Am 1. März 1954 zündete das US Militär auf dem Bikini-Atoll im Pazifik die Wasserstoffbombe Bravo mit einer Sprengstärke von etwa 15 Megatonnen. Der radioaktive Fallout erstreckte sich über eine Fläche von 7.000 qkm.
Das Projekt "Gammastrahlung aus radioaktiven Niederschlag-Schmutzfaktoren bei Aufenthalt in Gebaeuden" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Stuttgart, Institut für Kernenergetik und Energiesysteme durchgeführt. Der Aufenthalt in Gebaeuden und insbesondere in Kellerraeumen erweist sich als wirksame Schutzmassnahme gegen Gammastrahlung aus radioaktivem Niederschlag. Es wurden Schutzfaktoren fuer ein- und zweigeschossige Gebaeude ermittelt. Hierbei sind getrennte Untersuchungen fuer die Wolken- und Bodenbestrahlung und fuer die aeussere und innere Hauskontamination durchgefuehrt worden, so dass partielle Schutzfaktoren fuer die verschiedenen Strahlungsanteile ermittelt wurden. Als Rechenverfahren ist eine Kombination von zwei- und dreidimensionalen SN-Transportrechnungen mit den Programmen DORT und TORT eingesetzt worden. Als Dosismodell wurde zunaechst die Hautdosis mit Hilfe des ICRM-Kugelphantoms bestimmt und danach aus der Relation der Dosisfaktoren fuer Gammasubmersion die effektive Aequivalentdosis fuer Erwachsene und Kleinkinder ermittelt.
Das Projekt "IARC Project 'Risk of Thyroid Cancer from Chernobyl'" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bundesamt für Gesundheit, Abteilung Strahlenschutz durchgeführt. Uncertainties in Individual Doses in a Case-Control Study of Thyroid Cancer after the Chernobyl Accident. A population-based case-control study of thyroid cancer among young people was carried out in the regions of Belarus and Russia that were most heavily contaminated by radioactive fallout from the Chernobyl accident. The study included 2,239 persons, both cases and controls, all aged 0-18 at the time of the accident in 1986. A single uniform method was developed, verified, and applied to all study subjects to reconstruct thyroid doses from intake of 131I via inhalation and ingestion. Although the process of dose reconstruction provides a deterministic (point) estimate of each subject's dose, it is obvious that these dose calculations are also associated with uncertainties. Project goal: The overall objective of the current project is to provide the best possible estimate of thyroid cancer risk following exposure to iodine isotopes and compare it to the risk following external photon radiation, so that all major lessons can be learned from Chernobyl about risk of thyroid cancer following radioiodine exposures . To fulfill this objective, the following operational aims must be achieved : 1) Characterisation and modelling of dosimetric uncertainties for subjects in IARC-led casecontrol study ; 2) Assessment of thyroid cancer risk from iodine isotopes within the IARC coordinated thyroid cancer case-control study taking into account the uncertainties in dosimetry.
