Nach dem Drohnenangriff auf das havarierte ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl vergangene Woche hat Sachsen-Anhalts Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann am heutigen Donnerstag am Rande der Landtagssitzung die gefährliche Attacke scharf verurteilt und vor einem Comeback der Atomkraft in Deutschland gewarnt. „Wie viel kriminelle Energie und Menschenfeindlichkeit muss zusammenkommen, wenn man fast 40 Jahre nach dem weltweit schwersten Reaktorunfall den havarierten Reaktorblock mit einer Kampfdrohne angreift und offenbar schwerste Folgen für Menschen und Umwelt gewissenlos in Kauf nimmt,“ fragte Willingmann. „Atomkraft bleibt eine Risikotechnologie – insbesondere auch in kriegerischen Konflikten“, erklärte der Minister weiter. „Auch vor diesem Hintergrund halte ich die Debatte um ein Comeback der Atomkraft in Deutschland für verfehlt.“ Vergangenen Freitag war eine Kampfdrohne in 87 Metern Höhe an der Schutzhülle des 1986 havarierten Reaktorblocks 4 explodiert. Der erst 2019 neu in Betrieb genommene Sarkophag aus Stahl und Beton wurde dabei auf einer Fläche von 40 Quadratmetern beschädigt. Einsatzkräften gelang es, das Feuer infolge der Explosion zu löschen. In seinem vorläufigen Fazit zum Angriff sprach Willingmann von „Glück im Unglück“: „Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO konnte keinen Anstieg der Radioaktivität messen, so konnten auch für das deutsche Staatsgebiet radiologische Auswirkungen ausgeschlossen werden.“ Willingmann verwies zugleich auf die Sorge der internationalen Atomexperten, dass neben Tschernobyl auch weitere Kraftwerksstandorte durch den andauernden Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. IAEO-Angaben zufolge wird etwa das Kernkraftwerk Saporischschja seit nunmehr einem Jahr nur noch über die einzig verbliebene 750-Kilovolt-Leitung mit Strom versorgt. Jüngsten Forderungen aus der Politik nach einem Comeback der Atomkraft in Deutschland erteilte der Minister vor diesem Hintergrund eine deutliche Absage: „Atomkraftwerke basieren nicht nur auf einer Risikotechnologie, sie können eben auch Objekte terroristischer Angriffe sein. Atomkraft ist zudem für die Versorgungssicherheit in Deutschland auch nicht erforderlich. Alte Meiler werden zurückgebaut und es gibt auch seitens der Energieunternehmen, insbesondere der Betreiber der zuletzt abgeschalteten drei Atommeiler, kein Interesse, zur Atomkraft zurückzukehren“, betonte Willingmann. Der Minister wies darauf hin, dass sich Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbraucher zu Recht eine verlässliche Energiepolitik wünschen. „Die Rückkehr zur Atomenergie ist eine reine, lobbygetriebene Scheindebatte, die vollends die akuten Probleme bei Errichtung und Betrieb von Atomkraftwerken – auch im Ausland – ausblendet: von der nahezu aussichtslosen Standortsuche über mehrjährig verzögerte Errichtungszeiten, bis hin zu neuen Abhängigkeiten bei Brennstäben oder längeren Betriebsunterbrechungen. Last not least: Wer lautstark Atomkraft fordert, muss darüber hinaus die in Deutschland seit Jahrzehnten ungelöste Frage beantworten, wo der strahlende Müll denn dauerhaft gelagert werden soll“, so Willingmann. Bekanntlich findet bundesweit in den nächsten Jahren weiter die Suche nach einem Endlager für rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktive Abfälle statt. Und wie die Bundesgesellschaft für Endlagersuche jüngst bekannt gegeben hat: Auch in Sachsen-Anhalt gibt es Gesteinsformationen, die für ein mögliches Atomendlager infrage kommen könnten. Die neue Bundesregierung müsse nunmehr vor allem die Energiewende weiter vorantreiben, forderte der Energieminister weiter: „Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien müssen wir beim Ausbau der Stromnetze weiter vorankommen. Zudem muss die neue Bundesregierung endlich die Kraftwerksstrategie verabschieden, damit neue wasserstofffähige Gaskraftwerke zur Absicherung der Energieversorgung zeitnah realisiert werden können. Hier haben wir unnötig viel Zeit verloren!