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Genetisches Management von Rotwild

Das Projekt "Genetisches Management von Rotwild" wird/wurde gefördert durch: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Max-Planck-Institut für Biologie, Abteilung Immungenetik. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Heidelberg, Zoologisches Institut I.Ein mehrjaehriges Projekt zur Beurteilung des Einflusses von Trophaeenselektion, anthropogener Bestandeszerteilung und Einbringung standortfremder Tiere auf die autochthone Rotwildpopulation der Nordvogesen wird durch Einbeziehung immungenetischer Marker (MHC-Gene) fortgefuehrt. Bisherige Arbeiten dieser internationalen Kooperation umfassen Untersuchungen zum Verhalten und Oekologie des Bestandes, eine Inventarisierung der Allozym-Variabilitaet und methodische Vorarbeiten zur immungenetischen Charakterisierung. Als erste Anwendung von Befunden wurde der Bejagungsplan im Department Bas-Rhin modifiziert.

Geologische Übersichtskarte der Bundesrepublik Deutschland 1:200.000 (GÜK200) - CC 7910 Freiburg - Nord

Blatt Freiburg-Nord zeigt den südlichen Oberrheingraben mit seinen beiden Flanken: den Vogesen im Westen und dem Schwarzwald im Osten. Der Schwarzwald, an der Ostflanke des Oberrheingrabens, wird von variszischen Graniten, Gneisen und Anatexiten aufgebaut. Bei der variszischen Faltung kam es zur Metamorphose präkambrischer Sedimentgesteine; zudem drangen im Oberkarbon granitische Tiefengesteinsplutone auf. Permische Rhyolithe (Quarzporphyre), die an mehreren Stellen des mittleren und nördlichen Schwarzwald zu finden sind, werden als Ignimbrite interpretiert. Nach Norden und Osten tauchen die Kristallingesteine des Schwarzwaldes unter das permo-mesozoische Deckgebirge. Am Westrand des Kartenblattes ist ein kleiner Teil der Nordvogesen angeschnitten. Der ebenfalls variszisch geprägte Gebirgszug ist von Struktur und Gesteinsaufbau dem Schwarzwald sehr ähnlich, jedoch sind größere Vorkommen paläozoischer Sedimente erhalten geblieben. So sind im Kartenausschnitt neben Graniten, Dioriten und Paragneisen auch kambrische bis silurische Schiefer sowie Schuttsedimente des Rotliegenden erfasst. Der Oberrheingraben durchzieht das Blatt von Südsüdwest nach Nordnordost. Die Grabenstruktur ist mit tertiären Sedimenten verfüllt. Das Tertiär tritt jedoch nur vereinzelt unter der quartären Deckschicht aus Löss- und Flugsanden, fluviatilen bzw. glazifluviatilen Ablagerungen, Verwitterungs- und Schwemmlehm zu Tage. Der Grabenrandbereich wird von den äußeren Randverwerfungen, an denen der vertikale Hauptversatz der Grabenstruktur stattfand, und Bruchfeldern mit Staffelbrüchen geringerer Verwurfshöhe gebildet. In den sogenannten Vorberg-Zonen sind Grundgebirge und permo-mesozoische Bedeckung staffelförmig gegen das Grabeninnere abgesunken und somit, vor Abtragung geschützt, erhalten geblieben. Am Westrand des Oberrheingrabens ist das Bruchfeld von Ribeauvillé, südlich der Vogesen, und das Bruchfeld von Zabern, in der Nordwest-Ecke des Kartenblattes, angeschnitten. Am Ostrand des Grabens sind die Vorbergzone von Emmendingen-Lahr und die Freiburger Bucht erfasst. Mit der Grabenbildung im Tertiär ging ein verstärkter Vulkanismus einher, der seinen Höhepunkt in der Förderung Olivin-nephelinitischer Schmelzen im Vulkangebiet des Kaiserstuhls fand. Die heute stark abgetragene Vulkanruine aus miozänen Vulkaniten und Tuffen ist von pleistozänem Löss ummantelt und teilweise überlagert. Neben der Legende, die über Alter, Genese und Petrographie der dargestellten Einheiten informiert, verdeutlicht eine tektonische Übersichtskarte die geologischen Großeinheiten im Kartenausschnitt. Ein geologischer Schnitt gewährt zusätzliche Einblick in den Aufbau des Untergrundes. Das West-Ost-Profil kreuzt den Oberrheingraben mit dem Kaiserstuhl und der Freiburger Bucht sowie die Kristallingesteine des Schwarzwaldes.

Katrin Eder: „Der Luchs ist eine Erfolgsgeschichte“

Rheinland-pfälzisches Wiederansiedlungsprojekt gewinnt LIFE-Award der Europäischen Kommission Das rheinland-pfälzische LIFE Natur Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald ist europaweit das beste Projekt in der Kategorie Naturschutz. „Das Aussterben von Tierarten gefährdet nicht nur die genetische Vielfalt, sondern beschädigt auch unser hochkomplexes Ökosystem. Bedrohte Wildtiere wie der Eurasische Luchs besiedelten ursprünglich gigantische Gebiete vom den Pyrenäen bis zum Pazifik im Osten, aber inzwischen sind sie selten geworden. Wiederansiedlungsprogramme sorgen für genetische Vielfalt und stabilisieren unser Ökosystem. Daher freut es mich sehr, dass sich inzwischen ein Populationskern im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen gebildet hat. Noch mehr mit Stolz erfüllt es mich, bei so starker Konkurrenz und so tollen Projekten die Auszeichnung zum besten LIFE Projekt verliehen zu bekommen. Denn das bedeutet eine große Aufmerksamkeit für den Luchs und würdigt die herausragende Zusammenarbeit von Jagd, Nutztierhaltung, Forst und Naturschutz“, sagte Umweltministerin Katrin Eder. Finanziert wurde die Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald von der EU. Neben dem Förderprogramm LIFE erhielt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) weitere finanzielle Unterstützung durch die HIT-Umweltstiftung, die Deutsche Wildtier Stiftung, WWF Deutschland und zahlreiche Firmen und Privatpersonen, die Patenschaften für die Luchse übernommen haben. Im Rahmen der Grünen Woche bewertet die Europäische Kommission jährlich die abgeschlossenen Projekte aus der Förderkulisse LIFE und verleiht die Life-Awards. Mit den Awards werden besonders innovative Projekte, die zielgerichtet umgesetzt werden ausgezeichnet. Die anderen beiden LIFE Natur Projekte in der Nominierung des Jahres 2023 waren ein bulgarisches Projekt zur Wiederherstellung von drei sehr seltenen und bedrohten Naturwäldern sowie ein Tiroler Projekt zur Wiederherstellung und dem Schutz der natürlichen Dynamik am Lech und der damit verbundenen Lebensräume. Der Pfälzerwald war bis zum 18. Jahrhundert ein Lebensraum der Luchse. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium unterstützte daher die Wiederansiedlung und die Rückkehr von Luchsen in ihren angestammten Lebensraum. In Zusammenarbeit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit SYCOPARC in Frankreich und Landesforsten Rheinland-Pfalz wurden 20 Luchse ab 2016 aus der Schweiz und der Slowakei in den Pfälzerwald umgesiedelt. Als Erfolg der Wiederansiedlung gilt, dass bereits mindestens 20 Jungtiere zur Welt gekommen sind. Die Luchse haben sich im deutsch-französischen Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und darüber hinaus ausgebreitet. Die Wiederansiedlung wurde zunächst über den Verein Luchs-Projekt Pfälzerwald-Nordvogesen vorbereitet. Im Ergebnis unterstützen sowohl die Nutztierhalter wie auch die Jagdverbände LJV und ÖJV die Rückkehr der Luchse. Ebenso unterstützen die Umweltverbände NABU und BUND das Projekt. „Neben der hervorragenden Vorbereitung folgte eine äußerst professionelle Umsetzung durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass die aufgebauten Partnerschaften auch nach dem Projektende weiterbestehen: Das Luchs-Parlament wird über den Landesjagdverband weitergeführt, im Herbst soll es erneut grenzüberschreitend tagen. Für das Monitoring und Management der Luchse wurde das Koordinationszentrum Luchs und Wolf bei Landesforsten eingerichtet. Damit haben wir wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung der Luchs-Population gelegt“, würdigte Eder das Luchs-Projekt. „Die Akzeptanz des Luchses steht für die Wertschätzung, die der Mensch der Natur und ihren Geschöpfen entgegenbringt. Symbolhaft steht der Luchs somit für die Bereitschaft des Menschen, einen Beutegreifer in 'seinem' Wald zu akzeptieren. Die Akzeptanz des Luchses erhöht die Bereitschaft der Bevölkerung, seinen Lebensraum, den Wald, zu schützen“, sagte Karl-Heinz Klein, Vorsitzender des Vereins „Luchs-Projekt Pfälzerwald – Nordvogesen“ der im Zusammenschluss der Umweltverbände wie beispielsweise NABU, BUND, Pollichia und GNOR die Wiederansiedlung unterstützt. Gundolf Bartmann, Vize-Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz führte aus: „Die Jägerschaft in Rheinland-Pfalz freut sich und kann stolz auf die Auszeichnung sein. Ihr jahrelanges großes Engagement bis heute zeigt, dass für die Jägerinnen und Jäger aktiver Artenschutz kein Lippenbekenntnis ist.“ „Als Vertreter der Schaf- und Ziegenhalter Rheinland-Pfalz senden wir unsere herzlichsten Glückwünsche zur Preisverleihung an das LIFE Luchs-Projekt. Ein wenig unbescheiden vielleicht, ist es ja auch unser Preis, denn dieses Projekt wird auch von unserer Seite unterstützt. Es ist ein schönes Beispiel dafür, dass man besser miteinander redet, um die Sicht der Anderen zu verstehen, aufeinander zuzugehen und dann konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Wir haben nicht nur für den Luchs, sondern auch für die nächsten Projekte Maßstäbe gesetzt, durch den Willen und das gegenseitige Verständnis, das Miteinander“, betonte Petra Kunz vom Landesverband der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz. „Seit nunmehr sieben Jahren streift der Luchs durch den Pfälzerwald. Die EU-Auszeichnung für das Wiederansiedlungsprojekt zeigt: Der Luchs ist eine Erfolgsgeschichte“, so Ministerin Eder.

