Ein extremer Lebensraum in nur mäßigem Zustand Die Flussmündungen von Elbe, Ems und Weser haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der vielfältigen Nutzungsanforderungen aus Industrie, Schifffahrt, Hafenbetrieb und Hochwasserschutz stark verändert. Dazu haben vor allem Deiche und Sperrwerke zur Landgewinnung sowie zum Schutz vor Sturmfluten beigetragen. Dadurch gibt es weniger Überflutungs- und Sedimentationsflächen. Nähr- und Schadstoffeinträge aus den landwirtschaftlichen Flächen im Einzugsgebiet von Elbe, Ems und Weser beeinträchtigen die Wasserqualität. Auch die Fischerei und der Tourismus wirken sich auf den Zustand der Mündungen aus. Um auf diese Entwicklungen aufmerksam zu machen, werden die Flussmündungen von Elbe, Ems und Weser zum Gewässertyp des Jahres 2019 ernannt. In der Fachsprache werden die trichterförmigen Flussmündungen auch als Nordseeästuare bezeichnet. Noch zum Ende des 19. Jahrhunderts wiesen die drei Ästuare eine weitgehend natürliche Gestalt auf. Heute wird ihr ökologischer Zustand – insbesondere die Vielfalt von Pflanzen, Tier und Organismen und natürlichen Lebensräumen – als mäßig bis unbefriedigend bewertet. Ästuare entstehen, wenn Gezeitenwellen weit in Flussmündungen vordringen. Das ist in der Nordsee der Fall, da der Tidenhub, also der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser groß ist. Die regelmäßigen Flutwellen und Ebbeströme weiten das Flusstal aus, sodass nach und nach eine trichterförmige Mündung entsteht: diese nennt man Ästuar. In der südlichen deutschen Nordsee sind die Mündungen von Ems, Weser und Elbe Ästuare. Der Tidenhub beträgt dort zwischen zwei und drei Metern. In den Ästuaren mischt sich das Süßwasser der Flüsse mit dem Salzwasser der Nordsee zu Brackwasser. Der große Tidenhub und das Brackwasser bedingen extreme Lebensräume: Einige Tier- und Pflanzenarten sind hoch spezialisiert und leben nur in diesen Gebieten. Unter dem Einfluss von Ebbe, Flut und Brackwasser können sich in flachen Uferbereichen ausgedehnte Salzwiesen und Röhrichte ausbreiten, die regelmäßig oder sporadisch überflutet werden. Sie sind Laichgebiet, Raststätte, Brut- und Lebensraum für viele Arten von Insekten, Amphibien, Fischen und Vögeln. Typische Lebewesen sind der europäische Stint, eine kleine Fischart, die chinesische Wollhandkrabbe oder der Gänsesäger, ein Vogel aus der Familie der Enten. Durch die intensive Nutzung der Nordseeästuare und die hohen Belastungen ist es schwierig, den Zustand dieser seltenen Ökosysteme zu verbessern. Um wieder Flachwassergebiete zu schaffen und den Tidenhub zu verringern, müssten Deiche geöffnet, zurück versetzt sowie Nebenflüsse und Nebenarme wieder an die Hauptströme angeschlossen werden.
Das LANUV-NRW informiert beim Lachsfest an der Fischzählstation in Buisdorf (Sieg) über die Wege der Wanderfische Bereits eine kleine Barriere in einem Bach kann dazu führen, dass ein Wanderfisch seinen Laichgrund nicht mehr erreichen und somit kein neuer Lebenszyklus beginnen kann. Dabei legen Wanderfische wie Lachs, Maifisch oder Aal Distanzen von mehreren 1000 Kilometern zurück, um zurück zu Ihren Laichgründen zu gelangen. In diesem Jahr erschwert vor allem das lang anhaltende Niedrigwasser in Flüssen wie Sieg, Agger, Dhünn oder Wupper die Wanderung der erwachsenen Lachse aus dem Rhein heraus bis in die Zuflüsse. Die Zahlen der in NRW gezählten Lachsrückkehrer lagen im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren bei 240 Tieren. Die Dunkelziffer der ungezählter Tiere sollte um Einiges höher liegen. Im vergangenen Jahr wurden an den Zählstationen und im Rahmen von Befischungen 187 Rückkehrer in den nordrhein-westfälischen Rheinzuflüssen registriert. Für das aktuelle Jahr stehen die Zähler noch bei null. Es bleibt abzuwarten, wann sich der Wasserstand soweit wieder erhöht, dass die Lachse ihre Wanderung fortsetzen können. Eine weitere Verbesserung für die Durchgängigkeit des Rheinsystems ist die Eröffnung eines Durchgangs in den Niederlanden am Haringvliet, der noch in diesem Herbst in Betrieb gehen soll. Nach gemeinsamen Untersuchungen von nordrhein-westfälischen und niederländischen Partnern im Wanderfischprogramms ist der Wanderweg für abwandernde Junglachse von großer Bedeutung und auch viele erwachsene Rückkehrer suchen an diesem Sperrbauwerk den Weg von der Nordsee zurück in das Rheinsystem, um dann bis zu den Laichgründen in Nordrhein-Westfalen sowie die weiteren Bundesländer zu wandern. Beim Lachsfest des nordrhein-westfälischen Fischereiverbandes wurde heute an der Fischzählstation in Buisdorf (Sieg) über den Lachsaufstieg informiert. Schulklassen übernehmen hier Lachspatenschaften und lernen im Rahmen ihrer Biologiekurse wie das Wanderfischprogramm in Nordrhein-Westfalen funktioniert. Vor allem der Rhein und seine Zuflüsse in Nordrhein-Westfalen sind ein europäisch bedeutender Lebensraum für Wanderfische. In den vergangenen Jahren wurde dieses System von vielen alten Wehren befreit oder Fischtreppen installiert, um den Wanderfischen die Möglichkeit wiederzugeben, ihre Laichgründe zu erreichen. Mit Programmen zur Wiederansiedlung und dem Aussetzen von Millionen von jungen Lachsen, Aalen und Maifischen, konnten so einstmals verlorene gegangene Populationen in NRW wieder etabliert werden. Auch Tiere aus der Lachs-Elternfischhaltung des LANUV Fachbereichs 26 – Fischereiökologie konnten beim Fest bewundert werden, die anschließend vor Ort ausgewildert wurden. Lachse werden zum Beispiel in NRW im Sieg- und Wuppersystem angesiedelt. Etwas weniger bekannt ist, dass auch im deutschen Teil der Eifel-Rur Lachse wiederangesiedelt werden, die in den Niederlanden in die Maas mündet. Und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. Insgesamt wurden in NRW seit dem ersten Aussatz von Junglachsen in den 1990er Jahren rund 5000 zurückkehrende Lachse registriert – mehr als in jedem anderen Bundesland. Hintergrundinformationen NRW-Wanderfischprogramm In Nordrhein-Westfalen sind elf Fischarten heimisch, die im Laufe ihres Lebenszyklus zwischen Süßwasser und Salzwasser, also Flüssen und Meeren wechseln. Dazu gehören Lachs, Meerforelle, Schnäpel, Aal, Maifisch, Finte, Stör, Flunder, Stint, Flussneunauge und