“ Tschernobyl und die Folgen Am 26. April 1986 explodierte Reaktorblock 4 des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen infolge des Unglücks mindestens 4.000 Menschen ums Leben, weit mehr erkrankten an Krebs. Mehr als 600.000 Menschen mussten sich an den Aufräumarbeiten beteiligen, bis heute wird die Havarie als weltweit schwerster Reaktorunfall aller Zeiten angesehen. Unmittelbar nach der Havarie wurde ein Sarkophag aus Stahl und Beton errichtet, um die Strahlung einzudämmen. Nachdem dieser in die Jahre kam, wurde zwischen 2010 und 2016 mit internationaler Hilfe eine neue Schutzhülle „New Safe Confinement (NSC)“ für mehr als zwei Milliarden Euro errichtet und über den ersten Sarkophag geschoben. Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor fast 40 Jahren hatte weitreichende Folgen. Nach der Nuklearkatastrophe verteilten sich Wolken mit radioaktiven Stoffen zunächst über weite Teile Europas, später über die gesamte nördliche Halbkugel. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) regnete ein Teil der radioaktiven Stoffe auch in Deutschland nieder. In der Region Magdeburg wurde nach Angaben des damaligen Bezirks-Hygieneinstituts unmittelbar nach der Katastrophe eine 100- bis 500-mal höhere Radioaktivität in der Luft gemessen. In einigen Gegenden Deutschlands sind bis heute insbesondere bestimmte Pilz- und Wildarten noch immer mit Cäsium-137 belastet. Der Süden Deutschlands – vor allem Südbayern und der Bayerische Wald – ist vom Tschernobyl-Fallout besonders betroffen. Aber auch in Sachsen-Anhalt hat die Region um Schollene an der Landesgrenze zu Brandenburg eine höhere Belastung als im übrigen Norden Deutschlands. Fragen und Antworten zu den Folgen und Spätfolgen der Reaktorkatastrophe sind auf den Internetseiten des Umweltministeriums abrufbar: https://mwu.sachsen-anhalt.de/umwelt/strahlenschutz/faq-tschernobyl Zum Thema Atomkraft gibt es ein weiteres FAQ unter: https://mwu.sachsen-anhalt.de/energie/atomkraft Impressum: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Leipziger Str. 58 39112 Magdeburg Tel: +49 391 567-1950, E-Mail: PR@mwu.sachsen-anhalt.de , Facebook , Instagram , LinkedIn , Mastodon und X
Vor 39 Jahren ist im Atomkraftwerk Tschernobyl ein Reaktor explodiert. Nach der Nuklearkatastrophe verteilten sich Wolken mit radioaktiven Stoffen zunächst über weite Teile Europas, später über die gesamte nördliche Halbkugel. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) regnete ein Teil der radioaktiven Stoffe auch in Deutschland nieder. In der Region Magdeburg wurde nach Angaben des damaligen Bezirks-Hygieneinstituts unmittelbar nach der Katastrophe eine 100- bis 500-mal höhere Radioaktivität in der Luft gemessen. Doch was ist von der radioaktiven Belastung geblieben? Dazu die folgenden Fragen und Antworten:
Radiologischer Notfallschutz in der Zeitenwende Bundestagsabgeordnete diskutieren über neue Bedrohungsszenarien Paulini und Staatssekretär Tidow beim Parlamentarischen Abend Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat das Sicherheitsempfinden in Europa verändert. Gefahren, die lange Zeit unwahrscheinlich erschienen, sind wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Dazu zählt das Risiko eines Kernkraftwerksunfalls im Ausland, aber auch Bedrohungen durch Kernwaffenexplosionen oder Cyberangriffe werden vermehrt genannt. Am 28. September diskutierten Vertreter*innen aus der Politik über Herausforderungen für den radiologischen Notfallschutz in der aktuellen Multi-Krisen-Situation. Eingeladen zu der Veranstaltung hatten das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ). Die Präsidentin des BfS , Inge Paulini, erinnerte daran, dass Deutschland - gerade in dieser Zeit - auch nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke weiterhin einen starken