn verlassen. Eine Massenbilanzierung (Verbrauch, Export) ist insbesondere für die schlechter abbaubaren Verbindungen Acesulfam und Sucralose von Interesse. Der Süssstoff Saccharin ist zudem nicht nur in der menschlichen Ernährung zugelassen, sondern darf in der Schweiz auch als Futtermittelzusatzstoff bei Ferkeln eingesetzt werden. Verbrauchsschätzungen gibt es diesbezüglich keine. Es ist denkbar, dass Saccharin mit dem Ausbringen von Schweinegülle auf landwirtschaftliche Böden gelangt und unter Umständen weiter bis ins Grundwasser verlagert wird. Tatsächlich wurde Saccharin in einer Grundwasserprobe nachgewiesen, wo häusliches Abwasser als Quelle ausgeschlossen werden konnte. Saccharin ist ausserdem ein Metabolit mehrerer in der Schweiz bewilligter