Meerneunauge. Durch Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprogramm sind alle diese Fischarten, bis auf den Stör, wieder im Einzugsgebiet des Rheines zu finden. Zu den Schwerpunktgewässern für die Wiederansiedlung von Lachsen in NRW zählen neben der Sieg als Pilotgewässer Wupper, Dhünn und Eifel-Rur. Lippe, Ems, Weser und der Unterlauf der Ruhr sind besonders für den Aal wichtig. Der Rhein selber ist Schwerpunkt für die Wiederansiedlung des Maifisches. Unter den Top 10 der weltweit am weitesten wandernden Tierarten überhaupt zählen die Fischarten Lachs und Aal. Diese Arten sind in der Lage, ihren Stoffwechsel an den Wechsel zwischen dem Süßwasser der Flüsse und dem Salzwasser der Meere anzupassen. Zwischen ihrem Schlupf aus dem Ei in einem Fließgewässer mit Süßwasser, dem Abwandern als Jungfisch in die Meere mit Salzwasser, der Fortpflanzung und Rückkehr in die Laichgründe im Fließgewässer liegen viele Jahre in denen sie viele tausende Kilometer wandern. Das Laichgewässer finden sie dabei wieder über die Navigation mittels Magnetfelderkennung und einem sehr ausgeprägten Geruchsinn. Wanderfische sind darauf angewiesen, dass sie nicht nur ungehindert wandern, sondern auch der Zustand ihrer Laichgründe und all ihrer weiteren Lebensräume über die Jahre und Distanzen eine ausreichende Qualität haben. Weitere Informationen zum NRW Wanderfischprogramm sind zu finden unter: https://www.lanuv.nrw.de/natur/fischereioekologie/wanderfischprogramm/ https://www.umwelt.nrw.de/naturschutz/natur/biologische-vielfalt-und- biodiversitaetsstrategie-nrw/wanderfischprogramm/ www.wasserverlauf-nrw.de Download: Pressemitteilung
„Zusammenfassung: Nährstoffe: Für die Küsten- und Übergangsgewässer der deutschen Nordseeküste wurden von BROCKMANN et al. (2004) Referenzwerte für Gesamtstickstoff (TN), für gelösten anorganischen Stickstoff (DIN), für Nitrat (NO3), sowie für Gesamtphosphor (TP) und Phosphat-P (PO4-P) anhand von historischen und Modelldaten ermittelt und extrapoliert. Ausgangspunkt für die Festlegung der Klassengrenzen nach WRRL waren die bei OSPAR (EUC 2005) unterschiedenen Klassen „Non Problem Area“ und „Problem Area“, aus denen die fünfstufige Klassifikation nach WRRL abgeleitet werden konnte. Eine dementsprechende Bewertung der gegenwärtigen Nährstoffverhältnisse in den einzelnen Wasserkörpern anhand der vorhandenen Datensätze kommt ausschließlich zu unbefriedigenden (NEA1-Weser, NEA2-Weser, NEA3-Weser, NEA1-Ems, NEA2- Ems, NEA4-Ems) und schlechten (NEA11-Ems, NEA11, Weser, NEA3-Ems, NEA4-Weser) Einstufungen. Als ein weiterer Parameter wird das durchschnittliche Verhältnis der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor zueinander (N/P-Verhältnis) vorgeschlagen, ein Klassifikationssystem konnte hierfür jedoch noch nicht aufgestellt werden. Fische: Im Auftrag der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein erstellte BIOCONSULT (2006) ein multimetrisches Bewertungsverfahren, welches die Aspekte Artenspektrum, Abundanz und Altersstruktur der Fischfauna des Übergangsgewässers berücksichtigt und sich an einer historischen Referenzzönose orientiert. Die Bearbeitung erfolgte für die Ästuare Ems, Weser, Elbe und Eider. BIOCONSULT (2006) entwickelte ein computergestütztes Bewertungswerkzeug auf Grundlage einer Datenbank, welche historische und aktuelle artspezifische Charakteristika wie Zugehörigkeit zu Nutzer-, Habitat- und Reproduktionsgilden, artspezifische Häufigkeit usw. enthält. Aktuelle Fangdaten können mittels einer Eingabemaske eingespeist werden. Die Bewertung erfolgt durch das Programm unter Berücksichtigung der im Projekt erarbeiteten Messgrößen (Metrics). Bioconsult wählte für das Bewertungssystem zehn bewertungsrelevante Metrics sowie den zusätzlichen Bewertungsparameter „Stör“, der als besonderer Repräsentant eines sehr guten Zustands des Ästuars ggf. mit in das Bewertungssystem aufgenommen werden kann. Über die Metrics werden der Zustand ausgewählter ökologischer Gilden (Wanderarten, ästuarine Arten, marine Arten) und die Abundanzen ausgewählter Arten (Kaulbarsch, Finte, Stint, Flunder, goßer Scheibenbauch, Hering) bewertet. Der Aspekt der Altersstruktur geht über die Bewertung des Auftretens juveniler Stadien von Finte und Stint in das Bewertungskonzept mit ein. Dieses Artenspektrum kann für das zu bewertende Ästuar spezifisch angepasst werden. Nicht für jedes Bewertungskriterium findet separat eine Einstufung in eine der fünf ökologischen Zustandsklassen statt, sondern es werden Punkte für bestimmte Merkmale vergeben, aus denen dann am Ende über eine Formel ein Gesamtwert berechnet wird, der für einen bestimmten ökologischen Zustand steht. Das von BIOCONSULT (2006) entwickelte Bewertungssystem für Fische in Übergangsgewässern der Nordsee wird im Fachkollegium als schlüssig angesehen und ist mit den Länderkollegen aus Schleswig-Holstein und Hamburg abgestimmt. Auch auf internationaler Ebene wurde das Bewertungssystem im Rahmen der Interkalibration vorgestellt, und es besteht eine enge Kooperation durch Datenaustausch und gemeinsame Projekte sowie bilaterale Interkalibration mit den Niederlanden. Phytoplankton: Das Bewertungssystem für die Qualitätskomponente Phytoplankton in den Küstengewässern der deutschen Nordsee umfasst die Parameter „mittlerer Chlorophyll a-Gehalt der Vegetationsperiode“, „Chlorophyll a-Jahresmaxima“, „Gesamtbiovolumen“, „Biovolumen der Biddulphiales“,„Blütenfrequenz von Phaeocystisspp.“ und „potenzielle Zeigerarten“. Als Zusatzkriterium soll die Nährstoffsituation in die Bewertung des Phytoplanktons eingehen. Für die Übergangsgewässer wird das Phytoplankton aufgrund der hohen Schwebstoffkonzent_CUTABSTRACT_
Am 23.10.1989 wurde auf der deutschen Seite des Dollart ein Fischsterben entdeckt, dem etwa eine Tonne von Stinten zum Opfer fiel. Als wahrscheinlichste Ursache kann Sauerstoffmangel angenommen werden, der vom Eintrag stark organisch belasteten Abwasser aus der Westerwoldschen Aa verursacht wurde. Dieses Gewässer weist regelmäßig im Winterhalbjahr – während der Kampagne der kartoffelverarbeitenden Industrie – anaerobe Zustände auf. Der Verdacht auf den Einfluss toxischer Substanzen kann jedoch nicht völlig ausgeräumt werden.