Notfallschutz brauche. "Der Krieg in der Ukraine hat deutlich gezeigt, dass nicht alle Risiken gebannt sind, nur weil die deutschen Reaktoren außer Betrieb sind. Angesichts von Kernkraftwerken in Krisengebieten und Drohungen zum Einsatz unkonventioneller Waffen müssen wir vorbereitet sein. Dazu gehört auch, dass wir die Bevölkerung noch stärker darin unterstützen müssen, sich gegen Katastrophen zu wappnen." Ausbau des Messnetzes und Vernetzung: Herausforderungen der Zukunft BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini Als wichtige Aufgaben für die Zukunft nannte sie den Ausbau des Radioaktivitätsmessnetzes , die Stärkung der Durchhaltefähigkeit der Krisenstäbe in langen Bedrohungslagen sowie die Vernetzung und Zusammenarbeit national und international. Zugleich forderte sie mehr Unterstützung durch die Politik: Beispielsweise sei das Radiologische Lagezentrum des Bundes ( RLZ ) elementar für die nationale Krisenvorsorge und müsse deshalb auch als Teil der kritischen Infrastruktur anerkannt werden. Andernfalls könnte es geschehen, dass die Einsatzbereitschaft in verschiedenen Notfall - und Bedrohungsfällen wegen fehlender Ressourcen nicht gewährleistet werden könne. Arbeiten im Lagezentrum Im Radiologischen Lagezentrum des Bundes arbeiten bei einem Notfall Fachleute des Bundesumweltministeriums, des BfS sowie weiterer Institutionen zusammen und bewerten fortlaufend die Lage in Bezug auf mögliche Gefahren durch freigesetzte Radioaktivität . Das BfS ist innerhalb des RLZ für die Messung der Radioaktivität sowie die Erstellung des Lagebilds zuständig. BfS verfolgt Lage in der Ukraine Zu den Rednern der Diskussionsrunde zählten neben Paulini auch der Staatssekretär im Bundesumweltministerium ( BMUV ), Stefan Tidow, sowie der Leiter der Abteilung Radiologischer Notfallschutz im BfS , Florian Gering. Schirmherr der Veranstaltung war der Vorsitzende des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags, Harald Ebner (Bündnis 90/Die Grünen). Florian Gering verwies insbesondere auf die Erfahrungen, die seit Beginn des Krieges in der Ukraine gesammelt wurden. Zwar hätten sich die Strukturen des radiologischen Notfallschutzes bewährt. Besondere Herausforderungen für die Zukunft seien jedoch eine Modernisierung des Messnetzes, mehr Digitalisierung und eine stärkere internationale Zusammenarbeit. "Der Krieg in Europa verdeutlicht es: Neue Bedrohungslagen erfordern schnellere Einsatzbereitschaft, Flexibilisierung und Anpassungsfähigkeit. Wir müssen unsere Resilienz stärken" , sagte Gering. Stand: 25.09.2023
Paulini wirbt für mehr politische Unterstützung im Notfallschutz Zusammenarbeit im Radiologischen Lagezentrum Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz ( BfS ), Inge Paulini, hat eine dauerhafte Unterstützung für den radiologischen Notfallschutz angemahnt. Sie erinnerte an die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima und verwies auf den Krieg in der Ukraine. "All das zeigt: Wir müssen jederzeit gut vorbereitet sein" , sagte sie bei einer öffentlichen Anhörung des Umweltausschusses des Bundestags am 15. März in Berlin. Thema der Anhörung war ein "Austausch über die Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima sowie die aktuelle Situation in Saporischschja". Auch nach Abschaltung der letzten Atomreaktoren brauche Deutschland weiterhin einen starken Notfallschutz, mahnte Paulini und verwies auch auf mögliche Bedrohungsszenarien wie Nuklearwaffenexplosionen und Cyberangriffe. "Da Strahlung an Staatsgrenzen nicht Halt macht und um Deutschland herum Kernkraftwerke stehen beziehungsweise geplant werden, gilt dies auch nach dem Atomausstieg in Deutschland unvermindert weiter." BfS als zentrale Instanz für die Risikoabschätzung Das BfS sei die zentrale Instanz für die Bewertung der Lage und die Abschätzung der Risiken für die Bevölkerung in Deutschland. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine habe das BfS die Lage dort permanent im Auge. "Wir konnten im letzten Jahr feststellen, dass dank guter Vorbereitung und intensiver Übungen die Zusammenarbeit national und international sehr gut funktioniert" , betonte Paulini. BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini Zugleich forderte sie mehr Unterstützung durch die Politik: Beispielsweise müsse das Radiologische Lagezentrum des Bundes ( RLZ ) als Teil der kritischen Infrastruktur anerkannt werden. Andernfalls könne es beispielsweise geschehen, dass die Treibstoffversorgung der Messfahrzeuge in einem Ernstfall nicht sichergestellt werden könne. Im Radiologischen Lagezentrum des Bundes arbeiten Fachleute des Bundesumweltministeriums, des BfS sowie weiterer Institutionen zusammen und bewerten fortlaufend die Lage in Bezug auf mögliche Gefahren durch die freigesetzte Radioaktivität . Risiko eines nuklearen Unfalls wieder stärker ins Bewusstsein gerückt Am 26. April 1986 ereignete sich in Tschernobyl in der heutigen Ukraine der bisher größte Unfall in einem Kernkraftwerk weltweit. Am 11. März 2011 wurde das japanische Kernkraftwerk Fukushima von einem Erdbeben erschüttert und als Folge von einem Tsunami getroffen, durch den es zu einem Reaktorunfall kam. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 ist das Risiko eines Unfalls in einem Kernkraftwerk wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. So wurde das Kernkraftwerk Saporischschja im vergangenen Jahr mehrfach Ziel von Angriffen. Die größten Risikofaktoren sind neben den Kampfhandlungen aus Sicht des BfS die Stromversorgung sowie die Arbeitsbedingungen des Personals. Stand: 15.03.2023
Unterstützung der RLZ ‐Kopfstelle beim BMUV und des Lagezentrums BfS‐München bei RLZ ‐Notfallübungen Forschungs-/ Auftragnehmer: Gesellschaft für Anlagen‐ und Reaktorsicherheit ( GRS ) gGmbH , Köln Projektleitung: Dr. S. Holbein Beginn: 29.10.2019 Ende: 15.10.2021 Finanzierung: 246.170,68 Euro Hintergrund Gemäß den Anforderungen des Strahlenschutzgesetzes ( § 102 StrlSchG ) sollen die behördlichen Notfallreaktionen regelmäßig geübt werden. Dabei sind die Notfallübungen nach Art der Übung, Umfang, Notfallszenarien und Beteiligten angemessen zu differenzieren. Um die fachlichen Fähigkeiten des vom Bundesumweltministerium geleiteten Radiologischen Lagezentrum des Bundes ( RLZ ) zu trainieren und somit kontinuierlich effizienter zu gestalten, müssen regelmäßig anspruchsvolle Übungsmaßnahmen vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet werden. Für solche Übungen sind entsprechende Szenarien zu erarbeiten, die das Aufgabenspektrum aller RLZ‐Einheiten bei einem radiologisch signifikanten Notfall auf der Basis fundierter Abschätzungen möglicher Gefahrenpotentiale gut abdecken. Die Gesellschaft für Anlagen‐ und Reaktorsicherheit ( GRS ) ist als ein Teil des RLZ u. a. für fachliche Abschätzungen möglicher Gefahrenpotentiale in einem radiologischen Notfall zuständig. In einer Reihe von Vorläufervorhaben im Auftrag von Bundesumweltministerium/BfS wurden von der GRS bereits umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Analysen radiologisch signifikanter Ereignisse in kerntechnischen Anlagen gesammelt und für die Übungsszenarien verwendet. Diese Arbeiten sollten fortgesetzt werden. Zielsetzung Zunächst sollten auf Basis von bereits vorliegenden Untersuchungen auf dem Gebiet der schweren auslegungsüberschreitenden Störfälle Analysen zum radiologischen Gefährdungspotenzial bei möglichen massiven Freisetzungen mit großflächiger Kontamination durchgeführt werden. Hierauf aufbauend sollte die Übungsdokumentation für eine RLZ ‐Übung erstellt werden. Weiterhin sollte die Analyse möglicher anlagenexterner Gefährdungspotenziale für einen Forschungsreaktor anhand vorhandener Quelltermabschätzungen erfolgen und anschließend die Übungsdokumentation für eine weitere Notfallübung erstellt werden. Schließlich hatte das Vorhaben zum