Tagfalter sind sehr populäre Insekten, die eine wichtige Rolle als Frühwarnsystem für Umweltveränderungen einnehmen können. Sie haben eine kurze Generationenfolge und reagieren damit entsprechend schnell auf Veränderungen. Tagfalter sind in den letzten Jahrzehnten bereits stark zurückgegangen – schneller als andere bekannte Artengruppen wie Pflanzen oder Vögel (die oft von Schmetterlingsraupen als Nahrungsquelle abhängen). Dieser Atlas hilft, die möglichen Konsequenzen der Klimaveränderung für die Mehrzahl der europäischen Tagfalter abzuschätzen. Die Ergebnisse sind wichtig, weil Tagfalter gute Indikatoren für einen großen Teil der Insekten darstellen. Da zudem zwei Drittel aller bekannten Arten Insekten sind, sind die Ergebnisse hilfreich, um die möglichen Risiken der Klimaveränderung für die Biodiversität generell zu verstehen.
Das Projekt "Untersuchungen zum Buchdruckerbefall im Nationalpark Bayerischen Wald 1999/2000 (ST70)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft durchgeführt. 1. Der Gradationsverlauf über die Jahre wird an verschiedenen Standorten mit Fallen und Messstationen im Erweiterungsgebiet und im Nationalpark-Altgebiet lückenlos dokumentiert. Die Messstationen erfassen zusätzlich zu den Fangzahlen den jährlichen Schwärmverlauf und bestimmte Witterungsfaktoren, die die Populationsdynamik beeinflussen. 2. Im Gelände werden biologische Parameter erfasst wie: - Entwicklung der Borkenkäferbrut in Abhängigkeit von der Temperatur; - Geschlechterverhältnis der Jungkäfer im Brutbild; - Reproduktionsrate (mittels Brutbildauswertung und Stammeklektoren); - Generationenzahl, Geschwisterbruten; - Überwinterungsorte (Stamm, Boden); - Überwinterungsbedingungen (Stamm, Boden); - Schwerpunktmäßige Untersuchung zum Einfluss von Antagonisten (Parasitoide, Pathogene, Räuber) auf den Gradationsverlauf. Diese Daten sollen dazu dienen, den weiteren Verlauf der Kalamität zu prognostizieren, die Populationsvitalität des Borkenkäfers im Nationalpark einzuschätzen und die Kenntnisse über den Buchdrucker in Kalamitätspopulationen zu erweitern. Wünsche und Anregungen der Nationalparkverwaltung für weitere Untersuchungen sollen im Rahmen des Projektes mit bearbeitet werden, wenn dies technisch und in einem zeitlich vertretbaren Aufwand möglich ist. Seit Beginn der 90er Jahre findet im Rachel-Lusen-Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald eine Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus L.) statt, die bisher nicht wirksam durch natürliche Feinde wie Parasitoide und andere Antagonisten eingedämmt werden konnte. Der Ausbreitung des Buchdruckers sind bereits fast alle Hochlagenbestände zum Opfer gefallen. Es hat sich zwar in den letzten Jahren gezeigt, dass die Zunahme von Parasitoiden und anderen Antagonisten in der Naturzone des Nationalparks in Verbindung mit intraspezifischer Brutraumkonkurrenz aufgrund der hohen Populationsdichte und interspezifischer Konkurrenz durch andere Borkenkäferarten (v. a. Crypturgus) zu einer Reduzierung des Bruterfolges geführt hat. Im Vergleich zur Randzone des Nationalparks, in der Borkenkäferbekämpfung durchgeführt wird, beträgt die Reproduktionsrate durchschnittlich weniger als die Hälfte. Dennoch reicht diese Vermehrungsrate für eine weitere Ausbreitung der Population aus. Wesentlich effektiver als natürliche Regelmechanismen ist die mechanische Borkenkäferbekämpfung (Brutraumentzug, Abschöpfung der Eltern- und Jungkäfergenerationen). Im Nationalpark reichte eine 500 m breite Bekämpfungszone im Randbereich aus, um Befall im angrenzenden Privatwald zu verhindern und die Populationsdichte dort um durchschnittlich 40 Prozent zu senken. usw.
