Das Projekt "Multivariate classification, biogeography and phylogeographical analysis of Pannonian steppe grasslands" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Integrative Naturschutzforschung durchgeführt. Die Steppenrasen des Pannonischen Beckens sind Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten und stellen einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität Europas dar. Vegetations-geschichtlich betrachtet waren Steppen im Verlauf des Quartärs in weiten Teilen Europas die meiste Zeit über die vorherrschende Formation. Inwieweit diese zeitliche Kontinuität der Steppen auch auf ihre Artenzusammensetzung zutrifft, ist allerdings unklar. Meist wird angenommen, dass ein Großteil der wärmeliebenden Arten, welche heute in den pannonischen Steppenrasen vorkommen, den Höhepunkt der letzten Eiszeit in Refugien nahe dem Schwarzen Meer überdauert hat und erst gegen Ende der Eiszeit oder im frühen Holozän in das zentrale Pannonikum zurückgewandert ist. Andererseits haben einige Autoren vermutet, dass zumindest einige wärmeliebenden Steppenarten die Eiszeit an den warmen Südhängen der die pannonische Tiefebene umgebenden Mittelgebirge überdauert haben könnten.
Das beantragte Projekt verfolgt deshalb die folgenden sich gegenseitig ergänzenden Ziele: (1) eine Klassifikation aller pannonischen Steppenrasen unter Verwendung von multivariaten Methoden und einem supra-nationalen Netzwerk von Vegetationsaufnahmen; (2) die Identifikation von Mustern der regionalen Artenvielfalt, der genetischen Vielfalt und von Zentren des Endemismus, die Analyse des Erklärungswerts von ausbreitungs-historischen versus rezent-ökologischen Faktoren für die beobachteten Diversitätsmuster, und die Validierung potenzieller eiszeitlicher Refugien mit Hilfe von populationsgenetischen Analysen von repräsentativen Vertretern der verschiedenen Steppenrasentypen. Zusätzlich zu den phylogeographischen Mustern werden auch die infraspezifischen genetischen Diversitätsmuster Einblicke in die Migrationsrouten erlauben, welche rezente Populationen mit wahrscheinlichen Refugialgebieten verbinden.