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Messergebnisse zur Radioaktivität in: Rohkaffee Indien Robusta (03.01.2024)

Messdaten zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt, in Lebens- und Futtermitteln

Fluorierte Kältemittel in der EU: 100 Millionen Tonnen CO₂ zusätzlich einsparbar

Ammoniak, Wasser und Kohlenwasserstoffe stehen als klimafreundliche Alternativen bereit Das Umweltbundesamt (UBA) schlägt in einem neuen Papier vor, teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW) in der EU noch strenger zu regulieren und so das Klima zu schützen. HFKW werden als Kältemittel in Klima- und Kälteanlagen eingesetzt und können bei deren Befüllung, Betrieb und Entsorgung entweichen. HFKW wirken sehr stark auf das Klima, im Fall des HFKW-Kältemittels R23 14.800 Mal stärker als Kohlendioxid (CO2). Ein schneller Ersatz von HFKW durch natürliche Kältemittel wie Ammoniak, Wasser oder Kohlenwasserstoffe würde laut UBA bis 2030 EU-weit mehr als 100 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Gelegenheit dies zu regeln, bietet sich laut UBA-Präsident Messer bei der jetzt anstehendenden Überarbeitung der F-Gas-Verordnung der EU: „Wird unser Vorschlag umgesetzt, unterstützt das auch die Bemühungen der Weltgemeinschaft auf globaler Ebene, die HFKW-Emissionen weiter zu reduzieren. Eine anspruchsvolle Regulierung in der EU wird uns hier auch zahlreiche Exportchancen eröffnen“. Geregelt werden HFKW wie auch andere F-Gase bereits heute in der Verordnung (EU) Nr. 517/2014 (F-Gas-Verordnung). Sie verbietet bestimmte F-Gas-Anwendungen und gibt einen stufenweisen Verringerungspfad für HFKW vor. Bis 2030 senkt die derzeit gültige Verordnung die jährlich zulässige Menge an HFKW auf dem europäischen Markt auf 21 Prozent der Referenzmenge, den Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2012. Damit hatte die EU bereits 2014 einen ambitionierten Ausstiegsplan vorgelegt und war Wegbereiter globaler Maßnahmen in diesem Sektor. Im Hinblick auf die zunehmende Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen schlägt das ⁠ UBA ⁠ nun als Steigerung des Ambitionsniveaus vor, das Minderungsziel auf zehn Prozent der Referenzmenge bis zum Jahr 2030 abzusenken, flankiert durch weitere Verbote. So könnten zusätzlich gut 100 Millionen Tonnen CO 2 -Äquivalente im Vergleich zum bereits bestehenden Verringerungsplan eingespart werden. Ab dem Jahr 2030 würde durch diese Maßnahme der HFKW-Verbrauch um weitere 20 Mio. t CO 2 -Äquivalente pro Jahr sinken. Natürliche Kältemittel wie Ammoniak, Wasser, CO 2 und Kohlenwasserstoffe mit keiner oder geringer ⁠ Klimawirkung ⁠ können als HFKW-Ersatzstoffe eingesetzt werden. Geräte und Anlagen mit diesen Kältemitteln haben sich in der Praxis bewährt und zeichnen sich durch vergleichbare oder bessere Energieeffizienz gegenüber den HFKW-Geräten und -Anlagen aus. Mit dem Beschluss von Kigali zum Montrealer Protokoll zum Schutz der Ozonschicht sind HFKW auch weltweit seit 2019 in den Industrieländern einem Phase-down unterworfen, Entwicklungs- und Schwellenländer folgen in zwei Gruppen in den Jahren 2024 und 2028 mit dem „Einfrieren“ des HFKW-Verbrauchs. Da der Übergang von Stoffen, die die Ozonschicht schädigen, hin zu HFKW in vielen Ländern noch nicht oder nur zum Teil vollzogen ist, kann hier der Umstieg direkt auf natürliche Kältemittel erfolgen – eine Strategie, die als „leapfrogging“ bezeichnet wird. Hierzu gibt es bereits gute Beispiele wie etwa das eines Klimageräte-Herstellers in Indien. Dieser setzt anstatt eines HFKW das natürliche Kältemittel Propan für den vorher verwendeten Ozonschicht zerstörenden ⁠ Stoff ⁠ R22 in seinen Monosplit-Klimageräten ein. Die Geräte zählen zu den energieeffizientesten auf dem indischen Markt. Bei vollständiger Einhaltung des Beschlusses von Kigali gehen die Emissionen der HFKW weltweit um über 60 Milliarden Tonnen CO 2 -Äquivalente bis zum Jahr 2050 zurück. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird durch den Beschluss ein weltweiter Temperaturanstieg um 0,4 Grad Celsius verhindert.

