Das Projekt "Methanquelle Wohlensee" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bundesamt für Umwelt durchgeführt. Messungen der Methanemissionen aus dem Wohlensee nahe Bern haben unerwartet hohe Werte ergeben. Die Resultate führten zu kontroversen Diskussionen in den Medien über die Klimaneutralität der Energieproduktion in Flussstauwerken. Unbeantwortet blieb die Frage, ob die hohen Emissionen mit der Verschmutzungsgeschichte (Eutrophierung, Belastung mit organischen Abfällen, u.a. von einer Papierfabrik) zusammenhängen und der Wohlensee deswegen einen Sonderfall darstellt. Anhand von Sedimentkernen werden die Kohlenstoffakkumulationsraten des Sees bestimmt und die Herkunft des organischen Kohlenstoffs eingegrenzt. Die Rekonstruktion der Verschmutzungsgeschichte ermöglicht es, die gegenwärtige Methanbildung einzuordnen und im Vergleich zu anderen (Stau)Seen zu verstehen. Die Erkenntnisse dieser Studie fliessen in das nationale Treibhausgasinventar ein.
Projektziele:
Die hohen Methanemissionen des Wohlensees haben eine Diskussion über die Klimawirksamkeit der Wasserkraft angefacht. Für die nationale Klimaberichterstattung stellt sich die Frage, ob der Wohlensee für Flussstauseen in vergleichbarer Lage repräsentativ ist. Das Projekt legt den Schwerpunkt auf ein besseres Verständnis der Methanbildung in den Sedimenten des Wohlensees. Insbesondere soll die Frage beantwortet werden, wie die Methanemissionen mit den Einträgen an organischem Kohlenstoff und Nährstoffen aus früheren Jahrzehnten zusammenhängen. Sind die Methanemissionen des Wohlensees eine direkte Folge der (aussergewöhnlichen) Verschmutzungsgeschichte, muss der Stausee hinsichtlich seiner Klimawirksamkeit als Sonderfall betrachtet werden.
Umsetzung und Anwendungen:
In mehreren Seen und Stauseen in den gemässigten Breiten (Mitteleuropa) wurden in den letzten Jahren hohe Methanemissionsraten gemessen, deren Ursache nicht geklärt ist. Die Studie am Wohlensee, von dem im Jahr 2010 erstmals aussergewöhnlich hohe Werte berichtet wurden, stellt einen Zusammenhang zwischen den Methanemissionen und der Verschmutzungsgeschichte im Einzugsgebiet dar. Sie ist ein erster Schritt zum Verständnis, ob die Umweltgeschichte des 20. Jahrhunderts die heutigen Methanemissionen aus Seen mitbeeinflusst. Da nicht jedes Stehgewässer gemessen und überwacht werden kann, ist dieses Verständnis wichtig, um Einzelmessungen auf weitere See übertragen zu können. Mit diesem Wissen werden zukünftig die Qualität der Regionalisierung von Methan-Emissionsdaten sowie die Datengrundlage für Fragestellungen wie z.B. zur Klimaneutralität von Stauseen verbessert.