Die zahlreichen Winterstürme an der französischen Atlantikküste haben zu einem Massensterben unter Seevögeln geführt: Mehr als 21.000 Vögel seien seit Ende Januar aufgrund von Erschöpfung infolge der Stürme an den Atlantikstränden tot gefunden worden, teilte die Liga zum Schutz von Vögeln (LPO) am 26. Februar 2014 in Paris mit. Papageitaucher und Trottellummen waren demnach besonders betroffen. Es sei das schlimmste Vogelsterben dieser Art seit dem Jahr 1900. Bis zum 24. Februar wurden vom Baskenland im Süden bis Finistère im Nordwesten 21.341 tote Seevögel gezählt. Weitere 2784 Vögel mussten von Tierschützern gepflegt und wieder aufgepäppelt werden.
Aus einer geborstenen Pipeline des staatlichen Ölkonzerns Petrobas fließen 700 km südwestlich von Rio de Janeiro rund 4 Mio. Liter Rohöl in die Flüsse Barigui und Iguacu. Der Iguacu fließt durch den Nationalpark Iguacu Falls. Der mehrere Zentimeter dicke Ölteppich führt zu einem massiven Fisch- und Vogelsterben. Außerdem ist die Wasserversorgung einiger Städte bedroht. In Gefahr waren auch die Iguacu-Wasserfälle selbst, eine der bekanntesten Touristenattraktionen des Landes. Mit schwimmenden Barrieren soll der Ölteppich aufgehalten und dann abgesaugt werden. Dem Ölkonzern wurde eine Strafe in zweistelliger Mio. Höhe auferlegt.
Das Projekt "Berücksichtigung von Artenschutzbelangen bei der Errichtung von Kleinwindenergieanlagen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund, Forschungs- und Bildungszentrum für Feuchtgebiete und Vogelschutz durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, erstmals in größerem Umfang Grundlagendaten zu erheben und somit die Auswirkungen von Kleinwindenergieanlagen (KWEA) auf Vögel und Fledermäuse zu beurteilen. Zusätzlich soll versucht werden, erste Einschätzungen über die Wirkfaktoren zu gewinnen, die mögliche Beeinträchtigungen beeinflussen (landschaftl. Kontext, Nutzung des Standorts, Abstand von Wald und Gebäuden etc.). Sollte sich bestätigen, dass in erhebl. Umfang negative Auswirkungen von KWEA auf Fledermäuse und Vögel ausgehen, werden Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung dieser Auswirkungen aufgezeigt. Insgesamt soll mit dem Projekt ein erster Schritt zur Vereinheitlichung der Planungspraxis geleistet werden. Projektziele: a) Ermittlung der Kollisionsrate von Vögeln an KWEA. Die Gefährdung von Vogelarten durch Kollision mit den Rotoren der KWEA kann ein erhebl. Gefährdungspotential für Arten im Siedlungsbereich darstellen. Deshalb wird die Kollisionsrate von Vögeln an KWEA durch die Suche von Schlagopfern ermittelt. Zur Bestimmung der Kollisionsrate findet an den KWEA eine Suche nach mögl. Opfern nach den Vorgaben zur Schlagopfersuche nach KORNER-NIVERGELT et al. (2013) statt. Dabei soll das betroffene Artenspektrum ermittelt werden und versch. Wirkfaktoren wie der Typ der KWEA und die Geländestruktur Berücksichtigung finden. b) Beantwortung der Frage, ob Fledermäuse an KWEA getötet oder verletzt werden. In einem ersten Schritt werden akustische Dauererfassungen von Fledermausrufen an KWEA durchgeführt. Auf Grundlage dessen werden geeignete KWEA Standorte mit ausreichend Aktivität identifiziert. An diesen sollen intensive Beobachtungen mittels Wärmebild- bzw. Infrarotkameras und Fledermausdetektoren erfolgen, um herauszufinden, ob und in welcher Weise Tiere mit den Rotoren kollidieren. Im Rahmen der Schlagopfersuch von Vögeln werden auch Fledermausschlagopfer erfasst und falls möglich mit den akustischen Erfassungen korreliert. Um quantitative Ergebnisse bzgl. der Schlagopfer von Fledermäusen zu erhalten ist jedoch eine intensivere Nachsuche erforderlich. Dies erfolgt im Rahmen der intensiven Untersuchungen an ausgewählten KWEA. Insofern möglich, werden erste Zusammenhänge zwischen Kollision und versch. Wirkfaktoren dargestellt. c) Ermittlung möglicher Verdrängung von Vögeln durch KWEA. Ein weiterer Effekt von KWEA stellt die Verdrängung von Vogelarten dar. Mit Hilfe von vergl. Brutvogel- und Rastvogelkartierungen im Umkreis von 250 m der KWEA und auf Probeflächen wird der Verdrängungseffekt von KWEA auf Vogelarten untersucht. d) Ermittlung des Meideverhaltens von Fledermäusen an KWEA. Falls möglich sollten die KWEA parallel zu den akustischen Dauererfassungen an ausgew. Tagen abgeschaltet werden, um etwaige Veränderungen der Aktivität gegenüber dem Betrieb und somit ein Meideverhalten feststellen zu können. Kleinräumige Meideverhalten bei Fledermäusen an KWEA werden durch Beobachtung mit Wärmebild- bzw. Infrarotkameras und Fledermausdetektoren untersucht.