Neues Schutzgebiet „Danger Islands“ in der Antarktis

Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Deutsch-amerikanische Initiative erfolgreich Zum Schutz der einzigartigen antarktischen Flora und Fauna setzt sich Deutschland für ein kohärentes und repräsentatives Netzwerk an Schutzgebieten in der Antarktis ein. Dank einer deutsch-amerikanischen Initiative – angestoßen und ausgearbeitet durch das Umweltbundesamt (UBA) und finanziert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) – ist es nun gelungen, dieses Netz-werk zu erweitern. Sieben Inseln an der nordöstlichen Spitze der Antarktischen Halbinsel, die sogenannten „Danger Islands“, wurden heute auf der 46. Jahrestagung der Antarktis-Vertragsstaaten zum Schutzgebiet erklärt. Diese Entscheidung stellt sicher, dass die Danger Islands umfassend vor negativen Einflüssen durch menschliche Aktivitäten geschützt werden. Ab sofort darf das Archipel nur noch mit einer speziellen Genehmigung betreten werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die Danger Islands sind die Heimat seltener Meeresvögel und beherbergen eine der weltweit größten Brutkolonien von Adeliepinguinen. Ich freue mich, dass Deutschland einen wichtigen Beitrag geleistet hat, das antarktische Netzwerk an Schutzgebieten um diese sieben Inseln zu erweitern. Es zeigt sich, dass internationale Kooperation zum Schutz der Umwelt möglich ist und funktioniert. Die jetzige Entscheidung trägt dazu bei, die Ursprünglichkeit der Antarktis besser zu bewahren.“ Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes: „Die Ausweisung als Schutzgebiet ist ein wegweisender Schritt zur Weiterentwicklung des antarktischen Umweltschutzes und der Stärkung des erfolgreichen völkerrechtlichen Vertragssystems. Ich freue mich, dass mein Haus gemeinsam mit dem Forschungspartner Thüringer Institut für ⁠ Nachhaltigkeit ⁠ und ⁠ Klimaschutz ⁠ (ThINK) hierzu einen Beitrag leisten konnte.“ Vom 20. bis 30. Mai 2024 findet die 46. Jahrestagung der Antarktis-Vertragsstaaten (Antarctic Treaty Consultative Meeting, ATCM) in Kochi, Indien, statt. Dabei haben die Staaten auf Vorschlag Deutschlands und der USA beschlossen, das Gebiet der „Danger Islands“ als antarktisches Schutzgebiet (Antarctic Specially Protected Area, ASPA) auszuweisen. Erstmals hat Deutschland die Ausweisung eines neuen Schutzgebiets in der Antarktis initiiert und gemeinsam mit den USA vorbereitet, da US-amerikanische Wissenschaftler*innen zuerst auf die enorme Bedeutung des Gebietes für den Adeliepinguin aufmerksam gemacht haben. Beide Länder übernehmen nun die Verantwortung für das Management und ⁠ Monitoring ⁠ des Gebiets. Wissenschaftlicher Beitrag Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, hat die Danger Islands im Rahmen einer Forschungsreise besucht. Zu den Forschungsarbeiten gehörten verschiedene Kartierungsaufgaben in Zusammenarbeit mit amerikanischen, chilenischen, französischen und monegassischen Forschenden. Sie betont: „Die Inseln eignen sich aufgrund ihrer Verschiedenheit in Ursprung, Besiedlungsdichte und Artvielfalt sehr gut als Schutzgebiet. Dass ambitionierter Schutz hilft, zeigt auch das hohe Vorkommen verschiedener Wale und anderer Meeressäuger in diesem Gebiet. Angesichts der großen Herausforderungen, wie dem ⁠ Klimawandel ⁠ und der steigenden Verschmutzung der Meere, ist es entscheidend, dass wir für mehr Ruheräume für diese einzigartige Lebensvielfalt sorgen.“ Ein einzigartiges ⁠ Ökosystem ⁠ Die Danger Islands, ein Archipel an der nordöstlichen Spitze der Antarktischen Halbinsel, bestehen aus sieben Inseln mit einer Gesamtfläche von rund 4,5 km². Trotz ihrer geringen Größe sind die Inseln eine Brutstätte einer artenreichen Seevogelgemeinschaft und beherbergen die größte Population des Adeliepinguins der gesamten Antarktischen Halbinsel, mit über 750.000 Brutpaaren. Der Adeliepinguin kommt – wie der Kaiserpinguin – am weitesten südlich vor und ist somit ein echter Antarktis-Spezialist. Adeliepinguine ernähren sich überwiegend von Krill, kleinen Leuchtgarnelen, die in antarktischen Meeresgewässern massenhaft vorkommen und die Basis des antarktischen marinen Nahrungsnetzes bilden. Die Antarktische Halbinsel ist im Vergleich zur übrigen Antarktis am stärksten von der Klimaerwärmung betroffen, gleichzeitig gilt sie als Hotspot der ⁠ Biodiversität ⁠, u. a. brütet dort ein Großteil der in der Antarktis heimischen Seevögel. Zukunftsorientierte Maßnahmen Deutschland setzt sich dafür ein, dass die Danger Islands vor negativen Einflüssen wie dem zunehmenden Tourismus geschützt bleiben. Wissenschaftliche Forschung ist willkommen, solange sie den Zielen des Schutzgebiets nicht widerspricht. Bereits begonnen haben Kartierungsarbeiten der großen Vogelbestände, um Rückschlüsse auf die Entwicklung der Pinguinpopulation und den Zustand des marinen antarktischen Ökosystems ziehen zu können. Gleichzeitig treibt Deutschland die Arbeiten für ein weiteres mögliches Schutzgebiet, das Otto-von-Gruber-Gebirge, voran. Ziel ist es, dass dieses Gebiet im nächsten Jahr ebenfalls von der ATCM zum Schutzgebiet erklärt wird. Grundsätzlich können Gebiete in der Antarktis mit außerordentlichem ökologischem, wissenschaftlichem, historischem und ästhetischem Wert als Schutzgebiete unter dem Umweltschutzprotokoll zum Antarktisvertrag ausgewiesen werden. Das Ziel Deutschlands ist es, ein kohärentes und repräsentatives Netzwerk an Schutzgebieten in der Antarktis – einem Kontinent anderthalbmal so groß wie Europa – zu errichten.