Schreibgeräte umfassen ein breites Spektrum verschiedenartiger Produkte. Viele Produkte, wie Kugelschreiber oder Bleistift, werden täglich genutzt. Schreibgeräte und Stempel, die die Kriterien des vorliegenden Leitfadens einhalten, zeichnen sich durch folgende Umwelteigenschaften aus: Verwendung ressourcenschonender Materialien, Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer, Verminderung bzw. Vermeidung gesundheitsbelastender Stoffe und Gemische im Produkt. Der Leitfaden basiert auf den Kriterien des Umweltzeichens Blauer Engel für Schreibgeräte und Stempel (RAL-UZ 200), Ausgabe Januar 2016. Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/
In den Berliner Gewässern wurden über den gesamten Auswertezeitraum 2014 bis 2022 insgesamt 40 Fischarten nachgewiesen. In dieser Kartenbeschreibung wird dieser Zeitraum dargestellt. In der Broschüre „Fische in Berlin“ steht der gesamte Zeitraum der Datenerhebung im Fokus. Vierzehn der bis Ende 2022 nachgewiesenen Fischarten sind nicht einheimisch, sog. Neozoa. Darunter ist in diesem Jahr erstmals auch der Giebel, welcher bisher als einheimische Art geführt wurde. Aktuelle Untersuchungen ergaben allerdings, dass historische Darstellungen und Belege des Giebels, inklusive der Sammlung des Typenmaterials im Berliner Naturkundemuseum, ausnahmslos Karauschen sind bzw. zeigen. Der Giebel wurde wahrscheinlich erst nach 1945 in Deutschland eingeführt, weshalb die Art nun zu den nicht einheimischen gezählt wird (Freyhof et al. 2023). Seit der letzten Veröffentlichung 2013 neu nachgewiesen wurden Sibirischer Stör, ein Einzelexemplar 2017 im Obersee, Schwarzmundgrundel, seit 2015 in den Hauptfließgewässern etabliert und Marmorgrundel, Erstnachweis 2022 im Großen Müggelsee. Dagegen wurden Bachsaibling und Goldorfe nach 2013 nicht mehr nachgewiesen. Da der Braune Zwergwels in der Lausitz und im Einzugsgebiet der Schwarzen Elster vorkommt, wurde 2003 noch angenommen, dass beide Zwergwelsarten in Berliner Gewässern präsent sind, was sich bei der aktuellen Erfassung nicht bestätigte. Alle gefangenen Zwergwelse gehörten der Art Schwarzer Zwergwels (Ameiurus melas) an. Ungeachtet der Neunachweise – auch hier handelte es sich mit Ausnahme der Schwarzmundgrundel nur um wenige Exemplare oder Einzelfische – sind die Vorkommen der nicht einheimischen Fischarten bis auf die Grundeln, Giebel und Sonnenbarsch nach wie vor rückläufig. Mit Ausnahme des Giebels sind nicht einheimische Fischarten in Berlin nur gering präsent. Nach dem in 26,8% aller zwischen 2014 und 2022 befischten Gewässer nachgewiesenen Giebel, war unter den selten vorkommenden Fisch-Neozoa der Goldfisch noch am weitesten verbreitet und in 13,1 % aller Gewässer präsent, gefolgt von der sich stark ausbreitenden Schwarzmundgrundel die in 11,8 % der befischten Berliner Gewässer nachgewiesen wurde. Drei der nicht einheimischen Arten wurden bisher nur in einem Gewässer nachgewiesen, Sibirischer Stör, Marmorgrundel und Bachsaibling. Damit sind die nicht einheimischen Arten, bis auf wenige Ausnahmen, in den Berliner Gewässern seltener als die einheimischen Fischarten. Zu den einheimischen Fischarten mit nur Einzelnachweisen bzw. wenigen Vorkommen zählen Schmerle, Zährte, Nase und Meerforelle. In Berlin insgesamt am weitesten verbreitet ist die Plötze, die in 66 % der zwischen 2014 und 2022 befischten Berliner Gewässer nachgewiesen wurde. Beinahe ebenso weit verbreitet waren Barsch (in 57,5 % aller Gewässer präsent), Rotfeder (52,9 ), Hecht (49 ) und Schleie (40,5 %). Hechte sind insbesondere in den Kleingewässern weit verbreitet, wo fast überall einzelne Exemplare zu finden waren. Die Nachweishäufigkeit des Aals ist das Resultat umfangreicher Besatzmaßnahmen und erlaubt keine Rückschlüsse auf die Gewässerqualität. Dagegen ist die weite Verbreitung von Plötze, Barsch, Kaulbarsch, Blei, Rotfeder, Güster und Ukelei in den Fließgewässern und insbesondere in den Flussseen Ausdruck dessen, dass diese Arten sich vergleichsweise gut mit den Lebensbedingungen in Berliner Gewässern arrangieren können. Bis auf die Rotfeder gehören die genannten Fischarten zum anpassungsfähigen Typ der eurytopen Arten, die keine besonderen Lebensraumansprüche stellen. Sie zeigen darüber hinaus, wie vollständig sich der Charakter der Hauptfließgewässer Berlins von der Barben- zur Bleiregion gewandelt hat. Bei der Betrachtung der Ergebnisse in Tabelle 1 ist zu beachten, dass in den jeweiligen Untersuchungszeiträumen nicht immer die selben Gewässer befischt wurden. Aus der Tabelle lassen sich daher keine Aussagen über den Bestandszustand oder die Entwicklung der Vorkommen in einem bestimmten Gewässer schließen. Die Darstellung der Vorkommenshäufigkeit der Fischarten nach Haupt-Gewässertypen erlaubt zusätzliche Rückschlüsse auf deren bevorzugten Lebensraum. Beispielsweise wurden die typischen Flussfische Gründling, Aland und Rapfen nur in rund 19 % aller Gewässer gefunden, waren dagegen aber in mindestens 67 % der Flussseen präsent. Zahlreiche weitere Arten, z.B. Zander, Stint, Quappe oder Wels haben ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Flussseen. Die detailliertere Darstellung der Fischartenzahlen je Gewässertyp zeigt drei Gruppen unterschiedlicher Artenvielfalt. Die artenreichsten Gewässer waren zwischen 2014 und 2022 erwartungsgemäß die durchflossenen Seen (im Mittel 13 Fischarten), gefolgt von großen Fließgewässern (9 Arten) und Kanälen (4 Fischarten). Landseen (künstliche Seen: 6 Fischarten; natürliche Seen: 6 Fischarten) nehmen eine intermediäre Stelle ein, wobei sie sich bezüglich der Artenzahlen ähnlich sind. Die geringsten Artenzahlen fanden sich in den Kleingewässern, unabhängig davon, ob diese fließen oder nicht (jeweils im Mittel 4 Fischarten in Gräben bzw. 4 Fischarten in kleinen Standgewässern). Allerdings deutet das Gesamtartenspektrum der in den fließenden (15 Arten, davon 2 nicht heimische Arten) und stehenden (26 Arten, davon 7 nicht heimische Arten) Kleingewässern nachgewiesenen Arten darauf hin, dass die Artenzusammensetzung sehr variabel und schwer vorhersagbar ist. Innerhalb der fließenden und stehenden Gewässer wurden die geringsten Artenzahlen jeweils in den kleinsten Gewässern beobachtet. Im Gegensatz zu den Kleingewässern weisen die Kanäle im urbanen Bereich eher eine geringe Gesamtfischartenzahl auf. Wenn Fische die Möglichkeit haben, ungünstigen Umweltbedingungen durch Kompensationswanderungen zu entgehen, machen sie davon offensichtlich Gebrauch.