Steinobst: Obstbäume nachhaltig anbauen So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Steinobstgarten Pflanzen Sie resistente und weniger anfällige Sorten. Verwenden Sie engmaschige Kulturschutznetze. Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig und entfernen befallene Früchte umgehend. Sorgen Sie für einen sonnigen Standort und lichten Sie die Bäume regelmäßig aus. Gewusst wie Es gibt zahlreiche umweltfreundliche Maßnahmen, um Steinobst vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Generell gilt: Ein geringer Schädlingsbefall ist meist unbedenklich. Vielen Pilzkrankheiten lässt sich mit dem Anbau robuster Sorten vorbeugen. Prüfen Sie, ob der Anbau bestimmter Obstsorten zum Klima in Ihrer Region passt. Mit Netzen gegen die Kirschfruchtfliege: Die beiden Arten der Kirschfruchtfliege, die bei uns vorkommen, werden etwa vier Millimeter groß und sind schwarz-gelb gefärbt. Sie legen ihre Eier in die heranreifenden Kirschen. Meist passiert das, bevor die Farbe der Früchte von grün zu gelb springt. Süßkirschen sind mit Abstand am häufigsten betroffen, Sauerkirschen verhältnismäßig selten. Bauen Sie Süßkirschen an, die früh reifen, zum Beispiel "Burlat" oder "Celeste". Lassen Sie keine reifen oder befallenen Kirschen im Baum hängen und sammeln Sie abgefallene Früchte möglichst rasch auf. Hängen Sie Gelbtafeln in die Baumkronen. An diesen Leimfallen bleiben die Kirschfruchtfliegen kleben. Da Gelbtafeln durch ihre Farbe anlocken und zusätzlich mit Lockstoffen versehen werden können, dienen sie, neben der reinen Überprüfung eines Befalls, zusätzlich als Kirschfruchtfliegenfalle mit einer mäßigen Fangwirkung. Ist die Zeit des Fluges der Kirschfruchtfliege vorbei, sollten die Gelbtafeln abgenommen werden, um weiteren Beifang anderer Insekten zu vermeiden. Umspannen Sie die Baumkrone mit einem Kulturschutznetz. Die Maschen dürfen maximal 1,4 mal 1,4 Millimeter groß sein. So können Sie die erwachsenen Fliegen von der Eiablage in Ihrem Baum abhalten. Ein Netz hält auch einige blattlausvertilgende Nützlinge vom Baum fern. Sammeln Sie deshalb einige Marienkäfer ein und setzen sie in den Baum. Sie können auch den Boden unterhalb des Kirschbaums mit einem Netz mit einer maximalen Maschenweite von 0,8 mal 0,8 Millimetern bedecken. Es sollte bis Ende Mai ausgebracht sein. So sinkt der Befall im nächsten Jahr rapide, weil sich die Tiere nicht im Boden verpuppen können. Hühner picken die im Boden eingegrabenen Puppen der Kirschfruchtfliegen auf. Achten Sie auf eine artgerechte Haltung. Großer Schaden durch die Kirschessigfliege: Die Kirschessigfliege ist etwa drei Millimeter groß. Sie befällt nicht nur Kirschen, sondern auch andere Steinobstarten und einige Beerenfrüchte. Nutzen Sie Kulturschutznetze mit einer Maschenweite von maximal 0,8 mal 0,8 Millimeter. Pflücken Sie regelmäßig alle reifen Früchte und auch solche, die von Krankheiten und Schädlingen befallen sind. Kirschessigfliegen mögen Wind und Sonne nicht. Sorgen Sie also dafür, dass die Obstarten in der vollen Sonne stehen und fachgerecht geschnitten sind. Keine Vogelschutznetze gegen Stare! Stare und andere Vögel können sich in den Netzen verfangen und qualvoll sterben. Schrotschusskrankheit und Sprühfleckenkrankheit: Um Schäden durch Pilze und Bakterien vorzubeugen, sollten Sie resistente oder tolerante Obstsorten wählen. Das gilt auch für die Schrotschuss- und die Sprühfleckenkrankheit. Beide Krankheiten äußern sich ähnlich und sie können bei allen Steinobstarten auftreten. Sind Blätter von der Schrotschusskrankheit befallen, sehen sie aus, als wären sie von Schrotkugeln durchlöchert. Die burgunderroten Blattflecken der Sprühfleckenkrankheit sind etwas kleiner. Die Blätter werden kurz nach der Infektion gelb und fallen ab. Beiden Krankheiten können Sie mit denselben Maßnahmen vorbeugen. Ein regelmäßiger fachgerechter Schnitt beugt der Infektion vor. So gelangen Wind und Sonne gut ins Kroneninnere und Feuchtigkeit entweicht. Kontrollieren Sie insbesondere die unteren Triebe regelmäßig und pflücken Sie befallene Blätter ab. Schneiden Sie erkrankte Triebe bis ins gesunde Holz zurück. Entfernen Sie Laub und abgefallene Früchte umgehend und entsorgen Sie sie über den Kompost oder den Haus- und Biomüll. Pflücken und entsorgen Sie vertrocknete, im Baum hängengebliebene Früchte, sonst können Schaderreger überwintern und den Baum im nächsten Jahr erneut infizieren. Widerstandsfähige Sorten gegen das Scharka-Virus: Das Scharka-Virus tritt vorwiegend an Pflaumen auf, kann aber auch Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen betreffen. Die befallenen Früchte sind an manchen Stellen pockenartig eingesunken oder verformt, die Blätter sind unregelmäßig aufgehellt. Das Fruchtfleisch der Pflaumen ist an einigen Stellen rötlich verfärbt, es ist gummiartig zäh und nahezu geschmacklos. Das Scharka-Virus ist meldepflichtig. Übermitteln Sie jeden Verdachtsfall an den in Ihrem Bundesland zuständigen Pflanzenschutzdienst. Sie können das Virus nicht direkt bekämpfen, sondern vorbeugen, indem Sie resistente und widerstandsfähige Sorten anbauen. Sie sollten vom Virus befallene Bäume roden und durch robustere Sorten ersetzen. Die Pflaumensorten "Jojo" und "Jofela" und die Aprikosensorte "Goldrich" sind resistent gegen das Scharka-Virus. Mit Hygiene gegen die Narren- oder Taschenkrankheit: Früchte, die von dem Pilz Taphrina pruni befallen sind, nehmen eine verkrümmte Form an, die an eine Narrenkappe oder eine Handtasche erinnert. Die sogenannte Narren- oder Taschenkrankheit betrifft vor allem Pflaumen. Sie vertrocknen und bleiben meist am Baum hängen. Meiden Sie hochanfällige Sorten, wie zum Beispiel "Auerbacher", "Frühzwetsche" und "Hauszwetsche". Beschneiden Sie die Baumkronen regelmäßig. Entfernen Sie zu dicht stehende und in die Krone hineinwachsende Äste. Dann kann Wind durch die Krone wehen und Feuchtigkeit kann rasch verdunsten. Entfernen Sie alle befallenen Früchte und Fruchtmumien. Monilia-Pilze: Die Erreger Monilia laxa und Monilia fructigena befallen vor allem Pflaumen- und Kirschbäume, aber auch Apfel- und Birnbäume. Sie sorgen für Fruchtfäule und lassen die Triebspitzen absterben, man spricht deshalb von Spitzendürre. Um die Monilia-Pilze vom Feuerbrand, einer Bakterienerkrankung, zu unterscheiden, können Sie ein Stück eines erkrankten Triebs mit einem feuchten Tuch in eine saubere Kunststofftüte legen. Ist der Trieb mit Monilia laxa befallen, hat sich nach spätestens zwei Tagen ein weißer Pilzrasen gebildet. Pflanzen Sie widerstandsfähige Steinobstsorten, wie zum Beispiel die Sauerkirschen "Achat", "Jade" und "Karneol". Bei Äpfeln empfehlen sich festfleischige Sorten mit spätem Erntetermin, etwa "Rewena" oder "Red Topaz". Wählen Sie einen sonnigen, aber luftigen Standort und lichten Sie den Baum regelmäßig aus. Ernten Sie Ihre Obstbäume vollständig ab. Unbrauchbare Früchte sollten entsorgt werden, da sie sonst Pilzsporen einen Nährboden geben und sie sich im nächsten Jahr ausbreiten können. Falls es doch zum Befall kommt, schneiden Sie die Triebe mindestens 20 Zentimeter tief ins gesunde Holz zurück. Gegen die Maden der Kirschfruchtfliege helfen zum Beispiel Netze und Hühner. Quelle: Bauer Karl | www.wikimedia.org | Made der Kirschfruchtfliege in einer geöffneten Kirsche | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en Die Männchen der Kirschessigfliege haben auf ihren Flügeln einen gut sichtbaren schwarzen Punkt. Quelle: Martin Hauser Phycus | www.wikimedia.org | male of Drosophila suzukii. California | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en Rote Blattflecken sind typisch für Kirschen, die an der Schrotschusskrankheit erkrankt sind. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Schrotschusskrankheit (Clasterosporium carpophilum) an Süßkirsche | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Schrotschusskrankheit Die ehemals roten Blattflecken der Schrotschusskrankheit trocknen nach und nach ein. Das trockene Material fällt aus dem Blatt heraus. Quelle: Rainer Wahl | www.greencommons.de | Schrotschusskrankheit | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Die ehemals roten Blattflecken der Schrotschusskrankheit trocknen nach und nach ein. Das trockene Material fällt aus dem Blatt heraus. Unregelmäßige bis ringförmige Blattaufhellungen deuten auf das Scharka-Virus hin. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Typische Blattsymptome durch das Scharka-Virus (PPV = plum pox virus) | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Narrentaschenkrankheit an Mirabellen Längliche gekrümmte Früchte sind ein Symptom der Narren- oder Taschenkrankheit. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Narrentaschenkrankheit an Mirabellen | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Längliche gekrümmte Früchte sind ein Symptom der Narren- oder Taschenkrankheit. Monilia laxa Monilia-Pilze sorgen unter anderem dafür, dass die Triebspitzen der Bäume absterben. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Monilia laxa | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Monilia-Pilze sorgen unter anderem dafür, dass die Triebspitzen der Bäume absterben. Hintergrund Umweltsituation: Was für Gemüse, Beerenobst und Kernobst gilt, trifft auch auf Steinobst zu: Immer mehr Hobbygärtner verzichten bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel. Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten. Spritzungen schaden der Umwelt, ihre sachgerechte Durchführung an Obstgehölzen ist kompliziert. Die Wirkstoffe der chemischen Mittel können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch Verdunstung , Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Gegen viele Schädlinge, etwa die Kirschessigfliege, sind im Hobbygarten keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Kirschessigfliege ist erst seit 2011 in Deutschland anzutreffen, breitet sich jedoch in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz rasch aus, sodass sie schon bald auch in klimatisch weniger begünstigen Gebieten anzutreffen sein dürfte. Ein häufiger Insektizideinsatz würde die Population trotzdem nicht eindämmen. Die Kirschessigfliegen würden Resistenzen gegen die Wirkstoffe bilden. Bei dem Verdacht einer Viruserkrankung, etwa der Scharka-Erkrankung, müssen die Behörden informiert werden. Der Verdacht wird geprüft. Ist ein Baum tatsächlich vom Virus befallen, kann es sein, dass der Baum samt Wurzelwerk gerodet werden muss. Und zwar dann, wenn sich der Hobbygarten in einem Obstanbaugebiet befindet. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass ganze Obstanlagen mit dem Scharka-Virus verseucht werden. Weitere Informationen finden Sie hier: Portal zum Pflanzenschutz im Garten ( UBA -Themenseite) Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen (UBA-Themenseite)
Kernobst: Obstbäume nachhaltig anbauen So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Kernobstgarten Pflanzen Sie resistente und wenig anfällige Sorten. Setzen Sie anstelle chemischer Pflanzenschutzmittel gezielt Nützlinge ein. Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig. Gewusst wie Es gibt potentielle Schädlinge, die sich auf bestimmte Kernobstsorten spezialisiert haben, andere kommen an mehreren verschiedenen Bäumen und Sträuchern vor. Der Apfelwickler, der Apfelblütenstecher und die Apfelsägewespe sind vor allem Apfelbäumen zu finden. Auf Birnenbäume haben sich Birnensägewespe und Birnengallmücke spezialisiert. Kleiner und Großer Frostspanner, die Schlangenminiermotte sowie Blatt-, Schild- und Blutläuse, Gallmilben und Obstbaumspinnmilben können an Apfel und Birne auftreten. Ein geringer Befall ist in der Regel unproblematisch und Nützlinge, wie nützliche Insekten und Vögel, können sich von den Insekten ernähren. Falls dennoch nötig, können Sie Krankheiten und Schädlingsbefall im Obstgarten auch ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel vorbeugen. Wir zeigen Ihnen, welche Methoden zum jeweiligen Schädling passen. Befall durch den Apfelwickler: Der Apfelwickler ist ein eher unauffälliger Falter, dessen Larven einen erheblichen Schaden anrichten können. Sie befallen gelegentlich auch Birnen, Quitten, Aprikosen und Pfirsiche. Sie erkennen den Befall mit Apfelwicklern an den braunen Kotkrümeln, die an der Schale der Äpfel haften. Pflücken Sie die befallenen Äpfel und entsorgen sie über den Haus- und Biomüll. Bringen Sie im Juni etwa zehn Zentimeter breite Wellpappenringe am Baumstamm an. Ende Juni wandern die Larven aus dem Obst und verstecken sich darin. Bürsten Sie diese Pappmanschetten wöchentlich über einem Eimer ab und entsorgen sie im Haus- und Biomüll. So reduzieren Sie den Befall im kommenden Jahr. Das können Sie noch tun: Setzen Sie am Stamm und unter Baumkrone Nematoden der Art Steinernema feltiae ein. Die winzigen Fadenwürmer dringen in die Larven ein und geben ein Bakterium ab, an dem die Schädlinge sterben. Rühren Sie die Nematoden in Wasser ein und spritzen sie abends oder an einem bedeckten Tag bei mindestens 12 Grad. Ebenfalls nützlich sind Schlupfwespen der Art Trichogramma cacoeciae , die ihre Eier in die Eier der Apfelwickler legen. Verteilen Sie die Kärtchen mit den Schlupfwespen ab Mai in vier Durchgängen im Abstand von drei bis vier Wochen im Baum. Die Temperatur sollte möglichst bei mehr als 15 Grad liegen. Sägewespen an Apfel und Birne: Die Apfel- und die Birnensägewespe ( Hoplocampa testudinea und Hoplocampa brevis ) sowie die Schwarze und die Gelbe Pflaumensägewespe ( H. minuta und H. flava ) fressen sich durchs Fruchtfleisch. Die Fraßgänge unterscheiden sie optisch zum Beispiel vom Apfelwickler. Gehen Sie nicht in jedem Fall gegen den Befall vor. In Jahren, in denen die Bäume sehr viele Blüten ansetzen, kann ein leichter Befall durch Sägewespen nützlich sein und die Fruchtausdünnung ersetzen. Hängen Sie weiße Leimtafeln auf, falls sich ein starker Befall abzeichnet. Die Sägewespen halten sie für große Blüten und gehen ihnen auf den Leim. Weiße Leimtafeln helfen auch gegen Sägewespen an Pflaume (Steinobst). Entfernen sie befallene Früchte und entsorgen Sie sie über den Haus- oder Biomüll. Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Made (Larve) in befallener Frucht Apfelsorten werden umso stärker befallen, je weißer ihre Blüten sind. Entsprechend sind reinweiß blühende Sorten wie 'Idared' stärker gefährdet als beispielsweise die Sorte 'Rubinette', deren Blüten eher rosafarben sind. Quelle: Uwe Harzer DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Made (Larve) in befallener Frucht | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Apfelsorten werden umso stärker befallen, je weißer ihre Blüten sind. Entsprechend sind reinweiß blühende Sorten wie 'Idared' stärker gefährdet als beispielsweise die Sorte 'Rubinette', deren Blüten eher rosafarben sind. Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Fruchtbefall Die gut sichtbaren bogenförmigen Fraßgänge verraten, dass hier eine Sägewespe am Werk war. Quelle: Uwe Harzer DLR Rheinpfalz | www.hortipendium.de | Apfelsägewespe Hoplocampa testudinea - Fruchtbefall | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Die gut sichtbaren bogenförmigen Fraßgänge verraten, dass hier eine Sägewespe am Werk war. Obstbäume und ihre Schädlinge: Weißtafel Hängen Sie Weißtafeln nach der Blütezeit wieder ab: Die Sägewespen haben ihren Flug nun beendet und es sollte kein unnötiges Risiko für Nützlinge bestehen bleiben. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Weißtafel für die Überwachung des Flugs der Apfelsägewespe | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Hängen Sie Weißtafeln nach der Blütezeit wieder ab: Die Sägewespen haben ihren Flug nun beendet und es sollte kein unnötiges Risiko für Nützlinge bestehen bleiben. Kleiner und Großer Frostspanner: Die Larven des Kleinen Frostspanners ( Operophtera brumata ) hinterlassen Fraßschäden an einigen Obstbäumen und anderen Laubgehölzen. Oft sind die Schäden jahrelang gering, dann plötzlich treten die Frostspanner in Massen auf. Die grasgrünen etwa 2,5 Zentimeter langen Räupchen bewegen sich vorwärts, indem sie zunächst einen hohen Katzenbuckel machen und sich dann strecken. Leimringe werden angeboten, um die am Stamm kriechenden Weibchen abzufangen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass nicht nur andere Insekten, sondern auch Vögel und Fledermäuse am Leim klebenbleiben und sterben können. Der Einsatz von Leimringen ist daher kritisch zu betrachten. Stellen Sie Nistkästen für Kohlmeisen bereit; diese ernähren sich zur Brutzeit zu großen Teilen von Raupen des Kleinen Frostspanners. Wenn Sie im Frühjahr zur Zeit des Blattaustriebs trotz der Leimringe viele frischgeschlüpfte Raupen finden, kann ein Bacillus thuringiensis-Präparat sinnvoll sein, das ins Wasser einrührt und auf die Bäume gespritzt wird. Raupe des Großen Frostspanners Die Raupen des Großen Frostspanners sind sehr unterschiedlich gefärbt, meist jedoch mit einem hohen Rotbraun-Anteil. Quelle: H. Krisp | www.wikimedia.org | Große Frostspanner Raupe Erannis defoliaria Familie: Geometridae Fundort: Deutschland Ochsenwang | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en Die Raupen des Großen Frostspanners sind sehr unterschiedlich gefärbt, meist jedoch mit einem hohen Rotbraun-Anteil. Grüner Leimring Leimringe sind kostengünstig, einfach anzubringen und fangen – eng anliegend – Frostspannerweibchen zuverlässig ab. Quelle: MarkusHagenlocher | www.wikimedia.org | Deutsch Leimring an einem Apfelbaum | http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Leimringe sind kostengünstig, einfach anzubringen und fangen – eng anliegend – Frostspannerweibchen zuverlässig ab. Operophtera brumata Der Kleine Frostspanner legt seine Eier im Spätherbst an jungen Trieben ab. Zum Knospenaufbruch im Frühjahr schlüpfen die Larven. Quelle: Jeffdelonge | www.wikimedia.org | Operophtera brumata | https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:Attribution_Entomart Der Kleine Frostspanner legt seine Eier im Spätherbst an jungen Trieben ab. Zum Knospenaufbruch im Frühjahr schlüpfen die Larven. Die Operophtera brumata Larve Die grasgrünen Raupen des Kleinen Frostspanners bewegen sich in katzenbuckelartigen Bewegungen vorwärts. Quelle: Gyorgy Csoka Hungary Forest Research Institute Hungary | www.wikimedia.org | English Operophtera brumata larva | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/us/deed.en Die grasgrünen Raupen des Kleinen Frostspanners bewegen sich in katzenbuckelartigen Bewegungen vorwärts. Pilze und Bakterien: Zu den wichtigsten pilzlichen und bakteriellen Schaderregern an Apfelbäumen gehören zum Beispiel Apfelschorf, Obstbaumkrebs, Kragenfäule und Mehltau. An Birne tritt häufig der Birnengitterrost auf. Weitere wichtige Krankheiten an Kernobst sind Feuerbrand und Monilia (Spitzendürre). Grundsätzlich gilt: Wählen Sie resistente oder tolerante Obstsorten und achten Sie auf die Krankheiten, die den größten Schaden anrichten. So kann der Baum einen Befall ohne nennenswerte Ertragseinbußen überstehen. Pflanzen Sie die Bäume nicht zu dicht beieinander. Bei Apfelbäumen ist eine hohe Widerstandskraft gegen Apfelschorf und Apfelmehltau besonders wichtig, bei Birnen und Quitten gegenüber Feuerbrand. Vorsicht Verwechslungsgefahr! Kümmernde Kernobstgehölze sind nicht in jedem Fall krank. Dafür kann auch Bodenmüdigkeit verantwortlich sein. Entdecken Sie eingesunkene braune Flecken an Äpfeln, kann das auch an einem Calciummangel, der sogenannten Stippe, liegen. Schneiden Sie Ihre Obstgehölze fachgerecht. Mit Hygiene gegen Apfelschorf: Flecken mit einer rauen, oft rissigen Oberfläche sind charakteristische Symptome eines Befalls mit Apfelschorf ( Venturia inaequalis ). Spät befallene Früchte zeigen lediglich kleine schwarze Punkte. Auf den Blättern erkennen Sie den Befall schon früh an den dunkelgrünen bis braunen Flecken. Der Pilz überwintert auf den heruntergefallenen Blättern. Lassen Sie bei sichtbarem Befall kein Laub liegen. Grundsätzlich können Sie durch die Ausbringung von Vinasse oder Bierhefeextrakt auf das Falllaub die schnellere Verrottung der Blätter anregen. Das fördert eine vermehrte Ansiedlung von Mikroorganismen, wodurch das Laub für Regenwürmer attraktiver wird. Zusätzlich reduziert das