Der Luchs ist eine Erfolgsgeschichte

Rheinland-pfälzisches Wiederansiedlungsprojekt gewinnt LIFE-Award der Europäischen Kommission Das rheinland-pfälzische LIFE Natur Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald ist europaweit das beste Projekt in der Kategorie Naturschutz. „Das Aussterben von Tierarten gefährdet nicht nur die genetische Vielfalt, sondern beschädigt auch unser hochkomplexes Ökosystem. Bedrohte Wildtiere wie der Eurasische Luchs besiedelten ursprünglich gigantische Gebiete vom den Pyrenäen bis zum Pazifik im Osten, aber inzwischen sind sie selten geworden. Wiederansiedlungsprogramme sorgen für genetische Vielfalt und stabilisieren unser Ökosystem. Daher freut es mich sehr, dass sich inzwischen ein Populationskern im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen gebildet hat. Noch mehr mit Stolz erfüllt es mich, bei so starker Konkurrenz und so tollen Projekten die Auszeichnung zum besten LIFE Projekt verliehen zu bekommen. Denn das bedeutet eine große Aufmerksamkeit für den Luchs und würdigt die herausragende Zusammenarbeit von Jagd, Nutztierhaltung, Forst und Naturschutz“, sagte Umweltministerin Katrin Eder. Finanziert wurde die Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald von der EU. Neben dem Förderprogramm LIFE erhielt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) weitere finanzielle Unterstützung durch die HIT-Umweltstiftung, die Deutsche Wildtier Stiftung, WWF Deutschland und zahlreiche Firmen und Privatpersonen, die Patenschaften für die Luchse übernommen haben. Im Rahmen der Grünen Woche bewertet die Europäische Kommission jährlich die abgeschlossenen Projekte aus der Förderkulisse LIFE und verleiht die Life-Awards. Mit den Awards werden besonders innovative Projekte, die zielgerichtet umgesetzt werden ausgezeichnet. Die anderen beiden LIFE Natur Projekte in der Nominierung des Jahres 2023 waren ein bulgarisches Projekt zur Wiederherstellung von drei sehr seltenen und bedrohten Naturwäldern sowie ein Tiroler Projekt zur Wiederherstellung und dem Schutz der natürlichen Dynamik am Lech und der damit verbundenen Lebensräume. Der Pfälzerwald war bis zum 18. Jahrhundert ein Lebensraum der Luchse. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium unterstützte daher die Wiederansiedlung und die Rückkehr von Luchsen in ihren angestammten Lebensraum. In Zusammenarbeit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit SYCOPARC in Frankreich und Landesforsten Rheinland-Pfalz wurden 20 Luchse ab 2016 aus der Schweiz und der Slowakei in den Pfälzerwald umgesiedelt. Als Erfolg der Wiederansiedlung gilt, dass bereits mindestens 20 Jungtiere zur Welt gekommen sind. Die Luchse haben sich im deutsch-französischen Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und darüber hinaus ausgebreitet. Die Wiederansiedlung wurde zunächst über den Verein Luchs-Projekt Pfälzerwald-Nordvogesen vorbereitet. Im Ergebnis unterstützen sowohl die Nutztierhalter wie auch die Jagdverbände LJV und ÖJV die Rückkehr der Luchse. Ebenso unterstützen die Umweltverbände NABU und BUND das Projekt. „Neben der hervorragenden Vorbereitung folgte eine äußerst professionelle Umsetzung durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass die aufgebauten Partnerschaften auch nach dem Projektende weiterbestehen: Das Luchs-Parlament wird über den Landesjagdverband weitergeführt, im Herbst soll es erneut grenzüberschreitend tagen. Für das Monitoring und Management der Luchse wurde das Koordinationszentrum Luchs und Wolf bei Landesforsten eingerichtet. Damit haben wir wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung der Luchs-Population gelegt“, würdigte Eder das Luchs-Projekt. „Die Akzeptanz des Luchses steht für die Wertschätzung, die der Mensch der Natur und ihren Geschöpfen entgegenbringt. Symbolhaft steht der Luchs somit für die Bereitschaft des Menschen, einen Beutegreifer in 'seinem' Wald zu akzeptieren. Die Akzeptanz des Luchses erhöht die Bereitschaft der Bevölkerung, seinen Lebensraum, den Wald, zu schützen“, sagte Karl-Heinz Klein, Vorsitzender des Vereins „Luchs-Projekt Pfälzerwald – Nordvogesen“ der im Zusammenschluss der Umweltverbände wie beispielsweise NABU, BUND, Pollichia und GNOR die Wiederansiedlung unterstützt. Gundolf Bartmann, Vize-Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz führte aus: „Die Jägerschaft in Rheinland-Pfalz freut sich und kann stolz auf die Auszeichnung sein. Ihr jahrelanges großes Engagement bis heute zeigt, dass für die Jägerinnen und Jäger aktiver Artenschutz kein Lippenbekenntnis ist.“ „Als Vertreter der Schaf- und Ziegenhalter Rheinland-Pfalz senden wir unsere herzlichsten Glückwünsche zur Preisverleihung an das LIFE Luchs-Projekt. Ein wenig unbescheiden vielleicht, ist es ja auch unser Preis, denn dieses Projekt wird auch von unserer Seite unterstützt. Es ist ein schönes Beispiel dafür, dass man besser miteinander redet, um die Sicht der Anderen zu verstehen, aufeinander zuzugehen und dann konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Wir haben nicht nur für den Luchs, sondern auch für die nächsten Projekte Maßstäbe gesetzt, durch den Willen und das gegenseitige Verständnis, das Miteinander“, betonte Petra Kunz vom Landesverband der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz. „Seit nunmehr sieben Jahren streift der Luchs durch den Pfälzerwald. Die EU-Auszeichnung für das Wiederansiedlungsprojekt zeigt: Der Luchs ist eine Erfolgsgeschichte“, so Ministerin Eder. Quelle: MKUEM https://environment.ec.europa.eu/news/eu-green-week-nature-environment-and-climate-action-all-winners-2023-life-awards-2023-06-07_en https://germany.representation.ec.europa.eu/news/luchs-projekt-aus-dem-pfalzerwald-gewinnt-eu-umweltpreis-life-award-2023-2023-06-07_de