Der DeLFI-Verfahrensvorschlag beinhaltet zwei Module, die in Abhängigkeit von Gewässereigenschaften angewandt werden - es kommen für einzelne Seen nicht beide Module zum Einsatz. Das Site-Modul ist für norddeutsche Seen > 1.000 ha sowie für alpine Seen vorgesehen. Es ist gewässerspezifisch und basiert auf Modellierungen von Referenzzustand und aktuellem Zustand der Fischgemeinschaft. Diese Modellierung erfolgt für jedes Gewässer individuell. Dazu werden Daten und Angaben der Fischerei, Fachliteratur, gezielte Befischungen und Expertisen genutzt. Das Type-Modul ist typspezifisch, d. h. die zu bewertenden Seen werden Typen zugeordnet. Für jeden Typ existiert eine Vorgabe zum Referenzzustand der Fischgemeinschaft. Diese wird dann mit den Ergebnissen von standardisierten Befischungen mit Multimaschennetzen verglichen. Das Type-Modul ist für Seen des Norddeutschen Tieflands mit Flächen zwischen 50 und 1.000 ha vorgesehen. Die Unterteilung des DeLFI-Verfahrens in die Module wurde durch die unterschiedliche Datengrundlage erforderlich. Das Type-Modul setzt zwar aufwändige Befischungen voraus, hat aber den Vorteil auf national und international vergleichbaren Untersuchungen nach einem Standardverfahren zu basieren. Bei sehr großen Seen jedoch können repräsentative Aussagen nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand getroffen werden. Im alpinen Bereich liegen zudem keine Daten zu standardisierten Stellnetzbefischungen vor. In beiden Modulen des DeLFI-Index werden bewertungsrelevante Fischbestandsparameter (sog. Metrics) zunächst einzeln bewertet. Im Anschluss werden die Einzelbewertungen zu einem EQR-Wert verrechnet (ecological quality ratio). Der EQR-Wert liegt zwischen 0 und 1 und wird einer fünfstufigen ökologischen Zustandsbewertung für den See zugeordnet. Werte nahe 1 führen zu einer sehr guten Zustandsklassifizierung. Mit sinkendem EQR folgen die die Klassen gut; mäßig und unbefriedigend; Werte nahe 0 entsprechen einem schlechten ökologischen Zustand. Die Vorgehensweise entspricht den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie und der entsprechenden Umsetzungshinweise. Nach der Wahl des Moduls werden die Referenzfischgemeinschaft und die aktuelle Fischgemeinschaft modelliert (Fischbestandsmodellierung). Die Metrics entsprechen Vergleichen der aktuellen Situation mit der Referenzsituation: Metric Erklärung Anzahl häufige Arten wie viele Fischarten kommen aktuell im Gewässer vor, die für den Referenzzustand als häufig klassifiziert wurden (Klasse 3) Anzahl regelmäßige Arten ebenso, aber Referenzzustand regelmäßig (Klasse 2) Anzahl seltene Arten ebenso, aber Referenzzustand selten (Klasse 1) Anzahl Reproduktionsgilden wie viele Reproduktionsgilden kommen aktuell im Gewässer vor, die auch für den Referenzzustand festgelegt wurden Anzahl Habitatgilden ebenso, aber Habitatgilden Abundanz häufige Arten wie viele Fischarten sind aktuell im Gewässer häufig (Klasse 3), die auch für den Referenzzustand mit häufig klassifiziert wurden Abundanz Reproduktionsgilden Indexwert, der die Verteilung der artspezifischen Häufigkeitsklassen auf einzelne Reproduktionsgilden kombiniert Abundanz Habitatgilden ebenso, aber Habitatgilden Maximale Masse Blei Mittlere Masse der fünf größten Bleie Reproduktion besetzter Arten Modifikator, der ausschließlich besatzbasierte Populationen als fehlend (Klasse 0) bewertet Vernetzung Vorkommen von Arten bzw. einer Artengruppe: Gründling, Quappe, Stichling, Stint, Zander und „rheophile Cypriniden des Freiwassers“ (Aland, Döbel, Hasel oder Rapfen) Die Ermittlung der Werte ist für die genannten Metrics anhand der Erklärung überwiegend nachvollziehbar, für die Abundanz-Indexwerte Reproduktionsgilden und Habitatgilden wird jedoch auf die Verfahrensdarstellung verwiesen. Den Werten der Metrics werden in drei Klassen Punkte zugewiesen; die Punkte entsprechen einer Zustandsbewertung nach Wasserrahmenrichtlinie: 5 Punkte (sehr gut), 3 Punkte (mäßig) oder 1 Punkt (schlecht). Zwei Metrics werden fünfstufig Punkte zugeordnet. Die nachfolgende Tab. 1 zeigt eine Übersicht der Klassengrenzen und Punktezuweisung. Tab. 1: Klassengrenzen für die Bewertung der Metrics im Site-Modul: Oben dreistufig bewertete Metrics, unten fünfstufige Bewertung. Metric 5 Punkte 3 Punkte 1 Punkt Anzahl häufige Arten alle - ≥ 1 fehlt Anzahl regelm. Arten > 90 % 76-90 % ≤ 75 % Anzahl seltene Arten > 50 % 26-50 % ≤ 25 % Anzahl Habitatgilden alle 1 Gilde (1 Art) fehlt 1 Gilde (>1 Art) oder > 1 Gilde fehlt Anzahl Repro-Gilden alle 1 Gilde (1 Art) fehlt 1 Gilde (>1 Art) oder > 1 Gilde fehlt Abundanz häufige Arten alle häufig 50-99 % häufig < 50 % häufig Abundanz Habitatgilden Index > 4 Index > 2 - 4 Index ≤ 2 Abundanz Repro-Gilden Index > 4 Index > 2 - 4 Index ≤ 2 Metric 5 Punkte 4 Punkte 3 Punkte 2 Punkte 1 Punkt Max. Masse Blei [kg] > 2 1,5-2,0 1,0-1,5 0,5-1,0 < 0,5 Vernetzung Anzahl Arten/ Gruppe > 3 3 2 1 0 Für die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands des Sees werden zunächst alle Metric-Einzelbewertungen zu einer Gesamtpunktzahl aufsummiert. Die erreichbare Punktzahl ist abhängig von der Berücksichtigung optionaler Metrics. Dann wird die Gesamtpunktzahl nach folgendem Schema in einen EQR umgerechnet (EQR = ecological quality ratio): EQR = (X-Xmin)/(Xmax-Xmin) Dabei ist X die erreichte, Xmin die minimal erreichbare und Xmax die maximal erreichbare Punktzahl. Xmin entspricht einer Bewertung aller Metrics mit 1 Punkt, Xmax einer Bewertung aller Metrics mit 5 Punkten. Durch die Berechnung als EQR bleiben die Bewertungsergebnisse in einem Bereich zwischen 0 und 1 und sind auch für unterschiedliche Module, Typen oder Metrics vergleichbar. Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie wird dem errechneten EQR-Wert in einem letzten Schritt eine von fünf von ökologischen Zustandsklassen zugewiesen. Die Grenzwerte zeigt Tab. 2. Tab. 2: Zuordnung der EQR-Werte im Site-Modul zu fünfstufigen ökologischen Zustandsklassen nach WRRL. EQR Site Ökologischer Zustand ≥ 0,85 sehr gut < 0,85 gut < 0,69 mäßig < 0,50 unbefriedigend < 0,25 schlecht Nach der Wahl des Moduls werden die nachfolgend beschriebenen Metrics anhand der Fänge einer standardisierten Stellnetzbefischung ermittelt. Grundlage sind die Fänge aller benthischen Netze. Für drei Metrics werden qualitative Angaben benötigt, die ggf. weitere Datenquellen erfordern: obligatorische Arten, Reproduktion besetzter Arten und Vernetzung. Metric Erklärung Obligatorische Arten Verbreitete Arten die immer vorkommen sollten: Barsch, Blei, Hecht, Kaulbarsch, Rotfeder, Plötze. Je nach Typ auch Güster und Kleine Maräne. Einheitsfang Masse Gesamtfang pro Gesamtfläche der gestellten Netze Anteil Barsch Anteil der Fischart Barsch am Gesamtfang Anteil Blei - Anteil Güster - Anteil Kaulbarsch - Anteil Zander - benthische Arten Anteil der Fischarten mit bodenorientierter