Das Projekt "RADALP-2: Die Erfassung der Hydrosphäre und der mikrobiellen Biomasse im Rahmen des radioökologischen Monitorings alpiner Landschaften - Methoden und Quantifizierung" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Bodenforschung durchgeführt. Der globale Fallout als Folge oberirdischer Nuklearwaffen-Versuche in den 50er und 60 Jahren dieses Jahrhunderts führte in größeren Seehöhen zu einer höheren Flächenkontamination mit künstlichen Radionukliden als im Flachland, weil Niederschläge eine effektive Auswaschung der aerosoltransportierten Schadstoffe verursachen, und die durchschnittlichen Niederschlagsmengen (besonders in Form von Schnee) mit der Seehöhe zunehmen. Auch nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl waren Teile der österreichischen Alpen überdurchschnittlich stark von Radionuklid-Depositionen betroffen, da zum Zeitpunkt des Durchzuges der radioaktiven Wolke in den betreffenden Gebieten hohe Mengen an Niederschlag fielen. Das in Gletschern über Jahrzehnte gespeicherte Radionuklidinventar (aus beiden Depositionsereignissen) ist durch eine mögliche Klimaerwärmung in Gefahr, vermehrt freigesetzt zu werden. Zur Abschätzung möglicher Radionuklideinträge in die Hydrosphäre ist es daher wichtig, Methoden zu entwickeln, die im orographisch schwierigen und daher schlecht erreichbaren Gelände angewendet werden können; der stark strukturierten Landschaft gerecht werden, indem unter Minimierung der Analysenzahlen repräsentative Aussagen getroffen werden können;die Störung des Ökosytems möglichst gering halten Ein weiterer wichtiger Parameter, der durch Klimaveränderungen zu einer Veränderung der Speicherfähigkeit alpiner Ökosysteme für Radionuklide führen könnte, ist die mikrobielle Biomasse und deren Aktivität im Boden. In Nährstoff-Mangelsystemen wie alpinen Matten und Almwiesen werden vorhandene Resourcen (Nährstoffe) durch Kreislaufführung weitgehend im System gehalten und Auswaschungs- bzw. Austragungsverluste minimiert. Bodenmikroorganismen (bes. Pilze und Bakterien) nehmen in der Mobilisierung und Speicherung von Nährelementen eine Schlüsselrolle ein, indem sie anfallende organische Substanzen am und im Boden abbauen, umsetzten und die freigesetzten Nährstoffe zum Aufbau eigener Biomasse nutzen bzw. für Pflanzenwurzeln verfügbar machen. Die chemische Ähnlichkeit von Radiocäsium bzw. Radiostrontium mit den wichtigen Pflanzennährstoffen Kalium bzw. Kalzium legt nahe, dass die mikrobielle Stoffumsetzung auch in radioökologischen Fragestellungen wie dem Boden-Pflanze-Transfer eine zentrale Rolle spielt. Da dieses Kompartiment in radioökologischen Untersuchungen bisher nur selten eingehend betrachtet wurde, soll versucht werden, standardisierte bodenbiologische Methoden anzuwenden, um eine mikrobielle Charakterisierung gut untersuchter Almstandorte vorzunehmen und Zusammenhänge zwischen den erzielten Forschungsergebnissen (Radioökologie, biologische Aktivität der Böden) herzustellen.
Girls'Day 2023: BASE gibt Einblick in technische Berufe Teilnehmerinnen beim BASE Girls'Day 2023 Quelle: BASE Geophysik, Mineralogie und Wirtschaftsinformatik - das BASE hat zwölf Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren über Berufe in der nuklearen Sicherheit und Entsorgung informiert. Zum Girls'Day gaben mehrere BASE -Mitarbeiterinnen Einblick in ihre Arbeit. Bei einem Rundgang durch die „suche:x“-Ausstellung erläuterte eine Mitarbeiterin der BASE -Abteilung für Beteiligung den Ablauf der Endlagersuche. An der tiefengeologischen Lagerung führt kein Weg vorbei, wie die Schülerinnen danach feststellten. „Warum schießt man Atommüll nicht einfach ins All? Darauf gab es in der Ausstellung eine kurze, einleuchtende Antwort“, so die Schülerin Jorinde. Die Rakete könnte nach dem Start explodieren und der nukleare Abfall könnte sich als radioaktiver Niederschlag über große Teile der Erde verteilen. Gesteinsarten zum