In Deutschland führten die gesetzlichen Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft in den beiden letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg des stofflichen Recyclings. Mit der fünfstufigen Abfallhierarchie erhält die energetische Verwertung einen nachrangigen Charakter. Daraus kann auf eine entstehende mangelhafte Auslastung und Schließung von Abfallverbrennungsanlagen spekuliert werden. Viele Anlagen sind allerdings mittlerweile als Strom- und Wärmelieferanten regional unverzichtbar geworden.
Inländische Entnahme von Rohstoffen und Materialimporte 2015 wurden in Deutschland 1.041 Millionen Tonnen Rohstoffe entnommen, ein Rückgang um 15 Prozent seit dem Jahr 2000. Daneben importierte Deutschland im selben Jahr Rohstoffe und verarbeitete Produkte im Umfang von 642 Millionen Tonnen, ein Anstieg um 23 Prozent seit 2000. Pro Tonne Import werden im Ausland rund 2,5 Tonnen Rohstoffe benötigt. Konkurrenz um Rohstoffe Weltweit werden natürliche Ressourcen immer intensiver beansprucht. Die Rohstoffnachfrage und die Konkurrenz um Rohstoffe nehmen zu. Diese Trends verschärften die globalen Umweltprobleme wie den Klimawandel , die Verschlechterung von Böden oder den Verlust biologischer Vielfalt. Ein schonender Umgang mit Rohstoffen kann helfen, Umweltbelastungen zu senken, rohstoffpolitische Konflikte und Verteilungskonkurrenzen zu vermeiden sowie auch zukünftigen Generationen den Zugang zu Rohstofflagerstätten zu erhalten. Deutschland ist stark auf die Versorgung mit Primärrohstoffen angewiesen. Es bezieht Rohstoffe aus aller Welt (siehe Abb. „Herkunft der deutschen Rohstoffeinfuhren 2016“). Rohstoffproduktion in Deutschland – Inländische Entnahmen von Rohstoffen In Deutschland wurden der Natur im Jahr 2015 insgesamt 1.041 Millionen Tonnen (Mio. t) an Rohstoffen entnommen (siehe Abb. „Inländische Rohstoffentnahme“). Baumaterialien wie Kiese, Sande, gebrochene Natursteine und Kalkstein und andere Baumaterialien stellten mit 517 Mio. t die größte Rohstoffgruppe dar. An Energieträgern wurden 195 Mio. t entnommen, darunter 178 Mio. t Braunkohle. Weiterhin wurden 57 Mio. t an Industriemineralien gewonnen. Hierzu zählen Quarzsand, Spezialtone sowie Industrie- und Düngemittelsalze. Die inländische Erzproduktion betrug lediglich rund 0,5 Mio. t an Eisenerz. Da dieses Erz einen sehr niedrigen Eisengehalt besitzt, wurde es als Bauzuschlagsstoff und nicht in der Metallverhüttung verwendet. Biotische Rohstoffe wie Bäume, Nutzpflanzen sowie Wildtiere wurden im Umfang von 271 Mio. t geerntet und entnommen. Hierbei entfallen 90 Prozent (244 Mio. t) auf landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Futterpflanzen, Hackfrüchte und Getreide. Nutztiere und ihre Produkte sind nicht extra aufgeführt, da die Futtermittel schon unter „Futterpflanzen“ erfasst wurden. Die Rohstoffentnahme in Deutschland sank in der Zeitspanne von 2000 bis 2015 um 15 Prozent (%), seit 1994 sogar um 22 %. Die verschiedenen Rohstoffe sind folgendermaßen betroffen: Die Gewinnung von Baumineralien ging seit 2000 deutlich um 25 % zurück. Die Gewinnung von Energieträgern ist mit einem Minus von 12 % weniger rückläufig. Der Anstieg der Braunkohleproduktion um 6 % kompensiert zum Teil die auslaufende Steinkohleproduktion und die deutlich rückläufige Erdgasgewinnung. Die Entnahme biotischer Rohstoffe hat um 10 % zugenommen, insbesondere durch den Anstieg der Futterpflanzen- und Grünlandproduktion um 