Ziel, Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von RLZ‐Notfallübungen auf der Basis der erarbeiteten Übungsdrehbücher zu leisten. Durchführung Zunächst erfolgte eine umfangreiche Literaturrecherche in Bezug auf mögliche Ereignisabläufe sowie deren Analyse im Hinblick auf die Anforderungen an die RLZ‐Notfallorganisation. Aus den Erkenntnissen zu den untersuchten Ereignisabläufen wurden Übungsszenarien und -dokumentationen erstellt. Diese beinhalteten die zeitliche Entwicklung von Anlagenparametern, Angaben zu möglichen Quelltermen, Meldeformulare des Betreibers sowie einen zeitlichen Ablauf der zu erwartenden Ereignisse sämtlicher Übungsteilnehmer. Die Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Notfallübungen umfasste u. a. die Wahrnehmung von Regie‐ und Beobachtungsaufgaben während der Übung. Darüber hinaus erfolgte die aktive Teilnahme des GRS Notfallzentrums bei den Übungen zur Unterstützung der Kopfstelle des RLZ . Auf Grund der Einschränkungen infolge der Corona‐Pandemie musste das RLZ‐Übungsprogramm verschoben und das Arbeitsprogramm entsprechend angepasst werden. Zunächst erfolgte die Erstellung der Übungsdokumentation für die RLZ‐Übung CORE 2021, die in Zusammenarbeit mit den Landesbehörden Niedersachsens durchgeführt wurde. Für die Notfallübung wurden ein Übungsszenario und ein Übungsdrehbuch erstellt. Anschließend erfolgten Arbeiten zur Vorbereitung einer Planbesprechung zur Krisenkommunikation im RLZ zum Training des RLZ‐Stabs Kommunikation (Stab K). Die Inhalte umfassten dabei insbesondere die Arbeitsabläufe innerhalb des RLZ und die Inhalte des Radiologischen Lagebilds. Wie geplant konnte die Analyse möglicher anlagenexterner Gefährdungspotenziale für einen Forschungsreaktor anhand vorhandener Quelltermabschätzungen durchgeführt und anschließend die Übungsdokumentation für eine weitere Notfallübung erstellt werden. Schließlich erfolgte die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung der Planbesprechung für den Stab K des RLZ sowie die Vorbereitung der Notfallübung CORE 2021. Auch bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des im Dezember 2020 durchgeführten Kommunikations- und Techniktest "Kommunikationsübung 2020" wurde Unterstützung geleistet. Das GRS Notfallzentrum war als Teil des RLZ aktiv an dem Test beteiligt. Außerdem wurde die Erstellung des Auswerteberichts unterstützt, in dem insbesondere die Erkenntnisse des Tests aufgeführt wurden. Ergebnisse Im Rahmen des Vorhabens wurden Vorträge für eine Planbesprechung zur Krisenkommunikation im RLZ erstellt. Außerdem wurde die Übungsdokumentation für die Kommunikationsübung 2020 erstellt, sowie ein Bericht zu Ereignisabläufen in Forschungsreaktion mit Relevanz für die Notfallplanungen des RLZ verfasst. Zusätzlich wurde die Übungsdokumentation für die Notfallübung CORE‐2022 an einem Forschungsreaktor erstellt. Zuletzt erfolgte die Begleitung der Planbesprechung zur Krisenkommunikation im RLZ sowie die Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Kommunikations‐ und Techniktest "Kommunikationsübung 2020". Die Fortschreibung des Szenarienkatalogs für behördliche Notfallschutzübungen dient als Grundlage für die regelmäßigen Notfallschutzübungen des RLZ . Die im Rahmen dieses Vorhabens erstellten Szenarien und die Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung bei der RLZ‐Kommunikationsübung im Dezember 2020 sowie der Notfallübung CORE 2021 waren essentiell für den Übungserfolg. Auch die Teilnahme des GRS Notfallzentrums als Teil des Radiologischen Lagezentrum des Bundes entsprechend dem gesetzlichen Auftrag wurde in diesem Rahmen ermöglicht. Auch die Unterstützung bei der Planung der Notfallübung CORE 2022 war in diesem Rahmen maßgeblich. Darüber hinaus wurde auf Grundlage einer früheren Notfallübung eine Planbesprechung für den neu gegründeten Stab K (Kommunikation) der Kopfstelle des RLZ am Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ( BMUV ) vorbereitet und durchgeführt. Ziel der Besprechung war, Unterstützung bei der Festlegung des Arbeitsbereichs und der Arbeitsabläufe des Stabes K innerhalb der Kopfstelle zu leisten. Stand: 17.02.2023