LIFE Projektbericht 2021

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LIFE LUCHS Pfälzerwald Projektbericht 2015 – 2021 gefördert durch: © L. Geselin LIFE LUCHS Der Pfälzerwald: weite Wälder, wenig Straßen, dünne Besiedlung © M. Schäf beeindruckende Felsformationen © R. Krotofil Pfälzerwald Das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutsch- lands, der Pfälzerwald, beherbergt zusammen mit den französischen Nordvogesen auf einer Fläche von 3.000 km² eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Felsen, unterschiedliche Waldbilder und offene Täler sind charakteristische Lebensräume. Einst war hier auch der Eurasische Luchs (Lynx lynx) beheimatet. Die Zerstörung der Lebensräume sowie direkte Verfolgung und Tötung der Luchse führten jedoch im 19. Jahr- hundert zur fast vollständigen Ausrottung der Art in Mit- teleuropa. Die heutige Akzeptanz für den großen Beute- greifer und die Erholung seiner Lebensräume erlauben inzwischen seine Rückkehr. Luchse siedeln sich jedoch meist nur dort dauerhaft an, wo sie Anschluss an Artge- nossen finden, also in Gebieten, in denen bereits Luchse vorkommen. Dieses sehr passive Ausbreitungsverhal- ten erschwert die selbstständige Wiederbesiedlung ruhige Bachtäler © M. Schäf Große Teile des grenzüberschreitenden UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald – Vosges du Nord sind als Schutzgebiete des Natura 2000 – Netzes ausge- wiesen. Dabei handelt es sich um ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten. Das Netz leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt in Europa. RÜCKKEHR 01 02 der Pinselohren Das LIFE-Projekt startete 2015 und endete im Sep- tember 2021. Insgesamt wurden 20 Luchse aus den slowakischen Karpaten und der Schweiz mit Hilfe der Behörden und Institutionen vor Ort gefangen und in den Pfälzerwald umgesiedelt. Der Einsatz in verschiedenen Fanggebieten diente dazu, die genetische Vielfalt der Gründertiere sicher zu stellen. Nach umfangreichen Vorbereitungen erfolgte im Som- mer 2016 die Freilassung der ersten drei Luchse. Bis März 2020 wurden insgesamt zwölf Weibchen und acht Männchen in den Pfälzerwald umgesiedelt. Die Luchse bekamen vor der Freilassung einen GPS-Halsbandsen- der umgelegt. Die Halsbänder senden die Positionen der Tiere über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Somit konnten die Bewegungen der freigelassenen Luchse verfolgt und ihre Eingewöhnungsphase beglei- tet werden. Bereits ein Jahr nach den ersten Freilassun- gen gab es den ersten Nachwuchs bei den Luchsen im Pfälzerwald. Seitdem konnten jedes Jahr Luchsjun- ge dokumentiert werden. Bis September 2021 gab es nachweislich neun Würfe mit mindestens 18 Jungtieren, weitere Würfe sind nicht auszuschließen. Schweizer Luchsin LYCKA bei ihrer Freilassung im Pfälzerwald © C. Arens - KLICKFaszination eins der drei Jungtiere der Luchsin MALA, 2019 © SNU LIFE ist ein europäisches Finanzierungsinstrument für die Umwelt. Mit LIFE-Natur werden Projekte zur Wie- derherstellung und Erhaltung bedrohter natürlicher Lebensräume und zum Schutz bedrohter Arten inner- halb des Natura 2000 – Netzwerkes kofinanziert. geeigneter Lebensräume. Daher braucht der Luchs die Unterstützung der Menschen, um in seine ursprüngli- chen Verbreitungsgebiete zurückzukehren. Zusammen mit dem regionalen Naturpark Nordvoge- sen (SYCOPARC), Landesforsten Rheinland-Pfalz und WWF Deutschland führte die Stiftung Natur und Um- welt Rheinland-Pfalz ein EU LIFE-Projekt zur Wiederan- siedlung von Luchsen durch. Ziel des Projektes war die Etablierung einer neuen Luchs-Population im Biosphä- renreservat Pfälzerwald – Nordvogesen, die sich aus- breitet und langfristig mit weiteren Luchs-Populationen vernetzt. wunderschöne Landschaften © M. Hanke Der Luchs steht repräsentativ für ausgedehnte, unzerschnittene und naturnahe Waldlebensräume. Er ist als großer Beutegreifer ein wich- tiger Teil des Waldökosystems. Die ersten Jungtiere wurden 2017 geboren: FILOU und PALU. © A. Sommer Gesundheitscheck eines gefangenen Luchses © DIANA Gemeinsam erarbeitete Entscheidungen führen zu gegenseitiger Akzeptanz. © SNU Luchse nutzen für ihre Streifzüge gerne Waldwege. © FAWF 03 04 Elektrifizierung eines Weidezauns © SNU Luchs-Parlament Das Projekt beinhaltete neben der Umsiedlung der Luchse ein breites Spektrum an ergänzenden Maßnah- men. Dazu gehörte insbesondere eine durchgehende Abstimmung mit den beteiligten Interessensgruppen. Nach rund 200-jähriger Abwesenheit einer Luchs-Popu- lation in Rheinland-Pfalz waren es vor allem Jäger:innen und die Halter:innen von Nutztieren (Schafe, Ziegen, Gatterwild), die sich aufgrund ihrer möglichen persön- lichen Betroffenheit viele Fragen zu einer Rückkehr des großen Beutegreifers stellten. Im LIFE-Projekt wurde daher ein interessens- und grenzüberschreitender Pro- jektbeirat, das sogenannte Luchs-Parlament, bereits vor den ersten Umsiedlungen eingerichtet. Dort waren alle Interessensgruppen, Behörden und Institutionen aus der Region vertreten. Gemeinsam wurde über zu erwartende oder befürchtete Auswirkungen der Wie- deransiedlung gesprochen, die sinnvolle Gestaltung von Herdenschutz und Kompensationsmaßnahmen diskutiert und möglicher Forschungsbedarf ermittelt. Konkrete, praktische Fragen bei der Wiederansiedlung wurden erörtert, bestehende Regelungen und Abläufe anhand der aktuellen Geschehnisse immer wieder über- prüft und bei Bedarf angepasst. Auch das Potential der Tierart Luchs bzw. des Wiederansiedlungsprojektes für die Region, den Tourismus und die Natur im Biosphä- renreservat wurden gemeinsam ausgelotet. Der direkte Informationsaustausch und die partizipativen Prozesse im Luchs-Parlament bewirkten einen Vertrauensaufbau, eine Wertschätzung und ein besseres Verständnis zwi- schen den Beteiligten und damit auch eine Akzeptanz- steigerung bezüglich des Luchses. Für die vereinzelt stattfindenden Übergriffe von Luchsen auf Nutztiere stellte das Land Rheinland-Pfalz einen Fonds bereit, damit Tierhalter*innen eine 100%ige Entschädigung für den Verlust des Tieres bzw. eine 100% Förderung von möglichem Präventionsmaterial erhalten können. Ein ehrenamtliches Helfernetzwerk unterstützt die Tierhalter:innen bei der praktischen Umsetzung. Bei einem systematischen Einsatz von Fo- tofallen in einem 1.000 km² Referenzgebiet im Pfälzerwald wurde eine bisher erreichte Dichte von ca. 0,5 selbstständigen Luch- sen pro 100 km² gegen Ende des Projek- tes ermittelt. Die Luchse erschlossen sich innerhalb des Projektzeitraums weite Teile des Pfälzerwal- des und der Nordvogesen, aber auch angrenzende Gebiete wie den Donnersberg, den Westrich und auf französischer Seite die Zentralvogesen. Dies sind wichtige Schritte bei der Etablierung der neuen Luchs-Population. AUF DEN SPUREN DAS DEUTSCH-FRANZÖSISCHE © A. Sommer 6% der Luchse… Für die Akzeptanz und die Öffentlichkeitsarbeit ist es unerlässlich, zuverlässige Informationen unter ande- rem zu Aufenthalt, Verhalten und Beutespektrum der Luchse bereitstellen zu können. Luchse leben als Ein- zelgänger und beanspruchen Reviere zwischen 50 und 400 km² für sich. Um belastbare Daten zu erhalten, erfolgte ein umfassendes Monitoring der neuen Luchs- Population unter anderem mit Hilfe von GPS-Sende- halsbändern und Wildkameras. Durch die Fotofallen konnte insbesondere die weitere Entwicklung der Jung- tiere und der Luchse, die kein Sendehalsband mehr tragen, verfolgt werden. Auf Grund ihres individuellen Fleckenmusters können Luchse auf Fotos häufig ein- deutig identifiziert werden. So sind Angaben zur Be- standsentwicklung und Verbreitung der Tiere möglich. Die Ergebnisse des Monitorings wurden regelmäßig auf der Projekt-Homepage veröffentlicht, um sie allen zu- gänglich zu machen. 