Das Projekt "Statuserfassung (Fische) - Warnauer Vorfluter (Havel)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: Anlass der Untersuchungen sind Planungen des LHW Sachsen-Anhalts zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der unteren Havel, insbesondere auch mit Hilfe des Polders Warnau. Mit Hilfe dieser Maßnahmen soll zugleich auch die gewässerökologische Situation verbessert und somit den Anforderungen der EG-WRRL und FFH-Richtlinie Rechnung getragen werden. Die Statuserfassungen sollen dabei die Basis für spätere Erfolgskontrollen bilden.
Material und Methoden: Die Befischungen der ausgewählten bzw. vorgegebenen Untersuchungsstrecken erfolgten gemäß den methodischen Vorgaben nach EG-WRRL (DUßLING 2009) und FFH-Richtlinie (LUGV 2012) im September. Ergänzt wurden sie durch den Einsatz von Multimaschenstellnetzen. Darüber hinaus wurden die physikalisch-chemischen Wasserparameter aufgenommen sowie die morphologischen und strukturellen Gegebenheiten an den Messstellen dokumentiert.
Ergebnisse: Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen wurden insgesamt 5.881 Fische, die 24 Fischarten zugeordnet werden konnten, nachgewiesen. Der Gesamtfang wurde dabei durch die Plötze dominiert, gefolgt von Barsch, Güster und Ukelei, die mit insgesamt 2.160 Individuen einen Großteil der gefangenen Fische darstellten. Regelmäßig kommen Aal, Aland, Bitterling, Blei, Giebel, Gründling, Hecht, Rotfeder, Schleie und Steinbeißer vor. Hinsichtlich der artspezifischen Lebensraumansprüche an die Strömungsverhältnisse überwogen eurytope Vertreter. Stillgewässer bevorzugenden Arten wie Bitterling, Rotfeder, Schlammpeitzger und Schleie kamen ebenfalls vor. Von den strömungsliebenden Arten waren zwar Aland, Döbel, Graskarpfen, Rapfen und Zope vertreten, jedoch nur mit geringen Häufigkeiten. Arten, die in allen Lebensstadien an strömendes Wasser gebunden sind, konnten bei den Befischungen nicht nachgewiesen werden. Nach der Auswertung der Häufigkeiten, Artenzusammensetzungen und Altersstrukturen waren klare Unterschiede zum Referenzstatus eines typischen Havel- Arms erkennbar. Er trägt z. Z. eher den Charakter eines stagnierenden Altarms bzw. Altgewässers, der durch seine zeitweise Anbindung an den Fluss durchaus auch eine höhere Artenvielfalt aufweisen kann. Deren Konstanz wird jedoch durch die dortigen Umweltbedingungen beeinflusst. Die hohen Abundanzen bzw. Dominanzen von Plötze und Barsch an nahezu allen Probestellen indizierten im Hinblick auf den Gewässerzustand als Fließgewässer strukturelle Defizite sowie z. T. ungünstige Umweltbedingungen. Um sich dem Referenzzustand des ursprünglichen Fließgewässers wieder anzunähern und die Gewässerstrukturen leitbildkonformer zu gestalten, ist neben der Herstellung einer adäquaten ökologischen Durchgängigkeit und dem Umbau der Querbauwerke daher dringend auch eine Verbesserung der Durchflusssituation sowie der hydromorphologischen Bedingungen erforderlich.