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Weniger Antibiotika aus der Tierhaltung in die Umwelt

EU soll Arzneimittel nachträglich bewerten - Internet-Portal zu Tierarzneimitteln für Landwirte und Veterinäre gestartet Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt dem EU-Gesetzgeber, für bereits zugelassene Tierarzneimittel eine Umweltbewertung vorzuschreiben, wenn zu diesen bisher keine Umweltdaten vorliegen. Insbesondere für Antibiotika ist das wichtig, denn Antibiotika können in Böden und Gewässern die Bildung von resistenten Krankheitserregern fördern. Nötig sind zudem Kriterien für die Zulassung, die das Resistenz-Potential von Antibiotika prüfen. Ergänzend will das UBA ein verpflichtendes und flächendeckendes Monitoring von problematischen Arzneimitteln in Gewässern und Böden einführen. Antibiotikaresistenzen sind vor allem in Krankenhäusern eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit, doch das UBA sieht auch zunehmende Antibiotikafunde in der Umwelt mit großer Sorge. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: „Wir müssen verhindern, dass Antibiotikarückstände in der Umwelt zum Problem werden, weil dies die Entwicklung von Resistenzen fördern könnte.“ Aus der Tierhaltung können über Gülle und Dung sowohl Antibiotika als auch resistente Erreger in Wasser und Boden gelangen und so die natürliche Entstehung von Resistenzen fördern. „Wir müssen daher gemeinsam mit der Tiermedizin und der Landwirtschaft daran arbeiten, den Eintrag von Antibiotika aus der Tierhaltung zu senken.“ Zur „Grünen Woche“ startet das UBA das neue Internetportal „Tierarzneimittel in der Umwelt“. Darin werden vor allem für tierärztliches Fachpersonal und Landwirte praxisnahe Maßnahmen vorgeschlagen, um den Antibiotikaeintrag in die Umwelt zu minimieren. Seit 2014 wird in der EU eine neue Gesetzgebung für die Zulassung von Tierarzneimitteln verhandelt. Der Vorschlag der EU-Kommission geht besonders auf Antibiotika und deren Risiken für die menschliche Gesundheit ein. Für das Umweltbundesamt ist dies die Gelegenheit, die Berücksichtigung von Umweltaspekten im Rahmen des Zulassungsverfahrens zu verbessern. Das ⁠ UBA ⁠ weist bereits seit langem auf die fehlende Umweltbewertung für „Altarzneimittel“ hin. So fehlt für rund 50 Prozent der verkehrsfähigen Antibiotika für Nutztiere eine umfassende Umweltbewertung, da es vor 2005 keine EU-weiten Vorgaben für eine solche Bewertung gab. Das UBA fordert daher ein EU-weites „Altarzneimittel¬programm“ zur nachträglichen Umweltbewertung von Tierarzneimitteln. Dies betrifft beispielsweise das häufig verwendete Antibiotikum Sulfadimidin, welches bei Atemwegserkrankungen und Darminfektionen von Schweinen und Hühnern angewendet wird. In Deutschland hat das UBA diesen Wirkstoff bereits im Boden und Grundwasser nachgewiesen. Problematisch ist zudem die Verbreitung von Antibiotika über Gülle und Dung, die als Wirtschaftsdünger verwendet