Das Projekt "Die Arthropodenfauna im amazonischen Ueberschwemmungswald" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Ulm, Abteilung Ökologie und Morphologie der Tiere (Biologie III) durchgeführt. Untersuchungen ueber Horizontal- und Vertikalwanderungen, Lebenszyklus und Generationenfolge von Arthropoden in Abhaengigkeit von periodischen Wasserstandsaenderungen.
Das Projekt "Thermo-energetisches Modell fuer die autooekologische Risikobewertung und die Fernueberwachung von Populationen des Fichtenborkenkaefers" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz durchgeführt. A topoclimate model, related to developmental features of the common spruce bark beetle species, Ips typographus and Pityogenes chalcographus, is generated. It is based on the effective temperature sum indices of the insects, and on the extrapolation of meteorological data, collected in a reference station, to the effective cambial temperature sums, received by spruce trap trees in differently exposed sites. Application of this thermo-energetical model on the digital landscape model, or on appropriate data sets of the forest area, should allow the assessment of bark beetle voltinism patterns as well as the actual progress of brood development, due to climatic conditions of the site and to the preceding weather conditions, respectively in mountainous spruce forests.
Das Projekt "Untersuchungen zum Voltinismus des Buchdruckers, Ips typographus (Coleoptera, Scolytidae)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz durchgeführt. Der Buchdrucker, Ips typographus, ist der wirtschaftlich bedeutendste Borkenkäfer in Mitteleuropa. Unter geeigneten Bedingungen kann es zu ausgeprägten Massenvermehrungen und in Folge zum Absterben ausgedehnter Waldbestände kommen. So beeinflussen Änderungen im Klima die Populationsdynamik des Käfers in Berglagen sowohl direkt durch günstige Temperaturverhältnisse während der Käferentwicklung als auch indirekt durch ein größeres Angebot an bruttauglichen Bäumen, die infolge vermehrt auftretender Wetteranomalien physiologisch geschwächt sind. Lokale Befallsherde in den betroffenen Wäldern werden damit leicht zum Ausgangspunkt für Borkenkäferepidemien. Eine entscheidende Rolle für das Wachstum einer Käferpopulation spielt die Zahl der jährlich vollendeten Generationen (Voltinismus). In der Studie sollen unterschiedliche Voltinismustypen (univoltin, bivoltin, multivoltin) anhand physiologischer Eigenschaften verschiedener Käferpopulationen charakterisiert und gleichzeitig grundlegende Daten über die hormonelle Regulation der Diapause erlangt werden. Kenntnisse darüber können in die Weiterentwicklung bestehender Risikomodelle für einen Käferbefall einfließen und in Zukunft bessere Entscheidungshilfen im Forstschutz bieten.
Das Projekt "Risikoanalyse und Methoden der Schädlingsbekämpfung in von Waldsterben und Borkenkäfermassenvermehrungen betroffenen Waldökosystemen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz durchgeführt. Ein für die Quellschutzwälder der Stadt Wien entwickelter Modellprototyp zur Abschätzung der standörtlich variablen, potentiellen Borkenkäferentwicklung wurde im Untersuchungsgebiet (Revier T. Javorina des slowakischen Nationalparks Hohe Tatra) angewendet und evaluiert. Die Prognose des Entwicklungsfortschritts von Ips typographus stützte sich einerseits auf die Einschätzung kleinstandörtlicher Temperaturbedingungen (Klimamodellierung), andererseits auf experimentell erhobene thermale Kennwerte der untersuchten Käferpopulation. Mittels multivariater Regressionsanalysen wurden in Abhängigkeit von den topographischen Parametern Seehöhe, Hangneigung, und Exposition sowie den Einstrahlungsverhältnissen (Derivate eines Digitalen Geländemodells), die Zusammenhänge zwischen den Temperaturen einer Referenzstation und den