Das Projekt "Mineralogische und kristallographische Untersuchungen zur Schwefelbilanzierung im Umfeld eines sauren Tagebaurestsees im Lausitzer Braunkohlenrevier - TP1: In situ-Steuerung von mikrobiellen Schwefelumsetzungen in schwefelsauren Braunkohlentagebaur.." wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungszentrum Karlsruhe GmbH Technik und Umwelt, Institut für Technische Chemie, Bereich Wasser- und Geotechnologie, Technische Mineralogie durchgeführt. Eine wichtige Folge des Braunkohlenbergbaus ist die Ausloesung von Mineralreaktionen, die zur Freisetzung, Zwischenspeicherung und Wiederabgabe von Sulfat fuehren und damit den Versauerungsgrad von Grund- und Oberflaechenwaessern beeinflussen. Der Sulfateintrag in einen sauren Tagebaurestsee ist eine bedeutende Groesse fuer Dauer und Umfang biotechnologischer Sanierungsmassnahmen, wie sie am Restloch 111 (ehemaliger Tagebau Plessa) geplant sind. Deshalb ist es notwendig, die Sulfatquellen zu identifizieren und quantitativ zu erfassen sowie die Kinetik der Sulfatfreisetzung aus den Festphasen zu ermitteln. Die Ergebnisse der mineralogischen Untersuchungen werden dann zusammen mit den hydrogeologisch-geochemischen Daten (UFZ-Halle) in die Schwefelbilanzierung und in die technische Durchfuehrung der Sanierung des Restsees einfliessen. Die Mineralreaktionen in Braunkohlentagebaukippen, beginnend mit der Oxidation der Eisensulfide, koennen in drei zeitlich nacheinander ablaufende Schritte eingeteilt werden: (1) Zunaechst entstehen leicht loesliche, wasserhaltige Fe hoch 2+-Sulfate, die fuer das langfristige Geschehen keine Bedeutung haben. (2) Die zunehmende Oxidation zu Fe hoch 3+ fuehrt - zusammen mit den durch schwefelsaure Porenwaesser mobilisierten Alkalien aus Silikaten - zur Bildung von Jarositen (Na,K,H3O)Fe3(SO4)2(OH)6), die bei den niedrigen pH-Werten (ca. 1-3) und hohen Eh-Werten als Zwischenspeicher fuer Sulfat wirken. (3) Aenderungen der pH/Eh-Bedingungen in Folge des Grundwasseranstiegs stillgelegter Tagebaue fuehren u.a. zu Hydrolysereaktionen des Jarosits, die ueber einen laengeren Zeitraum andauern. Sulfat wird dadurch erneut mobilisiert. Mineralreaktionen in den Kippen und in den Seesedimenten des ehemaligen Tagebaus Plessa (stillgelegt 1959) befinden sich zur Zeit am Ende des zweiten und am Beginn des dritten Schritts. Die Aufklaerung der in den Seesedimenten und im seenahen Umfeld ablaufenden Mineralreaktionen traegt wesentlich zum Verstaendnis des Sulfathaushaltes bei und wird damit helfen, Sanierungsmassnahmen besser zu planen und einzuschaetzen.