Drei Länder gemeinsam für mehr Schutz der natürlichen Ressourcen

Gemeinsame Presseerklärung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU - Deutschland), dem Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz), dem Umweltbundesamt (Österreich) und dem Lebensministerium (BMLFUW - Österreich) Die Umweltministerien und -ämter Deutschlands, Österreichs und der Schweiz vertiefen ihre Zusammenarbeit. Der Wissensaustausch zu Strategien der nachhaltigen Ressourcennutzung mit abfallwirtschaftlichem Schwerpunkt soll intensiviert werden. Am 23. und 24. Juni 2009 findet die erste gemeinsame Fachtagung „Re-source 2009” unter dem Titel „Ressourcen- und Recyclingstrategien - Von der Idee zum Handeln” statt. Sie zeigt den Entwicklungsstand, Hemmnisse sowie Potenziale bei der Steigerung der Ressourceneffizienz auf. Die im Vergleich zum vergangenen Jahr stark gesunkenen, aber volatilen Preise für Primärrohstoffe wie Kupfererz, aber auch für Sekundärrohstoffe wie Stahlschrott können nicht darüber hinwegtäuschen: „Mit dem Anziehen der Weltkonjunktur und der damit verbundenen Rohstoffnachfrage in Staaten wie China, Indien, Brasilien oder Russland werden Ressourcenknappheiten bei Metallen und Mineralien wieder offen zu Tage treten”, erklärte heute der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, anlässlich der Eröffnung der Fachtagung „Re-source 2009” in Berlin. Die mit dem Abbau und der Aufbereitung der Rohstoffe verbundenen Umweltbelastungen wie Flächenverbrauch, Grundwasserverunreinigungen und Luftverschmutzung werden bei steigender Nachfrage verstärkt ins Augenmerk der Weltöffentlichkeit rücken. Dazu gehören auch die daraus entstehenden sozialen Probleme, wie niedrige Arbeitssicherheitsstandards, Lohndumping und Gesundheitsrisiken in den Entwicklungsländern. In vielen Entwicklungsländern erfolgen der Rohstoffabbau und das Recycling unter niedrigsten ökologischen und sozialen Standards. Gleichzeitig mangelt es den ökologisch innovativen Recyclinganlagen westlicher Industriestaaten häufig an Material zur Verwertung. „Angesichts der Knappheit der Ressourcen stehen wir vor der großen Herausforderung, die enormen Effizienzpotentiale zu erschließen”, sagte Müller. In den letzten Jahren wurden europaweit verstärkt Klimaschutzmaßnahmen angegangen. Nun ist es an der Zeit, das Augenmerk auch auf eine nachhaltige Material- und Ressourcenbewirt-schaftung zu richten. Deutschland, Österreich und die Schweiz mit ihren fortschrittlichen Technologien bei Produktion und Verwertung und mit ihren Strategien zum nachhaltigen Konsum, können eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es darum geht, Ressourcen effizienter zu nutzen und ihren Verbrauch zu verringern. „Weil natürliche Ressourcen begrenzt verfügbar sind, müssen sie effizient bewirtschaftet werden. Nachhaltige Rohstoff- und Ressourcenpolitik ist ohne staatliche Regulierung der Märkte nicht machbar. Die Wirtschaftskreisläufe und Güterströme sind heute global. Ein koordiniertes Vorgehen der Staaten hat große Priorität, damit keine Marktverzerrungen und Wettbewerbsnachteile entstehen”, sagte Bruno Oberle, Direktor des schweizerischen Bundesamts für Umwelt in seiner Eröffnungsrede. Die „Re-source 2009” dient dem fachlichen Dialog zur nachhaltigen Ressourcennutzung und soll Beiträge zur Entwicklung von Konzepten mit abfallwirtschaftlichem Schwerpunkt liefern. Jedes Land setzt dabei auch eigene Akzente: Die vom deutschen Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt eingebrachten Themen reichen vom Recycling strategisch wichtiger Metalle aus dem Elektronikschrott bis hin zur Nutzung von Sekundärrohstoffen aus dem Abriss von Gebäuden als anthropogene Lagerstätten („Urban Mining”). Mit seinem Rohstoffplan setzt Österreich einen wichtigen Schritt, Konflikte durch konkurrenzierende Flächennutzungsansprüche zu bereinigen. Der Rohstoffplan sichert die Verfügbarkeit von Rohstoffen für künftige Generationen. Die österreichische Abfallvermeidungs- und -verwertungsstrategie unterstützt Effizienzsteigerungen und verstärkt den Trend zur Bereitstellung von Sekundär-Rohstoffen. Dies schont nicht nur die Ressourcen, sondern entlastet auch die Umwelt. „ Eine Steigerung der Ressourceneffizienz ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen immens wichtig. Für die Entlastung der Umwelt sind gemeinsame Standards bei der Aufarbeitung von Abfällen notwendig, deren Einhaltung national und international kontrolliert wird. Weiter ist es uns ein Anliegen, die Öffentlichkeit und die Konsumentinnen und Konsumenten stärker zu sensibilisieren und zu einem effizienteren Umgang mit Energie und Rohstoffen zu ermutigen”, betonte DDr. Reinhard Mang, Generalsekretär des österreichischen Umweltministeriums. Das schweizerische Bundesamt für Umwelt ist seit Jahren aktiv im Bereich nachhaltiger Konsum und Labels. Es anerkennt und fördert die ökologischen Beurteilungsmethoden von Produkten und setzt sich für deren Anwendung ein. Aus diesem Grund betreut die Schweiz den Themenblock zu Nachhaltigen Produktions- und Konsummustern und ihre Auswirkungen auf die Materialströme.