werden. Dadurch gelangen Antibiotika-resistente Keime in die Umwelt. Sie können sich dort vermehren und ihre Resistenzgene auch auf Erreger übertragen, die für den Menschen gefährlich sind. Je häufiger das geschieht, desto mehr resistente Keime können heran wachsen und sich durchsetzen. Da bei Antibiotika-Anwendung eine enge Verbindung zwischen Tiergesundheit, menschlicher Gesundheit und Umwelt besteht, ist ein vorsorgendes, Sektor-übergreifendes Handeln (One-Health-Ansatz) geboten. „Derzeit fehlt uns noch ein flächendeckender Überblick zum Vorkommen von Antibiotika in der Umwelt. Daher brauchen wir für bestimmte Antibiotika und andere problematische Arzneimittelwirkstoffe ein EU-weites und verpflichtendes ⁠ Monitoring ⁠ – in Flüssen, Seen, Bächen, im Grundwasser und in landwirtschaftlich genutzten Böden“, sagte UBA-Präsidentin Krautzberger. Auch sei ratsam, Antibiotika-Resistenzen an potentielle ⁠ Resistenz ⁠-„Hot-Spots“ wie in Kläranlagen, Krankenhäusern, großen Tiermastanlagen und in der Nähe von pharmazeutischen Produktionsstätten besser zu untersuchen. Im vergangenen Jahr wurde ein EU-Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen veröffentlicht, in dem aber verpflichtende Maßnahmen für die Umwelt bislang fehlen. Aus Sicht des UBA muss die Umwelt in diesem Aktionsplan mehr Gewicht bekommen. Auch Tierarzneimittelnutzer können einen Beitrag leisten, den Antibiotikaeinsatz zu senken. Im Internetportal „Tierarzneimittel in der Umwelt“ unter www.uba.de/tierarzneimittel stellt das UBA in über 20 Artikeln Informationen und Empfehlungen für Landwirte, Tiermediziner und interessierte Verbraucher bereit. Diese wurden gemeinsam mit Tierärztinnen und -ärzten sowie Landwirtinnen und -wirten erarbeitet. Besonderen Raum nimmt die Vorbeugung ein, also krankheitsvermeidende Haltungsbedingungen und Stärkung des Immunsystems. Denn Tierarzneimittel, die nicht erst verabreicht werden müssen, belasten auch nicht die Umwelt. Hintergrund: Die Anwendung von Antibiotika in der Tierhaltung ist in Deutschland seit 2011 um mehr als die Hälfte auf 742 Tonnen (2016) gesunken. Die Menge an Antibiotika aus Wirkstoffklassen, die z. B. auch für die Therapie beim Menschen wichtig sind, bleibt jedoch gleich hoch (BVL, 2017). Der Einsatz in der Tierhaltung hat Folgen, auch für die Umwelt. Mit der Gülle kommen die von Tieren ausgeschiedenen Antibiotikarückstände auf unsere Äcker, wo sie sich im Boden anreichern können. Auch im Grund- und Oberflächenwasser werden vereinzelt Rückstände von Antibiotika nachgewiesen. Diese Rückstände in Gewässern können für einige Wasserorganismen sehr schädlich sein. Zudem können sie die Bildung von Resistenzen in Mikroorganismen fördern, die natürlicherweise in Böden und im Wasser leben. Da darunter auch Mikroorganismen sein könnten, die beim Menschen Krankheiten auslösen, sollte vermieden werden, dass Resistenzen vermehrt in der Umwelt entstehen und sich verbreiten.

