Das Projekt "Bildung für Nachhaltige Entwicklung und evolutionäre Anthropologie - Reflexion anthropologischer Grundkonstanten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Pädagogik I durchgeführt. In der Arbeit sollen die anthropologischen Grundlagen von Umweltbildungskonzepten offen gelegt und vor dem Hintergrund der Thesen einer naturwissenschaftlichen Anthropologie reflektiert werden. Es wird geprüft, ob deren Erkenntnisse für die Umweltbildung fruchtbar gemacht werden können. In der Agenda 21 (einem völkerrechtlichen Vertrag, der auf der UN-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro auch von der Bundesrepublik unterzeichnet wurde) wird die Rolle der Bildung im Prozess der Umgestaltung der Gesellschaft zu einer sozial gerechten und umweltverträglichen Gesellschaft betont (vgl. Kapitel 36 der Agenda 21). Auf diesen Anspruch reagierten Pädagogen mit einer Weiterentwicklung und intensiven Diskussion der Modelle und Annahmen der Umweltbildung (de Haan 1997). Die tatsächlichen Auswirkungen der Bildungsbemühungen scheinen noch nicht befriedigend. Empirisch lässt sich belegen, dass bisherige Annahmen über das Entstehen von umweltgerechtem Verhalten nicht ausreichend tatsächlich gezeigtes Verhalten erklären können (Lehmann 1998). Die Theoriebildung reagiert darauf mit differenzierten Bildungsangeboten, die eine bessere Anschlussfähigkeit gewährleisten sollen (Michelsen 1997, Apel 1997). Im ersten Teil der Arbeit werden die dabei leitenden anthropologischen Annahmen hermeneutisch herausgearbeitet. Vermutlich wird von einem Menschenbild ausgegangen, dass Menschen als prinzipiell altruistisch und moralisch belehrbar ansehen. Im zweiten Teil des Projekts werden Annahmen moderner naturwissenschaftlicher Anthropologie reflektiert. Ein naturwissenschaftlich geprägtes Menschenbild zeichnen evolutionstheoretisch orientierte Soziobiologie und Anthropologie. Demnach sei es für Individuen nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll, altruistisch zu handeln. Dieses Verhalten sei in vielen Fällen resistent gegen Moralbelehrungen. Weiterhin wird die These vertreten, dass Menschen aufgrund ihrer evolutionären Ausstattung zu Problemlösungsstrategien neigen würden, die den komplexen und globalen Problemen, mit denen sich Umweltbildung beschäftigt, nicht angemessen sei (Scheunpflug/Schmidt 2002, Vollmer 1988). In der Diskussion der beiden Theorienkonzepte lassen sich Anregungen für Bildung für nachhaltige Entwicklung aufzeigen. Umweltbewusstsein als allgemeines Konstrukt lässt sich aus dieser Theorie heraus beispielsweise als zu pauschal in Frage stellen. Umweltverhalten kann so neu beschrieben werden.