Neue Ansichten! Kunst – Kultur – Wissenschaft – Nachhaltigkeitspolitik im Dialog

UBA gibt Stipendiaten für "Artist in Residence"-Stipendium auf der Insel Vilm bekannt Zur kulturellen Dimension der Nachhaltigkeit liegen derzeit noch geringe theoretische und praktische Ansätze vor. Das Umweltbundesamt (UBA) will mit dem Forschungsprojekt „Neue Ansichten!“ (Arbeitstitel) einen Dialog anstoßen zwischen Kunstpraxis und Kulturpolitik sowie Wissenschaft und Nachhaltigkeitspolitik. Ziel des Vorhabens ist es, neue Kommunikationsformate zur Kultur der Nachhaltigkeit im Sinne der Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der von den Vereinten Nationen beschlossenen „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ zu entwickeln und Anknüpfungspunkte kultureller Diskurse und künstlerischer Praxis an die Nachhaltigkeitspolitik aufzuzeigen. Zu diesem Forschungsvorhaben wurde zu Beginn des Jahres erstmalig ein Aufenthaltsstipendium für Kunstschaffende ausgeschrieben. Folgende Künstler wurden nun von der Jury, bestehend aus Claudia Banz, Katja Blomberg, Cord Riechelmann und Manos Tsangaris für das erste Stipendium 2017 ausgewählt: Kunst: Nadine Baldow, Andreas Greiner Literatur: Sabine Scho Musik: Künstlerduo Kombüse (Paulette Penje und Niklas Seidl) Die Stipendiaten verbringen im Sommer 2017 einen sechswöchigen Arbeitsaufenthalt in der Internationalen Naturschutzakademie (INA) auf der Insel Vilm bei Rügen. Die Insel ist Bestandteil des Biosphärenreservats Südost-Rügen und repräsentiert Natur in ihrer ursprünglichen Form. Die Ergebnisse des Projektes werden 2019 in einer Ausstellung und mit einer Publikation einer breiten Öffentlichkeit vermittelt. „Andreas Greiner bewegt sich konsequent an der Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaft. Mit seinem interdisziplinären Ansatz arbeitet er sehr überzeugend an einer neuen visuellen Kultur der ⁠ Nachhaltigkeit ⁠. Seine Bildsprache reicht vom 3-D-Druck über die Installation bis zur Fotografie. Greiner nutzt die Kunst als Spiegel und als Katalysator, um auf ökologische Probleme aufmerksam zu machen und den Betrachter zugleich zu involvieren. Vor allem möchte er den Blick auf unterrepräsentierte Themen lenken. Während seines Aufenthaltes auf der Insel Vilm wird er in engem Austausch mit den Naturwissenschaftlern vor Ort an einer Bestandsaufnahme transgener Strukturen arbeiten und damit die Manipulation der Natur durch den Menschen aus einer ungewohnten Perspektive fokussieren.“ „Nadine Baldow arbeitet aktuelle Fragen von Umwelt, Landschaft und Natur in ortsspezifischen Installationen auf. Ihre farbigen Gebilde überzeugen als raumgreifenden Wucherungen, deren Formen zwischen Hybrid aus Plastikmüll, natürlichen Ablagerungs- und Wachstumsprozessen changieren. Die Künstlerin hat bereits zwei Residencies unter naturnahen Bedingungen im Himalaya und in einem Naturreservat in Tschechien absolviert. Hier konnte sie die Konfrontation moderner Lebensweisen mit den naturnahen Gegebenheiten beobachten und in kritisch-poetischer Weise überzeugend umsetzen. Auf Vilm will sie sich neu auf die Gegebenheiten einstellen und aufgrund ihrer Beobachtungen sowie dem Austausch mit den Menschen vor Ort zu einer neuen Arbeit finden.“ „Sabine Scho hat in ihren Büchern „Tiere in der Architektur“ und „The origin of senses“ am Beispiel von Zoos und Naturkundemuseen lyrisch, also in Worten, und bildnerisch darauf hingewiesen, dass zwischen Tieren und Menschen nicht die Synästhesien zu suchen sind, die gibt es nämlich nicht. Es geht ihr vielmehr um das Trennende in den Wahrnehmungen von Schlangen und Menschen, das auch keine Metapher vereinen kann. Für ihr neues Projekt „The origin of values“ scheint daher gerade eine Insel wie Vilm, auf der bestimmte Bereiche ganz dem Zugang der Besucher verschlossen bleiben, die Frage nach dem Wert dieser verschlossenen Räume für den Menschen nah zu legen.“ „Das Konzept „Schwere Koffer“ des Künstlerduos „Kombüse“ besticht vor allem durch seine präzise Hinwendung zum in der Ausschreibung enthaltenen Thema der Nachhaltigkeit. Die beiden gehen von der eigenen Alltags-Erfahrung aus, wo seit Kindheitstagen quasi unerreichbare ökologische Maßstäbe eingepflanzt sind, also selbst die allerbesten Intentionen scheitern müssen, man sich stattdessen in moralischen Ersatzhandlungen ergeht und mit kleinen alltäglichen Selbstlügen zu beruhigen geneigt ist. Konkret soll dies gemacht werden in dem künstlerischen Protokoll des Versuchs einer radikalen CO-2-Ausstoss-Reduktion im persönlichen Verbrauch. Wo dies zum Scheitern verurteilt ist, werden auch die Mechanismen des Scheiterns und seiner Folgen untersucht und Gegenstand der künstlerischen Forschung. Die Jury ist eingenommen vom konsequenten Ansatz der beiden Künstler und gespannt auf ihre Ergebnisse.“ Nadine Baldow *1990, lebt und studiert in Dresden, derzeit Studium Skulptur und Raumkonzepte, HfBK Dresden, 2015-2017 Artist in Residence in Indien und Tschechien. https://www.nadinebaldow.com/ Andreas Greiner *1979, lebt und arbeitet als Bildender Künstler in Berlin, Fokus auf zeitbasierten, lebendigen und digitalen Skulpturen. 2007-13 Studium an der UdK Berlin, 2003-06 Medizinstudium in Budapest und Berlin. http://www.andreasgreiner.com/ Sabine Scho *1970, lebt und arbeite als Schriftstellerin/Performerin in Berlin,  2015 »The origin of senses. An intervention«, Museum für Naturkunde Berlin, zuvor lebte sie viele Jahre in São Paulo; Studium Germanistik und Philosophie in Münster. http://www.sabinescho.de/ Paulette Penje *1984, lebt und arbeitet als Malerin und Videoperformancekünstlerin in Berlin, 2015-16 Studium an der New York School of Visual Arts und Kunsthochschule Berlin, 2014 Ernennung zur Meisterschülerin von Prof. Georg Winter, HBK Saar, 2008-2014 Studium der Freien Kunst HBK Saar. http://www.adk.de/de/akademie/junge-akademie/saarland-stipendium/2016/Pa... Niklas Seidl *1983, lebt und arbeitet als Komponist/Cellist in Köln, Gründer und Leiter des Sextetts hand werk, Köln und des Duos leise dröhnung, Frankfurt/Main, Mitglied beim ensemble mosaik, ensemble aisthesis und ensemble chromson, 2007-12 Kompositionsstudium in Leipzig und Köln, 2003-09 Violoncellostudium und Barockcellostudium in Leipzig und Wien. http://www.niklas-seidl.eu/niklasseidl.eu/bnjour.html Claudia Banz ist Kunst- und Designhistorikerin sowie Kuratorin. Sie studierte Kunstgeschichte, Romanistik und Klassische Archäologie und war anschließend an diversen Museen als Kuratorin tätig, unter anderem am Hamburger Bahnhof in Berlin, am Kunstgewerbemuseum Berlin, am Museum Folkwang Essen und am Centraal Museum Utrecht. Seit 2011 leitet sie die Sammlung Kunst und Design nach 1800 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Katja Blomberg ist Kunsthistorikerin, Publizistin und Kuratorin. Sie kennt die Kunstszenen von Japan und Großbritannien von langjährigen Aufenthalten und war Pressesprecherin des Museums für Angewandte Kunst (MAK) in Wien. Seit 2005 ist sie Direktorin des Haus am Waldsee für zeitgenössische internationale Kunst in Berlin. Cord Riechelmann arbeitete als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung . Er schreibt für diverse Zeitungen u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die Süddeutsche Zeitung . Autor der Bücher Bestiarium, Wilde Tiere in der Großstadt und Krähen. Ein Porträt . Er lebt in Berlin. Manos Tsangaris ist Komponist, Trommler und Installationskünstler. 2009 wurde er zum Professor für Komposition an die Hochschule für Musik Carl Maria Weber Dresden berufen. Seit 2012 ist er designierter künstlerischer Leiter der Münchner Biennale für Neues Musiktheater ab 2016 (zusammen mit Daniel Ott). Er gründete 2011 das „Internationale Institut für Kunstvermittlung“.