Antibiotika: Tierhaltung und Humanmedizin können das Grundwasser belasten

Neue UBA-Studie – Schwellenwert für Human- und Tierarzneimittel im Grundwasser sinnvoll Antibiotika aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung wie aus der Nutzung durch den Menschen können im Grundwasser landen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Untersucht wurden elf ausgewählte, belastete Grundwasser-Messstellen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Die dort gefundenen Antibiotika-Rückstände stammen überwiegend aus der Landwirtschaft. An zwei Messstellen konnte jedoch nachgewiesen werden, dass die teilweise sehr hohen Konzentrationen aus nahegelegenen Kleinkläranlagen stammen. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: „Das Grundwasser muss sauber bleiben. Daher empfiehlt das Umweltbundesamt einen Schwellenwert für Arzneimittel im Grundwasser.“ Mit der Studie „Aufklärung der Ursachen von Tierarzneimittelfunden im Grundwasser – Untersuchung eintragsgefährdeter Standorte in Norddeutschland“ vertieft das ⁠ UBA ⁠ die Untersuchungen zum Antibiotika-Eintrag ins Grundwasser in Norddeutschland. Dort waren in einer vorangegangenen Untersuchung verschiedene Antibiotika im Grundwasser gefunden worden. Nun hat das UBA die konkreten Eintragspfade aufgedeckt. Zum einen gelangen Arznei-Rückstände aus der Landwirtschaft ins Grundwasser, vor allem durch die Ausbringung von Gülle auf den Feldern. Aber auch die Anwendung von Antibiotika bei Menschen kann Ursache für einzelne hohe Werte im Grundwasser sein. Im ländlichen Raum sind viele Häuser außerhalb von Siedlungen nicht an das Kanalisationsnetz angeschlossen und haben daher eigene Kleinkläranlagen. Über die Abläufe der Kleinkläranlagen gelangen die Arzneimittel dann direkt ins oberflächennahe Grundwasser. Maria Krautzberger: „Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Belastung des oberflächennahen Grundwassers durch Kleinkläranlagen genauer untersucht werden muss.“ Antibiotika gehören nicht in die Umwelt. Es besteht die Gefahr, dass sich multiresistente Keime bilden. Zudem sind die Auswirkungen auf die Lebewesen im Boden und im Grundwasser nicht abzuschätzen. Aus Vorsorgegründen empfiehlt das UBA daher, einen Schwellenwert für Human- und Tierarzneimittel im Grundwasser einzuführen. Die Höhe sollte sich zunächst am Schwellenwert für Biozide und Pflanzenschutzmittel orientieren und bei 100 ng/l liegen. Die Aufnahme eines Schwellenwertes in die Grundwasserverordnung würde dazu führen, dass das Grundwasser regelmäßiger auf Arzneimittel untersucht, Überschreitungen rechtzeitig erkannt und Eintragsursachen systematisch festgestellt werden. Die Studie An insgesamt elf Standorten in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wurden Messungen durchgeführt. Voraussetzung war eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten. Nahezu alle ansässigen Landwirte halfen bei der Ursachenaufklärung und gaben Auskünfte zum Antibiotikaeinsatz bei ihren Tieren. „Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftsverbänden und Landwirten so gut funktioniert hat. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit und bestätigt unseren kooperativen, lösungsorientierten Ansatz“, sagte Maria Krautzberger. Die Ergebnisse im Einzelnen Die wiederholt an zwei Messstellen festgestellten, zum Teil sehr hohen Konzentrationen des Antibiotikums Sulfamethoxazol (max. 950 ng/l im September 2013) stammen aus der Anwendung beim Menschen. Dies bestätigen Funde in den nahegelegenen Kleinkläranlagen. Das Tierarzneimittel Sulfadimidin wurde regelmäßig an neun aller elf Messstellen in geringen Konzentrationen von rund 10-20 ng/l (maximal 70 ng/l) gefunden. Bei der Hälfte der davon betroffenen Standorte konnte bisher eindeutig nachvollzogen werden, dass der ⁠ Stoff ⁠ aus der Anwendung der Medikamente im Stall über die Gülle in das Grundwasser gelangt ist. Die andere Hälfte der Messstellen wird derzeit noch von den Ländern, z. B. Niedersachsen, weiter untersucht. Der Wirkstoff Sulfadiazin und ein relevantes Abbauprodukt wurden ebenfalls häufig in geringen Konzentrationen (unter 100 ng/l, maximal 90ng/l) gefunden. Der Wirkstoff wird fast ausschließlich als Tierarzneimittel eingesetzt. Der Stoff gelangt über die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern auf die Felder und mit der Versickerung ins Grundwasser. Dieser Eintragspfad konnte an allen acht betroffenen Standorten nachvollzogen werden. Das Antibiotikum wurde jedoch auch in Kleinkläranlagen nachgewiesen, so dass eine Kontaminierung des Grundwassers über diesen Weg nicht ausgeschlossen ist.

Concept development for an extended plant test in the environmental risk assessment of veterinary medicinal products

Based on the need for a standardized test design to test the effect of veterinary medicinal products on plants in a more realistic way, the following objectives of this research project arise: Development of a test design for a modified ⁠ OECD ⁠ 208 seedling emergence and growth plant test with a more realistic exposure in manured soil; Experimental verification of the practicability of the test design by means of two veterinary antibiotics and two kinds of manures (pig and cattle) in tests with six plant species; Preparation of a manual for the performance, evaluation and reporting of extended plant tests with an exposure scenario via manure application for the use in environmental risk assessment of veterinary medicinal products. Veröffentlicht in Texte | 15/2015.