2% 1% 7% 82% Reh Rotwild Fuchs Muffel Marder Wildschwein Hase (n=205)* Stand Mai 2021 Da Luchse über mehrere Nächte an ihren Riss zurückkeh- ren, war durch die GPS-Daten eine Suche nach größeren Beutetieren möglich. Im Pfälzerwald stellte das Reh mit rund 80% die Hauptbeute des Luchses da. Zahlreiche Meldungen und Hinweise zu Luchsen kom- men auch aus der Bevölkerung. In Rheinland-Pfalz gibt es daher ein Netzwerk von so genannten Großkarni- voren-Beauftragten, die ehrenamtlich als lokale An- sprechpartner zur Verfügung stehen und Meldungen nachgehen. Innerhalb des LIFE-Projektes konnten die Beauftragten zum Thema Luchs praxisnah geschult und das Netzwerk weiter ausgebaut werden. Die Ehren- amtlichen sind wichtige Multiplikatoren bei der Infor- mationsweitergabe und tragen so mit ihrer Arbeit zum Schutz des Luchses bei. Denn nur wenn alle Daten zu- sammenfließen, kann der Luchs auch gezielt geschützt und gemanagt werden. Kontrolle eines Rehrisses © SNU Die Pfotenabdrucke des Luchses sind rund und zeigen in der Regel keine Krallenabdrücke. © SNU Insbesondere Jäger*innen und Förster*innen, aber auch Waldbesuchende können wichtige Hinweise auf Wild- tierrisse oder Luchs-Nachwuchs liefern. Melder:innen erhalten für gesicherte Nachweise eine Aufwandsent- schädigung vom Land Rheinland-Pfalz. AUGEN als lokale Ansprechpartner Die charakteris- tischen Merkmale des Luchses: Pinselohren, Fell- fleckung, Pfoten- abdrücke und Backenbart 06 wie ein Luchs… Die deutsch-französische Öffentlichkeitsarbeit des LIFE-Projektes reichte von Informationsveranstaltun- gen, über Vor-Ort-Gespräche bis hin zur Erstellung von spezifischen Informationsmaterialien für Jäger:innen und Tierhalter:innen sowie einer umfangreichen Pres- searbeit. Vorrangiges Ziel der Öffentlichkeitsarbeit war es, ein realistisches und faktenbasiertes Bild vom Luchs zu vermitteln. Regelmäßig fanden Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Jagd- und Nutztier-Verbänden statt. Interessierte können den Pfälzerwald nun mit Hilfe eines eigens eingerichteten Luchs-Pfads im Dahner Fel- senland und sechs unterschiedlichen Geocache-Touren verteilt im ganzen Pfälzerwald aus dem Blickwinkel ei- nes Luchses erkunden. Fortbildungsveranstaltung für Pädagogen © Zoo Landau Auffanggehege für verletzte Luchse © SNU EINSATZ 05 LUCHS-BEAUFTRAGTE © O. Anders für Luchse in Notsituationen Um erkrankte bzw. verletzt aufgegriffene Luchse oder Luchswaisen richtig versorgen und möglichst wieder in die freie Wildbahn entlassen zu können, wurde bei der TIERART-Wildtierstation von VIER PFOTEN in Maßwei- ler ein Auffanggehege für Luchse gebaut. So kann eine fach- und artgerechte Behandlung und zeitweilige Un- terbringung bis zur Genesung auch über das Ende des LIFE-Projektes hinaus sichergestellt werden. gemeinsames „Luchsfest“ der Schulklassen © SYCOPARC Für Schulklassen wurde das deutsch-französische Umweltbildungsprogramm „Œil de lynx - Luchsauge“ angeboten. Durch erlebnisorientiertes Lernen und von den Kindern selbst entwickelte und umgesetzte Projek- te gelang es, dass sich die Schüler:innen nachhaltig mit dem Thema Luchs und seiner Rückkehr in die Region befassten. Die fantasievollen Arbeiten der Kinder wur- den bei jährlichen Luchs-Festen präsentiert. Innerhalb von sechs Jahren konnten mehr als 2.400 Kinder über den Luchs informiert werden. Die im Projekt erstellte Umweltbildungsmappe „Rück- kehr der Pinselohren“ bietet pädagogischen Fachkräf- ten und Interessierten eine Vielzahl an Informationen zur Luchs-Wiederansiedlung inklusive verschiedener Unterrichtskonzepte, um Wissen altersgerecht wei- ter zu vermitteln. Ergänzt durch verschiedene Fortbil- dungsveranstaltungen gelang es so, das Thema Luchs langfristig im Umweltbildungsangebot verschiedener Einrichtungen innerhalb des Biosphärenreservats zu verankern. Schüler führen ein Theaterstück zum Luchs auf. © SNU © A. Prüssing / SNU VERNETZUNG Wildbrücken helfen bei einer gefahrlosen Querung von großen Straßen. © SNU Koblenz Hunsrück Deutschland Trier entspricht etwa der Reviergröße eines Luchses von Luchs-Populationen Ein großes Problem für den Luchs und viele andere Arten ist die Zerschneidung (Fragmentierung) ihrer Le- bensräume durch Verkehrsachsen und großflächige Siedlungsbereiche. Diese Hindernisse trennen die Tiere voneinander und Populationen bleiben klein und isoliert. Haben die Luchse nur Kontakt zu Artgenossen in ihrer unmittelbaren Umgebung, steigt die Wahrscheinlichkeit der Inzucht und somit der genetischen Verarmung. Auf Dauer führt dies zu Krankheiten und geringerer Anpas- sungsfähigkeit. Hinzu kommen direkte Verluste im Stra- ßenverkehr. Wichtig sind daher Verbindungsmöglichkeiten wie Wan- derkorridore und Querungshilfen. Im Pfälzerwald gibt es bereits zwei Wildbrücken, die gerne durch Luchse genutzt werden. Schützen wir unsere Wälder und redu- zieren die Lebensraumzerschneidung, so ermöglichen wir den Luchsen, wie auch vielen anderen Tierarten, eine Vernetzung der Populationen und ein dauerhaftes Überleben. Im LIFE-Projekt wurde ein „Leitfaden Ver- netzung“ erstellt, um die Verbindung der Waldgebiete in Rheinland-Pfalz weiter zu fördern. Durch die grenz- überschreitende Zusammenarbeit unter dem Dach der Oberrheinkonferenz wurde das Modell einer länder- übergreifenden Luchs-Population zwischen Frankreich, Schweiz und Deutschland vorangebracht. Saarbrücken Biosphären- reservat Pfälzerwald- Nordvogesen Frankreich Straßburg Schwarzwald Mittel- und Südvogesen Mülhausen Basel Jura Schweiz WAS HAT DAS LIFE- PROJEKT GEBRACHT? 07 08 After LIFE - Wie es weitergeht… Die Maßnahmen des LIFE-Projekts „Wiederansiedlung von Luchsen (Lynx lynx carpathicus) im Biosphärenre- servat Pfälzerwald“ haben erfolgreich zu einer Grün- dung eines neuen Populationskernes im Pfälzerwald geführt. Die Luchse sorgten für den ersten Luchsnach- wuchs seit mehr als 200 Jahren im Biosphärenreservat. Sie haben sich mittlerweile den Großteil des Pfälzerwal- des sowie der benachbarten Nordvogesen und Gebiete darüber hinaus erschlossen. Das Luchsparlament, das alle Interessensgruppen – auch grenzüberschreitend – zusammenführte, begleite- te die Wiederansiedlung konstruktiv und brachte sich aktiv in die Umsetzung des Projektes ein. Der perma- nente Austausch auf Augenhöhe war der Grundstein für den Erfolg der Wiederansiedlung und soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Die gezielte und intensive Umweltbildungs- und Öf- fentlichkeitsarbeit sowie die Einbindung lokaler Akteure haben geholfen, Wertschätzung und Wissenstand zur Tierart Luchs und zu seinem Lebensraum im Biosphä- renreservat Pfälzerwald-Nordvogesen zu erhöhen. Viele langfristig bestehende Umweltbildungsangebote konn- ten geschaffen werden. Durch die Wiederansiedlung des Luchses im Pfälzer- wald kann die Vernetzung der einzelnen Luchs-Popu- lationen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz langfristig gefördert werden. Exkursionen einzelner Luchse und die Nutzung der Querungshilfen zeigen die mögliche Verbindung mit weiteren Vorkommen auf. Der neue Populationskern leistet einen wichtigen Beitrag, um die innerartliche genetische Vielfalt zu erhalten und wandernden Luchsen eine Anschlussmöglichkeit zu bieten. Das Vorkommen im Pfälzerwald befördert die Besiedlung weiterer Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz. Die positiven Erfahrungen aus dem Wiederansiedlungs- projekt können für ähnliche Projekte genutzt werden. Felsen werden von den Luchsen gerne als Aussichtspunkt ge- nutzt. © A. Sommer Mehr Informationen zum LIFE Projekt finden Sie auf der Projekthomepage https://luchs-rlp.de. Hier stehen auch verschiedene Projekt-Publika- tionen zum Download bereit. Das neu eingerichtete Koordinationszentrum für Luchs und Wolf (KLuWo) an der Forschungsanstalt für Wald- ökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt wird das Monitoring der Luchs-Population weiter betreuen und nun zusätzlich die Themen Herdenschutz und Öf- fentlichkeits-/ Akzeptanzarbeit bearbeiten. In Abspra- che mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) wird dort auch das Ma- nagement der Luchs-Population organisiert. Kontakt: kluwo@wald-rlp.de. Luchse balancieren gerne auf Baumstämmen. © A. Sommer