Lebensweise: Blei, Giebel, Großmaräne, Güster, Karausche, Karpfen, Kaulbarsch, Plötze, Zander benthivore Arten Anteil der Fischarten mit bodenorientierter Ernährungsweise: Blei, Güster, Karpfen, Kaulbarsch, Großmaräne und Schleie Median Masse Medianwerte der individuellen Stückmassen von Barschen > 6 g, Bleien > 10 g und Plötzen > 14 g Reproduktion besetzter Arten Modifikator, der ausschließlich besatzbasierte Populationen als fehlend einstuft Vernetzung Vorkommen von Arten bzw. einer Artengruppe: Gründling, Quappe, Stichling, Stint, Zander und „rheophile Cypriniden des Freiwassers“ (Aland, Döbel, Hasel oder Rapfen) Den Werten der Metrics werden in fünf Klassen Punkte zugewiesen; entsprechend den Zustandsbewertungen nach Wasserrahmenrichtlinie. Die Bewertungen reichen von 5 Punkten (sehr gut) bis 1 Punkt (schlecht). In Tab. 3 werden die Klassengrenzen für die Zuordnung von Punkten zu den Metrics-Werten dargestellt. Die Auswahl der Metrics und die Klassengrenzen hängen vom Gewässertyp ab, teilweise werden für gleiche Arten zahlenmäßige Anteile statt Masseanteile genutzt (z. B. für den Kaulbarsch in Seen des Typs TIEF). Der Metric Median Masse besteht aus drei Einzelmetrics (Barsch, Blei, Plötze), die jeweils zweiseitig bewertet werden. Die Gesamtbewertung ist die schlechteste Einzelbewertung. Der Metric und die Klassengrenzen sind für die drei Seetypen gleich. Tab. 3: Zuordnung von Metric-Werten zu entsprechenden Punktzahlen. n. a. - nicht anwendbar, %M - Masseanteil, %N: Anteil Anzahl. Werte überwiegend bezogen auf Fänge mit benthischen Multimaschennetzen nach EN-Standard 14757. Metric n. a. 5 Punkte 4 Punkte 3 Punkte 2 Punkte 1 Punkt Seetyp POLY obligatorische Arten alle - eine fehlt - > eine fehlt EF Masse [kg/m²] ≤ 0,031 ≤ 0,05 ≤ 0,10 ≤ 0,20 ≤ 0,30* > 0,30 Anteil Blei %M = 0 ≤ 10 ≤ 35 ≤ 60 ≤ 85* > 85 Anteil Güster %M = 0 ≤ 10 ≤ 20 ≤ 40 ≤ 50* > 50 Anteil Kaulbarsch %M = 0 ≤ 4,5 ≤ 6,0 ≤ 7,5 ≤ 9,0* > 9,0 Anteil Barsch %M ≥ 40 ≥ 15 ≥ 5 ≥ 0 = 0 Anteil Zander %M ≤ 4 ≤ 20 ≤ 36 ≤ 52* > 52 Benthische Arten %M ≤ 60 ≤ 85 ≤ 95 ≤ 100 = 100 Benthivore Arten %M ≤ 20 ≤ 50 ≤ 80 ≤ 95* > 95 Seetyp STRAT obligatorische Arten alle - eine fehlt - > eine fehlt EF Masse [kg/m²] ≤ 0,011 ≤ 0,03 ≤ 0,05 ≤ 0,08 ≤ 0,10* > 0,10 Anteil Blei %N = 0 ≤ 0,6 ≤ 3 ≤ 5 ≤ 7* > 7 Anteil Kaulbarsch %M = 0 ≤ 1,0 ≤ 4,0 ≤ 7,0* ≤ 9,0* > 9,0 Benthische Arten %M ≤ 45 ≤ 60 ≤ 75 ≤ 90* > 90 Benthivore Arten %M ≤ 10 ≤ 20 ≤ 30* ≤ 40 > 40 Seetyp TIEF obligatorische Arten alle - eine fehlt - > eine fehlt EF Masse [kg/m²] ≤ 0,012 ≤ 0,02 ≤ 0,032 ≤ 0,044 ≤ 0,066* > 0,066 Anteil Blei %N = 0 ≤ 0,5 ≤ 2 ≤ 3,5 ≤ 5* > 5 Anteil Kaulbarsch %N = 0 ≤ 10 ≤ 20 ≤ 30 ≤ 40 > 40 Benthische Arten %M ≤ 45 ≤ 60 ≤ 75* ≤ 90 > 90 Benthivore Arten %M ≤ 13 ≤ 23 ≤ 33* ≤ 43 > 43 Alle Typen Median Masse gesamt: schlechteste Einzelbewertung von Barsch, Blei, Plötze Barsch > 6 g [g] 12-14,9 15 - 29,9 9-11,9 30 - 44,9 < 9 45 - 59,9* - ≥ 60 - Blei > 10 g [g] 50-99,9 100 - 249 15 - 49 250 - 399* < 15 ≥ 400 - ? - Plötze > 14 g [g] 40-54,9 55 - 99,9 18 - 39,9 100 - 144,9* < 18 150 - 189,9 - > 190 - Vernetzung Anzahl Arten/ Gruppe ≥ 4 3 2 1 0 Für die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands des Sees werden zunächst alle Metric-Einzelbewertungen zu einer Gesamtpunktzahl aufsummiert. Die erreichbare Punktzahl ist abhängig von der Berücksichtigung optionaler Metrics. Dann wird die Gesamtpunktzahl nach folgendem Schema in einen EQR umgerechnet (EQR = ecological quality ratio): EQR = (X-Xmin)/(Xmax-Xmin). Dabei ist X die erreichte, Xmin die minimal erreichbare und Xmax die maximal erreichbare Punktzahl. Xmin entspricht einer Bewertung aller Metrics mit 1 Punkt, Xmax einer Bewertung aller Metrics mit 5 Punkten. Durch die Berechnung als EQR bleiben die Bewertungsergebnisse in einem Bereich zwischen 0 und 1 und sind auch für unterschiedliche Module, Typen oder Metrics vergleichbar. Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie wird dem errechneten EQR-Wert in einem letzten Schritt eine von fünf von ökologischen Zustandsklassen zugewiesen. Die Grenzwerte zeigt Tab. 4. Tab. 4: Zuordnung der EQR-Werte im Type-Modul zu fünfstufigen ökologischen Zustandsklassen nach WRRL. EQR Site Ökologischer Zustand ≥ 0,85 sehr gut < 0,85 gut < 0,69 mäßig < 0,50 unbefriedigend < 0,25 schlecht
Die vorliegende Karte zeigt den gegenwärtigen Wissensstand der Fischbesiedlung Berliner Gewässer im Überblick. Datenerhebungen, die länger als fünf Jahre zurückliegen, wurden nicht berücksichtigt. Die Befischungen der einzelnen Gewässer erfolgten zwischen 1987 und 1992 im Rahmen folgender Aktivitäten: Erstellung einer Roten Liste der Fische und Rundmäuler für West-Berlin (Vilcinskas 1991a) Befischungen der Pachtgewässer des Landesverbandes Berlin e.V. im Deutschen Anglerverband (DAV e.V.) im Rahmen von Bewirtschaftungsmaßnahmen (Fischbestandskontrollen etc.) faunistische Gutachten für die Naturschutz- und Grünflächenämter von Hohenschönhausen und Hellersdorf und die Berliner Forsten (Vilcinskas 1991b, Vilcinskas und Wolter 1992a, b) Fischartenkartierung der Berliner Arbeitsgruppe "Wildfische" Echolot-Untersuchungen auf ausgewählten Berliner Seen (Wolter 1991) Ergänzende Befischungen waren erforderlich, um bei der Aktualisierung der Karte "Fischfauna" das gesamte Untersuchungsgebiet ausreichend zu repräsentieren. Zur Erfassung möglichst aller Fischarten eines Gewässers sind wenigstens zwei Befischungen im Jahr erforderlich, da sich die Aufenthaltsorte im Gewässer und damit die Nachweismöglichkeiten für einzelne Arten im Jahresverlauf ändern. Daneben kamen verschiedene Fangmethoden zum Einsatz. In strukturreichen Gewässerabschnitten mit Deckungen und Unterständen war die Elektrofischerei anwendbar. Fachkundig betrieben, ist sie für Fische die schonendste Fangmethode, da diese kaum mit dem Fanggerät in Berührung kommen, und Schleimhaut sowie Schuppen weitgehend unverletzt bleiben. Im Freiwasser wurden Stell- und Zugnetze sowie Reusen verwandt. Stellnetze fanden allerdings nur Anwendung, wenn Fische für Rückstandsanalysen entnommen werden sollten. Bei dieser Fangmethode werden die Fische häufig verletzt und können i.d.R. nicht unbeschadet zurückgesetzt werden. In vielen Gewässern ist eine Kombination verschiedener Fangmethoden erforderlich, um das gesamte Artenspektrum zu erfassen. Vorteilhaft sind Untersuchungen über mehrere Jahre. Zum einen lassen sich relativ schwer fangbare Arten, wie z. B. Quappe und Wels, nicht in jedem Jahr nachweisen, andererseits können natürliche Populationsschwankungen, wie sie z. B. bei Stint und Moderlieschen sehr ausgeprägt sind, festgestellt und die tatsächliche Gefährdung dieser Arten besser eingeschätzt werden. Besonders in den Fällen, wo nicht ausreichend repräsentativ gefischt werden konnte, wurden zusätzlich Angler, Fischer und Pächter befragt sowie deren Fang- und Besatzstatistiken ausgewertet.