Halbjährliche Meldung zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung

Erinnerung an die Frist im Juni und Hilfestellung für Tierhalter Antibiotika können bei schweren Infektionen lebensrettend sein, sie sind daher in der Human- und Tiermedizin zwingend erforderlich.  Der sorgfältige und verantwortungsvolle Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung hilft, die Ausbreitung resistenter Bakterien einzudämmen. Aus diesem Grund sind Tierhalter gesetzlich verpflichtet, Daten zur ihrer Tierhaltung und den Antibiotikaeinsatz halbjährlich an die zuständige Behörde zu übermitteln. Die für einen Betrieb ermittelte betriebliche halbjährliche Therapiehäufigkeit gibt an, an wie vielen Tagen im abgelaufenen Halbjahr ein Tier im Durchschnitt im Bestand mit Antibiotika behandelt wurde. Sie erlaubt den Vergleich des Antibiotikaeinsatzes in einem Betrieb mit dem Antibiotikaeinsatz anderer Betriebe für diesen Zeitraum - unabhängig von der Zahl der gehaltenen Tiere. Hierzu ist eine gemeinsame Datenbank, die HI-Tier-TAM Datenbank, eingerichtet worden, in der die Tierhalter Ihre Daten eigenständig erfassen bzw. über einen Dritten erfassen lassen können. Sofern ein Tierhalter diese Möglichkeiten nicht wahrnehmen kann, kann er die Daten schriftlich über die Regionalstelle erfassen lassen. Dieser Service ist jedoch gebührenpflichtig. Tierhaltermitteilungen gemäß §§ 58a und 58b des Arzneimittelgesetzes sollten zum Ende des Halbjahres, zwischen dem 1. und 14. Juli, wieder in der HI-Tier-TAM-Datenbank eingegeben sein. Die für NRW nötigen Informationen und Kontaktdaten, sowie das aktuelle Formular für die schriftliche Tierhalter-Versicherung sind unter folgenden Kontakten abrufbar: • auf der Internetseite des LANUV: https://www.lanuv.nrw.de/verbraucherschutz/tierarzneimittel/regionalstelle-amg/tierhaltermitteilungen , • bei der AFC Public Services GmbH, Hotline 0228 / 9857985 (montags bis freitags von 8:00 – 12:00 Uhr), E-Mail: mailto:regionalstelle(at)afc.net ), oder • bei der zuständigen Kreisordnungsbehörde. Download: Pressemitteilung