Anschauen Sechs BASE -Mitarbeiterinnen berichteten in Kurzvorträgen über ihren eigenen beruflichen Werdegang und ihre jetzige Tätigkeit. „Interessant war, was für unterschiedliche Berufe die Menschen haben, die hier arbeiten. Und trotzdem verfolgen alle das gleiche Ziel“, sagte Undine. Spannend für viele: die Geologie eines Endlagerstandortes. Die Schülerinnen konnten die Gesteinsarten anschauen, die für ein Endlager zur Auswahl stehen. „Ich wusste nicht, dass Atommüll nicht einfach an irgendeinem Ort vergraben werden kann, sondern dass eine bestimmte Geologie für die Sicherheit notwendig ist“, so Amelie. Was ist der Girls'Day? Der Girls'Day findet seit 2001 einmal im Jahr statt und bietet Schülerinnen Einblick in die sog. MINT-Berufsfelder, die Mädchen bei der Berufsorientierung nur selten in Betracht ziehen. Die Abkürzung MINT steht als Sammelbegriff für die Ausbildungsfelder Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Stand: 27.04.2023
Studie zu Jäger*innen: Pilze machen den Unterschied BfS untersucht Cäsium-Konzentrationen und Ernährungsgewohnheiten bei Jäger*innen Der Verzehr von Wildschweinen und Pilzen interessierte die Forscher Jäger*innen haben mehr radioaktives Cäsium-137 im Körper als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das liegt allerdings nicht alleine daran, dass sie regelmäßig Wildbret verzehren. Besonders deutlich wird der Unterschied dann, wenn Jäger*innen auch regelmäßig Wildpilze konsumieren. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) in Neuherberg bei München durchgeführt hat und die jetzt im Journal " Science of The Total Environment " publiziert wurde. 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind in einigen Regionen Deutschlands Lebensmittel wie Wildbret, Waldpilze oder -beeren immer noch mit radioaktivem Cäsium-137 belastet. Inwiefern das auch heute noch bei Personengruppen nachweisbar ist, die häufiger als der Durchschnitt diese Lebensmittel zu sich nehmen, dieser Frage wollte das BfS in seiner Untersuchung auf den Grund gehen. Knapp 60 untersuchte Personen An den Messungen nahmen insgesamt 51 Jäger*innen und 7 Familienangehörige teil, überwiegend aus Bayern. Die Daten wurden anschließend mit den Ergebnissen aus 1.729 Messungen an Probanden aus der bayerischen Durchschnittsbevölkerung verglichen. Mit einem Fragebogen erfassten die Wissenschaftler außerdem Informationen zu Ernährungsgewohnheiten. Insbesondere der Verzehr von Wildschwein-Fleisch und Pilzen interessierte die Forscher. Wildbret, das über dem europaweit gültigen Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse liegt, darf nicht in den Handel gebracht werden. Da Jäger jedoch auch dieses Wildbret selbst verzehren dürfen, wurde auch danach gefragt, sowie nach regelmäßigem Pilzesammeln. Mehr Cäsium-137 bei Jäger*innen als bei Durchschnittsbevölkerung Die Messungen im Ganzkörperzähler bestätigten die Ausgangsvermutung der Wissenschaftler, dass bei Jäger*Innen mehr Cäsium-137 nachgewiesen werden kann als bei der Durchschnittsbevölkerung. Ganzkörperzähler im BfS Bei 81 Prozent der Teilnehmer lag ein Ergebnis oberhalb der sogenannten Erkennungsgrenze für Cäsium-137 vor. In der Durchschnittsbevölkerung ist nur bei einem Viertel Cäsium-137 nachweisbar. Vor allem bei denjenigen Jägern*innen traten höhere Aktivitäten auf, die angaben, auch zusätzlich selbst Wildpilze zu sammeln und zu verzehren. Neben dem Konsum von Wildfleisch ist also der Verzehr von Pilzen ausschlaggebend für die festgestellten Cäsium- Aktivitäten . Aus den regelmäßigen Pilz-Untersuchungen des BfS ist bekannt, dass vor allem im Bayerischen Wald oder am Alpenrand beispielsweise Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge oder Gelbstielige Trompetenpfifferlinge erhöhte Cäsium-Werte aufweisen können. Natürliche Strahlendosis 50fach höher Jäger*innen aus Gebieten, die von dem radioaktiven Niederschlag nach dem Unfall von Tschernobyl nur wenig betroffen waren, die keine Pilze oder selten Schwarzwild essen, hatten erwartungsgemäß weniger Cäsium-137 im Körper. Radioaktives Cäsium ist im Körper sehr gut messbar. Die in der Studie gemessenen Werte geben jedoch keinen Anlass zur Sorge. Ausschlaggebend für das gesundheitliche Risiko ist die aus der gemessenen Aktivität berechnete Strahlendosis . Für den in der Studie gemessenen Spitzenwert von 1.050 Becquerel ergäbe sich eine jährliche Strahlendosis von 35 Mikrosievert . Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wert der jährlichen Strahlendosis, die Menschen in Deutschland aus natürlichen Quellen wie Radioaktivität im Erdboden oder in der Luft erhalten, beträgt etwa 2.100 Mikrosievert , also das Fünfzigfache. Stand: 03.08.2021
Vor 36 Jahren ist im Atomkraftwerk Tschernobyl ein Reaktor explodiert. Nach der Nuklearkatastrophe verteilten sich Wolken mit radioaktiven Stoffen zunächst über weite Teile Europas, später über die gesamte nördliche Halbkugel. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) regnete ein Teil der radioaktiven Stoffe auch in Deutschland nieder. In der Region Magdeburg wurde nach Angaben des damaligen Bezirks-Hygieneinstituts unmittelbar nach der Katastrophe eine 100- bis 500-mal höhere Radioaktivität in der Luft gemessen. Doch was ist von der radioaktiven Belastung geblieben? Dazu die folgenden Fragen und Antworten:
Radioaktive Belastung von Wildbret: BfS untersucht Jäger in Bayern Jägerinnen und Jäger haben tendenziell mehr radioaktives Cäsium-137 im Körper als die durchschnittliche Bevölkerung. Besorgniserregend sind die Ergebnisse dennoch nicht. Das ist das vorläufige Ergebnis von Messungen, die das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) in Neuherberg bei München an bislang 45 Jägerinnen und Jägern durchgeführt hat. Nahrungsmittel aus dem Wald in Teilen Süddeutschlands noch immer belastet Wildschweine in stärker belasteten Gebieten haben noch vereinzelt hohe Cäsium-Werte Seit dem Unfall von Tschernobyl im April 1986 ist die Umwelt in manchen Regionen Süddeutschlands mit dem radioaktiven Cäsium-137 kontaminiert, insbesondere die Gebiete südlich der Donau und der Bayerische Wald. Deshalb treten dort immer noch in einigen Lebensmitteln erhöhte Werte dieses Radionuklids auf, unter anderem im Fleisch von Schwarzwild, das das Cäsium vor allem durch den Verzehr bestimmter Pilze zu sich nimmt. Personen, die dieses Fleisch essen, nehmen das Cäsium in ihren eigenen Körper auf, wo sich seine Aktivität anschließend durch radioaktiven Zerfall und Ausscheidung über einen Zeitraum von mehreren Monaten wieder verringert. Mehr Cäsium-137 bei Konsum von Wildbret und Wildpilzen nachgewiesen Messwerte von Cäsium-137 aus den vergangenen zwei Jahren. Messwerte von Jägerinnen und Jägern sind in Orange, die von anderen Personen in Blau dargestellt. Die bisherigen Ergebnisse von Messungen bei Jägerinnen und Jägern bestätigen eine Vermutung des BfS : Während bei Messungen bei anderen Personengruppen nur etwa jedes vierte Ergebnis oberhalb der sogenannten Erkennungsgrenze (der kleinsten noch nachweisbaren Aktivität ) liegt, konnte bei 37 der 45 Messungen an Jägerinnen und Jägern (entspricht 82 Prozent) Cäsium-137 nachgewiesen werden (siehe Abbildung). Interessant ist: Bei Jägern, die zusätzlich selbst Wildpilze sammeln und essen, traten höhere Aktivitäten auf als bei Jägern, die keine Pilzsammler sind. Der Verzehr von Wildpilzen, der bei Jägern häufiger vorkommt als in der nicht-jagenden Bevölkerung, ist also eine wichtige Einflussgröße für die festgestellten höheren Cäsium- Aktivitäten . Jägerinnen und Jäger, die aus Gebieten kommen, die von dem radioaktiven Niederschlag nach dem Unfall von Tschernobyl nur wenig betroffen waren, oder selten Schwarzwild essen, hatten erwartungsgemäß weniger Cäsium-137 im Körper. Gesundheitliches Risiko durch zusätzliche Cäsium-Belastung ist gering Das radioaktive Cäsium im Körper ist sehr gut messbar. Das bedeutet aber nicht, dass die erhöhten Werte gesundheitlich bedenklich sind. Ausschlaggebend für das gesundheitliche Risiko ist die aus der gemessenen Aktivität berechnete Strahlendosis. Für den bisherigen Spitzenwert ergibt sich unter der Annahme, dass dieser Wert für einen längeren Zeitraum repräsentativ ist, eine zusätzliche jährliche Strahlendosis von 40 Mikrosievert . Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wert der jährlichen Strahlendosis, die Menschen in Deutschland aus natürlichen Quellen wie Radioaktivität im Erdboden oder in der Luft erhalten, beträgt etwa 2.100 Mikrosievert , also das Fünfzigfache. BfS sucht Jägerinnen und Jäger für weitere Untersuchungen Für eine aussagekräftigere Auswertung, in der möglicherweise noch weitere Einflussfaktoren bestimmt werden können, sucht das BfS weiterhin Jägerinnen, Jäger und ihre im selben Haushalt lebenden und ebenfalls Wildbret essenden Angehörigen. Die Messungen finden in der BfS -Dienststelle in Neuherberg bei München statt. Messung einer Person auf Cäsium-137 mit einem Ganzkörperzähler Eine Messung im sogenannten Ganzkörperzähler (siehe Abbildung) dauert 20 Minuten und wird von den meisten Personen als sehr angenehm empfunden. Weil die Detektoren lediglich die vom Körper ausgehende Strahlung messen, ist die Messung nicht mit einer zusätzlichen Strahlenbelastung verbunden. Das Ergebnis, eine ausführliche Erklärung und Antworten auf etwaige Fragen gibt es gleich im Anschluss. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Oliver Meisenberg, ikm-neuherberg@bfs.de , Tel. 030 18333-2432. Nach Absprache können Sie auch gerne Proben von Pilzen oder Wildbret vorbeibringen; hier wird die Auswertung jedoch einige Tage bis Wochen dauern. Stand: 11.12.2019
Wildpilze in Bayern teilweise immer noch radioaktiv belastet Pilzbericht des Bundesamts für Strahlenschutz informiert über radioaktive Belastung Ausgabejahr 2019 Datum 09.10.2019 Je nach Pilzart und Standort ist die Belastung unterschiedlich hoch Mehr als 33 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind einige Wildpilze in Teilen Bayerns immer noch mit radioaktivem Cäsium belastet. Das belegen Messergebnisse, die das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) veröffentlicht hat. Laut dem Bericht liegt die Belastung bestimmter Pilzarten bei bis zu 2.400 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse. Wie hoch die Belastung mit Cäsium-137 ist, schwankt sehr stark je nach Pilzart und von Standort zu Standort. Einzelne Pilzarten deutlich stärker belastet Zu den besonders stark radioaktiv belasteten Pilzarten zählen unter anderem Semmelstoppelpilze, Elfenbein- und Braunscheibige Schnecklinge und Maronenröhrlinge. Die höchsten Radiocäsiumgehalte wurden in außergewöhnlich stark belasteten kleineren Waldgebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt, im Berchtesgadener Land und in der Region Mittenwald ermittelt. Über diesen Gebieten gingen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl Anfang Mai 1986 Gewitter nieder. Das radioaktive Cäsium aus dem Niederschlag konnte sich dort in den Waldböden längere Zeit halten als beispielsweise auf Ackerböden und wird von einigen Pilzarten aus tiefer liegenden Bodenschichten aufgenommen. Eigene Strahlenbelastung durch individuelles Ernährungsverhalten reduzieren " Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren, darum ist das aus Tschernobyl stammende Cäsium bisher erst etwa zur Hälfte zerfallen", erklärt Inge Paulini, Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz . "Aus Sicht des Strahlenschutzes sollte jede zusätzliche Strahlenbelastung minimiert werden. Im Extremfall enthält eine einzelne Mahlzeit dieser Pilze mehr Cäsium-137 als man mit anderen Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion in einem ganzen Jahr zu sich nimmt. Wer seine persönliche Strahlenbelastung