Arzneimittel in der Umwelt sind eine globale Herausforderung

Hunderte Wirkstoffe und Abbauprodukte belasten Gewässer und Böden nahezu weltweit. Welches Ausmaß die Umweltbelastung mit Arzneimitteln erreicht, zeigt ein Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes: Spuren von mehr als 630 verschiedenen Arzneimittelwirkstoffen sowie deren Abbauprodukte lassen sich in vielen Teile der Erde nachweisen. Sie sind in Gewässern, Böden, Klärschlamm und Lebewesen zu finden. Sehr häufig kommt das Schmerzmittel und der Entzündungshemmer Diclofenac vor. Der verwendete Wirkstoff wurde bisher in Gewässern von insgesamt 50 verschiedenen Ländern gemessen. Das Umweltprogramm UNEP der Vereinten Nationen prüft jetzt, ob „Arzneimittel in der Umwelt“ ein neues wichtiges Handlungsfeld im internationalen Chemikalienprogramm SAICM werden soll. Um dies zu unterstützen, initiieren das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesumweltministerium am 8. und 9. April 2014 einen internationalen Arzneimittel-Workshop in Genf. Thomas Holzmann, der amtierende Präsident des UBA: „Das Umweltbundesamt kann jetzt sicher belegen, dass Arzneimittelrückstände in der Umwelt weltweit ein relevantes Problem darstellen. Lösen können wir es nur global, indem wir die internationale Chemikaliensicherheit stärken. Zum Beispiel im Rahmen des internationalen Chemikalienprogramms SAICM. Mit unserem vierjährigen Forschungsprojekt, welches den internationalen Wissensstand zu Arzneimitteln in der Umwelt analysiert und transparent macht, leisten wir dazu einen Beitrag.“ Hohe Konzentrationen von Arzneimittelrückständen werden nicht nur in Gewässern und Böden der Industriestaaten gemessen, sondern auch in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern. Die ersten Ergebnisse der ⁠ UBA ⁠-Studie zeigen: bis heute wurden über 630 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte weltweit in der Umwelt nachgewiesen. 17 Wirkstoffe kamen in allen Regionen der Welt vor. Die meisten Daten liegen bisher zum Schmerzmittel und Entzündungshemmer Diclofenac vor. Der Wirkstoff wurde bisher in Gewässern von insgesamt 50 verschiedenen Ländern gemessen. In 35 dieser Länder überstiegen Messwerte die Gewässerkonzentration von 0,1 Mikrogramm pro Liter – ein Wert, der nahe der im Laborversuch ermittelten Konzentration liegt, bei der erste Schädigungen an Fischen beobachtet wurden. Dieser Wert war auch in der Diskussion als europäische „Umweltqualitätsnorm für Oberflächengewässer“. Die EU-Mitgliedstaaten haben sich nunmehr darauf geeinigt, die Konzentration dieses Stoffes in europäischen Gewässern regelmäßig zu messen und mögliche Gegenmaßnahmen bei Überschreitung zu entwickeln. Neben dem „Blockbuster“ Diclofenac zählen zu den weltweit meist verbreiteten Wirkstoffen auch das Antiepileptikum Carbamazepin, das Schmerzmittel Ibuprofen, das Pillen-Hormon Ethinylestradiol sowie das Antibiotikum Sulfamethoxazol. In den letzten Jahren hat sich die Datenlage zum Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt für Deutschland und die anderen Staaten der EU sowie für Nordamerika und China deutlich verbessert. Wenig war dagegen zur weltweiten Situation bekannt. Während für die westeuropäischen Staaten zahlreiche Informationen und Veröffentlichungen vorliegen, sind es für Afrika, Lateinamerika und Osteuropa deutlich weniger. Im Besonderen gelangen Informationen zur Umweltbelastung in einigen Hauptproduktionsländern von Medikamenten wie Indien kaum an die Öffentlichkeit. Welche konkreten Maßnahmen den weltweiten Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt effektiv reduzieren können, diskutieren 60 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, Politik und Wirtschaft auf einem internationalen Workshop in Genf am 8. und 9. April. Das UBA-Forschungsprojekt soll dazu dienen, das Thema „Arzneimittel  in der Umwelt“ im Umweltprogramm der Vereinten Nationen ⁠ UNEP ⁠ zu verankern, als Teil des „Strategischen Ansatz zum internationalen Chemikalienmanagement“ SAICM. Wird dies angenommen, folgen konkrete, weltweite Maßnahmen. Arzneimittel in der Umwelt Humanarzneimittel gelangen hauptsächlich über das häusliche Abwasser in die Umwelt. Sie werden nach der Einnahme vom Körper meist nicht vollständig abgebaut und wieder ausgeschieden. Kläranlagen können oft nicht alle Arzneimittelrückstände zurückhalten. Sind keine Kläranlagen vorhanden, gelangen die Wirkstoffe direkt ins Gewässer. Dort können sie Pflanzen und Tiere schädigen. Tierarzneimittel gelangen zum größten Teil über Gülle und Dung von behandelten Tieren in Böden und Gewässer. Über die langfristige Wirkung dieser Substanzen auf die Ökosysteme liegen bisher wenige Informationen vor. Laborexperimente und Freilandversuche zeigen aber negative Effekte wie reduziertes Wachstum, Verhaltensänderungen oder verminderte Vermehrungsfähigkeit bei Lebewesen in der Umwelt. Als besonders umweltrelevant, weil schon in geringen Konzentrationen toxisch für die Umwelt und oft auch sehr langlebig, haben sich Hormone, Antiparasitika und bestimmte Schmerzmittel herausgestellt. „Strategischer Ansatz zum internationalen Chemikalienmanagement“  SAICM SAICM ist ein internationales Programm für mehr Chemikaliensicherheit unter dem Dach der Vereinten Nationen. Sein Ziel ist es, bis zum Jahre 2020 negative Wirkungen von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auf das geringstmögliche Maß zu mindern. Forschungsprojekt Das  Forschungsprojekt „Global Relevance of Pharmaceuticals in the Environment “ wird vom IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser aus Mülheim an der Ruhr und adelphi consult GmbH Berlin im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. Dabei wird der aktuelle Stand des Wissens zum weltweiten Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt systematisch analysiert. Das IWW wertete über 1000 wissenschaftliche Publikationen und andere Quellen von mehr als 70 verschiedenen Ländern aus. Darüber hinaus führte es Interviews mit Fachleuten aus verschiedenen Ländern durch. Eine erste Zusammenfassung dieser Daten ist nach Regionen unterteilt auf der Projektwebsite dargestellt. Das Forschungsprojekt startete in 2012 und läuft noch bis Mitte 2015.