Die Berechnungsroutinen des DeLFI sind durch die unterschiedlichen Metrics, Klassengrenzen und Kombinationen vergleichsweise unübersichtlich. Im Site-Modul werden die Referenzfischgemeinschaften sowie die aktuellen Fischgemeinschaften als modellierte Artenlisten mit semiquanitativen Häufigkeiten eingegeben. Es gibt zwei Bewertungsvorlagen, DeLFI-Site für Seen des Norddeutschen Tieflands und DeLFI-Site für Alpine Seen. Im Type-Modul für norddeutsche Seen mit Flächen zwischen 50 und 1.000 ha werden die Werte der einzelnen Metrics eingegeben. Die Metrics müssen vorher aus den Fanglisten errechnetet werden. Für eine vereinfachte Nutzbarkeit stehen daher folgende drei Excel-Vorlagen zur Verfügung: Vorlage DeLFI-Site für das norddeutsche Tiefland Vorlage DeLFI-Site für Alpine Seen Vorlage DeLFI-Type für das norddeutsche Tiefland Die Excel-Vorlagen geben die Einzelbewertung der Metrics und die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands aus. Es besteht die Möglichkeit, Metrics aus der Gesamtbewertung auszuschließen, was dann aber begründet werden sollte. Beispielsweise kommt es vor, dass nicht genug Individuen zur Berechnung von Größenmedianen gefangen werden. Die Excel-Vorlagen sollten mit „Speichern unter“ immer in einer Kopie der Vorlage bearbeitet werden. VORSICHT: Mit jeder Vorlage kann nur ein See bewertet werden. Eine Kopie des Eingabeblattes in der Arbeitsmappe führt zu Rechenfehlern. Das Site-Modul wird bei norddeutschen Seen mit Flächen über 1.000 ha und bei alpinen Seen angewandt. Zunächst wird der zu bewertende Seetyp festgelegt (im Anwendungsbeispiel der Typ TIEF). Darauf basiert eine Rahmenreferenz mit Arten und klassifizierten Häufigkeiten. Diese wird geprüft und ggf. modifiziert. Abb. 1 zeigt ein Beispiel. Im linken Bereich steht die Rahmenreferenz mit den Arten Blei (Häufigkeitsklasse 2), Ukelei (2), Güster (2) usw. In einigen Fällen wurden die Klassen für die Referenzhäufigkeit geändert, z. B. für die Arten Güster und Steinbeißer. Es erscheint ein „Nein“ in der Spalte [Rahmen?], d. h. Arten und/oder Häufigkeitsklassen entsprechen nicht der Rahmenreferenz. Auf der rechten Seite werden in der Spalte [Aktuell] die aktuellen Häufigkeitsklassen eingegeben. Im Beispiel fehlen aktuell Stint und Bitterling, die zur modellierten Referenz gehören. Nachfolgend wird die Anwendung der Excel-Vorlagen schrittweise dargestellt. Abb. 1: Excel-Vorlage für das Site-Modul, Bereich Arten der Rahmenreferenz. In Abhängigkeit vom Seetyp werden Fischarten und Referenzhäufigkeiten vorgegeben (Spalten [Art] und [Referenz]). Die Spalte [Rahmen] zeigt Arten mit „Nein“, für die die Referenz modifiziert wurde. Die aktuelle Häufigkeit wird in der Spalte [Aktuell] eingegeben. In einem zweiten Bereich werden die See-spezifische Arten eingegeben, d.h. die Arten des Sees, die nicht Teil der Rahmenreferenz sind. Abb. 2 zeigt ein Beispiel. Die meisten Arten haben die Referenz-Häufigkeitsklasse 1. Die häufigeren Arten waren in diesem Fall schon Teil der Rahmenreferenz und werden hier nicht erneut aufgeführt. Anhand der Angaben in der Spalte [Aktuell] lässt sich erkennen, dass im Beispiel aktuell einige der Referenzarten fehlen, z.B. Dreistachliger Stichling, Gründling und Hasel. Abb. 2: Excel-Vorlage für das Site -Modul, Bereich See-spezifische Arten. Die Fischarten sind nicht vorgegeben sondern werden in der Spalte [Weitere Arten] ausgewählt. Die Spalten [Referenz] und [Aktuell] beinhalten die jeweiligen Häufigkeitsklassen der Arten, [Kontrolle] zeigt doppelte Angaben. Im Site-Modul gibt es den Modifikator „Reproduktion besetzter Arten“. Hierbei werden Arten, die besetzt werden und nicht selbstständig reproduzieren als aktuell fehlend eingestuft. In diesen Fällen erlaubt der ökologische Zustand des Gewässers keinen natürlichen Bestandsaufbau. Allerdings ist diese Modifikation eher die Ausnahme, da in den meisten Fällen eine gewisse natürliche Reproduktion stattfindet. Auf Grundlage der Eingaben der Fischarten und ggf. der Modifikation erfolgt die Berechnung der Metrics (Abb. 3). Im Beispiel finden sich einige Metrics, die auf Defizite im ökologischen Zustand hinweisen; beispielsweise fehlt aktuell eine Art, die im Referenzzustand häufig war. Im Fallbeispiel wurde die Kleine Maräne als ausschließlich besatzabhängig charakterisiert, sodass ihr Vorkommen als aktuell fehlend bewertet wird. Abb. 3: Auswertung der Excel-Vorlage für das Site -Modul. In der Spalte [Metric] sind die Metrics aufgezeigt. Die Spalte [Referenz] zeigt den Referenzzustand, die Spalte [Aktuell] die aktuelle Ausprägung und die Spalte [Wert] die Einzelbewertung. Auf Grundlage der Einzelbewertung der Metrics wird der EQR-Wert berechnet und die zugeordnete ökologische Zustandsklasse angegeben (Abb. 5). Im fiktiven Fallbeispiel zeigen sich die zahlreichen Abweichungen der aktuellen Fischgemeinschaft von der Referenz in einer unbefriedigenden Bewertung des ökologischen Zustands des Sees. Für Details zu den Klassengrenzen sowie zu den Berechnungsroutinen wird auf die Verfahrensbeschreibung verwiesen. Abb. 4: Beispielhafte Bewertung des ökologischen Zustands in der Excel-Vorlage für das Site -Modul. Ausgegeben werden die Anzahl der insgesamt gewählten Metrics, die Summe der Metric-Bewertungen, ein EQR-Wert und die resultierende Zustandsklasse. Die Metrics des Type-Moduls lassen sich verschiedenen Kategorien zuordnen. Zunächst wird das Vorkommen bestimmter Arten anhand einer Artenliste bewertet. Der Einheitsfang wird als [kg/100m²Netzfläche] berechnet - der gesamte Fang in den benthischen Netzen wird in Bezug zur gesamten Fläche der benthischen Netze gesetzt. Für artspezifische Anteile von Masse oder Anzahl wird der gesamte Fang einer bestimmten Art in Bezug zum gesamten Fang aller Arten gesetzt. Für die Arten Barsch, Blei und Plötze werden die Mediane der Masse aller Individuen oberhalb einer artspezifischen Mindestmasse bewertet. Neben den quantitativen Metrics (Einheitsfänge und artspezifische Anteile) gibt es qualitative Metrics (obligatorische Arten, Vernetzung, Reproduktion besetzter Arten). Hierbei müssen einzelne Arten, Artengruppen oder die Reproduktion bestimmter Arten nachgewiesen werden. Dazu wird geprüft, ob die Metrics anhand der Fänge mit benthischen Netzen ausreichend zu bewerten sind (beispielsweise ob der Nachweis aller obligatorischen Arten gelungen ist). Sollte das nicht der Fall sein, ist das Vorkommen von Arten bzw. ihrer Reproduktion anderweitig zu prüfen (über Ergebnisse von Untersuchungen mit Elektrofischerei, Daten der Berufs- oder Angelfischerei bzw. über den Nachweis von Jungfischen). Die Bewertung des ökologischen Zustands von Seen mit dem Type-Modul wird anhand der Excel-Bewertungsvorlagen an einem fiktiven Beispiel erläutert. Details zu den Klassengrenzen sowie den mathematischen Verrechnungen sind der Verfahrensbeschreibung zu entnehmen und werden hier nicht dargestellt. Im Type-Modul wird der ökologische Zustand anhand von Fischfänge in Netzbeprobungen bewertet, die mit einem typspezifischen Referenzzustand verglichen werden. Daher muss zunächst der Typ des zu bewertenden Sees festgelegt werden (polymiktisch, geschichtet oder geschichtet und tiefer als 30 m). Das geschieht im Kopfbereich der Excel-Vorlage (Abb. 5). Abb. 5: Der Kopfbereich der Excel-Vorlage für das Type -Modul. Im Beispiel wird das Gewässer Testsee bewertet, das dem Seetyp TIEF zugeordnet wurde. Im Anschluss werden Informationen zum Fischbestand eingegeben, die im Wesentlichen auf den Fängen mit benthischen Netzen aus einer Standardbefischung resultieren (Abb. 6). Der Masse-Einheitsfang (EF Masse) berechnet als Gesamtfang in kg pro Gesamtfläche der Netze in m². Es werden immer alle benthischen Netze einer Kampagne einbezogen, auch solche unterhalb der Sprungschicht oder ohne Fänge. Arteninventare mit der Angabe, ob eine Art vorhanden ist, ob sie natürlicherweise fehlt oder ob sie durch anthropogene Einflüsse verschollen ist. Zur Ermittlung der Arteninventare werden neben der Netzbefischung auch zusätzliche Daten (z.B. Elektrofischerei) und Informationen aus Fischereistatistiken oder von Anglern berücksichtigt. Für ausgewählte Arten werden Masseanteile und je nach Gewässertyp auch zahlenmäßige Anteile eingegeben. Grundlage sind die zusammengefassten Fänge aller benthischen Netze einer Standardbefischungskampagne. Für die Arten Barsch, Blei und Plötze werden die Mediane der Masse aller Individuen oberhalb einer artspezifischen Mindestmasse berechnet und angegeben. Ausgewertet werden ebenfalls die Fänge aller benthischen Netze nach EN 14757. Im Beispiel wurden einige Arten der vorgegebenen Liste nicht in den benthischen Netzen nachgewiesen. Für Abramis ballerus (Zope) und Carassius gibelio (Giebel) entspricht das dem fiktiven Referenzzustand des Gewässers, diese Arten kommen nicht vor und kamen auch nie vor. Carassius carassius (Karausche) und Tinca tinca (Schleie) hingegen sind im Gewässer vorhanden; wurden aber nicht in den benthischen Netzen gefangen. Sie können beispielswiese durch Elektrobefischungen nachgewiesen sein. Im unteren Bereich der Liste finden sich Fischarten, die in Seen mit passierbaren Zu- und Abläufen häufiger sind. Einige dieser Arten kamen historisch im Gewässer vor, sind aber aktuell nicht mehr nachweisbar. Hiermit wird im Beispiel ein deutlicher Einfluss eines Querbauwerkes simuliert. Ganz unten im Eingabefeld wird der Median der Masse für drei Fischarten eingegeben. Abb. 6: Bereich der Dateneingabe in der Excel-Vorlage für das Type -Modul. Oben wird der Einheitsfang WPUE eingegeben, im mittleren Bereich sind Angaben zu ausgewählten Arten sowie masse- bzw. zahlenmäßige Anteile erforderlich, im unteren Bereich wird der Median der Masse abgefragt. Im Type-Modul gibt es einen Modifikator „Reproduktion besetzter Arte“ (ohne Abb.). Hiermit wird bei Arten, deren Vorkommen ausschließlich von Besatz abhängig ist, die aktuelle Häufigkeit auf „0“ gesetzt und die Art zählt als nicht vorhanden. Populationen ohne eigenständige Reproduktion sind nicht geeignet um Aussagen über den ökologischen Zustand des Sees zu treffen. Auf der Basis der Eingaben wird eine Bewertung des ökologischen Zustands des Sees durchgeführt. Dabei werden die Metrics einzeln bewertet und zu einer Gesamtbewertung verrechnet (Abb. 7). Im Beispiel ergibt sich eine mäßige Bewertung, die insbesondere durch für den gewählten Seetyp hohe Anteile von Abramis brama (Blei) und anderen benthischen und benthivoren Arten zustande kommt. In der Excel-Vorlage wird auch der optionale Metric Vernetzung dargestellt, der das Vorkommen der Fließgewässer-affinen Arten bewertet. Dieser Metric ist jedoch in der Erprobungsphase und sollte vorerst nicht in die Bewertung einfließen. Abb. 7: Beispiel für den Ausgabebereich der Excel-Vorlage für das Type -Modul mit der Einzelbewertung der Metrics und der Möglichkeit zur Abwahl (oben) sowie Gesamtbewertung mit Anzahl der gewählten Metrics, Summe der Metric-Bewertungen und der daraus resultierenden Zustandsklasse.