31 %. Die inländische Entnahme von Rohstoffen ist seit Beginn der Statistik im Jahr 1994 rückläufig. Weniger Rohstoffe als im Jahr 2015 wurden nur im Jahr der Wirtschaftskrise 2010 entnommen. In den letzten Jahren zeigt die Entwicklung statistisch gesehen allerdings keine klare Richtung. Die detaillierte Verteilung der aktuellen abiotischen Rohstoffproduktion nach Rohstoffen zeigt das Schaubild „Abiotische Rohstoffproduktion in Deutschland 2016“. Inländische Rohstoffentnahme Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Schaubild: Abiotische Rohstoffproduktion in Deutschland 2016 Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Schaubild als PDF Gütereinfuhren nach Deutschland stiegen an Von 2000 bis 2015 stiegen die Importmengen um 23 Prozent (%). Seit 1994 betrug der Anstieg sogar 39 %. Insgesamt wurden im Jahr 2015 rund 642 Millionen Tonnen (Mio. t) an Gütern nach Deutschland eingeführt (siehe Abb. „Güterimporte nach Deutschland“). Die Einfuhren umfassen einmal Güter mit niedrigem Bearbeitungsgrad wie Rohstoffe und ausgewählte Halbwaren wie Schnittholz, Roheisen und Mineralölerzeugnisse. Sie erfassen auch Fertigwaren wie Büromaschinen, Fahrzeuge und elektrotechnische Geräte mit hohem Bearbeitungsgrad. Differenziert nach Fertigungsgrad der Güter wurden im Jahr 2015 rund 355 Mio. t Rohstoffe, 135 Mio. t Halbwaren sowie 152 Mio. t Fertigwaren eingeführt. Der Import an Fertigwaren stieg zwischen 2000 und 2015 um 47 %. Gegenüber 1994 belief sich die Steigerung sogar auf fast 90 %. Auf der anderen Seite stieg die Einfuhr von Rohstoffen und Halbwaren zwischen den Jahren 1994 und 2015 nur um 28 bzw. 27 % an (siehe Abb. „Güterimporte nach Deutschland nach Verarbeitungsgrad“). Bei Halbwaren handelt es sich um vorverarbeitete Güter, die in weitere Produktionsprozesse einfließen, beispielsweise Aluminiumpressbolzen oder Stahlbrammen. Die höheren Anteile von Fertigwaren im Importmix spiegeln die internationale Arbeitsteilung und die Handelsverflechtungen wider. Ein weiterer Grund ist die strukturelle Verlagerung rohstoffintensiver Fertigungsprozesse ins Ausland. Die Rohstoff-Einfuhren nach Deutschland verteilten sich im Jahr 2015 wie folgt: Mit 338 Mio. t waren rund 53 % aller Einfuhren Energieträger und deren Erzeugnisse (Halb- und Fertigwaren), hiervon 278 Mio. t Erdöl und Erdgas. Auf Erze (Eisen und Nichteisenerze) und deren Erzeugnisse entfielen 127 Mio. t. 53 Mio. t entfielen auf andere mineralische Stoffe wie Natursteine und Industriesalze. 124 Mio. t an landwirtschaftlichen Produkten, Holz und anderen biotischen Gütern wurden eingeführt. Güterimporte nach Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Güterimporte nach Deutschland nach Verarbeitungsgrad Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Einsatz von Rohstoffen zur Herstellung importierter Güter im Ausland (Indirekte Stoffflüsse) Im Gewicht der eingeführten Halb- und Fertigwaren findet sich oft nur ein Bruchteil der zu ihrer Herstellung eingesetzten Rohstoffe wieder. Allerdings lassen sich alle Güter in sogenannte „Rohstoffäquivalente“ umrechnen. Diese erfassen alle Rohstoffe – außer Wasser –, die im Ausland zur Erzeugung der importierten Güter genutzt wurden. Die Anteile der genutzten Rohstoffe, die über das Eigengewicht der Importe hinausgehen, werden in der Fachsprache als „indirekte Rohstoffimporte“ bezeichnet. Ein Beispiel: Für ein Kilogramm (kg) importiertes Edelstahlblech werden mithilfe der