die Sporen des Schorfpilzes. Eine zwei- bis dreimalige Ausbringung zwischen Laubfall und März ist zu empfehlen. Alternativ können auch Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis saurer Gesteinsmehle, Schwefelsaurer Tonerde, Schachtelhalm und Algenextrakten eingesetzt werden. Kontrollieren Sie die Bäume während der Saison regelmäßig und entfernen Sie kranke Blätter und Früchte. Pflanzen Sie vor allem robuste Apfelsorten, wie etwa "Retina", "Florina" und "Topaz". Schneiden Sie die Gehölze fachgerecht, damit die Baumkronen gut durchlüftet sind und die Blätter entsprechend schnell abtrocknen. Obstbaumkrebs: Für den sogenannten Obstbaumkrebs ist ein Pilz namens Nectria galligena verantwortlich. Bei feuchtem Wetter dringt er über Risse und Wunden in die Rinde ein. Neben den oben genannten Tipps gegen Pilzkrankheiten sollten Sie diese Hinweise beachten: Machen Sie schwere Böden schon bei der Pflanzung mit gewaschenem Sand durchlässiger. So vermeiden Sie Staunässe. Schneiden Sie die Bäume möglichst nur bei trockener Witterung . Beugen Sie Frostrissen bei jungen Obstbäumen mit einem Weißanstrich vor. Den können Sie kaufen oder selbst herstellen, indem Sie 1,5 Kilogramm Branntkalk mit zehn Litern Wasser mischen und anschließend 600 Gramm Tapetenkleister unterrühren. Diese Mischung reicht für etwa fünf kleinere Bäume. Sie sollten befallene junge Triebe etwa 30 Zentimeter unterhalb der befallenen Stelle kappen. Schneiden Sie die Befallstellen bei größeren Ästen bis ins gesunde Holz zurück. Feuerbrand: Die hochansteckende Bakterienkrankheit kann diverse Obst- und Ziergehölze, wie Birnen, Quitten, Äpfel, Rot- und Weißdorn (Crataegus), innerhalb kurzer Zeit erheblich schädigen. Die infizierten Blätter, Blüten und Früchte färben sich rotbraun bis schwarz und schrumpeln lederartig zusammen. Sind nur einzelne Triebe betroffen, sollten sie bis etwa 40 Zentimeter tief ins gesunde Holz hineinschneiden. Ist der Befall sehr stark, sollten Sie das Gehölz roden. Vorsicht bei der Entsorgung! Melden Sie sich bei der Kommune. Entweder verbrennen Sie die befallenen Pflanzenteile vor Ort oder bringen sie in Müllsäcken zur nächsten Verbrennungsanlage. Tragen Sie Einmalhandschuhe und desinfizieren Sie die Schnittwerkzeuge mit 70-prozentigem Alkohol. Gegen Feuerbrand resistent sind unter anderem die Apfelsorten "Reanda" und "Rewena". Hintergrund Umweltsituation: Immer mehr Hobbygärtner*innen verzichten bei Beerenobst, Steinobst, Kernobst und Gemüse bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel. Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten. Krankheitserreger mit chemischen Mitteln zu bekämpfen ist schwierig und riskant. Pflanzenschutzmittelwirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch Verdunstung , Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Weiter Informationen finden Sie hier: Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen ( UBA -Themenseite) FAQ mit häufig gestellten Fragen zum Kernobst (UBA-Themenseite)
Das Projekt "UNEP-Studie zu sozioökonomischen Aspekten der Meeresvermüllung im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von United Nations Environment Programme - UNEP durchgeführt. Die Vermüllung der Meere, insbesondere mit Plastikmüll, nimmt weltweit zu. Die Müllmassen in den Weltozeanen beeinträchtigen Meeresökosysteme einschließlich der sog. 'lebenden Ressourcen'. Bei der Zersetzung geben Kunststoffe giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe wie Weichmacher, Flammschutzmittel und UV-Filter in die Meeresumwelt oder den Organismus ab, der sie aufnimmt. Diese Umstände bergen Risiken für die Gesundheit des Menschen am Ende der Nahrungskette. Grundlage der aktuellen Bemühungen auf nationaler, regionaler, europäischer und globaler Ebene sind in erster Linie das Vorsorgeprinzip und geschätzte Daten zu Einträgen, Verursachern/Quellen wie auch potentiellen Schäden in wirtschaftlicher und tatsächlicher Hinsicht. Die fehlende wissenschaftliche Untermauerung der durch die Meeresvermüllung entstehenden privat- und volkswirtschaftlichen Schäden erschwert die umfassende und erfolgreiche Adressierung der Verursacher, da Maßnahmen kostenintensiver wahrgenommen werden als 'business as usual'. Ziel der Studie soll eine ökonomische Betrachtung in Form einer Kosten/Nutzen-Analyse der Vermeidung von Mülleinträgen ins bzw. der Entfernung des Mülls aus dem Meer sein. Die Studie soll daher neben (nachfolgend nur beispielhaft genannte Beispiele) Schäden/Kosten für die 'Wirtschaft' wie: Kosten für Sammlung/Transport; techn. Ausrüstung zum Abtransport von Meeresmüll; Einbußen im Tourismusgeschäft; Schäden an der marinen Infrastruktur; Kosten zum Aufbau eines Abfallmanagementsystems, das auch Meeresmüll im Blick hat; Schäden in/für Häfen/Schäden an Schiffen (Müll in Schraube oder Antrieb); Verluste bei und Mülleintrag durch Fischerei und Aquakultur; Gesundheit und Sicherheit benennen. Die Skizze wird jedoch explizit auch Umweltschäden und Ökosystemdegradation einbeziehen. Dazu zählen und a. das Verheddern oder Strangulieren von Seevögeln und/oder anderen Meereslebewesen in den Müllresten oder das Verwechseln mit Nahrung und Verhungern.
Viele technische Einrichtungen und bauliche Strukturen in der Stadt können Probleme für die Tierwelt bereiten. Glas und Licht sind zwei typisch städtische Faktoren, die sich erheblich auf die Biodiversität auswirken. Um ihren Einsatz kommen wir nicht herum. Gleichzeitig müssen wir aber alle Möglichkeiten nutzen, um schädliche Auswirkungen zu minimieren. Glas als Problem für Vögel Licht als Problem für Tiere Wieviele Vögel fliegen gegen Glas? Glas ist der menschlich bedingte Faktor, durch den am meisten Vögel umkommen. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat hochgerechnet, dass jährlich in Deutschland vermutlich über 100 Millionen Vögel an Glas sterben. Das wären über 5 % aller im Jahresverlauf vorkommenden Vogelindividuen ( LAG VSW 2017 ). Damit dürfte Glas inzwischen dafür mitverantwortlich sein, dass die Zahl der Vögel in Deutschland, Europa und weltweit zurückgeht und unser Planet Jahr für Jahr mehr an Biodiversität verliert. Betroffen sind auch zahlreiche Zugvögel. Warum fliegen Vögel gegen Glas? Die Ursachen, die zu Anflügen führen, sind schon lange bekannt: Transparenz oder Reflexion. Entweder sehen Vögel durch die Glasscheibe hindurch Bäume, Sträucher, den Himmel oder ein sonstiges Ziel und wollen dorthin fliegen. Oder sie sehen die Spiegelung ihres Ziels in der Scheibe. Reflexionen sind besonders in der Stadt ein relevanter Faktor. In beiden Fällen prallen fliegende Vögel mit erheblicher Geschwindigkeit gegen das Glas. Die Folge sind meist starke Kopf- oder innere Verletzungen. Beleuchtung kann als verstärkender Faktor hinzukommen: Zugvögel können nachts vom Licht angelockt oder irritiert werden und kollidieren dann an den Glasscheiben der Umgebung. Welche Vögel fliegen gegen Glas? Tatsächlich kann kein Vogel Glas erkennen, betroffen sein kann daher theoretisch jede Art. Es ist vielmehr eine Frage, ob sich Glas in ihrem Lebensraum befindet. Und hierbei muss das gesamte Jahr betrachtet werden. Manche Wasservögel und Vogelarten der offenen Landschaft treffen so gut wie nie auf gläserne Strukturen. Aber die meisten anderen Vogelarten kommen auch in Siedlungsräume, sowohl als Brutvögel als auch als Durchzügler oder im Winter. Das in Berlin dokumentierte Artenspektrum reicht von Haussperling über Nebelkrähe, Gelbspötter, Eisvogel, Sing- und Rotdrossel, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Teichrohrsänger bis Habicht und Waldohreule. Direkt an innerstädtischen Gewässern wurden auch Stockente und Höckerschwan als Anprallopfer gefunden. Gerade Zugvögel sind vielfach betroffen. So ist die Waldschnepfe ein regelmäßiges Glasopfer im März und Oktober/November, obwohl diese Art nicht hier brütet. Selbst sehr seltene Arten wie Ringdrossel und Zwergschnäpper, die nur ausnahmsweise beobachtet werden, sind in der Innenstadt als Glasopfer gefunden worden. Welche Glasscheiben sind gefährlich? Jede Glasscheibe hat ein Gefährdungspotenzial, aber die konkrete Gefahrensituation hängt von ihrer Größe, der Menge Glas an der Fassade, Durchsicht, Reflexion und dem Standort ab. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat ein Bewertungsschema entwickelt, mit dem man die Gefährlichkeit von Glas an Bauwerken abschätzen kann ( LAG VSW 2021 ). Meist unproblematisch sind danach Lochfassaden mit „normalen“ Fenstern unter 1,5 m² Fläche. Häufig problematisch sind hingegen freistehende Glaswände (auch z.B. in Wartehäuschen von Bus und Bahn) oder -gänge mit Durchsichten, auch zusammenhängende Glasbereiche über 6 m². Je mehr Vegetation sich in der Glasscheibe spiegelt, desto größer ist die Vogelschlaggefahr. Straßenbäume reichen hier bereits aus, da sie von zahlreichen Vögeln genutzt werden, auch in der Innenstadt. Aber auch gegen Scheiben, die den freien Himmel spiegeln, können Vögel fliegen. Transparente Gebäudeecken und -kanten, bergen ein großes Anprallrisiko. Vegetation hinter Glas kann eine regelrechte Vogelfalle darstellen, z.B. Gewächshäuser oder Wintergärten. Wie sind Hochhäuser zu bewerten? Bei Hochhäusern können die unteren Bereiche genauso wie andere Bauwerke bewertet werden (siehe vorstehend). Die Häuser ragen aber meist über die umliegende Bebauung hinaus. Mit einem höheren Glasanteil, der den freien Himmel spiegelt, steigt damit die Gefahr für alle über Baumhöhe fliegenden Vögel. Auf dem Durchzug kann das jede Vogelart sein. Hier gilt ebenfalls, dass Lochfassaden in der Regel unproblematischer sind als Fassaden mit größeren zusammenhängenden Glasflächen. Ein weiterer relevanter Aspekt für Hochhäuser ist die Beleuchtung. Die Bauwerke ragen in den Raum der nächtlich ziehenden Vögel. Bei bestimmten Wetterlagen können diese von Licht angelockt und irritiert werden. Sie fliegen Kreisbahnen um die Lichtquelle und können gegen Glas und andere Hindernisse prallen. Wie kann man Vogelschlag erfassen? Selten wird man direkt Zeuge eines Anfluges. Auch die Kadaver findet man kaum, weil diese schnell von Verwertern wie Krähen und anderen Vögeln (tagsüber) oder Füchsen, Mardern, Ratten und anderen Säugetieren (vor allem nachts) abgesammelt werden. In der Stadt beseitigen auch Reinigungsdienste die toten Vögel, gerade an öffentlich genutzten Orten. Sichtbare Spuren an den Scheiben hinterlassen meist größere Vögel, während die Anprallstellen von Kleinvögeln allenfalls durch ein paar unauffällige Federchen erkannt werden können. Systematische Untersuchungen über mehrere Monate (vor allem von Juli bis November) können trotzdem gute Erkenntnisse über das Vogelschlaggeschehen erbringen, auch wenn man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen muss. Der Aufwand hängt von den jeweiligen Fassaden ab und steigt vor allem bei Höhen über ca. 5 m an, weil die Flächen dann kaum noch optisch absuchbar sind. Die Frequenz der morgendlichen Kadaversuchen muss dann erhöht werden. Vereinzelt kann eine Kontrolle von innen hilfreich sein. Was kann man gegen Vogelschlag tun? Vogelschlag an Glas kann durch eine umsichtige Objektplanung und -gestaltung vermieden werden. Sollen trotzdem potenziell problematische Glasdimensionen zur Realisierung kommen, müssen die Glasflächen durch technische Maßnahmen sichtbar gemacht werden (z.B. Sandstrahlen, Ätzen, Digital- oder Siebdruck). Diese dauerhaft wirksamen Maßnahmen sind wirtschaftlicher als nachträgliche Lösungen wie z.B. das Aufkleben von Folien, denn diese müssen in mehrjährigen Abständen erneuert werden. Die hier herunterladbare Broschüre der Schweizerischen Vogelwarte “ Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht ” bietet zahlreiche Anregungen. Viele weitere Informationen erhält man auf der Webseite der Vogelwarte . Verschiedene Markierungen werden im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft in einem Flugtunnel mit wildlebenden Vögeln getestet. Für diese werden die Testberichte publiziert und in einem zusammenfassenden Faltblatt (Folder) werden Markierungen dargestellt, herunterladbar auf ihrer Webseite . Welche Markierungen sind wirkungsvoll? Als Faustregel gilt: Vögel nehmen senkrechte Linien ab 5 mm Breite wahr, und Kantenabstände von maximal 95 mm sind erforderlich, damit Vögel nicht zwischen ihnen hindurch fliegen („alle 10 cm eine Linie“). Bei horizontalen Linien sind 3 mm Breite ausreichend, bei einem maximalen Kantenabstand von 47 mm („alle 5 cm eine Linie“). Der Deckungsgrad derartiger Markierungen beträgt 5 % bzw. 6 %, so dass der Lichtverlust sehr gering ist. Ein guter Kontrast ist hierbei essenziell – Vögel müssen die Markierungen gut erkennen können. Dies gilt insbesondere auch für Punkte, die erst in den letzten Jahren intensiver untersucht werden (siehe hierfür die Webseite der Wiener Umweltanwaltschaft für aktuelle Ergebnisse). Um gegen Reflexionen wirksam sein zu können, müssen Markierungen in der Regel außen auf das Glas angebracht werden (Ebene 1 der Glasscheibe). Es deutet sich an, dass glänzend-helle oder weiße Strukturen, die das Sonnenlicht spiegeln, auch auf der Innenseite (Ebene 2) angebracht werden können. Über deren Wirksamkeit liegen aber erst wenige Befunde vor (siehe hierfür ebenfalls die Webseite der Wiener Umweltanwaltschaft für aktuelle Ergebnisse ). Einige neue Gläser und Materialien mit anderen Eigenschaften sind in der Testphase, so dass sich der Blick auf die Webseite der Wiener Umweltanwaltschaft von Zeit zu Zeit lohnt. Welche Markierungen sind (weitgehend) nutzlos, entgegen der Versprechungen? Die seit langem angewandten Greifvogelsilhouetten sind leider völlig wirkungslos. Zwar fliegt kein Vogel gegen die Silhouette, aber schon wenige Zentimeter daneben gegen das Glas. Denn die Vögel sehen in dem Aufkleber keinen “Greifvogel”, sondern nur das schwarze oder farbige Hindernis, dem sie ausweichen. Den gleichen Effekt hätte man mit einem beliebigen Aufkleber. Ebenfalls völlig bis weitgehend wirkungslos sind UV-Licht reflektierende Strukturen . Diesen liegt die Idee zugrunde, dass einige Vogelarten im Unterschied zum Menschen Licht im ultravioletten Bereich wahrnehmen können. Die Entwickler entsprechender Produkte nahmen daher an, dass Vögel applizierten UV-Strukturen ausweichen, die wir Menschen nicht sehen. In der Praxis funktioniert dies vermutlich aus mehreren Gründen nicht oder nur sehr wenig (siehe hierzu die Testergebnisse auf der Webseite der Wiener Umweltanwaltschaft ). Und schließlich sind Gläser mit geringer Außenreflexion (maximal 15 %) allein in der Regel keine wirksame Lösung. Es ist zwar richtig, dass stärker spiegelnde Gläser die Gefährlichkeit von Glas häufig erhöhen, jedoch spiegelt grundsätzlich jedes Glas, wenn es in dem dahinter liegenden Raum deutlich dunkler ist als draußen. Und dies ist tagsüber fast überall der Fall, insbesondere wenn die Sonne scheint. Wann gibt es Handlungsbedarf? Ist dieser rechtlich durchsetzbar? Auch an den kleineren Glasscheiben einer Lochfassade können Vögel verunglücken – völlig auszuschließen ist die Gefährdung nie. Wenn sich aber Anflüge häufen, ist Handlungsbedarf gegeben. Tatsächlich gibt es ein striktes Tötungsverbot bei allen in Europa natürlicherweise vorkommenden Vogelarten in § 44 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz. Nach geltender Rechtsauslegung greift dieses Verbot bei nicht beabsichtigen Tötungen (wie bei Windkraft, Straßentrassen oder eben Glas) dann, wenn das Tötungsrisiko „signifikant erhöht“ wird. Dies ist fachlich zu erläutern, und die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat dies getan ( LAG VSW 2021 ). Danach sind auf 100 m Fassadenlänge 2 Vogelschlagopfer je Jahr noch „normal“ und rechtlich hinzunehmen, mehr als doppelt so viele (also ab 5 Vogelschlagopfer jährlich auf 100 m Fassadenlänge) „signifikant erhöht“. Wenn diese Situation erreicht ist, kann die zuständige Naturschutzbehörde über Anordnungen tätig werden. Die Gefahrenstelle muss entschärft werden. Unter der Überschrift „Lichtverschmutzung“ ist in den letzten Jahren bekannt geworden, dass sich Licht ungünstig auf Mensch und Tier auswirken kann. Die drei wichtigsten Aspekte für Vögel, Insekten und Fledermäuse werden nachfolgend benannt. Wann ist Licht für Vögel gefährlich? Wie schon im Abschnitt über Hochhäuser angesprochen, kann Licht unter bestimmten Umständen für Zugvögel kritisch sein und insbesondere nachts bei bestimmten Wetterlagen (Wolkendecke, Regen, Nebel) eine anlockende oder irritierende Wirkung haben. In Kombination mit Hindernissen (z.B. Glasscheiben, Abspannungen) kann es hierbei zu Massenanflügen kommen. Bei Untersuchungen im Jahr 2020 hat sich gezeigt, dass Zugvögel nachts auch in Bodennähe von starken Lichtquellen angelockt werden können. Dies kann Leuchtreklame sein, aber auch helle Innenbeleuchtung, die nach außen dringt. Vögel verunglücken dann an den Glasscheiben in der Nähe der Lichtquelle. Wichtig ist daher, keine deutlich über das allgemeine Beleuchtungsniveau der Umgebung hinausragende Lichtstärke zu installieren.“ Darüber hinaus können sogenannte “Skybeamer”, stark gebündelte Lichtstrahlen, zu Irritationen bei Zugvögeln führen, bis hin zum Absturz der Vögel. Aus dem Tötungsverbot in § 44 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz ergibt sich daraus, dass derartige Beleuchtungen zu den Vogelzugzeiten verboten sind. In Berlin betrifft dies die Zeiträume 1. März bis 31. Mai und 15. August bis 30. November. Was ist für Insekten schädlich und wie sehen Vermeidungsmaßnahmen aus? Die Anlockwirkung von Licht auf Insekten ist altbekannt. Vor allem in der Nähe von Stadtgrün und Gewässern kann hierbei die örtliche Artenvielfalt (Biodiversität) erheblich gemindert werden, wenn viele Insekten aus ihren Lebensräumen quasi herausgezogen werden. Denn sie umkreisen die Lichtquelle und verhungern dort oft. Diese Tiere gehen dann für den Populationserhalt verloren. Hieraus wird deutlich, dass man mit Licht in durchgrünten Gebieten sehr sorgsam umgehen muss. Handlungsmöglichkeiten hat fast jeder auch im privaten Bereich: Möglichst wenig Licht verwenden, mit geringstmöglicher Helligkeit. Später in der Nacht nicht benötigtes Licht abschalten. Leuchtkörper mit geringen blauen und UV-Anteilen verwenden, also eher gelbliches Licht wie LED-Amber oder Natriumdampflampen. Wenn weißes Licht unbedingt erforderlich ist, kann warmweißes LED-Licht verwendet werden. Beleuchtung niedrig anbringen und nur nach unten abstrahlen – keine Abstrahlung in die Landschaft. Weitere Anregungen liefert die Broschüre der Schweizerischen Vogelwarte. Was ist für Fledermäuse wichtig? Zwar gibt es einige Fledermäuse, die gezielt Lichtquellen anfliegen, um die dort angesammelten Insekten zu erbeuten, doch grundsätzlich weichen die meisten Fledermäuse hell beleuchteten Bereichen aus. Dies geht so weit, dass sie für ihre Flüge durch die Stadt nur dunkle Verbindungsstrukturen verwenden können, z.B. nicht beleuchtete Grünzüge. Fledermäuse werden also durch Licht gleich doppelt betroffen: Zum einen verringert sich ihr Nahrungsangebot, weil die Insektenpopulationen verkleinert werden. Und zum anderen wird ihre Bewegungsfähigkeit durch Beleuchtung eingeschränkt. In der Folge verringert sich auch die Zahl der Fledermäuse, die in der Stadt leben können. Schweizerische Vogelwarte zu Vogelschlag an Glas Wiener Umweltanwaltschaft zu Vogelschlag an Glas Wiener Umweltanwaltschaft zu Lichtverschmutzung BUND Schutz der biologischen Vielfalt am Gebäude
Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2003 Herausgegeben durch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Staatliche Vogelschutzwarte in Zusammenarbeit mit dem Ornithologenverband Sachsen-Anhalt (OSA) e.V. 1 Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2003 Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle Sonderheft 4/2004 Einleitung Kai Gedeon: Warum brauchen wir ein Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 1. Monitoring seltener Brutvogelarten Stefan Fischer & Gunthard Dornbusch: Bestandssituation seltener Vogelarten in Sachsen- Anhalt Jahresbericht 2001 bis 2003 Stefan Fischer & Gunthard Dornbusch: Brutvogelkartierungen in EU SPA-Gebieten in Sachsen-Anhalt Einleitung Thomas Hellwig: Brutvorkommen ausgewählter Vogelarten und deren Erhaltungszustand im EU SPA Elbaue Jerichow im Jahr 2003 Martin Schulze & Frank Meyer: Brutvorkommen ausgewählter Vogelarten und deren Erhaltungszustand im EU SPA Glücksburger Heide im Jahr 2003 3 5 32 33 40 2. Brutvogelkartierung Sachsen-Anhalt Nord Stefan Fischer & Klaus George: Stand der Brutvogelkartierung im Nordteil Sachsen-Anhalts47 3. Monitoring häufiger Brutvogelarten Stefan Fischer: Monitoring häufiger Vogelarten in Sachsen-Anhalt Stand 2003 und neue Entwicklungen ab 200449 4. Integriertes Monitoring von Singvogelarten Harald Dorsch & Stefan Fischer: Das Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen in Sachsen-Anhalt erste Ergebnisse und Stand 200352 5. Monitoring von Greifvogel- und Eulenarten Ubbo Mammen & Michael Stubbe: Bestandsentwicklung und Reproduktion von Greifvogel- und Eulenarten in Sachsen-Anhalt58 6. Langzeit-Vogelschutzversuch Gunthard Dornbusch, Stefan Fischer & Andreas Hochbaum: Der Langzeit-Vogelschutzver- such der Vogelschutzwarte Steckby Langfristige Trends und Brutergebnisse 200365 7. Wasservogel- und Gänsemonitoring Martin Schulze: Die Wasservogelzählung in Sachsen-Anhalt 2003/200469 8. Monitoring der Rastbestände anderer Arten Gunthard Dornbusch & Stefan Fischer: Ergebnisse von Sondererfassungen in Sachsen- Anhalt 2003 (Kormoran-Mittwinterzählung, Goldregenpfeifer-Synchronzählung) 10. Bestandszahlen und Zielwerte Gunthard Dornbusch, Kai Gedeon, Klaus George, Reinhard Gnielka, Bernd Nicolai: Bestände der Brutvögel Sachsen-Anhalts Stand 1999 Stefan Fischer, Gunthard Dornbusch, Kai Gedeon & Peter Südbeck: Zielwerte für Bestände ausgewählter Brutvogelarten in Sachsen-Anhalt 76 79 84 Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Sonderheft 4/2004: 34 Warum brauchen wir ein Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt? Kai Gedeon Mit einer Fläche von etwa 4 Millionen km² und ei- ner Bevölkerung von über 450 Millionen Einwoh- nern umfassen die fünfundzwanzig Mitgliedsstaa- ten der Europäischen Union den größten Teil West- und Mitteleuropas. Die klimatischen Unter- schiede sowie die Verschiedenheit der Böden, Topographien und menschlichen Aktivitäten ha- ben eine große Vielfalt natürlicher und naturna- her Lebensräume zur Folge, in denen eine Viel- zahl von Tier- und Pflanzenarten lebt. Trotz der im Rahmen der Naturschutzpolitik der Mitgliedsstaaten erzielten Erfolge nehmen die Po- pulationen zahlreicher Tier- und Pflanzenarten stän- dig ab. Von diesem schnellen und anhaltenden Rückgang sind nicht nur seltene Arten betroffen. In neueren Untersuchungen wurde beispielsweise eine starke Verringerung der Populationen gemei- ner Vogelarten wie der Feldlerche oder des Reb- huhnes festgestellt. Heute sind in Sachsen-Anhalt die Hälfte der Säugetierarten und etwa zwei Drittel der Reptilien- und Fischarten gefährdet. Bei den Vögeln sind über 70 Arten bedroht und 12 im Aus- sterben begriffen. Mit der europäischen Naturschutzkonzeption NA- TURA 2000 haben sich die Staaten der Europäi- schen Union die Erhaltung der biologischen Viel- falt in Europa zum Ziel gesetzt. 1992 beschlossen sie mit der FFH-Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flo- ra = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum) den Aufbau eines Netzes von natürlichen und natur- nahen Lebensräumen und von Vorkommen ge- fährdeter Tier- und Pflanzenarten, um so das eu- ropäische Naturerbe für kommende Generationen zu bewahren. Hierfür sind ausgewählte Lebens- räume von europäischer Bedeutung aus verschie- denen geographischen Regionen miteinander zu verknüpfen. Sie bilden zusammen mit den Gebie- ten der bereits 1979 erlassenen EU-Vogelschutz- richtlinie das europäische Schutzgebietsverbund- system NATURA 2000. FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie sind ver- bindlich umzusetzendes EU-Recht, auf das im Abschnitt 6 des Naturschutzgesetzes des Lan- des Sachsen-Anhalt unmittelbar Bezug genom- men wird. Im Artikel 11 der FFH-Richtlinie wird die Überwachung des Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tiere und Pflanzen gefordert und Artikel 4 (Ab- satz 3) der Vogelschutzrichtlinie legt fest, dass der EU-Kommission alle sachdienlichen Informationen zur Koordination der Schutzerfordernisse zu über- mitteln sind. Bestandserfassung und Monitoring von Vogelar- ten in Sachsen-Anhalt dienen jedoch nicht nur der Erfüllung internationaler Berichtspflichten, sondern schaffen zugleich die fachlichen Grundlagen für die Umsetzung konkreter Schutzvorhaben und für das Management in den Schutzgebieten. Auch für die Bewertung von Eingriffen in Natur und Land- schaft sind Daten zur Häufigkeit und Bestandssi- tuation der Arten unerlässlich. Zur fristgerechten Aktualisierung der sogenann- ten Standard-Datenbögen und zur Einschätzung der Wirksamkeit von Pflege- und Entwicklungs- maßnahmen sind zunächst Erfassungen in den Vogelschutzgebieten erforderlich. Um jedoch die Repräsentanz und Wirksamkeit des Schutzge- bietssystems insgesamt beurteilen zu können, sind für eine ganze Reihe von Arten auch landes- weite Erfassungen unbedingt notwendig. Auf der Basis dieser Überlegungen wurde im Lan- desamt für Umweltschutz eine Konzeption zum Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt erarbeitet und seit dem Jahr 2003 konsequent umgesetzt. Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse des landesweiten Monitorings erstmals in komprimier- ter Form vorgestellt. Sie sollen den Behörden des Landes als Arbeitsgrundlage dienen. Darüber hi- naus ist die Broschüre als Informationsrücklauf für die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Spezialisten gedacht. Nur durch deren engagierte Mitarbeit wird die Fortführung des Vogelmonitorings in Sachsen-Anhalt auch in Zukunft zu gewährleis- ten sein. Zusätzliche Anstrengungen sind in den kommen- den Monaten und Jahren bei der Abstimmung der länderübergreifenden Umweltbeobachtung erfor- derlich. Dazu sind sowohl der Bund als auch die Länder gemäß § 12 des Bundesnaturschutzge- setzes verpflichtet. Um die Umweltbeobachtung in Deutschland weiter zu fördern, fassten die zu- ständigen Minister bei ihrer Beratung in Bad Wil- dungen im Mai 2004 folgenden wichtigen Be- schluss: Bund und Länder werden im Rahmen ihrer Arbeiten zur nachhaltigen Entwicklung die gemeinsamen Indikatoren vorrangig berücksich- tigen. Es wurden sogenannte Kernindikatoren für die Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung fest- gelegt, wobei einer der Indikatoren die Situation des Artenschutzes widerspiegeln soll. Um jedoch diesen Indikator erstellen zu können, benötigen wir fortlaufende und zuverlässige Datenreihen zu den ausgewählten Indikatorarten das heißt, ein funk- tionierendes Monitoringsystem. Der vorliegende Bericht liefert auch dazu einen wichtigen Baustein. 3