so gering wie möglich halten möchte, sollte darum keine stark belasteten Pilzarten aus höher belasteten Regionen essen." Keine Gesundheitsgefahr beim Verzehr üblicher Mengen Wer selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen isst (etwa bis 250 Gramm pro Woche), muss jedoch keine negativen gesundheitlichen Folgen aufgrund der Radioaktivität befürchten. Wildpilze, die im Handel verkauft werden, dürfen den Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse nicht überschreiten. Dieser Grenzwert wurde nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl eingeführt. Seine Einhaltung wird von der amtlichen Lebensmittelüberwachung in Stichproben kontrolliert. Zuchtpilze wie der Austernseitling oder der Zuchtchampignon sind nicht radioaktiv belastet und können bedenkenlos gegessen werden. Jährliche Untersuchung der radioaktiven Belastung wild wachsender Speisepilze Das BfS untersucht die radioaktive Belastung wildwachsender Speisepilze im Süden Deutschlands seit 2005 und veröffentlicht die Ergebnisse jährlich. Die Proben werden an typischen Waldstandorten unter anderem nördlich von München, im Bayerischen Wald und im Berchtesgadener Land gesammelt, die häufig von Pilzsammlern aufgesucht werden. Seit 2007 werden auch Proben im südlichsten Teil Sachsens entnommen. Das BfS arbeitet dabei eng mit Pilzexperten zusammen, um sicherzustellen, dass möglichst viele unterschiedliche Pilzarten bei der Untersuchung erfasst werden. Die Pilzproben werden im Labor getrocknet, gemahlen und mit Germanium-Detektoren unter anderem auf ihren Cäsium-Gehalt untersucht. Stand: 09.10.2019
Leitstellen für die Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt Die radioaktiven Stoffe in der Umwelt werden zum einen von den Ländern, zum anderen von Einrichtungen des Bundes überwacht. In diesem Zusammenhang wurden Leitstellen eingerichtet, die jeweils für die Überwachung bestimmter Umweltbereiche verantwortlich sind. Die Aufgaben der Leitstellen sind im Strahlenschutzgesetz bzw. der IMIS -Zuständigkeitsverordnung, der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Integrierten Mess- und Informationssystem zur Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt ( AVV - IMIS ) und in der Strahlenschutzverordnung festgeschrieben. Der radioaktive Fallout durch die atmosphärischen Kernwaffenversuche in den 1950er und 1960er Jahren machte eine Überwachung der Belastung von Mensch und Umwelt durch Radioaktivität erforderlich. Wegen der Verpflichtungen durch den Artikel 35 des EURATOM -Vertrages von 1957 und der großtechnischen Nutzung der Kernenergie zur Energieproduktion wurde die Überwachung ausgeweitet und gesetzlich geregelt. Die radioaktiven Stoffe in der Umwelt werden zum einen von den Ländern, zum anderen von Einrichtungen des Bundes überwacht. Leitstellen: Einrichtungen des Bundes Gleichzeitig mit der amtlichen Überwachung wurden Leitstellen eingerichtet, die für bestimmte Umweltbereiche verantwortlich sind. Diese Leitstellen sind eingerichtet beim Bundesamt für Strahlenschutz , beim Deutschen Wetterdienst, bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde, beim Max-Rubner-Institut, beim Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie, beim Thünen-Institut. Die Aufgaben Die Aufgaben der Leitstellen sind im Strahlenschutzgesetz ( StrlSchG ) mit der IMIS -Zuständigkeitsverordnung ( IMIS -ZustV) und in der Strahlenschutzverordnung ( StrlSchV ) festgeschrieben. Dies sind unter anderem: Überprüfung der Messdaten, die im Rahmen der Umweltüberwachung ( AVV - IMIS ) nach StrlSchG sowie im Rahmen der Emissions- und Immissionsüberwachung ( REI ) nach StrlSchV erhoben werden (Datenerzeuger sind unter anderem die amtlichen Messstellen der Länder, Bundesinstitute sowie die unabhängigen Messstellen zur Überwachung kerntechnischer Einrichtungen und die Betreiber kerntechnischer Einrichtungen), Zusammenfassung und Dokumentation der Daten