Rohstoffäquivalente 34 kg an Rohstoffen erfasst, die zu dessen Produktion im Ausland eingesetzt werden mussten. Zu diesen Rohstoffen zählen Eisen-, Chrom- und Nickelerze sowie Kalkstein, Graphit, Steinkohle, Erdöl und Erdgas. Somit werden für 1 kg Edelstahlblech zusätzlich 33 kg Rohstoffäquivalente indirekt importiert. Betrachtet man die indirekten Stoffflüsse, die mit den gesamten deutschen Importen von Halb- und Fertigwaren verbunden sind, vergrößert sich das Gewicht der deutschen Importe auf nahezu das Dreifache: Im Jahr 2014 wurden 621 Millionen Tonnen (Mio. t) Güter direkt eingeführt. Für die Herstellung dieser Güter wurden im Ausland 1.540 Mio. t Rohstoffe eingesetzt. Mit indirekten Stoffflüssen zum Indikator „Primärrohstoffeinsatz“ Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene lassen sich die indirekten Importe über den Indikator „Primärrohstoffeinsatz“ abbilden ( RMI , engl. für Raw Material Input ). Dieser erfasst alle inländischen Rohstoffentnahmen sowie alle Einfuhren angegeben in Rohstoffäquivalenten (siehe Schaubild "Stoffstromindikatoren“). Der Indikator Primärrohstoffeinsatz stellt folglich eine Vergleichbarkeit zwischen den zum Teil hochverarbeiteten Einfuhren und den inländischen Entnahmen her. Der Primärrohstoffeinsatz Deutschlands im Jahr 2014 (letzte verfügbare Daten) belief sich auf 2.643 Millionen Tonnen (Mio. t) Rohstoffe (siehe Abb. „Primärrohstoffeinsatz (RMI)“). • Davon entfielen 723 Mio. t auf Erze, zu mehr als zwei Drittel Nichteisenmetallerze; • 699 Mio. t fossile Energieträger wurden genutzt, davon 56 % Erdöl- und Erdgas, 44 % Stein- und Braunkohle; • auf sonstige mineralische Rohstoffe entfielen 735 Mio. t; • 486 Mio. t sind der Biomasse zuzurechnen, die zu rund 90 % aus der Landwirtschaft stammt. Zwischen den Jahren 2010 und 2014 ist der Primärrohstoffeinsatz mit einem Anstieg von 0,8 % weitgehend stagniert. Der Primärrohstoffeinsatz gewinnt als Indikator an Bedeutung bei der Berechnung der „Rohstoffproduktivität“. Weitere Informationen zum Thema finden Sie im Artikel „Rohstoffproduktivität“ . Schaubild: Stoffstromindikatoren Quelle: Umweltbundesamt Primärrohstoffeinsatz (RMI) Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Berücksichtigung von ungenutzten Entnahmen Werden Rohstoffe gefördert und im Wirtschaftsprozess eingesetzt, fällt immer auch Abraum, Bergematerial oder Bodenaushub als nicht verwertetes Material an. Dieses wirtschaftlich nicht genutzte Material wird auch als „ungenutzte Entnahme“ oder als „versteckter Stoffstrom“ bezeichnet. Die mit der Rohstoffentnahme im Inland verbundenen ungenutzten Entnahmen werden vom Statistischen Bundesamt regelmäßig ermittelt. Nähere Informationen hierzu finden Sie im Artikel „Gesamter Materialaufwand Deutschlands“ . Die deutsche Rohstoffstrategie und ProgRess Die Bundesregierung hat darauf reagiert, dass die Rohstoffwirtschaft von grundlegender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist: Sie hat im Oktober 2010 eine Rohstoffstrategie (pdf) verabschiedet. Damit will sie für die deutsche Wirtschaft eine stabile und nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen gewährleisten. Im Februar 2012 folgte das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) . Mit ProgRess strebt die Bundesregierung an, Wirtschaftswachstum und Wohlstand möglichst weitgehend vom Ressourceneinsatz zu entkoppeln und Umweltbelastungen zu reduzieren. Die Bundesregierung hat sich mit ProgRess verpflichtet, alle vier Jahre über die Entwicklung der Ressourceneffizienz in Deutschland zu berichten, die Fortschritte zu bewerten und das Ressourceneffizienzprogramm fortzuentwickeln. Ausführliche Informationen zur Rohstoff- und Ressourcenpolitik finden Sie im Artikel „Ressourcenschonung in der Umweltpolitik“ .
