In diesem Papier bewerten wir den Vorschlag der EU-Kommission "Fit for 55" (FF55) für eine Einmalanpassung des Caps (Rebasing) und Anpassung der MSR-Parameter und vergleichen diesen Vorschlag mit alternativen Optionen für ein Rebasing und MSR-Ausgestaltung. Alle untersuchten Optionen bewegen sich im Rahmen des EU-Reduktionsziels von 55% für 2030, was ein Reduktionsziel von 61% in den EU-ETS-Sektoren bedeutet. Wir untersuchen daher keine Zielverschärfung, die mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar wäre. Doch selbst wenn das Gesamtziel nicht angehoben wird, können Anpassungen der Obergrenze und der MSR die kumulierten Emissionen im EU-ETS begrenzen und sich positiv auf das Klima auswirken. Wir analysieren die Auswirkungen der verschiedenen Optionen auf das Gesamtangebot an Zertifikaten in der vierten Handelsperiode (welches die effektive Emissionsgrenze und damit die Klimawirksamkeit des EU-ETS darstellt), sowie die Entwicklung der Gesamtmenge der im Umlauf befindlichen Zertifikate (als Indikator für die Marktstabilität). In Bezug auf diese beiden Faktoren kommen wir zu dem Ergebnis, dass der Vorschlag der EU-Kommission zu einem anhaltenden Marktungleichgewicht führen kann, bei dem ein neuer struktureller Überschuss entsteht, der dazu führt, dass für die Dauer der vierten Handelsperiode Auktionsmengen ex-post durch die MSR verringert werden (müssen). Die Einführung dynamischer MSR-Schwellenwerte, die im Einklang mit dem Cap abgesenkt werden, hat von allen in diesem Papier untersuchten Optionen die größten Auswirkungen auf die effektive Emissionsgrenze und das Marktgleichgewicht in der vierten Handelsperiode. Auch die Anwendung einer proportionalen statt einer statischen Entnahmerate erhöht die Fähigkeit der MSR, den Markt auszugleichen. Ein stärkeres Rebasing wird im Zusammenhang mit einer schwachen MSR (z. B. wenn die aktuell gültige Aufnahmerate von 24% wieder auf 12 % reduziert wird) oder bei einem Szenario mit hohen Emissionen wichtig. Daher kann eine stärkere Cap-Anpassung als von der EU-Kommission vorgeschlagen (z.B. 250 statt der vorgeschlagenen 117 Millionen Zertifikate) als eine Option angesehen werden, die im Falle einer starken MSR oder niedrigen Emissionen nur begrenzte Auswirkungen hat, aber als Absicherung im Falle einer schwachen MSR dienen kann. Auch bei stärkerem Rebasing ist die Stärkung der MSR durch dynamisch sinkende Schwellenwerte unerlässlich, um die Klimawirksamkeit des EU-ETS zu garantieren und das Marktgleichgewicht während der vierten Handelsperiode sicherzustellen. Gleichzeitig entspricht die Einführung von dynamisch sinkenden Schwellenwerten den Erwartungen an das zukünftige Hedging- und Investitionsverhalten der Marktakteure. Daher sollte die Stärkung der MSR ein Schwerpunkt der ETS-Reformbemühungen sein. Quelle: Forschungsbericht
Bisher erfolgte die Bereitstellung von Zertifikaten innerhalb des freiwilligen Kohlenstoffmarktes fast ausschließlich in Form von Emissionsminderungsgutschriften (Credits), die durch Projekte im Rahmen von Baseline-and-Credit-Programmen generiert wurden. Dieser Bericht analysiert eine weitere mögliche Bezugsquelle: Zertifikate aus Emissionshandelssystemen (EHS). Wenn die EHS-Obergrenze stringent ist, führt die Löschung eines Emissionszertifikats zu einer zusätzlichen Verknappung - und damit zu einer zusätzlichen Emissionsreduktion innerhalb des Systems. Einige Emissionshandelssysteme verfügen jedoch über Marktstabilitätsmechanismen (MSM), wie die Marktstabilitätsreserve (MSR) im EU EHS, welche die Stilllegung von Zertifikaten vorsehen als Reaktion auf anhaltende Überschüsse an Zertifikaten im Umlauf. Ein MSM kann daher die Zusätzlichkeit (und damit den Umweltnutzen) von freiwilligen Emissionsausgleichen beeinflussen. Um dem entgegenzuwirken, könnten Akteure, die freiwillig Zertifikate kaufen, einen "Buy-and-Hold"-Ansatz verfolgen, bei dem ein Dienstleister z.B. ein Zertifikat kauft und es hält, bis der MSM keine Stilllegung des Zertifikats mehr bewirkt. Letztlich bieten die unterschiedlichen Interessen und Prioritäten der im freiwilligen Kohlenstoffmarkt agierenden Akteure Raum sowohl für Emissionsminderungsgutschriften als auch für Zertifikate. Auf der einen Seite könnten Kaufende von Emissionsausgleichen mit einem starken Fokus auf internationale Zusammenarbeit, Generierung von Zusatznutzen in Entwicklungsländern, Kommunizierbarkeit der Emissionsminderung und die Förderung bestimmter Technologien Emissionsminderungsgutschriften attraktiver finden. Diese Gutschriften sind oft mit geringeren Kosten verbunden, können aber auch mit höheren Reputationsrisiken sowie erheblichen Risiken bei der Bestimmung der Zusätzlichkeit der Emissionsreduktion und der Referenzemissionen (Crediting Baselines) verbunden sein. Andererseits könnten am freiwilligen Markt Teilnehmende, die eine höhere Sicherheit der direkten Emissionsminderung bevorzugen, den Erwerb von Zertifikaten vorziehen. Zertifikate können auch von Kaufenden bevorzugt werden, die Innovationen fördern oder Emissionsminderungen "im eigenen Land" vorantreiben wollen, da die meisten Kaufenden aus Industrieländern stammen. Die größte Herausforderung bei der Verwendung von Zertifikaten zur freiwilligen Löschung besteht darin, dass Emissionsminderungen von der Stringenz der kumulativen EHS-Obergrenze im Zeitverlauf abhängen und MSM angemessen berücksichtigt werden müssen. Quelle: Forschungsbericht
The study looks at the functioning of the new emission trading system for road transport, buildings, and small installations (ETS 2) in the EU. It explains the rules governing the supply of allowances including the functioning of the market stability reserve (MSR) and the price containment mechanisms. Furthermore, it assesses the balance of supply and demand as well as auctioning revenues under different assumptions for the development of CO2 emissions and CO2 price. Finally, the interaction between the ETS 2 and national targets under the Effort Sharing Regulation (ESR) and the relationship with the German national ETS is assessed and an outlook for the period until 2040 is provided.