Bis heute zählt die Kernschmelze und Reaktorexplosion im Atomkraftwerk Tschernobyl, die sich vor genau 36 Jahren ereignet hat, zu den schwersten Unfällen in der Geschichte der Kernenergie. Aufgrund der Reaktorkatastrophe am 26. April 1986 mussten bis zu 350.000 Menschen evakuiert und dauerhaft umgesiedelt werden. Wolken mit radioaktiven Stoffen verteilten sich zunächst über weite Teile Europas, später über die gesamte nördliche Halbkugel. Internationale Ärzte- und Umweltschutzorganisationen gehen davon aus, dass neben zahlreichen Bergungsarbeitern, die unmittelbar verstrahlt wurden, mehr als 100.000 Menschen in den folgenden Jahrzehnten an Spätfolgen wie Krebserkrankungen gestorben sind. „Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist und bleibt ein schrecklicher Beleg dafür, dass die Nutzung von Kernenergie nie risikofrei und im Falle eines schweren Unfalls oder gar einer Katastrophe stets folgenschwer sein wird“, erklärte Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann am heutigen Dienstag. „Seit zwei Monaten müssen wir zudem in der Ukraine erleben, dass auch Atomkraftwerke zu Kriegsschauplätzen werden können. Insoweit sollten wir froh darüber sein, dass wir uns in einem breiten gesellschaftlichen Konsens 2011 – nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima – auf den Ausstieg aus der Atomkraft bis Ende dieses Jahres verständigt haben.“ Ende 2022 sollen die letzten drei am Stromnetz verbliebenen Atomkraftwerke „Isar 2“, „Emsland“ und „Neckarwestheim 2“ abgeschaltet werden. Eine Laufzeitverlängerung aufgrund des Kriegs in der Ukraine lehnt Willingmann unter Hinweis darauf ab, dass bei der Nutzung der Kernkraft ebenfalls nicht wünschenswerte Abhängigkeiten bestünden, da europaweit Uran im Wesentlichen von Russland und Kasachstan bezogen werde. „Neben der Tatsache, dass sich die Betreiber über Jahre auf das Laufzeitende der Kernkraftwerke in Deutschland eingestellt haben und entsprechend beim Personal, der Beschaffung und dem Betrieb planen, bleibt Kernkraft die teuerste Art, Strom zu produzieren. Auch weil das Endlagerproblem weiterhin weltweit ungelöst ist“, betonte Willingmann. „Insofern halte ich nichts von einer Verlängerung der Laufzeiten für die verbliebenen Kraftwerke. Unabhängig von den durch den Krieg in der Ukraine verdeutlichten zusätzlichen Risiken bei gewaltsamen Konflikten. Wir brauchen keine kurzfristige Verlängerung von Laufzeiten, sondern mehr Unabhängigkeit durch die Diversifizierung von Importen fossiler Energieträger sowie einen beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien.“ Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl führte nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) 1986 auch zu erhöhten Strahlenbelastungen in Deutschland. Aufgrund von heftigen lokalen Niederschlägen war der Süden Deutschlands deutlich höher belastet als der Norden. So kam es im Bayerischen Wald und südlich der Donau zu lokalen Ablagerungen von bis zu 100.000 Becquerel (Bq) Cäsium pro Quadratmeter. In der norddeutschen Tiefebene betrug die Aktivitätsablagerung dieses Radionuklids dagegen selten mehr als 4.000 Bq pro Quadratmeter. Für die Strahlenexposition des Menschen infolge der Reaktorkatastrophe waren besonders radioaktives Cäsium (Cs-137 und Cs-134) mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren und Jod (I-131) mit einer Halbwertszeit von 8,02 Tagen von Bedeutung. Radioaktive Stäube, Dämpfe und Aerosole regneten über Magdeburg ab Im damaligen Bezirk Magdeburg wurden in Folge der Reaktorkatastrophe zahlreiche Radioaktivitätsmessungen durch das Bezirks-Hygieneinstitut durchgeführt. Berichten des Instituts zufolge wurde durch die Messungen eine 