Gesamter Materialaufwand Deutschlands Zum gesamten Materialaufwand einer Gesellschaft zählen nicht nur die wirtschaftlich verwerteten Materialströme. Auch ungenutzte Materialien wie Abraum, Bergematerial und Ernterückstände müssen dabei berücksichtigt werden. Auch diese können vielfältige Umweltwirkungen haben. Der Indikator Gesamter Materialaufwand – auf Englisch: Total Material Requirement – bildet diese mit ab. Der Indikator Gesamter Materialaufwand Die Förderung von Rohstoffen beeinträchtigt vor allem während der Erschließung und dem Abbau die Umwelt. Geologische Formationen, Landschaften und Lebensräume werden teilweise unwiderruflich verändert. Der Wasserhaushalt wird zudem etwa durch das Absenken des Grundwasserspiegels oft weit über das eigentliche Abbaugebiet hinaus beeinflusst. Teilweise sind diese Veränderungen irreversibel oder eine naturnahe Nutzung des Abbaugebietes ist nach der Rekultivierung nicht mehr möglich. (Ausführliche Informationen zu den Auswirkungen der Rohstoffnutzung finden Sie hier ). Werden Rohstoffe gefördert, fällt auch Abraum, Bergematerial oder Bodenaushub an. Dieses in der Regel wirtschaftlich nicht genutzte Material wird auch als „ungenutzte Entnahme“ oder als „versteckter Stoffstrom“ bezeichnet. Solch nicht verwertetes Material entsteht auch bei der Herstellung von Biomasse : So fallen bei der Ernte Rückstände an und bearbeitete Böden werden durch Erosion abgetragen. Wie viel nicht verwertetes Material anfällt, hängt hauptsächlich von der Art des Rohstoffvorkommens, der Effizienz der Ausbeutung und der Art des Abbaus ab. Vor allem Tagebauaktivitäten führen häufig zu großen Mengen ungenutzten Materials. Die Kenngröße „Gesamter Materialaufwand“ umfasst verwertete Rohstoffe und nicht verwertete Materialentnahmen. In Fachkreisen wird für den Indikator oft auch die englische Bezeichnung „Total Material Requirement“ und die damit einhergehende Abkürzung „TMR“ verwendet. Der TMR erfasst alle Materialentnahmen in In- und Ausland, die wir durch Produktion und Konsum in Deutschland auslösen (siehe Schaubild „Stoffstromindikatoren“). Gesamter Materialaufwand Deutschlands Die Gesamtschau der geförderten Rohstoffe, der geernteten Biomasse und des nicht verwerteten Materials im In- und Ausland zeigt, dass der Gesamte Materialaufwand Deutschlands zwischen den Jahren 1990 und 2008 (letzte verfügbare Daten) um gut 13 Prozent (%) sank. Im Jahr 1990 betrug dieser Total Material Requirement ( TMR ) rund 7,0 Milliarden Tonnen (Mrd. t), im Jahr 2008 nur noch 6,1 Mrd. t. Der Gesamte Materialaufwand pro Einwohner sank gleichzeitig um gut 15 % von 88,0 auf 74,5 t (siehe Abb. „Gesamter Materialaufwand (Total Material Requirement) Deutschlands“). Der Gesamte Materialaufwand wird im Wesentlichen durch den Braunkohleabraum dominiert. Der Grund für die deutliche Abnahme des TMR zwischen den Jahren 1990 und 2008 ist vor allem die gesunkene Braunkohleförderung in Deutschland: Im Jahr 1990 fielen beim Braunkohleabbau rund 3,3 Mrd. t Abraum an, im Jahr 2008 nur noch 1,7 Mrd. t. Die Zunahme der Einfuhren und der mit ihnen verbundenen indirekten und versteckten