Katrin Eder: „Luchse haben im Pfälzerwald wieder eine Heimat gefunden“

Projekt war erfolgreich – Land fördert Auffangstation – Monitoring weiter nötig Das Land will die erfolgreiche Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzerwald weiter unterstützen. Hierzu wird das künftige Management der Luchspopulation von dem Koordinationszentrum Luchs und Wolf (KLuWo) übernommen. Auch das deutsch-französische Luchs-Parlament will weiter zusammenarbeiten. Umweltministerin Katrin Eder wagte nach dem Abschluss des EU-Projektes zur Wiederansiedlung der bedrohten Luchse im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen einen Ausblick. Die Entwicklung der Luchspopulation war Thema im Umweltausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags. „Das Aussterben von Tierarten gefährdet nicht nur die genetische Vielfalt, sondern beschädigt auch unser hochkomplexes Ökosystem. Bedrohte Wildtiere wie der Eurasische Luchs besiedelten ursprünglich gigantische Gebiete vom den Pyrenäen bis zum Pazifik im Osten, aber inzwischen sind sie selten geworden. Daher freut es mich sehr, dass sich inzwischen ein Populationskern im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen gebildet hat. Von 2016 bis 2020 wurden erfolgreich 20 Luchse - 12 Weibchen, acht Männchen - aus der Slowakei und der Schweiz freigelassen. Mindestens 18 Jungtiere aus 9 Würfen wurden inzwischen dokumentiert. Im vergangenen Jahr konnten wir sogar den erfolgreichen Wurf eines Weibchens mit drei Jungen in den Nordvogesen registrieren. Nun geht es darum, den Bestand zu stabilisieren und weiter wachsen zu lassen. Davon wird der Erfolg der Wiederansiedlung abhängen. Da die Population noch klein ist, ist ein umfassendes Monitoring weiterhin geboten und auch begleitende Maßnahmen. Das Land fördert beispielsweise eine Luchsauffangstation zur Pflege verletzter oder verwaister Luchse“, erklärte Umweltministerin Katrin Eder. Die Umweltministerin betonte, dass Luchse eine wichtige Funktion in den Wäldern erfüllten: „Sie jagen Rehwild und Rotwild, verringern somit den Verbiss und erleichtern die Naturverjüngung im Wald. Das ist in Zeiten des Klimawandels, der dem Wald besonders schadet, von großer Bedeutung.“ Das EU-Projekt „LIFE Luchs Pfälzerwald“ begann 2016 und endete Ende September 2021. Luchse waren einst in dieser Region heimisch, wurden dann aber ausgerottet. Über das LIFE-Programm der EU erfolgte eine Co-Finanzierung von 50 Prozent der Projektkosten von insgesamt zirka 2,75 Millionen Euro. Über den Beitrag der genannten Projektpartner hinaus wurden zusätzliche Mittel von Seiten des Landes, der Deutschen Wildtier Stiftung, der Landesverbände von NABU und BUND, der HIT-Umweltstiftung sowie weiterer Förderer bereitgestellt. Das Umweltministerium hat die Wiederansiedlung des Luchses mit 400.000 Euro unterstützt und weitere Mittel für den Entschädigungsfonds bei Nutztier-Rissen sowie Präventionsmaßnahmen bereitgestellt. Aufgrund der großen Reviere, die Luchse haben, und ihren weiträumigen Exkursionen, war zu erwarten, dass sich die Tiere nicht an Ländergrenzen halten würden. Und schon recht schnell streiften die Pinselohren durch die Nordvogesen und schafften es sogar über die Zabener Steige in die Südvogesen zu den dortigen Luchsen. Ein echter Verbund der Populationen wurde hergestellt. Ein Luchs durchquerte sogar den Rhein bis in den Schwarzwald. Ministerin Eder hob die länderübergreifende Bedeutung des Luchs-Projektes hervor: „Der regionale Naturpark Nordvogesen hat sich dankenswerterweise von Anfang an bereit erklärt, die Wiederansiedlung im Pfälzerwald mit Maßnahmen zur Akzeptanz, Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit auf französischer Seite zu unterstützen. So konnte das gemeinsame Luchs-Parlament mit Kammern auf der deutschen und der französischen Seite entstehen. Dies ist ein ganz besonderes Beispiel der gelebten deutsch-französischen Freundschaft.“ Katrin Eder zog ein positives Fazit: „Ich bin davon überzeugt, dass das Luchs-LIFE-Projekt eine Blaupause für weitere Projekte im Artenschutz sein kann.“