Umweltschädliche Subventionen im Verkehrssektor auf Rekordniveau

Umweltbundesamt fordert Abbau bis 2025 Das Umweltbundesamt (UBA) rät zu einem deutlich schnelleren Abbau umweltschädlicher Subventionen: „Der Staat fördert jedes Jahr mit 50 Milliarden Euro Maßnahmen, die der Umwelt zum Teil in erheblichem Maße schaden. Den größten Anteil haben seit Jahren die umweltschädlichen Subventionen im Verkehrssektor. Im Jahr 2012 betrugen sie 28 Milliarden Euro. Das behindert Investitionen in saubere Technik“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. „Alle umweltschädlichen Subventionen müssen auf den Prüfstand und sollten möglichst bis 2025 auslaufen. Das freiwerdende Geld könnte genutzt werden, um in den Klimaschutz zu investieren und um die Mobilität fit für die Zukunft zu machen“, sagte Krautzberger während der Vorstellung des Jahresberichts „Schwerpunkte 2016“ ihrer Behörde in Berlin. Eine der Folgen umweltschädlicher Subventionen ist die Luftverschmutzung durch Dieselfahrzeuge in den Innenstädten. Dieselfahrzeuge zahlen pro Liter Kraftstoff 18,4 Cent weniger als Benzin und sind daher entsprechend populär. Den Staat kostet diese Subventionierung mittlerweile 7,8 Milliarden Euro pro Jahr, gut dreieinhalb Milliarden davon für die Pkw-Nutzung. Selbst bei Abzug der höheren Kfz-Steuern für Diesel-Autos sind das rund eineinhalb Milliarden Euro vom Staat für die Selbstzünder pro Jahr. Zum Vergleich: Die Förderung für Elektromobilität beträgt knapp eine Milliarde – aber bis 2020. Maria Krautzberger: „Selbst der sauberste und modernste Diesel wird immer noch sechsmal mehr Stickoxide ausstoßen als ein heutiger Benziner. Anstatt Unsummen in die veraltete Diesel-Technik zu stecken, sollten wir viel stärker in eine moderne Mobilität investieren: In eine Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr, in emissionsfreie Autos und in Busse und Bahnen.“ Auch die bislang dünne Infrastruktur für Elektromobilität könnte mit den Mitteln ausgebaut werden. Viele umweltschädliche Subventionen sind daneben auch sozial ungerecht. Ein Beispiel ist das Dienstwagenprivileg, das der Staat mit rund drei Milliarden Euro pro Jahr subventioniert. Dienstwagen kommen praktisch nur gut verdienenden Einkommensgruppen zu Gute. Das ⁠ UBA ⁠ schlägt ein umfassendes Controlling vor, das alle Subventionen auf den Prüfstand stellt und auf ihre Umweltwirkungen hin überprüft. Das sollte grundsätzlich auch für alle neu einzuführenden Subventionen gelten. Das UBA setzt sich zudem ein für einen stärkeren Umweltschutz in der Textilherstellung. 90 Prozent der bei uns verkauften Kleidung kommt aus dem nicht-europäischen Ausland: „Die Umweltschäden durch Textilproduktion sind enorm, die Arbeitsbedingungen oft katastrophal. Pro Kilogramm Textil werden teilweise genauso viel an Chemikalien zur Herstellung verwendet.“ Davon sind einige bekannt als hormonell wirksam oder fortpflanzungsgefährdend. Ein Beispiel ist das Nonylphenoletoxylat (NPE), das unter anderem beim Färben eingesetzt wird. In der EU ist der ⁠ Stoff ⁠ verboten, weil er nachweislich Fische in der Fortpflanzung schädigt. In der Produktion im Ausland kommt er aber nach wie vor zum Einsatz. In Deutschland sind im Textilhilfsmittelkatalog bis zu 600 Chemikalien aufgeführt. Für viele davon ist eine Bewertung ihrer Wirkung auf Mensch und Umwelt unter REACh noch nicht erfolgt. Von besseren Herstellungsbedingungen im Ausland profitieren vor allem die Menschen vor Ort, aber auch deutsche Verbraucher würden damit besser geschützt. „Viele der eingesetzten Chemikalien sind äußerst langlebig. Sie verbreiten sich über den ganzen Globus“, sagte Krautzberger. Bekanntestes Beispiel sind perfluorierte Chemikalien (⁠ PFC ⁠), die in Outdoor-Kleidung eingesetzt werden, um diese wasser- und schmutzabweisend auszurüsten. Das Problem: PFC finden sich weltweit in Gewässern und Fischen und wurden sogar schon in der Leber von Eisbären nachgewiesen. Manche PFC gelten als krebserregend, andere wirken sich auf die Fruchtbarkeit aus. Das UBA setzt bei Textilien auf eine Doppelstrategie aus Kooperation im technischen Bereich und strengeren, internationalen Standards: „In Gujarat in Indien arbeiten wir intensiv daran, die Verbesserung der dortigen Umweltstandards zu fördern; mit Erfolg. Das wollen und werden wir fortsetzen. Aber das reicht nicht. Wir brauchen ein internationales Abkommen zu Standards in der Textilherstellung.“ Nur so könnten Verbraucherinnen und Verbraucher sicher sein, dass der Kleiderschrank kein Giftschrank ist. Hier finden Sie die UBA-Jahrespublikation Schwerpunkte 2016 .