Materialflüsse kompensierten diese Abnahme jedoch teilweise wieder. Die folgenden beiden Abschnitte verdeutlichen die Zunahme der indirekten und versteckten Materialflüsse im In- und Ausland. Verwertete und nicht verwertete inländische Materialentnahmen In Deutschland wurden im Jahr 2013 rund 1.058 Millionen Tonnen (Mio. t) an Rohstoffen gefördert und an Biomasse geerntet (verwertete Entnahmen; ausführliche Erläuterungen zu den inländischen Entnahmen sind hier zu finden). Dabei fiel mit rund 2.020 Mio. t fast die doppelte Menge an nicht genutztem Material an (siehe Abb. „Verwertete und nicht verwertete inländische Materialentnahme“). Der weitaus größte Anteil dieses nicht verwerteten Materials entfiel mit rund 1.630 Mio. t auf den Abraum der Braunkohleförderung im Tagebau. Beim Abbau einer Tonne Braunkohle entsteht im Schnitt die achtfache Menge an Abraum (siehe Abb. „Rohstoffgruppen der nicht verwerteten inländischen Rohstoffentnahme 2013“). Verwertete und nicht verwertete inländische Materialentnahme Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Rohstoffgruppen der nicht verwerteten inländischen Rohstoffentnahme 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Verwertete und nicht verwertete Entnahmen der Importe In den Jahren 1990 bis 2008 (letzte verfügbare Daten) stiegen die Einfuhren von Rohstoffen, Halb- und Fertigwaren nach Deutschland um fast 30 Prozent (%) auf rund 600 Millionen Tonnen (Mio. t) deutlich an. Um zu erfassen, welche Materialströme diese Rohstoffe und Waren im Ausland bewegt haben, müssen folgende Größen bekannt sein: die Masse an eingeführten Rohstoffen und Waren; die Masse der „indirekten Materialflüsse“, das heißt alle jene Stoffe, die bei der Herstellung der eingeführten Waren im Ausland angefallen sind; die Masse der wirtschaftlich nicht verwerteten Entnahme die bei der Förderung der eingeführten Rohstoffe und Waren anfielen („versteckte Materialflüsse“). Diese Werte sind jedoch nur eingeschränkt aus der amtlichen Statistik ableitbar und müssen deshalb angenähert werden. Die nachfolgende Darstellung basiert auf den Ergebnissen des vom Umweltbundesamt beauftragten Gutachtens „Aktualisierung von nationalen und internationalen Ressourcenkennzahlen“ . Auf die dabei verwendeten Methoden und Herausforderungen wird im Abschnitt „Methodik und Forschungsfragen“ eingegangen. Im Jahr 2008 waren die rund 600 Mio. t importierten Rohstoffe und Güter zusätzlich mit ungefähr 2,46 Milliarden Tonnen (Mrd. t) indirekter und versteckter Materialflüsse verbunden. Damit sind diese zusätzlichen Materialflüsse im Vergleich zu 1990 (1,41 Mrd. t) um rund 75 % gestiegen (siehe Abb. „Indirekte und versteckte Materialflüsse der Importe“). Die indirekten und versteckten Stoffflüsse der Einfuhren werden mit einem Anteil von etwa 52 % dominiert von eingeführten Metallen und den daraus im Ausland hergestellten Halb- und Fertigwaren. Die Abbildung zeigt nur die im Ausland angefallenen Materialflüsse ohne die Menge der nach Deutschland importierten Rohstoffe, Halb- und Fertigwaren. Dabei ist zu beachten, dass eine Zuordnung der Materialflüsse anhand der Hauptmaterialien der verschiedenen eingeführten Güter erfolgte. Die Materialflüsse zum Beispiel der importierten Metallerze und ihrer Erzeugnisse enthalten deshalb neben den metallischen Erzen auch andere Materialien, insbesondere Energieträger. Der Gesamte Materialverbrauch Deutschlands Der Gesamte Materialverbrauch ist eine