Teilprojekt 2

Das Projekt "Teilprojekt 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Gießen, Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie durchgeführt. In RiskAGuA sollten Technologien und Direktiven für den Umgang mit Abfallströmen in Agrarräumen zur Vermeidung der Belastung von aquatischen Systemen durch Veterinärpharmaka und pathogenen, multiresistenten Mikro-organismen entwickelt werden. Die beiden Arbeitsgruppen befassten sich dabei insbesondere mit dem chemischen Monitoring (ILL) und mikrobiologischen Analysen (IAM). Hauptziel war die Erfassung, Dokumentation und Bilanzierung der durch feste und wässrige Abfälle aus der Tierhaltung hervorgerufenen Belastungen durch Veterinärantibiotika, potentiell pathogener Bakterien sowie deren Antibiotika-Resistenzen und Resistenzgene in Biogasanlagen. In Biogasanlagen werden Substrate wie Gülle und Festmist, meist zusammen mit Maissilage, im Rahmen einer anaeroben Fermentation zu Biogas umgewandelt. Der nährstoffreiche Fermentationsrückstand wird in der Regel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen ausgebracht. Die chemischen Untersuchungen, insbesondere mittels LC-MS/MS, zeigen, dass der Prozess in Biogasanlagen eine potentielle Senke für Antibiotika darstellt. Eine hohe Eliminationsrate zeigte v.a. Chlortetracyclin, eine deutlich schwächere Elimination wurde für Tetracyclin und Sulfonamide im kontinuierlichen Fermentationsprozess festgestellt. Es konnte nicht abschließend geklärt werden, welchen Eliminationsprozessen (Sorption an der Matrix, (a)biotischer Abbau, Transformation) Antibiotika hierbei unterliegen. Die mikrobiologischen Untersuchungen zeigen deutlich, dass ESBL tragende E. coli und VRE sowie andere potentiell pathogene und antibiotikaresistenztragende Bakterien durch Biogasanlagen in den Gärrest transferiert werden und somit mit der Ausbringung des Gärrestes in die Umwelt eingetragen werden. Eine Reduktion der Abundanz dieser Bakterien konnte klar gezeigt werden, aber welches Risiko der Austrag der Bakterien in der Umwelt hat, konnte aufgrund der Datenlagen nicht exakt abgeschätzt werden. Im Rahmen der Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Quantifizierung von Indikatorbakterien mittels Kultivierung auf speziell für diese Zwecke angebotenen diagnostischen Standardmedien aus dem komplexen Probenmaterial kritisch zu betrachten ist. Für einen sicheren Nachweis der hier untersuchten Bakteriengruppen und ihren resistenztragenden Vertretern sind spezifische Voranreicherungsmethoden unumgänglich.

Das Schicksal von Tierantibiotika in güllegedüngten Böden

Das Projekt "Das Schicksal von Tierantibiotika in güllegedüngten Böden" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von RWTH Aachen University, Institut für Umweltforschung, Biologie V, Lehrstuhl für Umweltbiologie und -chemodynamik durchgeführt. In der Tierzucht werden in Deutschland etwa zweimal soviel Arzneimittel eingesetzt als in der Humanmedizin. Rückstände der Wirkstoffe gelangen über die Wirtschaftsdünger in die Böden, sodass dort bereits ökologisch wirksame Konzentrationen antibakterieller Tierarzneimittel nachgewiesen wurden. Für eine umfassende Analyse des Risikos fehlen jedoch grundlegende Modellvorstellungen. Ziel der aus insgesamt acht Teilprojekten bestehenden Forschergruppe 'Tierarzneimittel in Böden: Grundlagen zur Risikobewertung - koordiniert von Prof. Kaupenjohann, TU Berlin - ist daher die Identifikation, Quantifizierung und Modellierung der wesentlichen Reaktions-, Transport-, Bindungs-, Alterungs- und Wirkungsmechanismen. Um die im Boden entstehenden extrahierbaren und gebundenen Rückstände der Substanzen zu untersuchen, werden 14C- und 13C-markierte Verbindungen synthetisiert, in güllegedüngten Böden inkubiert und mittels radioanalytischer und NMR-spektroskopischer Verfahren charakterisiert. Die Untersuchungen werden exemplarisch mit den Antibiotika Sulfadiazin und Difloxacin durchgeführt.

Bilanzierung des Eintrags von Antibiotika aus Krankenhaeusern, Arztpraxen und der Tierhaltung in die aquatische Umwelt

Das Projekt "Bilanzierung des Eintrags von Antibiotika aus Krankenhaeusern, Arztpraxen und der Tierhaltung in die aquatische Umwelt" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Freiburg, Universitätsklinikum, Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene durchgeführt. Antibiotika werden wie andere Pharmaka nach ihrer Anwendung an Mensch oder Tier direkt (Aquakultur) oder nach Ausscheidung von nicht metabolisiertem Wirkstoff ins Abwasser oder im Fall der Veterinaerantibiotika ueber den Pfad Guelle-Boden-Grundwasser in die aquatische Umwelt eingetragen. Es wurde daher der Verbrauch von Antibiotika in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen erhoben und unter Beruecksichtigung der Ausscheidungsraten die in Abwasser und Oberflaechenwaesser zu erwartenden berechnet. Die Elimination in Klaeranlagen wurde nicht beruecksichtigt, da hierzu bisher keine Daten vorliegen. Die in den unterschiedlichen Kompartimenten zu erwartenden Konzentrationen wurden mit minimalen Hemmkonzentrationen der Wirkstoffe gegenueber Bakterien verglichen, um moegliche Effekte abschaetzen zu koennen. Fuer einige Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen werden demnach durchaus Konzentrationen erreicht, die im Bereich der minimalen Hemmkonzentrationen gegenueber pathogenen Keimen liegen.

