Das Projekt "Der Massenhaushalt von Schwefeldioxid im regionalen Bereich anhand des Beispiels von Baden-Württemberg (TULLA)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Karlsruhe, Institut für Meteorologie und Klimaforschung durchgeführt. Im Forschungsprojekt TULLA ('Transport und Umwandlung von Luftschadstoffen im Land Baden-Wuerttemberg und aus Anrainerstaaten') wurde der Transport und die turbulente Ausbreitung von einigen Luftschadstoffen (SO2, NO, NO2, O3) ueber Entfernungen bis zu 250 km innerhalb der Zeit vom 19.3. - 28.3.1985 durch aufwendige Messungen von mehreren Forschungsgruppen untersucht. Bei der Durchfuehrung der Messungen wurde besonderes Gewicht darauf gelegt, alle beteiligten Prozesse, die zu zeitlichen und raeumlichen Veraenderungen der Konzentrationen in der Atmosphaere beitragen, durch Messungen zu kontrollieren. Dazu gehoeren die Emissionen, die Verfrachtung mit dem Wind, die Vermischung aufgrund der atmosphaerischen Turbulenz, die chemischen Umwandlungen und die Deposition der Stoffe beim Kontakt mit dem Erdboden, mit Pflanzen oder Wasseroberflaechen. Die Emissionen von SO2, NO und NO2 wurden deshalb fuer den 14-taegigen Zeitraum in stuendlicher Aufloesung ermittelt. Grossemittenten wurden individuell behandelt und kleinere Emittenten wurden mit dem Hausbrand und dem Verkehr zu Flaechenquellen in einem 1 km x 1 km Raster zusammengefasst. Dieses Emissionskataster wurde aufgrund der Anforderungen, die von der begleitenden numerischen Modellentwicklung aufgestellt wurden, in dieser Form von Voss und Mitarbeitern, Universitaet Stuttgart (PEF-Projekt 84/006/2) erstellt. Weltweit gesehen, handelt es sich hierbei um eines der am ausfuehrlichsten erarbeiteten Emissionskataster. Mit zahlreichen ueber das gesamte Gebiet verteilten Stationen wurden die atmosphaerischen Bedingungen durch bodennahe Messungen und durch Ballonsondierungen bestimmt. Durch den Einsatz von acht Messflugzeugen aus fuenf europaeischen Laendern, die speziell zur Erfassung von mehreren Komponenten von Luftverunreinigungen ausgeruestet waren, wurde bis in Hoehen von 3 km entlang des Untersuchungsgebiets (Baden-Wuerttemberg) und entlang vorgegebener Messstrecken im Inneren des Gebiets die Konzentration der Stoffe SO2, NO, NO2 und O3 gemessen. Damit wurden die notwendigen Daten gewonnen, um die Haupttransportwege fuer die Luftschadstoffe, die in BadenWuerttemberg freigesetzt werden, zu ermitteln. Die atmosphaerische Stroemung wird bis in die Hoehen, in denen der ueberwiegende Teil der Luftschadstoffe transportiert wird, von der Gelaendegestalt, insbesondere durch die Gebirgszuege von Schwarzwald und Schwaebischer Alb, in der Weise mitbestimmt, dass die Luft teils entlang der Taeler kanalisiert und teils zum Ueberstroemen oder Umstroemen von Hoehenzuegen gezwungen wird. In Ost-Westrichtung stellt der Kraichgau eine deutliche Schneise fuer die im Raum Mannheim-Karlsruhe bzw. im Raum Heilbronn-Stuttgart freigesetzten Stoffe dar. In Nord-Suedrichtung werden die Massenstroeme besonders entlang dem Rheintal und entlang der oestlichen Schwarzwaldflanke gefuehrt. Die Messungen zeigen, dass der noerdliche Teil von Baden-Wuerttemberg eine deutlich hoehere Belastung aufweist als der suedliche Teil.