der Umweltüberwachung nach StrlSchG sowie der Emissions- und Immissionsüberwachung, Überprüfung, Weiterentwicklung und Dokumentation von Probenahme- und Analyseverfahren (Messanleitungen) , Vergleichsanalysen zur externen Qualitätskontrolle (Ringversuche, Messvergleiche), Beratung der zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder in fachlichen Fragen. Das BfS nimmt die Funktion einer Leitstelle in folgenden Bereichen wahr: Die Leitstellen des BfS Leitstelle Gesetzliche Grundlage Bemerkungen Leitstelle für Bodenoberflächen (In-situ-Gammaspektrometrie), Ortsdosis und Ortsdosisleistung ( ODL ) StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS , StrlSchV , REI ODL -Messnetz Leitstelle für Spurenanalyse StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS Spurenanalyse von radioaktiven Edelgasen (Krypton, Xenon) und luftstaubgebundenen Radionukliden Leitstelle für Trinkwasser, Grundwasser, Abwasser, Klärschlamm, Abfälle und Abwasser aus kerntechnischen Anlagen StrlSchG , IMIS -ZustV, AVV - IMIS , StrlSchV , REI Leitstelle für Arzneimittel und deren Ausgangsstoffe sowie Bedarfsgegenstände StrlSchG , IMIS -ZustV Leitstelle für Fortluft aus kerntechnischen Anlagen StrlSchG , IMIS -ZustV, REI Leitstelle für Fragen der Radioaktivitätsüberwachung bei erhöhter natürlicher Radioaktivität (ENORM) StrlSchG , IMIS -ZustV, StrlSchV Natürliche Radioaktivität in Umweltmedien, wie zum Beispiel Böden, Baustoffen sowie in industriellen Rückständen (zum Beispiel bei der Gewinnung von Erdgas) Qualitätssicherung von Messergebnissen durch die Leitstellen Die Leitstellen prüfen die Messergebnisse auf ihre Plausibilität und übernehmen die Qualitätssicherung der Daten. Korrekte Messergebnisse sind eine maßgebliche Voraussetzung, um in einem nuklearen Ereignisfall mögliche radiologische Auswirkungen richtig einschätzen zu können und die richtigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu treffen. Die Leitstellen entwickeln die anzuwendenden Probenahme- und Analyseverfahren, prüfen die Messdaten auf Plausibilität, führen Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch, bereiten die verfügbaren Daten auf und erstatten Bericht an entscheidungsbefugte Stellen. Ringversuche und Laborvergleichsanalysen und -messungen als externe Qualitätskontrolle Die Leitstellen organisieren regelmäßig Ringversuche bzw. Laborvergleichsuntersuchungen zur externen Qualitätskontrolle. Dazu versendet die verantwortliche Leitstelle standardisierte Proben mit bekannter Zusammensetzung an die teilnehmenden Institutionen. Die Proben werden von den Teilnehmern mit den von ihnen üblicherweise verwendeten Verfahren analysiert. Ergebnisse: Vergleich liefert Informationen über Qualität von Analyse- und Auswertungsmethoden In Fachgesprächen und Workshops werden die angewendeten Methoden und Verfahren sowie die Ergebnisse von Ringversuchen bzw. Laborvergleichsanalysen und -messungen mit den Teilnehmern diskutiert. Im Bedarfsfall unterstützt die jeweilige Leitstelle teilnehmende Institutionen bei der Einführung neuer Mess- oder Analyseverfahren. Internationale Zusammenarbeit Die Mitwirkung der Leitstellen des BfS in internationalen Arbeitsgruppen dient dem Erfahrungsaustausch, der Harmonisierung von Analyse- und Messverfahren im internationalen Rahmen, der Qualitätssicherung der verfügbaren Daten. Die internationale Zusammenarbeit beim Fukushima-Unfall hat gezeigt, wie wichtig qualitätsgesicherte Daten auch auf internationaler Ebene sind. Durch das internationale Messnetz der CTBTO konnte sowohl die Ausbreitung der freigesetzten Radioaktivität als auch ihre Abschwächung bei der Verteilung in der Atmosphäre genau beobachtet werden. Die Entscheider erhielten so frühzeitig zutreffende Prognosen auf zu erwartende radiologische Auswirkungen im jeweiligen Land – eine wichtige Voraussetzung, um über mögliche nationale Schutzmaßnahmen zu entscheiden. Stand: 22.07.2024