SGD Nord unterstützt ein EU-Projekt zur Wiederansiedlung des Steinkrebses im Biosphärenreservat Pfälzerwald – Nordvogesen

Der heimische Steinkrebs, ein Verwandter des Edelkrebses, der insbesondere Quellbäche in Mittelgebirgen besiedelt, ist in Europa vielerorts ausgestorben. Eine als Krebspest bekannte Pilzkrankheit wurde mutmaßlich durch die Einführung amerikanischer Krebsarten im 19. Jahrhundert verbreitet und verursachte das Aussterben vieler heimischer Populationen. Die eingeführten Arten sind überwiegend immun gegen den Erreger und verbreiteten ihn. Aktuell gibt die Entwicklung der Gewässerqualität in Bächen im Pfälzerwald und im Elsass Anlass zur Hoffnung, dass diese für eine Wiederansiedlung mit Steinkrebsen geeignet sein könnten. Im Rahmen des EU-INTERREG Oberrhein-Projektes „Gefährdete Tierarten“ soll der Steinkrebs daher im grenzübergreifenden Biosphärenreservat Pfälzerwald – Nordvogesen wieder angesiedelt werden. Im Zuständigkeitsgebiet der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord gibt es noch einige Steinkrebsvorkommen in gutem oder sehr gutem Erhaltungszustand, die als Spenderpopulationen zur Gewinnung von Tieren für die Wiederansiedlung genutzt werden können. „Die SGD Nord trägt als Obere Wasser- und Naturschutzbehörde eine besondere Verantwortung für den Schutz und Erhalt bedrohter Arten, damit auch künftige Generationen die Facetten der Natur bewundern und in einem intakten Ökosystem leben können. Die Vorkommen des Steinkrebses in günstigem Erhaltungszustand zeigen, dass die SGD Nord ihre Verantwortung mit Erfolg wahrnimmt. Daher haben wir die Wiederbesiedlungsmaßnahme gerne unterstützt“, so SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis. So beaufsichtigten und begleiteten Mitarbeiter der SGD Nord kürzlich die Entnahme von eiertragenden weiblichen Steinkrebsen aus Bächen im Koblenzer Stadtwald. Die SGD Nord hatte vorab ermittelt, dass dieses Vorkommen als Spenderpopulation geeignet ist und die Genehmigung zur Entnahme von befruchteten Eiern erteilt. So wurden im Zuge des Ortstermins etwa 900 Eier von 21 Muttertieren entnommen und anschließend in eine spezialisierte Aufzuchtanlage des Instituts für nachhaltiges Ressourcen­management in Schleswig-Holstein gebracht. Hier kann der Steinkrebsnachwuchs nun unter optimalen Bedingungen schlüpfen und heranwachsen. Sobald die Tiere stark genug sind, werden sie im Pfälzerwald und in den Nordvogesen ausgewildert. Die erwachsenen weiblichen Tiere wurden unmittelbar nach der Eientnahme wieder in ihre Heimatgewässer entlassen. Das EU-INTERREG-Projekt „Gefährdete Tierarten“ wird überwiegend durch den europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Das Land Rheinland-Pfalz und die Direction regionale de l’Environnement, de l’Aménagement et du Logement (DREAL) Grand Est beteiligen sich ebenfalls an den Kosten.

