Das Projekt "Interstadiale und interglaziale Perioden der spätquartären Umweltgeschichte der Arktis rekonstruiert aus Bioindikatoren in Permafrostsequenzen NE Sibiriens" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik durchgeführt. Für die Prognose zukünftiger Klimaänderungen und ihrer Auswirkungen auf Geoökosysteme ist das Verständnis vergangener Klima- und Umweltveränderungen eine unerlässliche Voraussetzung. Von besonderem Interesse sind dabei verschiedene wärmere Klimaphasen der quartären Vergangenheit, die als vergleichbare Szenarien für die Klimaerwärmungen in der näheren Zukunft betrachtet werden können. Spätquartäre Umwelt- und Klimaveränderungen in der sibirischen Arktis und deren Hinterland seit der Saale-Kaltzeit werden unter Nutzung von Mikrofossilanalysen (Pollen, Chironomiden, Rhizopoden) und Altersbestimmungen (14C-, 230Th/U, IRSL, IR-RF) an Permafrostsequenzen und Seeablagerungen in Nordostsibirien und Zentraljakutien untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion und dem Vergleich von interglazialen (Kazantsevo (Eem), Holozän) und interstadialen (Kargin (Denekamp), Alleröd) Perioden als mögliche Szenarien für eine zukünftige Klimaerwärmung. Der geochronologische Rahmen wird mit 230Th/U-Datierungen an Permafrosttorfen und 14C-Datierungen erstellt. Mit Hilfe von Transferfunktionen werden Klimadaten im Bezug zu regionalen Referenzdatensätzen (Pollen, Chironomiden) für verschiedene Zeiträume rekonstruiert. Zur Verbesserung der numerischen Klimarekonstruktion für den eurasischen Kontinent müssen diese Datensätze um Standorte aus den innerkontinentalen Gebieten Jakutiens erweitert werden. Die Vegetationsrekonstruktionen und kalkulierte Paläoklimadaten sollen mit Simulationsergebnissen des globalen Klimasystemmodells CLIMBER-2 verglichen und damit mögliche Ursachen für die beobachteten Klimaänderungen abgeschätzt werden.