Teilvorhaben 2

Das Projekt "Teilvorhaben 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. durchgeführt. Thema und gleichzeitig Gesamtziel des zur Förderung vorgeschlagenen Projektes ist die 'Effiziente energetische Verwertung von Pferdemist durch den Einsatz innovativer Techniken der kontinuierlichen Feststofffermentation und Gärreststabilisierung'. Hierzu gehören der Einsatz des Aufstromverfahrens für eine leistungsfähige Biogaserzeugung, die gezielte Stabilisierung der Gärreste für eine effiziente, nachhaltige und emissionsmindernde Nährstoffrückführung sowie die Entwicklung einer effizienten und praxisgerechten Prozesskette. Der Projektpartner ATB schaft die erforderlichen Grundlagen zur effizienten Anwendung des Aufstromverfahrens basierend auf dem Gärtests nach VDI-Richtlinie 4630. Neben den Biogaspotenzialen unterschiedlicher Kot- und Einstreuvarianten werden zwei praxisrelevante Tierantibiotika hinsichtlich ihrer Hemmwirkung auf den Biogasprozess analysiert. Das ATB validiert die an der Uni Göttingen im Labormaßstab ermittelten Leistungskennzahlen der Vergärung von Pferdemist im Aufstromverfahren anhand einer kleintechnischen Versuchsanlage. Das ATB bestimmt das Emissionsminderungspotenzial von unterschiedlichen Additiven, die dem festen Gärrest zugesetzt werden und führt für das Gesamtverfahren eine Klimabilanzierung durch.

Sub project: Metabolization / bound residues and mineralization of veterinary antibiotic residues in soil under dynamic soil moisture and temperature conditions

Das Projekt "Sub project: Metabolization / bound residues and mineralization of veterinary antibiotic residues in soil under dynamic soil moisture and temperature conditions" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Dortmund, Institut für Umweltforschung durchgeführt. The ultimate goal of the proposed project is to generate data on the mineralization, metabolization and bound residue formation of veterinary antibiotic residues under varying temperature and soil moisture conditions in a laboratory study in comparison to a field study to fully understand the fate and effects of the applied drug in soil. Manure containing 14C-labelled sulfadiazine (SDZ) and its bio transformed products will be mixed with Merzenhausen soil in an incubation experiment encompassing three treatments. The first treatment will be carried out under static temperature and constant moisture content of 40Prozent of the water holding capacity. In the second treatment, we will use the same moisture conditions but the temperature will be varied within a range of +-10 C. The third treatment will be conducted under constant temperature with a simulation of drought and heavy rain. The radioactivity balance will be determined for all treatments and the soil will be extracted by repeated ASE (accelerated solvent extraction). In addition to LC-MS/MS analysis of the reversible sequestered residues, the non-extractable part will be dissolved under alkaline conditions and investigated by HPSEC (high performance size exclusion chromatography) and a radioactivity detector coupled online to a mass spectrometer to elucidate the chemical nature of the SDZ residues in soil. Additional incubation experiments with specifically 15N-labeled SDZ will be carried out to investigate the chemical nature of bound residues by liquid and solid state 15N-NMR. This analysis will shed light on the question how much of the applied drug is physically trapped or covalently bound to soil compounds under variable microclimatic conditions. Furthermore we will analyze the root surface (rhizoplane) by means of MALDI-MS imaging in order to localize the concentration of SDZ and its metabolites in highly active micro sites with a resolution of 50-100 mym. We will compare the results with highly active micro sites as determined by biological measurements.