weitere Kenngröße für den Materialbedarf der deutschen Volkswirtschaft. Er wird auch Total Material Consumption (TMC) genannt. Anders als beim TMR fließen in die Berechnung des TMC die Ausfuhren von Rohstoffen, Halb- und Fertigwaren und die damit verbundenen indirekten und versteckten Materialflüsse nicht mit ein (siehe Schaubild „Stoffstromindikatoren“). Der TMC spiegelt somit den Eigenverbrauch Deutschlands wider. Der TMC für Deutschland sank zwischen den Jahren 1990 bis 2008 deutlich von etwa 6 auf rund 4 Milliarden Tonnen oder von 80 auf 49 Tonnen pro Person. Exkurs: Methodik und Forschungsfragen Die Ermittlung der Indikatoren TMR und TMC erfolgt durch Materialflussrechnungen (Material Flow Accounting and Analysis, MFA). Die Methodik zur Durchführung von Materialflussrechnungen ist international zu großen Teilen harmonisiert. Insbesondere die EU-Kommission (Economy-wide material flow accounts and derived indicators) und die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD Work on Material Flows and Resource Productivity) haben methodische Leitfäden hierzu veröffentlicht. Um indirekte und versteckte Stoffflüsse zu erfassen, werden zurzeit hauptsächlich zwei Ansätze genutzt: Die erste Methodik bezieht die indirekten und versteckten Stoffflüsse der Im- und Exporte mittels Koeffizienten ein, welche die Stoffflüsse entlang des gesamten Produktionszyklus einbeziehen. Dies ist der so genannte Koeffizientenansatz. Der zweite Ansatz nutzt ökonomische Input-Output-Tabellen um die Materialextraktionen dem Endkonsum der Rohstoffe zuzuordnen. Allerdings besteht bezüglich der Einbeziehung und Quantifizierung der versteckten Stoffflüsse noch Harmonisierungs- und Forschungsbedarf. Auch ist die Datenqualität insbesondere mit Angaben zu versteckten Stoffflüssen im außereuropäischen Ausland teilweise verbesserungsbedürftig. Zwei Beispiele: Die in diesem Text dargestellten Werte des TMR und TMC wurden mit Hilfe des Koeffizientenansatzes sowie mit Hilfe von Datenbanken zur globalen Materialextraktion und zum weltweiten physischen Handel bestimmt (vgl. UBA Texte 07/2013 ). Das erlaubt zwar, den Gesamten Materialaufwand Deutschlands im internationalen Vergleich nach einheitlicher Methodik einzuschätzen. Ein direkter Vergleich mit der umweltökonomischen Gesamtrechnung des statistischen Bundesamtes und den Berechnungen zum „Raw Material Input“ ist aufgrund unterschiedlicher Datenbasis und anderer Methodik aber nur bedingt möglich (siehe Schaubild „Stoffstromindikatoren“). Die eingeführten Rohstoffe werden in die vier Stoffgruppen Biomasse , Energieträger, nicht-metallische Mineralien und Metallerze eingeteilt. Bei den importierten Halb- und Fertigwaren entscheidet der dominante Rohstoff darüber, welcher Stoffgruppe die Ware zugerechnet wird. Die indirekten und versteckten Stoffflüsse der importierten Güter wiederum werden in biotische, abiotische und erosionsbedingte Stoffflüsse unterschieden. Bedingt durch den Koeffizientenansatz ist eine weitere Unterscheidung der abiotischen Stoffflüsse nicht möglich. So enthalten die indirekten und versteckten Stoffflüsse der Metalleinfuhren sowohl metallische und nicht-metallische Mineralien wie auch Energieträger, die zur Verarbeitung eingesetzt wurden. Das Umweltbundesamt (UBA) arbeitet mit anderen Institutionen und Instituten zusammen, um die methodischen Grundlagen und die Datenbasis zur Berechnung der einzelnen Rohstoffindikatoren zu harmonisieren.