100- bis 500-mal höhere Radioaktivität in der Luft als vor dem Eintritt des Ereignisses nachgewiesen. Ferner wurden aufgrund schwerer Gewitter in Magdeburg in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1986 radioaktive Stäube, Dämpfe und Aerosole aus der Atmosphäre auf den Boden abgeregnet. In Regenwasser wurde ein Anstieg der Radioaktivität auf bis zu 44.000 Bq je Liter, in Wiesenkräutern bis 76.000 Bq je Kilogramm und in Gartenerde bis 40.000 Bq je Kilogramm gemessen und mit der Ausgangssituation beziehungsweise Richtwerten verglichen. Der spontane Anstieg der Strahlenbelastung im Vergleich zur natürlichen Hintergrundbelastung auf das Hundert- bis Tausendfache hätte zu Vorsorgemaßnahmen führen müssen, die entsprechend dem Bericht jedoch ausblieben. Heute spielt in Mitteleuropa praktisch nur noch das langlebige Cäsium Cs-137 eine Rolle. Dieses Radionuklid ist auf Grund seiner Halbwertszeit von etwa 30 Jahren seit 1986 bis heute nur etwa zur Hälfte zerfallen. Weitere Informationen zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bietet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf seinen Internet-Seiten: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/notfall/tschernobyl/tschernobyl_node.html
Am 29. Januar 2016 fuhr Japan sein drittes Atomkraftwerk wieder hoch. Fünf Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima schaltete der Betreiberkonzern Kansai Electric Power den Reaktor Nummer 3 im Atomkraftwerk Takahama in der westlichen Provinz Fukui wieder ein. Es ist das zweite AKW, das die neu eingeführten Sicherheitsvorschriften erfüllt und wieder in Betrieb geht. 2015 waren bereits zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Sendai in der südwestlichen Provinz Kagoshima wieder ans Netz gegangen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht in den Kämpfen in der Ostukraine eine wachsende Gefahr für das Atomkraftwerk Saporoschje in der Region. Die Front verläuft etwa 200 Kilometer vom AKW entfernt. Die Reaktoren stammen aus Sowjetzeiten und sollen nur unzureichend gegen Beschuss geschützt seien. Die Reaktorhülle aus Beton sei nur 1,20 Meter dick und überstehe nur den Absturz kleinerer Flugzeuge. "Es gibt in der Region viele panzerbrechende Waffen, die diese Hülle durchschlagen können", sagte Tobias Münchmeyer, Atomexperte von Greenpeace, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung am 30. August 2014. Auch ein Angriff auf die Stromversorgung oder das Stromnetz könne durch den Ausfall der Kühlung verheerende Folgen haben. Da niemand wisse, ob sich die Kämpfe ausweiten, müssten die Reaktoren möglichst rasch heruntergefahren werden, fordert Münchmeyer.
Am 3. August 2011 gab die Nuclear Decommissioning Authority, abgekürzt NDA, die Behörde für die Stilllegung kerntechnischer Anlagen im Vereinigten Königreich, ihre Pläne bekannt, die kerntechnische Anlage für Mischoxid-Brennelemente in der englischen Atomanlage Sellafield stillzulegen. Indirekt ist dies die Folge der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011. Japanische Kernkraftwerke sind die einzigen Abnehmer für die MOX-Brennelemente.
In einer gemeinsamen Erklärung forderten am 29. März 2011 50 Alternative Nobelpreisträger und weitere Mitglieder des World Future Councils einen weltweiten Austieg aus der Atomkraft. "Wir ziehen aus dem Störfall in Japan die Konsequenz, dass die menschliche Gesellschaft, ob sie nun im Eigeninteresse handelt oder als Treuhänder für zukünftige Generationen, überall auf der Welt eine viel größere Sorgfalt walten lassen muss, wenn es um den Umgang mit einer Technologie geht, die das Potential zur Massenvernichtung hat. Wir sollten solche Technologien auslaufen lassen, sie abschaffen und schlussendlich durch Alternativen ersetzen, die heutige und zukünftige Generationen nicht bedrohen. Dies gilt sowohl für Atomwaffen als auch für Atomkraftwerke."
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