API src

Found 2 results.

Deutsche würden für besseren Zustand von Nord- und Ostsee zahlen

Algenblüten, Wassertrübung, Überfischung, Unterwasserlärm oder Müll beeinflussen den Zustand von Nord- und Ostsee negativ. Damit sinkt auch der Wert, den Menschen diesen Lebensräumen beimessen. Eine Studie im Auftrag des UBA hat ermittelt, dass Bürger*innen zur Erreichung des guten Umweltzustands der deutschen Meere bereit wären, durchschnittlich 65 Euro pro Person und Jahr zu zahlen. Im Rahmen des Forschungsvorhabens „The value of the German marine environment“ wurde der Nutzen für die deutsche Bevölkerung geschätzt, der entstehen würde, wenn in Nord- und Ostsee ein "guter Umweltzustand“ erreicht würde. Dazu erfragte das Forschungsteam in einer repräsentativen Umfrage die Zahlungsbereitschaft der deutschen Bürger*innen für diesen guten Zustand in der deutschen Meeresumwelt. Demnach wären die Deutschen bereit, durchschnittlich 65 Euro pro Person und Jahr für dieses Ziel aufzubringen. Auf alle Bundesbürger*innen hochgerechnet entspricht dies einer Zahlungsbereitschaft von rund 4,5 Milliarden Euro pro Jahr. Ein Vergleich der Ergebnisse mit Studien aus Finnland und Schweden zeigt für Deutschland eine niedrigere durchschnittliche Zahlungsbereitschaft pro Bürger*innen. Aufgrund der höheren Einwohnerzahl ergibt sich jedoch in Summe eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft. Motivationen der Bürger*innen Von den Befragten mit Zahlungsbereitschaft drückten fast 70 Prozent aus, dass ihre Motivation aus der Sorge um künftige Generationen sowie aufgrund einer allgemeinen Wertschätzung von Lebensräumen resultiert. Motivationen, die sich auf die persönliche Nutzung der Meere als Erholungsgebiet beziehen, wurden von einem deutlich geringeren Prozentsatz der Personen geäußert. Die starke Bedeutung der sogenannten Existenzwerte gegenüber den Nutzungswerten zeigte sich auch in der vertieften Auswertung der Rückmeldungen. Die Zahlungsbereitschaft hing zum Beispiel nicht von der Entfernung zur Küste ab. Jedoch haben Familien mit vielen Kindern eine signifikant höhere Zahlungsbereitschaft als kleinere Haushalte. Dies deckt sich mit der Motivation, eine intakte Umwelt für zukünftige Generationen zu hinterlassen. Finanzielle Ausstattung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung sind ein deutlicher Auftrag an die Politik, den Meeresschutz durch eine Aufstockung der entsprechenden Haushaltsansätze der betroffenen Ressorts finanziell zu stärken. Die nationale Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie leidet von Beginn an einer geringen finanziellen Mittelausstattung. Dies zeigt sich auch an der Ausgestaltung des Maßnahmenprogramms sowie der personellen Ausstattung zur Planung, Umsetzung und Kontrolle, der Maßnahmen. Selbst bei einer großzügigen Annahme von jährlichen Ausgaben in Höhe von rund 10 Mio. Euro für das Maßnahmenprogramm liegt die jährliche Zahlungsbereitschaft um mehrere hundert Mal über dem aktuellen Aufwand. Zustand von Nordsee und Ostsee Die Zustandsbewertung der deutschen Nord- und Ostseegewässer von 2018 zeigt, dass zwar einige Komponenten der Meeresumwelt bereits einen guten Zustand sind: Ausgewählte Schadstoffkonzentrationen haben abgenommen. Die Nährstoffbelastung ( Eutrophierung ) ist allerdings weiterhin großflächig zu hoch und auch weitere Indikatoren zeigen, dass unsere Meere stark belastet sind. Die vereinbarten Ziele zum Schutz der ⁠ Biodiversität⁠ sind auch noch nicht erreicht und ein guter Zustand der Meeresgewässer noch in weiter Ferne. Zur Verbesserung des Zustands hat Deutschland ein Maßnahmenprogramm beschlossen welches zurzeit für die nächsten sechs Jahre aktualisiert wird. Es ist allerdings absehbar, dass auch mit diesem viele Belastungen nicht ausreichend gesenkt werden.

The value of the German marine environment

Die europäischen Küsten und Meeresgewässer, einschließlich der Nord- und Ostsee, gehören zu den am intensivsten genutzten Meeresgebieten der Welt. Zu den gängigsten Nutzungsarten der beiden Meere gehören Fischerei, Schifffahrt und Tourismus, die wichtige wirtschaftliche Aktivitäten darstellen, aber auch Druck auf die Meeresumwelt ausüben. Im Rahmen dieses Projektes schätzen wir den Nutzen für die deutsche Bevölkerung ab, der entstehen würde, wenn in den deutschen Meeresgewässern, d.h. den deutschen Teilen von Nord- und Ostsee, ein "Guter Umweltzustand" (wie in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSFD) definiert, die im Juni 2008 von der Europäischen Union (EU) verabschiedet wurde (EU 2008)) erreicht würde. Dazu leiten wir die Zahlungsbereitschaft (willingness-to-pay, WTP) der deutschen Bevölkerung für das Erreichen eines GES in der deutschen Meeresumwelt mit Hilfe der Contingent Valuation Methode (CVM) ab. Zusätzlich zum CVM wurde ein Choice-Experiment (CE) in die Befragung aufgenommen. Die Analyse der kontingenten Bewertung wurde mit Hilfe von drei verschiedenen Modellen durchgeführt, die auf unterschiedlichen Teilmengen der Stichprobendaten basieren. Eines der Grundmodelle wurde mit Hilfe einer OLS-Schätzung berechnet. Das zweite Grundmodell ist ein Tobit-Modell, das zur Vorhersage der von den Umfrageteilnehmern gewählten Intervalle verwendet wird. Aufgrund der geringen Erklärungskraft dieser Basismodelle wurde als dritter Ansatz für eine erweiterte Analyse des WTP der Deutschen ein "Double Hurdle" - Modell gewählt. Ausgangspunkt für die Analyse der Choice-Daten ist das Random-Utility-Modell (RUM) (McFadden's 1974). Aufbauend auf Annahmen bezüglich der Fehlerterme erhält man das bedingte Logit (CL)-Modell. Da das CL-Modell davon ausgeht, dass alle Individuen die gleichen Präferenzen haben, wenden wir auch ein "Latent Class" - Modell (LC) an, das es uns erlaubt, unbeobachtete Heterogenität in den Geschmacksempfindlichkeiten zu erfassen. Es zeigt sich, dass der aggregierte Nutzen des Erreichens eines GES in der deutschen Nord- und Ostsee bis 2040 3,908 Mrd. EUR pro Jahr für das grundlegende Intervall-Regressionsmodell (durchschnittliche Zahlungsbereitschaft = 56,24 EUR) ohne Protestantworten und 4,566 Mrd. EUR pro Jahr für das grundlegende OLS-Regressionsmodell (durchschnittliche Zahlungsbereitschaft = 65,71 EUR) ohne Protestantworten beträgt. Die mit dem "Double Hurdle" - Modell geschätzte mittlere individuelle Zahlungsbereitschaft beträgt 61,6 EUR pro Person und Jahr, was zu einem mittleren Gesamtnutzen des Erreichens eines GES in der deutschen Nord- und Ostsee bis 2040 führt, der sich auf 2,889 Mrd. EUR pro Jahr beläuft. Quelle: Forschungsbericht

1