Temperaturen an verschiedenen Standorten im Gelände, berechnet. Ausgehend von Aufzeichnungen einer Basismeßstelle war es somit möglich, Temperaturgänge im (baumfreien) Gelände zu skizzieren. Die Berücksichtigung der Überschirmungsverhältnisse und deren Einfluß auf die Kambialtemperaturen liegender Stämme ermöglicht eine annähernd genaue Modellierung der thermalen Lebensbedingungen der Käfer. Eine realistische Beschreibung von Entwicklungssituationen setzte Informationen über den Schwärmbeginn der Käfer im Frühjahr, den notwendigen Temperaturkonsum zur Vollendung der einzelnen Entwicklungsstadien und den Voltinismus voraus. Unter Annahme eines linearen Zusammenhangs zwischen Entwicklungsgeschwindigkeit und Umgebungstemperatur, konnten Entwicklungsnullpunkte und effektive Temperatursummen (in Stunden- oder Tagesgraden) für verschiedene Lebensabschnitte des Buchdruckers experimentell bestimmt werden. Die Kalkulation der Temperaturverhältnisse und in weiterer Folge der potentiellen Käferentwicklung erfolgte für die Vegetationsperioden 2000 und 2001 Eine periodische Dokumentation der tatsächlichen Entwicklungssitutation an Kontrollbäumen ausgewählter Standorte diente der Verifizierung des Modells. Im Rahmen des Projekts wurde ein Identifikationsschlüssel erstellt, der eine Beurteilung der Buchdrucker - Befallsgefährdung im Gebirgswaldbereich zuläßt, wobei bereits vorhandenes Wissen um Kausalzusammenhänge, zugänglich in Form von Fachliteratur, als Arbeitsgrundlage diente. Das entwickelte Prädispositionsschätzmodell basiert auf der Annahme, daß eine Befallswahrscheinlichkeit von bestimmten standorts- und bestandesbezogenen Charakteristika beeinflußt wird. Die identifizierten Einflußparameter wurden entsprechend ihres Beitrags zu einer Gesamtgefährdung gewichtet und erhielten, aufgegliedert in Indikatoren, Negativpunktzuordnungen im Rahmen eines definierten Wertebereichs. Das Schätzmodell bildete die Grundlage für die Einstufung der Gefährdung der Untersuchungsflächen (slowakisches Revier Tatranska Javorina und anschließendes polnisches Revier des Nationalparks Hohe Tatra). Räumliche Analyseverfahren ( spatial analyses) mittels u.s.w.
“‘ne echte Berliner Pflanze” – so wird im Volksmund gern eine echte Berlinerin oder ein echter Berliner genannt. Es sei dahingestellt, wie das genau definiert wird, aber auf jeden Fall hat die Herkunft etwas damit zu tun. Vielleicht geht der Ausspruch ja zurück auf die Frage nach gebietseigenen oder gebietsfremden Pflanzen. Dahinter steckt biologisch gesehen die Bestrebung Berlins, die gebietseigene genetische Vielfalt zu erhalten. Denn der industriellen Pflanzen- und Saatgutproduktion fehlt häufig der Bezug zu den regionalen Bedingungen. Die gebietseigene genetische Vielfalt kann dadurch verloren gehen. In der Folge droht die Verdrängung heimischer Arten. Schon der Erhalt und die weitere Ausbreitung von regionaltypischen Arten tragen zur Stärkung der genetischen Vielfalt und zur Förderung spezifischer Lebensräume bei. Während der Streit darüber, wer nun als echte Berliner Pflanze durchgeht, zum Glück für immer ungeklärt bleiben wird, ist das bei den Pflanzen ganz klar geregelt. Deutschlands einheimische Arten sind solche, die ohne menschliche Hilfe eingewandert oder hier entstanden sind. Innerhalb dieser wird zwischen “gebietseigenen” und “gebietsfremden” Pflanzen unterschieden. “Gebietseigen” sind nun solche, die aus Populationen einheimischer Sippen eines bestimmten Naturraums stammen. Sie haben sich in diesem über einen langen Zeitraum in vielfachen Generationenfolgen vermehrt. Deshalb unterscheiden sie sich genetisch von Populationen der gleichen Art aus anderen Naturräumen in Deutschland. Und deshalb kann man auch scherzhaft sagen, dass der Nordosten Berlins, der Teil der auf der Hochfläche des Barnim liegt, zur