Abschlusstagung LIFE Luchs - Vorträge

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] gefördert mit Mitteln der EU / soutenu par des fonds de l'UE Abschluss-Tagung des Projekts „LIFE Luchs Pfälzerwald“ Réunion finale du projet „LIFE Lynx Forêt du Palatinat“ Zusammenfassung der Vorträge an der Tagung am 11.09.2021 in Annweiler Résumé des présentations à la conférence du 11.09.2021 à Annweiler Umsiedlung der Schweizer Luchsin Bell in den Pfälzerwald – April 2017 © GREVE Martin – SNU. Lâcher du lynx suisse Bell dans la Forêt du Palatinat - Avril 2017 © GREVE Martin - SNU. Projektpartner / Partenaires du projet Projekt-Kofinanzierer / Co-financeurs du projet 2 Ergebnisse und Erfahrungen aus dem EU LIFE-Projekt „Wiederansiedlung von Luchsen im Biosphärenreservat Pfälzerwald“ SYLVIA IDELBERGER1, JOCHEN KREBÜHL1, JUDITH OHM1, MICHAEL BACK1 Mit Hilfe des Förderprogramms LIFE der Europäischen Union führten die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) und ihre Projektpartner Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich und WWF Deutschland das LIFE Projekt zur Wiederansiedlung des Eurasischen Luchses im Pfälzerwald durch. Der Pfälzerwald ist Teil des grenzüberschreitenden UNESCO-Biosphärenreservats Pfälzerwald - Nordvogesen, das eine Gesamtfläche von 3028 km² umfasst. Das Wiederansiedlungsprojekt beinhaltet die Umsiedlung von 20 wildlebenden Luchsen (Lynx lynx carpathicus) aus der Schweiz und der Slowakei. Es begann im Januar 2015 und endete im September 2021. Das LIFE-Programm der EU kofinanziert 50 % der Projektkosten von insgesamt ca. 2,75 Millionen Euro. Über den Beitrag der genannten Projektpartner hinaus wurden zusätzliche Mittel vom Land Rheinland-Pfalz (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität – MKUEM), der Deutschen Wildtier Stiftung, den Landesverbänden von NABU und BUND, der HIT-Umweltstiftung sowie weiteren Förderern bereitgestellt. Öffentlichkeits- und Akzeptanzarbeit Alle relevanten Interessengruppen und Behörden sowie die regionale Bevölkerung wurden vor Beginn des Projekts informiert bzw. konsultiert. Das Land, alle neun Landkreise und kreisfreien Städte im Bereich des Pfälzerwalds begrüßten die Wiederansiedlung. Das Projekt sah eine umfassende Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit während der Freilassungen und des anschließenden Monitorings vor. Mitarbeiter des Projekts besuchten regelmäßig lokale Zusammenkünfte insbesondere von Jägern und Nutztierhaltern und berichteten über den aktuellen Stand der Wiederansiedlung. Der direkte Austausch mit den Leuten war immer ein wichtiges Anliegen im Projekt. Er ermöglichte ein kontinuierliches Feedback und eine Verbesserung der Projektarbeit. Um die Akzeptanzarbeit zu fördern, wurden verschiedenste Materialien erstellt, die interessensgruppenspezifische Informationen rund um das Thema Luchs bieten. Insbesondere der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz unterstützt die Projektkommunikation aktiv. Für Schulklassen wurde das Umweltbildungsprogramm "Auge des Luchses" etabliert, mit dem sich Kinder intensiv und kreativ mit der Rückkehr des Luchses in seinen ehemaligen Lebensraum auseinandersetzen können. Durch die Einbindung lokaler Institutionen und Schulen sowie die Bereitstellung von Umweltbildungsmaterialien wurden Multiplikatoren geschult, die eine zusätzliche Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Projektziele bewirken. Im Rahmen des sogenanten "Luchs-Parlaments" kamen Vertreter aller am Thema Luchs beteiligten Interessensgruppen und von Behörden, Kommunen und Institutionen aus der Region zusammen. Neben den Aspekten Jagd und Tierhaltung kommen auch viele andere Themenfelder wie Naturschutz, Forst, Straßenbau, Tierschutz und Tourismus zur Sprache. Gemeinsam wurde über zu erwartende oder befürchtete Auswirkungen der Wiederansiedlung gesprochen, die sinnvolle Gestaltung von Herdenschutz und Kompensationsmaßnahmen diskutiert und möglicher Forschungsbedarf ermittelt. Konkrete, praktische Fragen bei der Wiederansiedlung wurden erörtert, bestehende Regelungen und 3 Abläufe anhand der aktuellen Geschehnisse immer wieder überprüft und bei Bedarf angepasst. Auch das Potential der Tierart Luchs bzw. des Wiederansiedlungsprojektes für die Region, den Tourismus und die Natur im Biosphärenreservat wurden gemeinsam ausgelotet. Das Parlament tagte in zwei getrennten Kammern, eine im Pfälzerwald, die andere in den Nordvogesen. Einmal im Jahr tagten beide Kammern gemeinsam. Die im Rahmen des begleitetenden Monitoringprogramms gesammelten Daten zu Vorkommen, Verbreitung und Verhalten der Luchse wurden in die partizipativen Prozesse mit den verschiedenen Interessengruppen einbezogen. Das Luchs-Parlament hat sich als interessenübergreifende Institution etabliert, die anerkannt ist und sich aktiv in die Entwicklung des Projektes einbringt. Die offene und direkte Kommunikation hat dazu beigetragen, eine Vertrauensbasis zwischen allen Beteiligten aufzubauen und die Akzeptanz für den Luchs und das Wiederansiedlungsprojekt zu stärken. Ein Managementplan für den Umgang mit Luchsen in Rheinland-Pfalz wurde bereits vor der Freilassung des ersten Luchses veröffentlicht (MKUEM 2016). Er umfasst Aspekte des demografischen Monitorings, Lösungsvorschläge für den Fall von Konflikten, Präventions- und Kompensationsmaßnahmen, Regeln für das Konfliktmanagement und Verantwortlichkeiten. Die Regelungen wurden im Konsens mit allen beteiligten Intressensgruppen verabschiedet und können gemeinsam geändert werden, wenn es die Situation erfordert. Umsiedlungen Die Partner aus den Ländern der Luchsspenderpopulation Slowakei (DIANA, Zoo Bojnice) und Schweiz (KORA, FIWI*, BAFU*) sowie die Partner im Aufnahmeland Rheinland-Pfalz (SNU, MKUEM) einigten sich in einem „Memorandum of Understanding“ auf festgelegte Regeln und Protokolle für die Umsiedlungen. Die Luchse wurden in einem sogenannten "hard release" freigelassen, d. h. unmittelbar nach ihrer Ankunft im Freilassungsgebiet und einem abschließenden (Gesundheits-)Check. Abb. 1: Luchsmännchen Lucky in seinem Revier – März 2018 © SOMMER Alexander – SNU Alle freigelassenen Luchse wurden mit GPS/GSM-Telemetriehalsbändern (Betriebszeit 1-2 Jahre), welche mit einer mechanischen Sollbruchstelle versehen waren, ausgestattet. Die Sendehalsbänder 4 ermöglichten die Begleitung des räumlichen Verhaltens, der Beutefunde und des Verlaufs des Wiederansiedlungsprozesses (Abb. 1). Ein genetisches Monitoring wurde durchgeführt, um einen Stammbaum zu erstellen und die Entwicklung der genetischen Vielfalt innerhalb der neuen Teilpopulation langfristig bewerten zu können. Bei den Wiederansiedlungen von Juli 2016 bis März 2020 wurden insgesamt 20 Luchse (zwölf Weibchen, acht Männchen) eingefangen und mit Hilfe der Partner und Behörden der Herkunftsländer umgesiedelt. Zwölf Luchse wurden in der Schweiz gefangen, acht stammen aus der Slowakei, davon waren sieben Waisen, die Menschen abgewandt aufgezogen wurden. Bis Ende August 2021 gab es vier dokumentierte Verluste von umgesiedelten Luchsen durch (Verkehrs-)Unfälle. In den Vogesen wurde ein im Pfälzerwald 2019 geborenes Jungtier 2021 tot aufgefunden (Ursache unbekannt). Abb. 2: Kombinierter Aktionsradius von acht GPS-besenderten Luchsen aus dem Pfälzerwald, dargestellt als MCP (minimum convex polygon) für das Monitoringjahr 2019/2020, © SNU Die Luchse haben ihre körperlichen Fähigkeiten und ihre Anpassungsfähigkeit bei verschiedenen Gelegenheiten unter Beweis gestellt. Ein Männchen (ARCOS) wanderte in die Hochvogesen und legte dabei in einem Monat eine Strecke von ca. 350 km zurück. Ein anderes Männchen (CYRIL) nahm sich die Freiheit, den Rhein zu überqueren. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die regelmäßige Nutzung der Wildbrücken im Pfälzerwald (A6 und B10) durch Luchse. Auch der Bereich der Zaberner Steige, die schmalste Stelle der Vogesen an der eine Autobahn, eine TGV-Bahntrasse und der Rhein- 5

