Das Projekt "Ganzheitliche Beurteilung ausgewaehlter Haltungsformen bei Milchkuehen und Mastschweinen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Agroscope FAT Tänikon durchgeführt. Tierfreundliche Haltungsformen finden in der Schweiz zunehmend Eingang in die Praxis, teilweise als Folge der Tierschutzgesetzgebung, teilweise im Rahmen der Direktzahlungen fuer besonders tierfreundliche Haltungen, teilweise im Rahmen von verschiedenen Label-Programmen. Bei Berechnungen der Wirtschaftlichkeit von Haltungsformen werden in der Regel auf der Kostenseite die Bau- bzw. Investitionskosten und der Arbeitsaufwand als Grundlage beigezogen. Kostenrelevante Aspekte der Tiergesundheit und der Arbeitsqualitaet des Tierhaltenden, der Einfluss der Produktqualitaet auf den Erloes sowie auf die Umwelt konnten bisher oft nicht oder nur teilweise einbezogen werden, weil anerkannte Methoden zu deren Quantifizierung oder zuverlaessige Datengrundlagen fuer eine aussagekraeftige Kalkulation fehlten. Projektziele: 1. Ein Vergleich von unterschiedlich tierfreundlichen Haltungsformen aufgrund einer umfassenden wirtschaftlichen Bewertung ist moeglich. 2. Eine Methodik zur Messung (wo keine Datensaetze vorhanden) und wirtschaftlichen Bewertung des Einflusses der Haltungsform von Nutztieren auf die Tiergesundheit, Umwelt, Arbeitsqualitaet und Produktqualitaet ist erarbeitet. 3. Exemplarische Anwendung dieser Methodik bei je zwei Haltungsformen bei Milchkuehen und Mastschweinen. (Anbindestall mit Kuhtrainer resp. Boxenlaufstall mit Auslauf bei Milchkuehen und Vollspaltenboden resp. Mehrflaechensystem mit ausreichend Einstreu im Liegebereich und Auslauf bei Mastschweinen). 4. Vergleich der Resultate der umfassenden Bewertung gemaess Ziel 2 mit denjenigen einer Kostenrechnung, welche die dort genannten Einflussfaktoren nicht beruecksichtigt. Neue Kenntnisse: Zwischenbericht zur Literaturanalyse zuhanden des Bundesamtes fuer Veterinaerwesen: Bei Milchkuehen ist der Klauen- und Gelenkzustand in Laufstaellen gegenueber Anbindestaellen tendenziell schlechter, die Fruchtbarkeit und die Eutergesundheit dagegen besser. In Laufstaellen werden die Ammoniakemissionen aufgrund der groesseren, mit Exkrementen verschmutzten Flaeche, hoeher geschaetzt. Gegenueber Laufstaellen ist in Anbindestaellen die Arbeit koerperlich belastender und die Unfallgefahr groesser. Mastschweine in eingestreuten Staellen weisen weniger Schaeden an den Gliedmassen auf. Ueber den Einfluss von Einstreu auf Lungenerkrankungen besteht wenig Literatur. Bei Festmist sind die Lachgasemissionen hoeher, der Geruch wird als weniger stoerend empfunden als bei Fluessigmistsystemen. Aus der bekannten Literatur sind keine eindeutigen Aussagen ueber die Hoehe der Ammoniak- und Methanemissionen in den zu betrachtenden Haltungsformen moeglich. Atemwegserkrankungen bei Landwirten sind in der Mastschweinehaltung ueberdurchschnittlich haeufig. Der Einfluss von Einstreu ist unklar. Einige Studien zeigen Unterschiede in der Produktequalitaet (Anteil Muskelfleisch, Verfettung, Zartheit, Wasserbindungsvermoegen usw.) zwischen verschiedenen Haltungsformen, andere dagegen nicht.