Uckermark gehört. Denn das Land Berlin gehört in Bezug auf die krautigen Pflanzen zu den Vorkommensgebieten “Ostdeutsches Tiefland” (Nr. 4) und “Uckermark mit Odertal” (Nr. 22). Für Berlin heißt das: Nur Pflanzen aus diesen Vorkommensgebieten zählen als “gebietseigen”. Insgesamt gibt es für die krautigen Pflanzen in Deutschland 22 dieser Vorkommensgebiete bzw. Herkunftsregionen. Bei den Gehölzen gibt es insgesamt nur sechs Vorkommensgebiete in Deutschland. Hier zählt Berlin zum “Mittel- und Ostdeutschen Tief- und Hügelland” (Nr. 2). Warum ist es von Bedeutung, diese Unterscheidung zu treffen, wo doch gebietsfremde und gebietseigene Arten ganz ähnlich aussehen? Der wichtige Unterschied liegt in der evolutionären Anpassung an die besonderen Bedingungen eines Naturraums. Die Arten unterscheiden sich deshalb auch genetisch. Gebietseigene Pflanzen weisen andere Merkmale und Reaktionsmuster auf als gebietsfremde Pflanzen derselben Art. Sie sind besser an die regionalen Bedingungen angepasst. Gebietseigene Pflanzen sind deshalb eine wesentliche Grundlage für die biologische Vielfalt. Gemeinsam sind wir stark: Pflanzen und Tiere: Gebietseigene Pflanzen und die Tiere, die sie bestäuben oder als Nahrungsquelle nutzen, haben sich nach der letzten Eiszeit über tausende von Jahren gemeinsam entwickelt. Bei dieser Koevolution sind gegenseitige Abhängigkeiten und Anpassungen entstanden, auf die beide Seiten zum Teil angewiesen sind. Diese sehr lange gemeinsame Entwicklung von Pflanzen und Tieren ist deshalb der Schlüssel für die biologische Vielfalt in den jeweiligen Vorkommensgebieten bzw. Naturräumen. Besseres Anwachsen Aufgrund ihrer Anpassung an die regionalen Umweltbedingungen wachsen gebietseigene Pflanzen meist besser an. Außerdem sind sie oft kräftiger. Selbst wenn der Anschaffungspreis bisweilen höher ist: Es rechnet sich. Größere Anpassungsfähigkeit Gebietseigene Pflanzen verfügen oft über eine hohe genetische Variabilität. Die Pflanzen können flexibel auf natürliche oder vom Menschen verursachte Umweltveränderungen – wie z. B. den Klimawandel – reagieren. Die genetische Vielfalt erhöht die Überlebenschancen der Arten. Bessere Umweltbilanz Durch die Vor-Ort-Gewinnung von Pflanzmaterial und die Anzucht in regionalen Betrieben werden Transportwege verringert und damit die Umweltbilanz verbessert. Im Frühjahr 2015 wurde für die IGA Berlin 2017 mit der Anlage von großen Wiesenflächen unter Verwendung von gebietseigenem Saatgut begonnen. Es handelt sich um das “Wiesenmeer” im südlichen Teil der Gärten der Welt. Die Auswahl der Saatgutmischungen wurde eng mit dem “Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten” abgestimmt. Auch die Struktur der Böden musste für die jeweilige Wiesenart entsprechend vorbereitet und angepasst werden. Um die Vielfalt der Möglichkeiten zu zeigen, wurden drei verschiedene Gras- und Kräutermischungen für das “Wiesenmeer” verwendet: Frischwiese (u. a. mit Wiesen-Glockenblume und Fettwiesen-Margerite) Trockenrasen (u. a. mit Silber-Fingerkraut und Heide-Nelke) Kalk-Trockenwiese (u. a. mit Skabiosen-Flockenblume und Wiesen-Salbei) Die Pflege des “Wiesenmeers” erfolgt auch an den jeweiligen Wiesentyp angepasst. So werden die Frischwiese zweimal, der Trockenrasen und die Kalk-Trockenwiese zunächst sogar nur einmal im Jahr gemäht. Breiten sich hier Hochstaudenfluren zu stark aus, muss aber auch hier ein zweiter Mahdgang durchgeführt werden damit die Trockenrasenarten nicht verdrängt werden. Zur Förderung der biologischen Vielfalt ist zudem vorgesehen, Teilflächen wechselnd ungemäht zu belassen. Säen und seien Sie doch auch eine Berliner Pflanze! Wer im eigenen Garten “‘ne echte Berliner Pflanze” ansiedeln möchte, sollte nicht zur Standard-Rasen- oder gängigen Wiesenmischung greifen. In Deutschland sind Produzenten regionalen Saatguts an zwei Zertifikaten erkennbar: “VWW-Regiosaaten” und “Regiozert”. Wenn auch Sie die “Berliner Pflanzen” in Ihrem eigenen Garten fördern wollen, finden Sie ausführliche Informationen zu diesem Thema in der Broschüre “Pflanzen für Berlin”