Sequestration von Veterinärarzneimitteln in Böden - Teilprojekt A3: Veterinärarzneimittel in Böden: Grundlagenforschung zur Risikoanalyse

Das Projekt "Sequestration von Veterinärarzneimitteln in Böden - Teilprojekt A3: Veterinärarzneimittel in Böden: Grundlagenforschung zur Risikoanalyse" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES), Bereich Bodenwissenschaften, Allgemeine Bodenkunde und Bodenökologie durchgeführt. Seit kurzem werden ökologisch wirksame Konzentrationen von antibakteriellen Tierarzneimitteln auch im Boden nachgewiesen. Für eine umfassende Analyse des Risikos fehlen jedoch grundlegende Modellvorstellungen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Tierarzneimittel i.d.R. mit Wirtschaftsdüngern auf die Böden gelangen. Zwar gibt es Modellvorstellungen zum Umweltverhalten hydrophober Schadstoffe und zur Wirkung von Wirtschaftsdüngern auf die Bodenlebewelt, doch sind diese nur bedingt übertragbar auf die Dynamik der teilweise polaren Tierarzneimittel im Boden und ihre spezifischen Effekte auf Bodenorganismen. Auch die in der Literatur beschriebenen Effekte von zusätzlichen C-Quellen und Co-Solventien auf Bindung, Abbau und Transport sind aufgrund der komplexen Zusammensetzung von Wirtschaftsdüngern nicht direkt auf Tierarzneimittel übertragbar. Effekte der komplexen Wechselwirkungen von Wirtschaftsdüngern auf die Wirkung der Stoffe im Boden sind unseres Wissens überhaupt nicht untersucht. Übergeordnetes Ziel dieser Forschergruppe ist es daher, anhand mindestens zweier unterschiedlicher Zielstoffe (Sulfadiazin und Difloxacin) erstmals aufzuklären, wie unter dem Einfluss von Wirtschaftsdüngern die Wirkung dieser Stoffe im Boden an ihre Dynamik gekoppelt ist. Wir sehen hierbei mehrere offene Fragen in den Bereichen Dynamik (z.B. Abbau und Metabolisierung, Sequestration sowie skalenabhängige Umverteilung), Wirkung (z.B. auf Struktur und Funktion der Mikroorganismen sowie auf Resistenzbildung) und v.a. bezüglich der Mechanismen der raum-zeitlichen Kopplung von Dynamik und Wirkung der Problemstoffe im Boden (von ms bis Jahren und von der Mineraloberfläche bis zum Bodenprofil). Zur Beantwortung dieser Fragen erscheint es uns in der 1. Projektphase notwendig, vorwiegend anhand von Laborversuchen die relevanten Skalen und Prozesse zu identifizieren sowie die Raten zu quantifizieren, welche die Dynamik und Wirkung der Stoffe im Boden allein und unter dem Einfluss tierischer Exkremente steuern. In einer 2. Phase werden die Prozesse gekoppelt und ihre Relevanz in einem gemeinsamen Freilandversuch überprüft. Damit können wir die für das Umweltverhalten der Zielstoffe wesentlichen Steuergrößen und -mechanismen erstmals aufdecken und quantifizieren. Ziel des TP in Bonn ist die Aufklärung der Bindungsstärke und Verfügbarkeit von Tierarzneimitteln in zwei Referenzböden. Um die 'chemische Verfügbarkeit der Substanzen im Boden zu erfassen, wird eine sequentielle Extraktionsmethode für die Analyten entwickelt und auf eine Alterungszeitreihe der Tierantibiotika im Boden angewandt. Die Bindung der Stoffe an Bodenbestandteile (Mineralphasen, org. Substanz, Gülle-DOC) wird mittels batch-Sorptionsversuchen untersucht; dies wird wiederum an frisch kontaminierten und gealterten Proben durchgeführt. Die Ergebnisse werden mit den anderen Projekten der Forschergruppe vernetzt, um auf die 'Bioverfügbarkeit von sorbierten Fraktionen der Tierarzneimittel rückzuschließen.

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