Spiegel: „Wiederansiedlung des Luchses ist eine Erfolgsgeschichte“

Ministerin zieht bei der Abschlussveranstaltung des EU-Projektes zur Wiederansiedlung der Luchse im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen Bilanz. „Die Wiederansiedlung der bedrohten Luchse im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist eine Erfolgsgeschichte für den Artenschutz. Mittlerweile hat sich ein neuer Populationskern im Biosphärenreservat gebildet. Die freigelassenen 20 Luchse, die aus den slowakischen Karpaten und der Schweiz stammen, haben in ihrer neuen Heimat erfolgreich Reviere etabliert und für Nachwuchs gesorgt: An dem Ort, wo sie einst natürlich vorkamen, jedoch ausgerottet wurden“, sagte Umweltministerin Anne Spiegel heute auf der Abschlussveranstaltung des EU-Life-Projektes. Bei der Wiederansiedlung der bedrohten Tierart waren von Anfang an alle relevanten Akteurinnen und Akteure von den Weidetierhalterinnen und -haltern über Jägerinnen und Jäger bis hin zu Vertreterinnen und Vertretern des Naturschutzes beteiligt. „Die große Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger für den Luchs durch die frühzeitige Beteiligung verschiedener Interessengruppen und die gemeinsame Erstellung eines Luchs-Managementplans sowie die Gründung eines grenzüberschreitenden Luchs-Parlaments ist der große Erfolg dieses Projektes. Denn es war klar, dass sich die Pinselohren nicht an Ländergrenzen halten werden. Für diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit danke ich allen herzlich“, erklärte Spiegel. Das Umweltministerium hat die Wiederansiedlung des Luchses mit 400.000 Euro unterstützt und weitere Mittel für den Entschädigungsfonds sowie Präventionsmaßnahmen bereitgestellt. Das weitere Management der Luchspopulation wird künftig von dem Koordinationszentrum Luchs und Wolf übernommen. Hintergrund Bilanz: 2015 konnte das EU-LIFE Projekt zur „Wiederansiedlung von Luchsen im Biosphärenreservat Pfälzerwald“ offiziell starten. Im Verlauf von fünf Jahren hat die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz 20 Luchse umgesiedelt. 2017 kamen die ersten Jungtiere, Filou und Palu, zur Welt. Mindestens 18 Jungtiere aus 9 Würfen wurden geboren. 2021 konnte der erste Luchs-Nachwuchs in den Nordvogesen seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert werden. 5 Luchse sind nachweislich verstorben. Die Ausbreitung der noch jungen Population schreitet voran. Reviere werden auch nördlich, westlich und südlich des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats gegründet. Das systematische Fotofallenmonitoring der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) ergab für die Luchspopulation des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen eine Populationsdichteschätzung von etwa einem selbständigen Luchs pro 200 km². Als Partner beteiligten sich an der Umsetzung der französische Regionalpark Nordvogesen, Landesforsten Rheinland-Pfalz und der WWF Deutschland. NABU und BUND Rheinland-Pfalz, die Hit-Umweltstiftung sowie weitere Partnerinnen und Partner haben das Projekt finanziell unterstützt.

Neues von den Luchsen!

Im Rahmen des LIFE Luchs Wiederansiedlungsprojektes konnten beim Luchs-Nachwuchs aus 2020 zwei weibliche Jungtiere identifiziert werden. Die Erschließung weiterer Lebensräume geht voran, Wildbrücken werden von den Luchsen erfolgreich angenommen. Im Frühjahr kam es zu Übergriffen auf Nutztiere. Im Februar kam es zu zwei nachweislichen Luchsrissen in Ziegenherden, einmal bei Fischbach/Dahn und einmal bei Steinalben. Im ersten Fall gelangte der Luchs Filou in eine Weide mit einem nicht elektrifizierten Zaun und tötete eine Ziege. Die kleine Herde des Vereins „NaturGestalten im Wasgau e.V.“ wird zur Offenhaltung des Spießwoogtals eingesetzt. Über den Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz bekommt nun der Verein drei elektrifizierte Drahtlitzen entlang der Oberkante des Zaunes zu 100% gefördert, um ein erneutes Eindringen des Luchses zu verhindern. Durchschlupfmöglichkeiten wurden verschlossen. Beim zweiten Vorfall riss der Luchs Alfi nachweislich eine Ziege. Der Kuder hatte bereits 2019 und 2020 für Risse von Nutztieren gesorgt. Zwei weitere, nachträglich gemeldete Tiere wurden auf Kulanz entschädigt. Die Todesursache war hier nicht mehr feststellbar, aber aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs wurde ein Anspruch auf Entschädigung anerkannt. Der Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz sieht eine Entschädigung von 100 % für Tierhalter vor, deren Tiere vom Luchs gerissen wurden. Auf der Weide in Steinalben gab es Einstiegsmöglichkeiten über am Zaun gelagerte Strohballen für den Luchs, um den Elektrozaun zu umgehen. Diese wurden direkt beseitigt. Ein weiterer Vorfall ereignete sich im März in Heltersberg in einem Wildgehege, das bereits schon einmal betroffen war. Hier umging der Luchs wohl die Elektrifizierung durch die Nutzung eines Baumes mit einem ins Gehege reichenden Ast als Kletterhilfe und riss ein Damwild. In den Jahren 2016 bis 2020 seit Beginn der Freilassungen im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes wurden insgesamt bislang knapp 5.300 € an Entschädigungszahlungen geleistet und für knapp 7.800 € Präventionsmaßnahmen gefördert. Ergänzend kommt bei den Präventionsmaßnahmen ein Pilotprojekt bei einer Damwildhaltung in Clausen hinzu, bei dem neu entwickeltes Zaunmaterial aus Dänemark erprobt und dessen Installierung mit ca. 15.600 € gefördert wurde. Meldungen zu einem potentiellen Schaden durch Luchs sollen möglichst innerhalb von 24 Stunden über die Hotline 06306-911199 oder per Mail an luchs(at)snu.rlp.de erfolgen. Bei den beiden im letzten Jahr dokumentierten Würfen mit Jungtieren ist inzwischen davon auszugehen, dass es sich um einen Wurf der Luchsin Gaupa mit bis zu drei Jungtieren handelt, während der andere Wurf wohl der Luchsin Rosa zuzurechnen ist. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF), zuständig für das Monitoring von Luchs und Wolf in Rheinland-Pfalz, konnte die Luchsin Rosa mit Hilfe eigener ausgebrachter Wildkameras und von einem Jäger zugesendeter Fotos mit drei Jungtieren im Raum Waldfischbach-Burgalben nachweisen. Durch eine genetische Beprobung eines ebenfalls durch einen Jäger gemeldeten Rehrisses konnten zwei der drei Jungtiere als weiblich identifiziert werden, eine Identifizierung des Vaters gelang bei der Analyse jedoch nicht. Es handelt sich damit um den ersten - nachweislich dokumentierten - weiblichen Luchsnachwuchs im Wiederansiedlungsprojekt. Bei manchen Jungtieren aus früheren Würfen konnte das Geschlecht bisher noch nicht ermittelt werden. Das Luchs-Vorkommen im Pfälzerwald breitet sich weiter aus. Inzwischen gehen immer öfter Luchsnachweise auch aus dem Gebiet westlich der B270/A62 (Sickinger Höhe/Westrich) über die Großkarnivoren-Hotline ( luchs(at)snu.rlp.de , Tel.: 06306-911199) bei der FAWF ein. Ebenso werden die Nordvogesen verstärkt erkundet und genutzt, insbesondere durch im Wiederansiedlungsprojekt geborene junge Luchse auf der Suche nach einem eigenen Revier. Für die grenzüberschreitende Dokumentation der Luchsnachweise wird eng mit der zuständigen französischen Behörde OFB (Office Français de la Biodiversité) und lokalen Akteuren zusammengearbeitet. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die durch den Landesbetrieb Mobilität und das Büro ÖKO-LOG Freilandforschung nachgewiesene Nutzung der Wildbrücken im Pfälzerwald. Mit Hilfe der Wildbrücken über die A6 (Wattenheim) und über die B10 (Walmersbach) konnten die verkehrsstarken Straßen durch mindestens vier bzw. drei verschiedene Luchse teils mehrfach gefahrlos gequert werden. Auch der Bereich der Zaberner Steige, die schmalste Stelle der Vogesen an der eine Autobahn, eine TGV-Bahntrasse und der Rhein-Marne-Kanal den Wald durchkreuzen, wurde inzwischen von vier Luchsen erfolgreich gequert, darunter auch das Luchsweibchen Lycka, das eine kurze Stippvisite in die Zentralvogesen unternahm. Dies zeigt eine mögliche Vernetzung des Luchsvorkommens im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat mit Tieren in den Zentralvogesen und im Weiteren mit dem Vorkommen im Jura auf. Die aus dem Monitoring der FAWF und des OFB ermittelten Daten fließen zusammen mit den GPS-Daten der Sendehalsbänder in Aktionsraumkarten zu den Luchsen ein, die in regelmäßigen Abständen auf der Projekt-Homepage www.luchs-rlp.de veröffentlicht werden.

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