Der Fachplan Landesweiter Biotopverbund ist eine landesweite Planungsgrundlage. Er muss auf lokaler Ebene überprüft und konkretisiert werden. Das geschieht im Rahmen kommunaler Biotopverbundplanungen. Mit dem Fachplan wird sichergestellt, dass Planungen und Maßnahmen zum Biotopverbund auf Basis einer landesweit einheitlichen Grundlage erstellt und durchgeführt werden. Überörtliche Zusammenhänge und Rahmenbedingungen sind einfacher erkennbar und können so besser berücksichtigt werden. Der Fachplan wurde 2012 erstmalig veröffentlicht und 2020 auf Basis neuer, landesweit verfügbarer Kartier- und Datengrundlagen aktualisiert. 2021 wurde er um den Biotopverbund Gewässerlandschaften ergänzt. Dieser dient der strukturellen Verbesserung und der Vernetzung der Lebensräume im und am Gewässer und der Sicherung und Neuentwicklung der Aue. Der Fachplan umfasst damit folgende Bestandteile: • Biotopverbund Offenland mit Ergänzung Raumkulisse Feldvögel • Biotopverbund Gewässerlandschaften • Generalwildwegeplan (GWP) Der Baustein Biotopverbund Offenland bezieht sich schwerpunktmäßig auf das Offenland. Er zielt insbesondere auf wenig mobile Arten wie viele Insektenarten oder Amphibien und ihre unterschiedlichen Lebensraumansprüche ab. Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Tier- und Pflanzenarten an ihren Lebensraum werden beim Biotopverbund Offenland trockene, mittlere und feuchte Standorte unterschieden. Für jeden Standorttyp werden Kernflächen, Kern- und Suchräume identifiziert. Sie bilden das Grundgerüst des Fachplans Landesweiter Biotopverbund im Offenland sowie im und am Gewässer. Kernflächen enthalten wertvolle Vorkommen von Tieren und Pflanzen, die sich von hier ausbreiten und austauschen können. Diese Kernflächen können beispielsweise geschützte Biotope oder besondere Artvorkommen sein. Kernräume fassen die in der Distanz von max. 200 m erreichbaren Kernflächen zusammen und sind insbesondere für wenig mobile Arten von großer funktionaler Bedeutung. Der Erhalt und die Pflege sowie die Verbesserung und Ausweitung der Kernflächen und Kernräume ist der Ausgangspunkt für die Stärkung des landesweiten Biotopverbundes. Suchräume sind Räume, die sich für Trittsteine eignen können, damit Tiere und Pflanzen weiter entfernt liegende Lebensräume erreichen können. So wird die Vernetzung der Lebensräume verbessert und die Durchgängigkeit der Landschaft erhöht. Trittsteine sind beispielsweise Säume oder Blühstreifen entlang von Wegen, Äckern, Wäldern oder Gewässerrändern. Sie müssen an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielarten und deren Ausbreitungspotenzial angepasst sein. Die Suchräume wurden rein rechnerisch basierend auf den Abständen zwischen den Kernräumen ermittelt. Weitere Informationen wie beispielsweise die Topographie wurden dabei nicht berücksichtigt. Die Suchräume geben Hinweise auf die kürzesten Verbindungen zwischen den Kernflächen beziehungsweise Kernräumen und dienen damit als Planungshilfe. Sie müssen jedoch anhand der tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort überprüft und gegebenfalls angepasst werden, um sinnvolle Verbindungen zwischen den Kernflächen zu schaffen. In Baden-Württemberg, Deutschland und Europa geht die Feldvogelfauna (zum Beispiel Feldlerche, Grauammer) dramatisch zurück. Dieser Rückgang konnte im landesweiten Biotopverbund bisher nicht berücksichtigt werden, da Ackergebiete kaum abgebildet wurden. Um dieses Defizit auszugleichen wurde die Raumkulisse Feldvögel ( Link zur Veröffentlichung ) erarbeitet, die als Ziel die Sicherung von Vogelbeständen