Auch Schwellenländer können langfristig wirksamen Klimaschutz leisten

Unterstützung der Industrieländer ist gefragt Einen Beitrag zu den weltweiten Klimaschutzzielen können auch Schwellenländer leisten, ohne wirtschaftliche Einbußen befürchten zu müssen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA). Demnach verfügen die sechs untersuchten, wirtschaftlich fortgeschrittenen Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko, Südafrika und Südkorea über große Emissionsminderungspotentiale, die zum Teil nicht einmal Nettokosten verursachen und zudem - als positiver Nebeneffekt – Arbeitsplätze schaffen. Um diese Potentiale auszuschöpfen, benötigen die Schwellenländer jedoch die Unterstützung der Industrieländer. „Die Industriestaaten haben eine Verantwortung. Sie dürfen nicht ständig nur fordern, dass Schwellenländer sich an Klimaschutzmaßnahmen beteiligen, sie müssen ihnen Wege aufzeigen, wie es geht”, sagt Harry Lehmann, für Klimaschutz zuständiger Fachbereichsleiter im UBA. Um das Ziel der EU, die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen, sind für die Zeit nach 2012 auch die Schwellenländer in die weltweiten Bemühungen zur Emissionsminderung einzubinden. Momentan sind Schwellenländer gemäß dem Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung” von verbindlichen Zielen für die Verringerung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase ausgenommen. Strittig ist, wie eine solche Einbindung der Schwellenländer aussehen soll, welchen Anteil an der weltweiten Emissionsminderung diese Länder übernehmen können und in welchem Umfang sie Unterstützung aus den Industrieländern erhalten müssen. Im Auftrag des ⁠ UBA ⁠ untersuchten die Ecofys GmbH Köln und das Wuppertal Institut diese und andere Fragen für die Länder Brasilien, China, Indien, Mexiko, Südafrika und Südkorea. Das Ergebnis: Alle sechs Länder verfügen über beträchtliche Emissionsminderungspotentiale, deren Umsetzung – neben einer Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgase - weitere positive Effekte hat, etwa eine verbesserte Luftqualität. Ein großer Teil der Maßnahmen zur Emissionsminderung ist ohne zusätzliche Nettokosten möglich (no-regret Reduktionspotential) und könnte durchschnittlich zu einer Emissionsreduktion von 9 Prozent in den Schwellenländern führen. Ein Beispiel hierfür sind Energieeffizienzmaßnahmen, bei denen die – wegen des reduzierten Energieverbrauchs - wirtschaftlichen Gewinne die Investitionskosten für eine effizientere Technik ausgleichen. Die Schwellenländer verfügen ebenso über Emissionsminderungspotentiale, die mit positiven Nebeneffekten außerhalb des Klimaschutzes zusammenhängen (co-benefit Reduktionspotential), beispielsweise mit der Schaffung von Arbeitsplätzen – etwa im Bereich erneuerbare Energien. Die Nutzung von Wärme, Wind und Co. gewährleistet die Versorgungssicherheit des jeweiligen Landes und verringert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. So ließen sich durchschnittlich bis zu 17 Prozent der Emissionen der Schwellenländer einsparen. Die Basis für diese Berechnung ist das „business as usual”-⁠ Szenario ⁠, also die theoretische Annahme, dass bis zum Jahr 2020 keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen würden. Damit die Schwellenländer ihr gesamtes Emissionsminderungspotential ausschöpfen können, sind sie auf die Hilfestellung der Industrieländer angewiesen – durch finanzielle Unterstützung sowie den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung. Die Studie enthält darüber hinaus Vorschläge, wie Aktivitäten dieser Länder in ein zukünftiges Klimaregime eingebunden werden können, etwa über die Einführung sektoraler Emissionsminderungsziele (auf verbindlicher oder unverbindlicher Basis) oder über Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung. Die Studie „Proposals for contribution of emerging economies to the climate regime under the ⁠ UNFCCC ⁠ Post 2012” ist in englischer Sprache in der UBA-Reihe „Climate Change” als Nr.15/08 erschienen und umfasst 170 Seiten einschließlich einer 19-seitigen deutschen Zusammenfassung.

Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft

Ziel der Studie ist die Darstellung der Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft in den ⁠ OECD ⁠-Staaten sowie in Indien und Ägypten. Es werden drei detaillierte Treibhausgasbilanzen für die USA, Indien, Ägypten sowie eine Bilanzierung für die OECD-Staaten nach der Methode der „Ökobilanz der Abfallwirtschaft“ in Anlehnung an ISO 14040/14044 vorgenommen. Dem jeweils ermittelten Status-Quo werden je zwei Zukunftsszenarien für 2030 gegenübergestellt. In Workshops mit Ökobilanz-Experten und lokalen Akteuren sind das methodische Vorgehen sowie Rahmendaten und Annahmen intensiv diskutiert worden. Es konnte ein Ansatz zur ⁠ Treibhausgas ⁠ (THG)-Bilanzierung entwickelt werden, der einheitliche Emissionsfaktoren zur Anrechnung von vermiedenen Emissionen durch stoffliche Verwertung verwendet. Veröffentlicht in Texte | 46/2015.

Internationales Kompetenzzentrum Nachhaltige Chemie feiert einjähriges Bestehen

Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Vor rund einem Jahr haben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt das Internationale Kompetenzzentrum für Nachhaltige Chemie (ISC3) ins Leben gerufen. Bei einer feierlichen Veranstaltung in Bonn würdigten die geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft den gelungenen Start des Zentrums und blickten gemeinsam auf die künftigen Aufgaben und Ziele des ISC3. Bundesumweltministerin Svenja Schulze eröffnete die Konferenz. Schulze: „Deutschland hat als einer der bedeutendsten Chemiestandorte der Welt eine besondere Verantwortung. Die weltweite Umweltbelastung mit Chemikalien wächst stetig, vielfach mit fatalen Folgen auch für die menschliche Gesundheit. Um dem zu begegnen, brauchen wir kreative Lösungen, die über die klassische Chemikaliensicherheit hinausgehen. Das ISC 3 unterstützt dies unter dem Motto ‚Wir verändern Chemie! – We transform chemistry‘ und hilft dabei, alle relevanten Akteure zu vernetzen.“ Das ISC 3 ist eine unabhängige Institution, deren Ziel es ist, einen substanziellen Beitrag zur nationalen und weltweiten Chemikalienpolitik zu leisten und die Umsetzung und Weiterentwicklung der nachhaltigen Chemie im Interesse von Mensch, Umwelt sowie einer guten wirtschaftlichen Entwicklung zu fördern. Damit trägt es zugleich dazu bei, die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Unter Trägerschaft der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat das Zentrum bereits in seinem ersten Jahr internationale Anerkennung gefunden. Der Verbrauch von Chemikalien wird weltweit insgesamt weiter steigen. Prognosen gehen davon aus, dass sich der Umsatz der Chemiebranche bis 2030 gegenüber 2015 fast verdoppeln wird. Dabei werden Chemikalien zunehmend in Nicht-⁠ OECD ⁠-Ländern wie Indien, Indonesien, Vietnam und den Philippinen hergestellt und verarbeitet. Die größte Chemienation ist heute das Schwellenland China. Von großer Bedeutung ist unter anderem das Thema Bauchemikalien. Durch das weltweit zu verzeichnende Bevölkerungswachstum und den Trend zur Urbanisierung steigt zugleich der Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur. Damit verbunden ist ein Mehrbedarf an Baumaterialien wie Dämmstoffe, Flammschutz-, Dichtungsmittel und Oberflächenbeschichtungen. Erwartet wird, dass der Weltmarkt für Bauchemikalien bis 2025 um jährlich 9% wächst. Viele der Bauchemikalien werden in unmittelbarer Nähe des Menschen eingesetzt. Um den weltweit wachsenden Bedarf an Baumaterialien ressourceneffizient und schadstoffarm zu decken, bedarf es innovativer Lösungen. Dr. Jutta Klasen, Fachbereichsleiterin für Chemikaliensicherheit im Umweltbundesamt, ermutigt zu grundlegenden Veränderungen: „Die Beispiele aus dem Baubereich zeigen, wie vielfältig die Einsatzbereiche von Chemikalien sind und wie viele Menschen davon betroffen sind. Nachhaltige Lösungen werden wir nur schaffen, wenn alle Beteiligten gemeinsam daran arbeiten – genau dafür steht das ISC 3 .“ Friedrich Barth, Geschäftsführer des ISC 3 ergänzt: „Wir bringen Firmen der chemischen Industrie enger zusammen mit Akteuren der Bedarfsseite, zum Beispiel aus Automobilindustrie, Bau- oder Agrarwirtschaft. Denn wir sind überzeugt, dass solche Vernetzungen die neuen Lösungen bringen. Also große Firmen, Forschung und Start-up Unternehmen in Partnerschaften mit denjenigen, die die Lösungen brauchen.“ Weil viele der gegenwärtigen globalen Herausforderungen eng mit dem Einsatz von Chemikalien verbunden sind, hat das ISC 3 bereits damit begonnen, mit nachhaltiger Chemie an Schnittstellen zu anderen Umweltthemen wie ⁠ Klimaschutz ⁠, Trinkwasser, Luftverschmutzung und nachhaltigem Transport Lösungen zu erarbeiten.

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