Die Anwendung des Bewertungsverfahrens FAT-TW stellt konkrete Anforderungen an die Datenerhebung und Auswertung. Eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Konzeption eines geeigneten Monitorings spielt die hohe räumliche und zeitliche Variabilität der Fischgemeinschaften in den Übergangsgewässern. Die Anwendung des fischbasierten Bewertungswerkzeugs FAT-TW setzt den Einsatz von Hamennetzen als Erfassungsmethodik voraus, da auch die Referenzbedingungen auf Basis von Hamendaten abgeleitet wurden. Bei dieser vom verankerten Kutter aus durchgeführten passiven Fangmethode, die den Tidestrom nutzt, werden ein oder zwei Netz(e) seitlich des Schiffes ausgebracht (Abb. 1). Mittels Ankerhamen wird v .a. das Pelagial befischt. Bei tidephasenabhängig geringerer Wassertiefe wird jedoch auch die bodennahe Fischfauna repräsentativ erfasst, da der Hamen z. T. Grundberührung hat. Die Methode wird von der kommerziellen Fischerei v. a. in den Ästuaren der Elbe und Weser auch heute noch ausgeübt. Die Befischung erfolgt über den gesamten Tidezyklus, d. h. es wird je ein Hol während Flut- und Ebbphase durchgeführt. Die Fangdauer je Hol beträgt durchschnittlich zwei bis vier Stunden. Je nach Strömungsgeschwindigkeit und Fangdauer wird ein Wasserkörper um 7 - >10 km Länge durchfiltert. Abb. 1: Hamenkutter und schematische Darstellung eines Hamennetzes (mit Angabe der verschiedenen Netzmaschenweiten in mm). Bildquelle: B. Schuchardt, Bioconsult. Der eingesetzte Hamen sollte bei vollständiger Öffnung eine Größe von 70 m² nicht unterschreiten. Eine verbindliche Festlegung bzw. Vorgabe der Hamengröße ist allerdings in der Praxis nicht umzusetzen, da für die Befischungen kommerzielle Kutter eingesetzt werden. Durch die rechnerische Standardisierung des Fangs werden u. U. fangmethodisch bedingte Unterschiede, die auf verschiedene Hamengrößen zurückzuführen sind, kompensiert. Die typischerweise eingesetzten Maschenweiten (im Steert) liegen zwischen 8 – 10 mm. Größere Maschenweiten werden nicht verwendet, da ansonsten kleinere Arten bzw. Jungfische nicht repräsentativ erfasst werden. Die Fangstationen (FS) werden entlang des Salinitätsgradienten (oligo-, meso- und polyhalin) positioniert; die Anzahl richtet sich auch nach der Größe des Ästuars, sollte aber wenigstens eine FS je Salinitätszone betragen. Die örtliche Festlegung erfolgt unter fachlichen Gesichtspunkten sowie unter Nutzung der Erfahrung der ortsansässigen Fischer. Die Position der FS sollte repräsentativ für die jeweilige Salinitätszone sein. Die Koordinaten der FS werden mittels GPS dokumentiert. Die einmal festgelegten Positionen sollten nur fachlich begründet räumlich variiert werden. Die Befischungen sind im Frühjahr und im Herbst, also zweimal je Untersuchungsjahr durchzuführen. Die Frühjahrsuntersuchung ist abhängig von den Lebenszyklen bestimmter Arten (Finte, Stint) auf den Zeitraum von etwa Anfang – Mitte Mai zu datieren. Die Frühjahrswassertemperaturen sollten aber mindestens 12° C betragen. Die Herbstbefischung ist auf den Zeitraum von etwa Ende September bis Ende Oktober festgelegt. An Bord geltende Sicherheitsvorschriften sind einzuhalten, d. h. Nutzung von Schwimmweste, Helm, Sicherheitsschuhen sowie Handschuhen sind obligatorisch. Folgende Ausstattung zur Fangauswertung und Dokumentation der Ausfahrt ist erforderlich: Sortiertisch, Messbrett, Waage, Wannen, kleinere Gefäße und Ethanol für ggf. im Labor taxonomisch weiter zu bearbeitende Fische, Messsonde, Messflügel für die Bestimmung des durchfilterten Wasservolumen, Fotoapparat. Prioritär ist anzustreben den Fang komplett auszuwerten, d. h. artspezifische Zählung, Längenvermessung und Biomassebestimmung. Da die Fänge sehr groß sein können, ist eine Unterbeprobung sinnvoll und ab etwa 100 kg (als etwaiger Richtwert) Gesamtfanggewicht zu empfehlen. Bei einer sehr großen Anzahl kleiner Fische kann ggf. auch schon bei geringeren Gesamtgewichten eine Unterbeprobung angezeigt sein. Im Falle einer Unterbeprobung ist der Gesamtfang zunächst auf Behälter gleichen Volumens (sinnvollerweise große Fischkörbe) zu verteilen. Es ist darauf zu achten, dass die Gesamtprobe gut durchmischt und gleichmäßig (gewichtsbezogen) über die Behälter verteilt wird. Die Bearbeitungsmethodik im Falle großer Fangmengen ist hier kurz umrissen: Über die dokumentierten Schritte der Unterbeprobungen (Anteile) sind die resultierenden Daten dann auf den Gesamtfang hochzurechnen. Im Rahmen der Hochrechnung ist der Gesamtfang um den Gewichtsanteil des Beifangs zu korrigieren. Die Begleitdaten zu den Befischungskampagnen wie Probenahme-Datum, Tidephase, Uhrzeit bei Einsetzen und Herausnehmen des Hamens und damit Dauer der Hamenexposition, Wassertiefe, durchfiltertes Wasservolumen sowie Windrichtung- und stärke werden dokumentiert. Die aktuellen Wassertiefen können i. d. R. über das bordeigene Echolot ermittelt werden. Die Quantifizierung des befischten Wasservolumens erfolgt über einen mechanischen Messflügel, der am Rahmen des eingesetzten Hamens montiert wird. Über die Anzahl der Flügelumdrehungen kann das durchfilterte Wasservolumen berechnet werden (die Umrechnungsformel ist den jeweiligen Herstellerangaben des Messflügels zu entnehmen). Ein Beispiel für die Datendokumentation (Grundlage Exceltabelle) zeigt Abb. 2; standardisierte Feldprotokolle sind bisher nicht eingeführt. Abb. 2: Beispiel Übersicht Begleitdaten Hamenfischerei, Informationen zur Ausfahrt. Neben den o. g. Informationen werden auch physikochemische Sondenparameter (Wassertemperatur, Sauerstoff, Salinität, pH-Wert) erhoben. Die Messungen erfolgen je Hol jeweils zu Beginn und zum Ende der Netzexposition an der Wasseroberfläche und werden holbezogen ebenfalls tabellarisch protokolliert. Tabelle 1 enthält einen zusammenfassenden Überblick über die Anforderungen an die Erfassungsmethodik zur Anwendung des FAT-TW. Tab. 1: Übersicht Befischungsmethodik im Rahmen der Bewertung von Übergangsgewässern. Anzahl und Position Messstellen Ankerhamen Mindestens 1 Messstelle pro Salinitätszone Fanggeräte Ankerhamen Netzöffnung > 70m² Maschenweite im Steert 6 - 12 mm Hamenposition einseitig (ggf. beidseitig bei kleinen Hamen) Exposition/Untersuchungstermin Über die gesamte Tidephase (2 - 4 h) Tidephase a Ebbhol Tidephase b Fluthol Untersuchungszeitpunkte Ankerhamen Frühjahr zwingend, Mai Sommer nicht zwingend (Juli; August) Herbst zwingend (September/Oktober) Winter nicht zwingend Fangdokumentation Ankerhamen Expositionszeit je Hol (Angabe in Minuten vom Aussetzen bis zum Hieven) filtriertes Wasservolumen Messung je Ho (Angabe in m³) Position 1 x pro Fang Auswertung Fang Ankerhamen Hol pro Hol eine Auswertung taxonomische Ansprache gesamtes Fischartenspektrum Längenmessung Genauigkeit: 1 cm-below alle Tiere pro Art (bei hohen Fangzahlen Unterprobe) Gewichtsbestimmung Angabe in g Gesamtfanggewicht pro Art Altersgruppen Anzahl AG 0: zwingend bei Finte und Stint Anzahl subadult: zwingend bei Finte und Stint Anzahl adult: zwingend bei Finte und Stint Um Ergebnisse unterschiedlicher Hamengrößen, Fangdauer etc. miteinander vergleichen zu können, ist für die Bewertung eine Standardisierung der Fangdaten erforderlich. Diese erfolgt auf Holebene (Ebb- und Fluthol). Aus „historischen Gründen“ ist für die Bewertung eine Standardisierung (artspezifisch) auf die Einheit „ Fangzahl pro h und Größe der Öffnung eines Modellhamens von 80 m²“ (Ind./h/80 m²) gewählt worden. Die Netzöffnung ergibt sich aus der Breite des verwendeten Hamens und der vertikalen Öffnung des Netzes. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich über den Tideverlauf der Wasserstand an der Fangstation verändert. Dies führt u. U. auch zu einer Veränderung der vertikalen Öffnung des Hamennetzes und ist bei Standardisierung der Fangdaten zu berücksichtigen. Über die Wassertiefe kann eine solche Verringerung der Öffnung quantifiziert werden. Die durchschnittliche Netzöffnung während eines Hols (vertikale Öffnung, Zeit) ist zu dokumentieren. Beispiel: a bsolute Fangzahl der Art I in Hol 1 nach 210 min = 100 Ind/Hol.; Hamenöffnung im Mittel 90 m². Standardisierte Abundanz der Art I = [100/(210*60)/(90*80)] = 25,6 Ind./h/80 m². Zusätzlich sollte eine Standardisierung auf Ind./durchfiltertes Volumen (z. B. Ind./1 Mio. m³) durchgeführt werden (nachrichtlich, nicht obligatorisch).