auf Populationsebene verfolgt. Die Raumkulisse Feldvögel ist eine Ergänzung zum Fachplan Offenland. Der Biotopverbund Gewässerlandschaften umfasst ebenfalls Kernflächen und Kernräume als wertvollste Bereiche. Verbundachsen sind primär die Gewässer. Der Suchraum für den Biotopverbund Gewässerlandschaften ist die gesamte Kulisse Gewässerlandschaften. Ergänzend werden weitere Planungshinweise bereitgestellt: Angaben zu vorhandenen Barrieren und zu Entwicklungspotenzialen geben wertvolle Hinweise für eine Verbesserung oder Neuentwicklung von Lebensräumen. Die Datensätze umfassen auch Hinweise auf das Vorkommen von Arten und Lebensräumen, die im Einzelfall empfindlich gegenüber einer Revitalisierungsmaßnahme reagieren. Ein Beispiel sind Vorkommen heimischer Krebse. Eine Verbesserung der Durchgängigkeit kann hier zur Einschleppung der Krebspest durch nicht heimische Krebsarten führen. Der Biotopverbund Gewässerlandschaften ergänzt idealerweise die Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, die eine europarechtlich verbindliche, ermessensleitende Fachplanung darstellen. Bei Maßnahmen im und am Gewässer ist die zuständige Behörde (Untere Wasserbehörde oder Regierungspräsidium) immer einzubinden. Der Generalwildwegeplan (GWP) wird im Auftrag des MLR von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) bereitgestellt und vernetzt große, wald- und gehölzgeprägte Lebensräume für mobile Säugetiere wie Wildkatze, Rothirsch und Luchs. Diese Arten haben große Raumansprüche und legen immer wieder weite und oft auch grenzüberschreitende Wanderungen zurück. Die Wildtierkorridore des GWP sind Teil eines abgestimmten europäischen Netzwerks und zeigen die teilweise letzten verbliebenen Möglichkeiten eines großräumigen Verbunds in der fragmentierten Kulturlandschaft Baden-Württembergs auf. Aber nicht nur größere Säugetiere, auch kleinere Tier- und Pflanzenarten können in einer Generationenfolge oder über Vektortransport von Wildtierkorridoren profitieren. Gut ausgebaute und/oder stark frequentierte Verkehrsinfrastruktur sowie die zunehmende Flächeninanspruchnahme und Nutzungsintensivierung, in jüngster Zeit zum Beispiel auch für großflächig gezäunte PV-Anlagen, stellen die größten Herausforderungen für den GWP bzw. bodengebundene Arten dar. Die Gestaltung von Korridoren, sowohl innerhalb des Waldes als auch im Offenland, ist entscheidend für den Erhalt und die Entwicklung einer hohen Funktionalität. Im Wald können durch die Waldbewirtschaftung gezielt Strukturreichtum gefördert und Störungen minimiert werden. Im Offenland ist eine enge Abstimmung mit dem Offenlandbiotopverbund notwendig, um Leitstrukturen für Wildtiere zu schaffen, aber auch um naturschutzfachliche Zielkonflikte zu vermeiden. Weitere Informationen zum Generalwildwegeplan Zwar sind im Fachplan Biotopverbund Offenland und Biotopverbund Gewässerlandschaften auch Teile des Waldes (wie zum Beispiel Waldränder) einbezogen, ebenso wie im Generalwildwegeplan, der die wichtigsten Verbundachsen zwischen Waldgebieten für mobile größere Säugetierarten darstellt. Der Verbund zwischen und innerhalb von Waldlebensräumen als Grundlage für einen Populationsverbund von spezialisierten, strukturgebundenen, und weniger mobilen Waldarten ist jedoch noch nicht berücksichtigt. Im Rahmen der Weiterentwicklung der Gesamtkonzeption Waldnaturschutz, und gefördert durch das Sonderprogramm zur Förderung der Biologischen Vielfalt, wird daher derzeit an der FVA ein Biotopverbundkonzept für den Wald entwickelt. Dieses soll einerseits die Lücken schließen, die beim jetzigen Fachplan hinsichtlich bewaldeter Lebensräume bestehen, und andererseits – in enger Verzahnung mit den bestehenden Komponenten - ein kohärentes Konzept zur Vernetzung von Waldlebensräumen sowie Lebensraumtypen innerhalb des Waldes erarbeiten.