Das Projekt "Entwicklung von Indikatoren zur Sicherung einer nachhaltigen Fischerei in Bin-nengewässern am Beispiel der Kleinen Maräne" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: Im Rahmen der Pilotzertifizierung der Binnenfischerei im Schaalsee zeigte sich, dass die für eine Nachhaltigkeitsbewertung der Binnenfischerei im Grundsatz geeigneten Indikatoren auch solche Populations- und Wachstumsparameter erfordern, die in der Binnenfischerei bisher nicht erhoben werden. Diese sollten hier beispielhaft für die Kleine Maräne erhoben, der dafür erforderliche Aufwand ermittelt sowie eine exemplarische Überprüfung der Anwendbarkeit der Indikatoren zur Bewertung der Nachhaltigkeit der Binnenfischerei durchgeführt werden.
Material und Methoden: Die Untersuchungen wurden am Schaalsee durchgeführt, da in dem o. g. Projekt einige Grundlagen zur Einschätzung der Bestandsdynamik der Hauptwirtschaftsarten und Bewertung der Nachhaltigkeit der fischereilichen Nutzung bereits geschaffen wurden. Im Oktober 2014 wurde im Schaalsee eine Bestandsbefischung mit Multimaschen-Stellnetzen durchgeführt, um eine ausreichende Anzahl Kleiner Maränen zur Bestimmung wichtiger Populationsparameter zu fangen. Bei mindestens 20 Fischen jeder Größengruppe wurden Alter (Schuppen), Geschlecht und Laichreife im Labor bestimmt. Weiterhin wurden die Gonaden gewogen sowie anhand von Unterproben Bruttoenergiegehalt, Eizahl und Eidurchmesser bestimmt. Alter, Länge und Stückmasse der Kleinen Maränen im Fang der Berufsfischerei wurden anhand von Stichproben dokumentiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 817 Kleine Maränen unterschiedlicher Größengruppen gefangen, die den Jahrgängen 0+ bis 4+ angehörten. Die Geschlechtsreife setzte im Alter von 1+ ab einer Totallänge von rund 17 cm ein. Das Geschlechterverhältnis im Fang lag bei 1,15 (weibl. : männl.). Die mittlere Fekundität betrug 10.425 (+- 3024) Eier/Tier (Mittelwert +-Standartabweichung). Es gab eine signifikant positive Korrelation zwischen Fischlänge und Eizahl, aber nicht zwischen Fischlänge und Eidurchmesser. Als asymptotische Länge der Kleinen Maräne wurde ein Wert von rund 31,2 cm errechnet. Der Bruttoenergiegehalt lag im Mittel bei 7,56 (+- 0,6) MJ/kg und zeigte einen guten Ernährungszustand. Die weitere Auswertung der Fangdaten und der Test geeigneter Modelle zur Abschätzung des maximalen nachhaltigen Ertrages (MSY) oder anderer Referenzpunkte ist für 2015 vorgesehen.
Das Projekt "Pilotzertifizierung einer Binnenfischerei als nachhaltig am Beispiel des Schaalsees" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow durchgeführt. Zielstellung: Im Rahmen eines Pilotvorhabens sollte die Zertifizierung einer nachhaltigen Fischerei im Schaalsee auf der Basis der Naturland-Wildfisch-Richtlinie praktisch erprobt werden, wobei die Nutzung der Projektergebnisse über den Modellfall hinaus angestrebt wurde. Ziel der Arbeiten des IfB war die Entwicklung eines Bewirtschaftungsplanes, der fischereiliche und naturschutzfachlich Belange berücksichtigen und insbesondere Indikatoren für eine nachhaltige Bestandsbewirtschaftung bei den fischereilichen Zielarten umfassen sollte.
Material und Methoden: Im Juni 2013 wurde im Schaalsee eine Fischbestandserhebung (Multimaschennetze nach EU-Norm EN 14757) durchgeführt. Darüber hinaus wurden vorliegende Fischereistatistiken ausgewertet und der fischereiliche Ertrags-Erwartungswert des Gewässers unter Nutzung der P-PP-F-Bonitierungsmethodik geschätzt. Die dabei erzielten Ergebnisse und daraus abgeleiteten Vorschläge und Indikatoren wurden mit der projektbegleitenden Arbeitsgruppe, den Fischereibetrieben, den Fischerei- und Naturschutzverbänden und -behörden sowie der Stiftung Naturland diskutiert und in einem Dokument fixiert.
Ergebnisse: Der Bewirtschaftungsplan enthält allgemeine und konkrete Festlegungen u. a. zu Schongebieten, zur Durchführung der Fangfischerei, zu Besatzmaßnahmen, zur Bewirtschaftung des Aals und zur Erstellung von Fangstatistiken. Ferner wurde ein aus vier Indikatoren bestehendes Modell zur Bewertung der Nachhaltigkeit der fischereilichen Bewirtschaftung entwickelt, das folgende Parameter umfasst: 1. Vergleich von realisierter Fischentnahme und Ertragserwartung, 2. Ermittlung von Einheitsfängen (CPUE) sowohl hinsichtlich der Gesamtfischbiomasse als auch der einzelnen Arten, 3. Bestimmung des maximalen nachhaltigen Ertrages (MSY) sowie 4. Analyse der Größen- und Altersstruktur der Hauptwirtschaftsfischarten. Der Bewirtschaftungsplan bildete die Grundlage für die Zertifizierung der Schaalseefischerei durch 'Naturland' im Mai 2014.